~Nicht nachgeben. Reiß dich zusammen! Du! Darfst! Nicht! Nachgeben!~
Immer wieder murmel ich diese Worte im Kopf. Immer und immer wieder. Mein Gegenüber starrt mich an. Die Lippen zusammen gepresst. Sturr der Blick der mich da trifft. Fast genauso sturr wie meiner. Erst vorhin hat man mich zu Boden gerungen! Ich darf nicht schon wieder verlieren! Mein Wille ist stärker! Umso viel stärker! Ich bin ein Mann!!!
Ich schüttel mit dem Kopf und die Lippen meines Gegenübers pressen sich nur noch weiter aufeinander. Ganz weiß vor Trotz, die sonst so roten und vollen Lippen. Sogar der Blick schmälert sich. Aber ich darf nicht nachgeben. Ich muss hart bleiben, so schwer es mir auch fällt. Ich darf einfach nicht. Wieder schüttel ich den Kopf. Hände ballen sich und hauen einmal kräftig auf den Tisch. Mit einem Schnaufen lehne ich mich im Stuhl zurück und schüttel dabei erneut den Kopf. ~Gut. Mit Trotz bekommt man mich nicht weich~ Nochmal hauen da die Hände auf den Tisch, diesmal flach. Es klatscht laut... begleitet von glücklichem Kindergekreische! Laut ist toll! Laut ist super! "Ja.. das macht dir Spaß. Ist klar.. willst du jetzt weiter essen oder schmollst du immernoch?" Wieder kreischt die Kleine auf. So laut wie ein ganzer Seraphentrupp auf dem Übungsplatz. "Rosalie. Meine Ohren. Komm schon." Erst als ich näher rücke und nach dem Löffel greife, beruhigt sich das Mädchen wieder. Und presst sofort die Lippen aufeinander. Sie schüttelt heftig mit dem Kopf. Ihre Locken wippen. Sie hat die selben Locken wie ihre wunderschöne Mama.. und den selben sturren Kopf. Aber ich bin sturrer.
~Bleib hart. Gib nicht nach. Sie muss aufessen~ Wieder ermahne ich mich still in Gedanken, fokussiere meinen Blick auf das Mädchen die hier gerade so tut, als würde ich sie vergiften wollen. Ich lunze hinab in die Schale mit ihrem Brei. Naja... wirklich lecker sieht die Pampe echt nicht aus. Ich würds auch nicht essen wo.... PATSCH!
Brei und Kinderfinger im Haar. "Aaaaah! Jaaaa!! Matsch, patsch, patsch!", gröhlt Rosalie da los und grabscht direkt nochmal zu. "Rosalie, nein!", grolle ich los. Im ersten Moment zu scharf, denn nun ist still - und ich erwarte schon das Geschrei des erschrockenen Mädchens. Mein Blick geht vom Breiteller zur Breischnute hinüber, die da den schönsten Schmollmund zaubert, den ich je gesehen habe. "Luuuuuuuuuuuhhhhhc neihhhn", kommt da langgezogen, als sich die Ärmchen zu mir strecken und kleine Speckfinger in die Luft greifen.
"Ach! Bei Grenth! Was musst du bitte so niedlich sein?! Das ist echt unfair!"
Ich hebe mich mit schwerem Seufzen vom Stuhl hoch und schiebe die Hände unter ihre Arme, um sie aus dem Kinderstuhl zu heben. Das glockenhelle Kindergegickel zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, was von den speckigen Kinderfingern noch in die Breite gezogen wird. Der Geschmack des Breis ist echt grenzwertig. Kein Wunder das sie ihn nicht mag. Brei im Gesicht, Brei im Haar und Brei auf dem Hemd - so sehen Helden aus! Meine Bartstoppeln kitzeln in ihren Handflächen, was sie noch weiter auflachen lässt. Ich kneife die Augen zusammen, bei diesem lauten Quietschton. "Du Sirene! Wir waschen jetzt erst dich und dann mich."
Fertig. Jetzt schon. Einfach nur fertig.
~Gegessen.. naja fast, gewaschen und gewickelt ist sie auch. Bei Grenth, hör auf an das wickeln zu denken. Eine Woche Orr wäre nicht so schlimm, wie der Kampf mit ihrer Windel. Denk an was anderes. An was schönes... was schönes...hmm schön.. Arla. Arla ist schön. Ja doch, Arla ist sehr schön. Rosalie hat Arlas Haare. Rosalie.. aaaah, ihre Windeln!~ Mit einem kräftigen Schrubbeln des Handtuchs durch meine nassen Haare, versuche ich die Gedanken von den Windeln der ewigen Verdammnis zu lösen. Kein Untoter, egal wie lange schon vor sich hingerottet würde jemals so stinken!!!!
Die Arme auf den Knien aufgestütz lunze ich unter dem Handtuch hervor und blicke in wundervolle, braune Kinderaugen. Das Gesicht rund, die Wangen leicht rosig und pausbackig vom Spielen, wache, aufmerksamke Augen und wilde dunkle Locken, welche es einrahmen. Braune sanfte Augen, die von langen Wimpern eingerahmt werden.
An meinen Beinen zieht sie sich hoch. Ein paar Mal hoppst sie noch auf der Stelle, bis sie so herzhaft gähnt, das ich ein paar ihrer hellen Milchzähne sehen kann. Mit ein bisschen Hilfestellung schafft sie es auf meinen Schoss zu krabbeln und dann kuschelt sie sich an.
Ein kleines Tatschen auf meine Nase, ein erfreutes Quiecken dazu, eh sich die Kinderfinger wieder meinem Bart widmen.
Müde ist sie.. endlich. "Mamaaaahaaa Maaahhh", quengelt sie nun doch leise los, als sie in meinen Armen die Müdigkeit noch mehr merkt. "Kschhh, alles gut. Mama kommt dann."
Ich schließe das Fenster, schnapp mir die kuschlige Decke und ihre Püppi, die das hübsche Mädchen sogleich in die Arme gedrückt bekommt. Müde reibt sie sich ihr Spielzeug über die Augen und gähnt erneut, als ich mich zurück in den Sessel setze. Die kleine Decke über sie gezogen, brumme ich ein wenig vor mich hin. Irgendwie beruhigt sie das.
"Soviel zu ich darf nicht nachgeben....", murmel ich leise, als ich dem schlafenden Kind einen Kuss auf die Stirn hauche.
Kommentare 13