4. Auf den Spuren der Götter - 1332 AE - Plotgeschichten

  • Zwischen den Zeiten


    Ein doch recht seltsamer Tag war es gewesen. Wieder in Yll zu sein und an jenem Ort, wo einst die Prüfungen auf die Gruppe gewartet hatten. Erinnerungen kamen hoch, welche man schon längst vergessen glaubte. Dieser Ort war durch und durch seltsam, aber auch faszinierend zugleich. Unwirklich wollte man sagen.


    Die kleine, weiße Sylvari fragte sich wohl ob es der richtige Ort war, um an diesem Tag dort zu sein. Vor sechs Sommern genau war sie erwacht und ihre Freunde fehlten ihr mehr als sonst. Aus irgend einem Grund hatte sie es für sich behalten, welchen sie selbst nicht wirklich greifen konnte. Diese Reise fühlte sich so anders an. Yll hatte sich sehr verändert und das eigentlich nicht zum Nachteil. Dennoch war die Rückkehr ein wenig getrübt, viele ihre Schwestern waren dieses mal nicht dabei und auch diese fehlten ihr. Wie Malvala und Alea zum Beispiel. Die besondere Verbindung der Beiden zueinander war oft tröstlich gewesen und irgendwie sogar ein wenig ansteckend. Und auch Jorra fehlte ihr, selbst wenn diese selbst ihr immer ein wenig Rätsel aufgegeben hatte. Vielleicht hatte sie einfach zu viel Zeit mit dem Studium der Menschen verbracht und zu sehr versucht ihnen ähnlich zu sein?


    Alte Bekannte fand die kleine Sylvari nur wenige: Andra und Sahrela waren zum Glück wieder dabei und auch Khepri, welche sich in diesen Landen am besten auskannte. Leza war ebenfalls wieder mitgereist und schien sich auf irgendeine Art und Weise sehr mit diesem Ort verbunden zu fühlen, so schien es. Obwohl sie schon einige Tage nun wieder zusammen verbracht hatten, hatte man jedoch noch nicht einmal mit ihr reden können. Ob es ihr gut ging?


    Gerade konnte sie diese erblicken, wie sie an Deck stand und sich mit den anderen unterhielt. Man selbst hatte es sich bequem gemacht neben ihrem Reiseschlitten und ein Stück Holz hervorgeholt um dieses mit dem Schnitzmesser zu formen. Beim Anblick des geliebten Werkzeugs musste sie auch wieder an Thoran denken, auch dieser fehlte ihr, wie Ronja. Welche beide die letzte Reise in den Dschungel Maguumas begleitet hatten.



    Auch Astrid fehlte ihr jetzt schon, ob sie wohl schon mit Havar in den Norden gezogen war? Oder ob sie doch an der Rast verweilte? Schon glitten die Gedanken weiter zu Havar, obwohl ein stattlicher Norn mit schon einigen Jahresringen versehen, machte man sich auch um diesen Sorgen. Hoffentlich würde er gesund zurückkehren von seiner Reise. Die Sylvari hatte schon genug Freunde im Norden verloren und hatte sich in den eigenen Augen Schuld aufgeladen. Stets waren schlimme Dinge passiert, wenn sie nicht bei ihren Freunden im Norden gewesen war. So wie damals auch, als das große Unglück Löwenstein heimgesucht hatte.


    Schmerzliche Gedanken wurden nur vertrieben von einem kleinen Schmerz welcher sich von ihrem Finger aus seinen Weg suchte und die Sylvari wieder zurückholte auf das Luftschiff der Odyssee. Bisher hatte sie sich noch nie geschnitten beim Formen, nun zeigte sich ein kleiner Schnitt am linken Zeigefinger und goldgelb funkelte die Wunde im Licht des vergehenden Abends.



    "Vielleicht findet Ihr neue Freunde auf dieser Odyssee." hatte der Priester gesagt, mit welchem sie etwas von ihrem Marmorkuchen geteilt hatte, welchen Hilda ihr vorsorglich für ihren Tag des Erwachens gebacken und mitgegeben hatte.



    'Kuchen.' kam es der Sylvari dann wieder in den Sinn. Ja, sie würde sich gleich noch ein kleines Stück davon gönnen.

  • Auszug aus dem Schriftverkehr der kleinen Sylvari:

    Brief an einen Freund


    Lieber Havar,


    heute war es soweit, wir haben zurückgefunden aus diesem Ort wo wir scheinbar über mehrere Tage gewesen sein sollen. Zumindest haben die anderen das so gesagt, ja. Dabei kam es mir vor, als wären wir nur ein paar Stunden dort gewesen. Doch davon erzähle ich dir mehr, wenn ich wieder bei Euch bin.


    Es war wieder eine sehr aufregende Reise und ich freue mich sehr darüber, wieder neue Freunde gefunden zu haben. Doch der Ausgang unserer Reise macht mich sehr traurig, ja. Wir haben die Menschengötter nicht finden können und nun habe ich um viele meiner Freunde Angst. Was wird sein, wenn ihre Zeit gekommen ist? Ich wünsche mir, das sie es dann gut haben. Das sie einen schönen Ort vorfinden, an dem man sie willkommen heißt.


    Besonders mache ich mir um Leza Sorgen. Sie ist eine liebe, gute Freundin und glaubt sehr fest an Ihre Götter, weißt du? Ich hoffe sehr dass das alles sie nicht zu traurig machen wird und sie den Mut nicht verliert, nein. Außerdem macht es mich wütend, das die Menschengötter scheinbar einfach fort sind und damit die Menschen alleine gelassen haben. So etwas gehört sich nicht!


    Jetzt ist es schon wieder sehr spät geworden und man kann die Sterne sehen, das macht mich wieder etwas froher. Es gibt hier auch einen helleren, großen Stern, den ich schon häufiger auf unserer Reise gesehen habe, ja. Ich habe Ihn Havar genannt.


    Bald werden die Anderen wohl auch wieder erwachen und wir werden die Rückreise beginnen. Trotz allem freue ich mich auch, wenn ich wieder bei Euch im Norden sein darf. Ihr fehlt mir alle sehr.


    Bis wir uns wiedersehen,


    deine Freundin Juno.

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