Die Entscheidung

„Danke Leni. Lasst mich alleine mit Mutter.“ Marlene setzte sich in den gegenüberliegenden Sessel. „Meinst du nicht, dass du genug getrunken hast die letzten Tage?“ Ihre Mutter sah nicht einmal von der Tageszeitung auf. „Es ist Wasser.“ Erst jetzt sank das bedruckte Papier in den Schoß ihrer Mutter. „Oh.“ Stellte die Gräfin überrascht fest und musterte ihre Tochter. „Du siehst noch immer kränklich aus. Konntest du letzte Nacht schlafen?“ Eine unnötige Frage, sie hatte ihre Tochter im Zimmer auf und ab gehen gehört. „Wie wäre es einfach wenn du dich etwas frisch machst und ihn aufsuchst Marlene?“ fragte sie weiter als wäre die Tochter ein offenes Buch für sie. „Nein.“ Antwortete die Komtess und nahm einen Schluck von dem gebrachten Wasser. „Der Blumenstrauß verwelkt Marlene.“ Sie strich ihren Rock glatt, während sie die Worte an ihr Fleisch und Blut richtete und lächelte müde. Die Nachtblumen standen auf dem Tisch, sie hatten kein Wasser von dem sie sich nähren konnten. Trostlos in einer schmucklosen Kristallvase. Die ersten Blütenköpfe hatten den Kopf geneigt. „Dann soll es so sein.“ Ihre Stimme klang fahl. „Ist es der Fischer an den du denkst?“ Die sanftmütige Stimme ließ Marlene noch einmal den Blick heben. „Nein.“ Eine weitere knappe Antwort. „Baron von Harmon? Hast du mir nicht erzählt, dass er den letzten Abend eine weibliche Begleitung hatte?“ Marlene musste lachen als sie diese Frage vernahm. „Seid nicht albern Mutter.“ Das erste Mal seit langem, räusperte sich ihre Mutter und schüttelte den Kopf. Als Kind hatte die Gräfin das immer getan wenn ihre Tochter etwas falsch gemacht hatte. Ein stummes Zeichen, dass das Gör den Bogen mit ihrer Antwort überspannt hatte. „Du verschließt dich Marlene. Immer weiter. Wie die Mauern um Götterfels, baust du nun eine um dich herum. Er sagte er liebt dich. Warum gehst du dann nicht zu ihm, wenn Ihr euch denn gestritten habt?“ Wie sehr hasste Marlene sie für diese Frage in dem Moment. „Was er sagt und was er tut sind sehr unterschiedliche Dinge Mutter.“ Sie stellte das halb volle Glas ab und richtete sich auf. Langsam führten ihre Schritte sie zu der Anrichte. Wenige Handgriffe später, saß sie im Sessel und starrte in das Kaminfeuer, während ihre Mutter stumm die Zeitung las. Die Stille nahm den ganzen Raum ein. Erst als sich die Gräfin aufrichtete um den Raum zu verlassen, wandte sie das Wort wieder an ihre Tochter: „Du solltest mit Kristian sprechen, wenn du ihn liebst Marlene. Ganz gleich was mit Aedan Berlînghan vorgefallen ist.“ Der Cognac schmeckte heute besonders bitter. „Ich gebe ihn auf wenn er sich das wünscht Mutter. Ich bin es leid gegen die Kälte anzukämpfen. Es ist nun an ihm zu mir zu kommen, wenn er mich liebt.“ Sie hatte erst geantwortet als sie sich einen weiteren Cognac einschenkte und Leni die Lichter im Flur losch. Ihre Mutter war längst im Bett.


Kommentare 17

  • Auf die Männer warten ist irgendwie immer eine schlechte Idee. Kommt aber vielleicht auch auf die Männer an. =)

  • Damn, da fallen ja mehr männliche Namen als bei der Bachelorette :D



    <3

  • Sie kann sich viel beschweren, aber nicht über diese Mama!


    +1 für symbolisch verwelkende Blümchen

  • Sehr schön. Leider zu schön um wahr zu sein. : D

  • So langsam wünsche ich dem Schatten ein wenig Sonne...

    • Soll ich mal eine Geschichte für Minna schreiben? :D Die ist sicherlich munterer! :3

    • Sie hat einen wahren Sonnenschein getroffen, aber dann kam ein dunkles Wölkchen und hat die Sonne vertrieben*lacht* Verzeih, konnte nicht widerstehen.*hust*

    • Warum nicht? Das würd mich mal interessieren was sie so den ganzen Tag treibt :D

  • Schön geschrieben das Gespräch zwischen Mutter und Tochter :) Noch dazu eines meiner Lieblingslieder unten im Spoiler. Da bekommst du ein Däumchen von mir.