Konzentriert hafteten die tiefbraunen Iriden an der farblosen Zeichnung, von den eigenen Händen gefertigt und dennoch seinem Herzen entsprungen. Überaus sanft strich seine von Kohlestaub benetzte Daumenplatte, über die vielen dunklen Linien des hellen Pergaments, schuf weiteres Leben in dem finsteren Gebilde und verpasste diesem nur noch mehr Tiefe. Es war ein Teil seiner Realität, ein sehr großer Mosaikstein, der sich zu dem schwarzen Ganzen formte, was abstrakt seine verdorbene Seele bewohnte und ihn charakterisierte. Malerei. Bilder schaffen, Erinnerungen festhalten.
Unter einer sanften warmen Böe pustete Jamie den Kohlestaub von den Fingern, während seine lebhaften Augen über die verschiedensten Utensilien krochen. Pinsel, Farben, kleine Tiegel welche tödliches Gift beherbergten, viele Wurfmesser, die beiden stolzen Zwillingsdolche mit ihren kunstvoll verzierten und vielen Runen versehenen, schwarzen Knäufen. Alles Werkzeuge zweifellos, nur mit unterschiedlichen Bestimmungen und beides weitere Facetten seiner selbst. Es zu verleugnen wäre ein törichtes Unterfangen. Der Mörder war tief in seinem Geist verankert, dort über die Jahre gereift wie eine alles zerfressende Krankheit und nun derart präsent, das es kein Heilmittel dafür gab.
Glücklicherweise empfand Jamie es nicht als Bürde oder Last sondern hatte es unlängst als wichtigen Charakterzug akzeptiert. Der filigrane Pinsel tauchte in eine klare, grüne Flüssigkeit und benetzte die feinen Borsten damit. Vorsicht und langsam zog er das Malerwerkzeug über das Gebilde aus schwarzen Furchen und Linien. Es war an der Zeit weiterzuziehen, jene aufzusuchen, die Seinesgleichen repräsentierten und mit den Wölfen zu heulen. Sein raubtierhaftes Lächeln galt dem Bild. Und natürlich war es nur Recht mit ihr~ zu gehen.
Der schwarzhaarige Künstler trat einen Schritt zurück, schrägte den Kopf und begutachtete sein jüngstes Werk. Die vielen schwarzen Linien bildeten das Gesicht einer wunderschönen Frau. Ihre Wangenknochen markant geschliffen, volle sinnliche Lippen und schwarzes, langes, wallendes Haar. Lediglich das Giftgrün ihrer stechenden Augen, wurde in Farbe gehalten. Jamie erlaubte sich ein zufriedenes, selbstverliebtes Lächeln. Ja, er hatte sich entschieden.