Henry von Greifenstein
„Ich, Dorogon befehle dir die Waffen zu strecken!“, quietschte Elyzabet und reckte ihr Holzschwert heroisch in den Himmel.
„Rrrr! Niemals werden sich die Charr ergeben“, erwiderte Mirage halbherzig.
Die Kleinere wollte schon mit ihrer Spielzeugwaffe im Anschlag auf die Freundin zustürzen, als sie stockte und diese kritisch musterte: „Das heißt RAWR! Du gibst dir gar nicht richtige Mühe!“
Die Dunkelhaarige rollte nur mit den Augen.
„SO macht das keinen Spaß!“, protestierte Elyzabet, warf Mirage das Holzschwert vor die Füße, schnappte sich Mimi und stapfte davon.
Seit dem letzten Ausflug nach Shaemoor hatte Mirage kaum ein Wort gesprochen. Nachts wälzte sie sich auf der Strohmatte hin und her, konnte aber kaum ein Auge zu tun. Oft saß sie einfach nur stundenlang in der kleinen Kammer und starrte auf ihren Dolch, während Elyzabet sich alle Mühe gab, sie aus ihrer Lethargie zu befreien. Doch nicht einmal ihr Lieblingsspiel Der-große-Dorogon-gegen-die-Charr vermochte es, ihr ein Lächeln abringen.
„Hey, wo hast du deine blöde Freundin gelassen?“, rief der Anführer der adligen Jungs als er das rothaarige Mädchen allein auf der Steintreppe eines Hauses sitzen sah. Doch überraschenderweise rollte die Kleine nur mit den Augen, erhob sich und marschierte davon.
Er folgte ihr mit einer Armlänge Sicherheitsabstand: „Warte doch mal!“
„Lass mich in Ruhe!“
„Wer wird denn gleich schmollen. Muss schon sagen, du hast uns das letzte Mal echt ne Abreibung verpasst... hätte ich von so einem schmächtigen Ding wie dir gar nicht erwartet...“
„Verzieh dich...“
„Ich hätte dich aber fast dran gekriegt, wenn Heinrich nicht aufgetaucht wäre.“
„Du meinst den Kerl, der euch gerettet hat?”, Elyzabet blieb stehen, dreht sich zu ihm um und funkelte ihn wütend an, „Ohne den wärt ihr doch geliefert gewesen... Was willst du überhaupt?“
Er zuckte nur die Achseln. Seine Hände waren tief in seinen Hosentaschen vergraben. Erst jetzt fiel dem Rotschopf auf, dass er allein war.
„Geh doch mit deinen Freunden spielen!“, herrschte sie ihn an.
„Würde ich ja, aber Victor kann seit eurer Abreibung nicht mehr laufen und muss zu Hause im Bett bleiben und Alexanders Eltern haben ihm verboten, weiter mit mir zu spielen... Ich bin übrigens Henry von Greifenstein.“
„Schön für dich“, entgegnete Elyzabet desinteressiert, wendete sich wieder von ihm ab und ging weiter.
Er lief ihr weiter hinterher: „Wir können doch Freunde sein!”
„Nein!”, sie beschleunigte ihre Schritte.
„Aber wir hätten bestimmt richtig viel Spaß!”, der adlige Junge ging nun ebenfalls schneller, „Ich lasse dich auch mit meinen Spielsachen spielen und... und wir können Kuchen essen und...”
„Nein!”
„Aber warum denn nicht?”
Sie drehte sich wieder ihm um: „Es geht nicht!”
„Warum denn nicht?”
Er stand nun direkt vor ihr. Elyzabet war fast einen halben Kopf kleiner als er. Ihr Gesicht war ein bisschen schmutzig. Sie musterte ihn aufmerksam aber auch mit einem trotzigen Funkeln in den Augen: „Aber wieso denn nicht? Das wird sicher toll und du bist auch nicht so eine Memme, wie Victor und Alexander!”
„Wir kommen nicht aus der selben Welt”, antwortete sie knapp und wollte sich wieder von ihm abwenden, überlegte es sich dann aber anders und sah ihm wieder direkt ins Gesicht, „Außerdem kann ich dich nicht leiden!”
„Das...”, für einen kurzen Moment schien es dem adligen Jungen tatsächlich die Sprache verschlagen zu haben. Aber er gewann seine Fassung schnell wieder und wollte sich bedrohlich vor ihr aufbauen: „Sowas lässt ein von Greifenstein sich nicht bieten!“
Die Kleine musterte ihn daraufhin halb genervt, halb belustigt, sagte aber nichts weiter und ließ ihn einfach stehen.
Intro
Es gibt zwei Sorten von Ratten
Die gemeinsame Kindheit mit Mirage
Ein Tag wie jeder andere
Geburtstag
Seraphen und andere Probleme
Der neue Klingenmeister
Weil sie uns niemals kleinkriegen werden
Henry von Greifenstein
Das Ende der Freundschaft zu Mirage
Blut
Wir. Töten. Diese. Ratte.
Kein Feuer so heiß *Spoilerwarnung*
Das Feuer
Erinnerungen