Der Geruch von gebratenen Eiern und Speck wehte die Treppen herauf und drang durch die Ritzen des Holzes, floss über den Boden mit seinem verführerischen Bouquet und lockte die Blonde dazu, die dichten Wimpern einen Lidschlag aufzufächern und sich beiläufig die vollen Lippen zu lecken. Unter der dünnen Decke zeichnete sich der Schwung ihres Leibes fast kunstvoll ab. Durchaus als anziehend zu empfinden, wenn man derlei Neigungen pflegte. Das leise Summen der Insekten vor dem Fenster machte sie wieder träge, ließ die Wimpern wieder sinken, als sie sich auf den Bauch drehte und der Stoff weich, rieselnd von ihr abglitt. Eine dunkle Pobacke wurde dem anbrechenden Licht des Tages enthüllt, während die bloßen Füße seicht nach jener flauschigen Wärmequelle am Bettende suchten. Zehenbeeren gruben sich in dichtes Fell und regten sich kosend. Vielleicht kassierte die Frau gar ein zufriedenes Brummen dafür. Er war ihr mehr zugetan als zu Beginn dieses höchst verwirrenden Abschnittes. Doch jetzt berührte Khea das Gefühl, angekommen zu sein. Es fühlte sich heilend an. Beruhigend. Sicher.
Gefühle, die sie längst verloren geglaubt hatte in dem Sturm der letzten Monate. Umso angenehmer war der Frieden, der sich nun auf sie senkte. Ob da nun die Nähte an ihrer Haut ziepten oder nicht. Es war gut. Richtig gut. Vielleicht zu gut. Denn die Sorge war stets da. Die Angst stets im Hinterkopf. Vielleicht würde sie niemals gänzlich loslassen können von dieser Furcht. Vielleicht war sie es, die sich ihre Wege verbaute und doch war sie machtlos gegen das nagende Gefühl in ihrem Herzen. Nun jedoch, war aus dem Tosen lediglich ein laues Flüstern geworden. Überdeckt von etwas anderem. Ja, es kam Frieden durchaus nahe.
Das Söldnerweib seufzte behaglich und lauschte auf die Stimmen des Hauses. Holz welches arbeitete, das Rumoren aus der Küche, begleitet von verlockendem Duft. Sie blieb einfach auf dem Bauch liegen und mühte sich nicht einmal sich zu bedecken. Ein Arm untergeschlagen, die Wange weicht auf die dunkle Haut der Elle gebettet.
Hundert Kerben, hatte der Mentor gesagt. So viel Leid sollte Khea erfahren. Doch waren diese Hundert voll? Sie wusste es nicht. Oder würde es wieder in Leid und einem Desaster enden? War es tatsächlich ein Fluch, den man ihr auferlegt hatte, oder alles nur Einbildung? Sie wusste es nicht und sie wollte sich nun auch nicht den Kopf darüber zerbrechen. Heute nicht.
Die Sonne schien und es versprach ein schöner Tag zu werden und alsbald erwartete sie ein gutes, nahrhaftes, wenn auch gewiss kein gesundes Frühstück, wie sie es selbst kaum zustande gebracht hätte. Wie sie es mit Gewissheit nicht zustande gebracht hätte!
Kläglich fiel das Grinsen im Halbdunkel aus, ehe sie sich unter einem Seufzen nun auf den Rücken drehte, noch mehr des entblätterten Körpers der kühlen Luft des Zimmers feil bot. Sie störte es nicht und gewiss auch nicht die Gesellschaft, die dort am Bettende lauerte und wohl behaglich döste. Der Blick glitt nunmehr gen Zimmerdecke. Keine Risse, die es zu zählen galt. Anders als im Maidenwispern war der Putz hier wohl der erleseneren Sorte. Kein Schimmel. Kein bröckelnder Mörtel. Und auch die Einrichtung versprach Geschmack. Es passte nicht wirklich zu ihr. Und doch fühlte sie sich auf den weichen Laken des monströsen Bettes wohl.
Das Geräusch der brutzelnden Pfanne unten erlosch und nunmehr hörte man leises Poltern und Schritte, welche die Stufen hinauf klommen. Das Weib gurrte in freudiger Manier, richtete sich auf und verbannte somit auch den Rest des verhüllenden Deckengutes, während ihre Raubvogelaugen sich gen Eingang betteten. Erwartungsvoll tauchte wieder die Zungenspitze zwischen den Lippenfresken hervor und benetzte diese mit kühler Nässe. Der Hunger der Raubkatze war nur zu offensichtlich, doch legte dieser sich vielmehr auf Haut und Körper, statt auf die balancierten Speisen.
Langsam, fast fließend richtete sie sich auf, die eigenen Pfoten hoben sich hilfreich gen Kerl, umfingen das Tablett, zogen und positionierten es neu, nur um das gute Essen böswillig mit Ignoranz zu strafen und stattdessen einen Arm um seinen dunklen Nacken zu schlingen. Ein fordernder, fast gröblicher Ruck brachte ihn ein Stückchen tiefer. Dorthin, wo sie ihn haben wollte. Lippen trafen auf Lippen. Ein beständiges, gieriges Kosten, trieb das tolldreiste Weib voran, während sie in den andauernden Kuss sinnlich schmunzelte. All dies begleitet von neckenden Worten, zeigten sich die hübschesten Grübchen der Löwin, welche ihre Krallen für den Moment eingefahren behielt um stattdessen auszukosten was man ihr schenkte. Ohne weiter zu verlangen. Bereit dazu ebenso viel zurück zu zollen, wie man ihr offerierte. Hundert Kerben?
Dies hier war eine Kerbe in ihrer Klinge. Eine bleibende, markante. Aber keine schmerzliche.
Er tat ihr gerade mehr als gut.
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