Griesgrämig ruhte das tiefe, von wütenden Funken gesprenkelte Braun seiner Iriden, in der pissgelben Brühe, die man hier unter diesem Zelt in Gläser abfüllte und als Bier verkaufte. Daran zu riechen war mehr als Bestrafung genug. Die kleine, blecherne Schar, schien sich jedoch kaum daran zu stören. Soldaten. Schnaubend schüttelte Jamie in einer trägen Geste, angewidert den Kopf. Zu mehr ließ sich der Assassine nicht hinreißen, ehe der bohrende Schmerz erneut, einem gerüsteten Heer gleich, durch seine Brust marschierte und die Atmung ziemlich unrund flattern ließ.
Freistadt. Träge erkundeten die lebhaften Seelenspiegel das massige, steinerne Fort. Stolz wurde das Ungetüm protzig in die Landschaft gesetzt und thronte nun prachtvoll, inmitten des wilden Grüns als Symbol der Sicherheit und Stärke. Wobei es gegenwärtig mehr einem ausgeuferten, stinkenden Lazarett glich. Klagende Verletzte soweit das Auge reichte. Ironischerweise gehörte Jamie auch zu diesem verdammten Kreis. Man sollte sich nicht mit Ettins anlegen, schon gar nicht mit der Keule schwingenden und mies gelaunten Sorte.
Flüchtig hob der Künstler, das junge, virile Antlitz und blickte in Richtung des schlanken Turms, in welchem der schwarzhaarige Söldner verschwand, um ihren Ruf zu folgen. Vor seinem inneren Auge jedoch, tanzten unlängst andere verschleierte, finstere Bildfetzen. Curtis hatte sein unwürdiges Leben ausgehaucht. Viel zu harmlos für Jamies Geschmack, wenn man all den Ärger in Betracht zog, den der aschfahle Dreckssack in all den Jahren heraufbeschwor. Dummerweise bekam er Sie zuvor in die dürren, gierigen Finger. Etwas, das zweifellos vermeidbar war. Dafür machte er den arroganten Söldner verantwortlich, denn es war seine verdammte Bürde und Pflicht über sie zu wachen, wo es ihm selbst nicht mehr zustand.
Sie bot ein grauenvolles und makabres Bild der Zerstörung. Curtis brachiale und geistesgestörte Wut, brach wie eine tosende Welle über ihren Leib und Geist. Wobei, nüchtern betrachtet, hatte Jamie selbst, ihr vor wenigen Wochen, nicht minder grotesk mitgespielt. Schnaubend fegte der junge Künstler das pissgelbe Gebräu, samt Behältnis von der Tischkante, wo es sich schäumend mit dem staubigen Boden paarte.
Eine Marionette konnten sie somit vom Faden schneiden. Das verschaffte ihnen etwas Zeit, mehr aber auch nicht. Zumindest solange der eigentliche Puppenspieler sich noch bester Gesundheit erfreute. Dummerweise spiegelte diese Angelegenheit nur eine weitere düstere Wolke, in der aufziehenden Unwetterfront. Der Traumweber gierte weiterhin, blindwütig nach Jamies Verstand und es war an der Zeit ihn aus seinem Bau zu locken, um dieser latenten Bedrohung ein für alle Mal Herr zu werden. Erneut fuhr der stechende Schmerz durch seinen Rippenbogen und zwang den Schwarzhaarigen keuchend, in eine unfreiwillige Grimasse.
Doch da gab es nicht nur trostlose Finsternis. Inmitten des tobenden Sturms, tat sich ein flackerndes Licht auf. Schützende Hände bewahrten Jamie davor im schwarzen Regen zu ertrinken. Wie ein Kokon, umhüllte ihre Wärme seinen Geist, benetzte ihn mit bedingungsloser Zuneigung und stärkte seinen angesengten Willen. War es stets die Furcht vor Schwäche, die es ihm untersagte ein engeres, von Gefühlen gespicktes Band zu knüpfen, so gab ihm heute eben jene Emotion die Kraft, trotz gebrochener Rippen, aufrecht stehen zu können. Die Motivation sich erneut in ihre Umarmung zu schmiegen, den Duft ihres Haares einzuatmen und sich in den Kissen ihrer Lippen auszuruhen, überlagerte alles.