Vorwort:
Ich habs mal unter Charaktergeschichten gepackt, da ich nicht wußte wo sonst hin damit. Ein sehr kurzer Text, den ich gerne eher als eine Momentaufnahme bezeichne. Ich hoffe es gefällt trotzdem dem ein oder anderen vielleicht.
Der letzte Tanz
Lange hatte sie auf diesen Tag gewartet. Heute war es soweit, heute
würde sie der Göttin ihre Ehrerbietung zeigen. Nervös knetet sie Ihre
Finger, wirft verstohlene Blicke auf den Platz vor der Statue.
Gleich...nurnoch wenige Minuten. Sie dachte zurück an die quälenden
Stunden des Übens, die Schmerzen die Ihr Körper ihr bereitet
hatte...alles für die Göttin. In Gedanken geht sie noch einmal die
Choreographie durch, tippt mit den Zehen sacht auf den Boden und bringt
damit die Kettchen und Glöckchen an Ihren Knöcheln zum klimpern. Keiner
hätte jemals gedacht das sie...ja ausgerechnet sie, einmal an dieser
Stelle stehen würde. Immer hatte es nur geheißen sie wäre zu schwach,
sie könnte niemals eine Tänzerin des Tempels werden. Bei dem Gedanken
daran muss sie leicht lächeln. Sie hatte es geschafft, das allein
zählte. Sie schreckt aus ihren Gedanken als eine Hand sie an der
Schulter berührt ’Du bist dran, tanz wie du noch nie getanzt
hast...’. Mit einem Lächeln wendet sie sich dem Hohepriester zu der sie
angesprochen hatte: ’Das werde ich.’ Die Musik beginnt zu spielen,
leichten Schrittes tritt sie auf den Tempelplatz, blickt auf die
anwesenden Gläubigen die zu diesem Ereignis erschienen sind. In der
Mitte des Platzes bringt sie sich in Position, schließt die Augen,
lauscht der Musik. Ihr Einsatz, sanft beginnt sie die seit Monaten
geübte Choreographie zu tanzen, verliert sich im Klang der Musik in den
seit alters her überlieferten Schritten und Bewegungen. Die Musik wird
lauter, wilder, immer schneller wird ihr Tanz, sie lächelt, lacht, reißt
die Augen auf...Stille. Die Musik ist verstummt....entsetztes
Schweigen. Hektisch bewegt sich der Hohepriester auf den Tanzplatz zu,
beugt sich herab zu der Gestalt der Tänzerin die da am Boden liegt. Mit
fliegenden Fingern tastet er über ihren Puls. Er richtet sich auf,
schaut schweigend zu der Menge der Gläubigen die ihn angst- doch auch
irgendwie erwartungsvoll anblickt. ’Sie ist tot....die Göttin hat ihre
liebste Tänzerin zu sich geholt...!’