Er war perfekt in seiner Unvollkommenheit, schön, weil er strahlte.
Wie das Licht, vermochte er die Menschen wie die Motten anzuziehen und das gefährlichste, war sein Wissen darum.
Er war Charmeur und Schelm, Verführer und Versuchung, doch über alledem mit einer Gabe gesegnet, um die sie ihn insgeheim beneidete.
Seine Finger tanzten über die Tasten eines Klaviers, wie ihre es nie gekonnt hätten und auch wenn er das Spiel nicht meisterlich beherrschte, belebte er jeden Ton mit seiner ganz eigenen Seele und einem Gefühl, dass nur die wenigsten Musiker bringen konnten.
Besser beherrschte er die Violine, derer zarten Klänge sie tief berührt hatten und etwas in ihr regten, was sie lang vergessen und verkümmert glaubte.
Sie hatte getanzt, ihm die Tränen als Opfer dargelegt, die andere oft erfleht hatten, ohne sie je zu sehen.
Doch all das war nicht genug.
Sie wollte das Spiel nicht spielen zu dem er lockte. Wollte nicht das er mehr und mehr ihres Wesens aufdeckte, bis ihre Seele bar jeden Schutzes, seinem viel zu wachsamen Blick erlag. Und doch- sich entziehen war unmöglich. Zwar verstand sie, wie er spielte und was er tat, auch glaubte sie so manchen Grund dahinter zu erkennen, doch jeder Versuch sich dagegen zu wappnen, war bisher zum scheitern verurteilt.
Nun stand sie im Dunkel ihrer Kammer, einzig beleuchtet von zwei kleinen Kerzenflammen, die sich im Glase eines größeren Kastens reflektierten. Das Leben darin war noch verborgen und unscheinbar, dass ihres Trugbildes jedoch, strahlte es mit jedem Impuls der magischen Fäden in ihm aus.
Das diebische Lächeln das ihn auszeichnete, hatte sie nahezu perfekt eingefangen. Feinste Grübchen zierten die Mundwinkel, tief genug um vom steten Lachen des Mannes zu künden, der dem Leben mit der Leichtigkeit eines Schelms begegnete. Der dunkle Bartschatten der sich den markanten Kiefer entlang zog, war dunkel genug, um von einem langen Tag zu künden und versprach angenehme Rauheit für neugierige Fingerspitzen. Tatsächlich erwischte sie sich selbst dabei, wie die die hellen Finger sich nach der Bronzehaut reckten, bevor sie ertappt zurück zuckten.
Tief atmete sie ein, verlor sich im Blick der grünen Augen, die heiter und lockend einen Punkt hinter ihr betrachteten. Die Wand war in seinem Fokus, nicht sie selbst. Vielleicht wollte sie sich damit schützen, mehr jedoch war es die Gewissheit, nur Teil eines Spieles zu sein.
Ein Spiel das sie zwar genoss und auskostete, aber das sie nicht lange ertragen könnte. Auch das war gewiss, ebenso der Schmerz den er bringen würde.
Sie hatte die Wahl und obwohl sie wenige Gedanken daran bereits verschwendet hatte, war sie doch längst gefallen.
Er würde das Herz bekommen. Irgendwann, da hätte er das Spiel gewonnen und sie hoffte inständig, er würde es dann für die Ewigkeit fort nehmen, ihr entreissen und mit rauen Samtfingern vor ihr verstecken, damit sie niemals wieder für einen Geist soviel empfand, der so flüchtiger und unsteter Natur war.
Sie würde enttäuscht werden. Ungenügend sein und zurück bleiben, wie so oft.
Doch dieses mal wusste sie es, nährte die trügerische Gewissheit und belächte den erahnbaren Schmerz mit der Sanftheit einer Freundin, die ihn allzu gut kannte- und mit offenen Armen empfing, denn er war entgegen zu allem anderen, stets geblieben.~
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