⍟Das Mondneujahr ⍟

Charaktere: Nathan Heyroth - Myaji Cinte


Kein bisschen nahm die Vorfreude ab.

“Aber dieser Preis s-s-soll was Besonderes sein. Für... Dich.”

Im Gegenteil, der schüchterne vielleicht auch verklemmte junge Mann schien aufzublühen. Und nichts konnte ihm die Vorfreude nehmen. Auch Myaji erstrahlte mit seltenem Anblick von Freude, Sein Lächeln wuchs, die allgemeine Stimmung war locker und erfreut. Mit Neugier und Interesse verfolgte er jede Reaktion von Nathan, während kurze Schritte beide zum besagten Schießstand brachten. Am Stand selber wurden sie schon begrüßt und Nathan reichte der Frau die Münzen über den Tresen. Wieder bot er Myaji keine Gelegenheit zu zahlen. Auf die Frage nach der Waffenwahl, kam ein knappes: Pistolen. So wurden ihm eine Pistole, sowie 4 Patronen gereicht. Die Scheibe mit einem neuen Blatt behangen und der Weg frei gemacht. Der Austausch von Münzen und Auswahl wurde wieder ohne ein Wort von ihm hingenommen, bevor auch Myaji auf leichten Abstand ging.

“Dann beeindrucke mich mal, Nathan.”

Lachte er noch und vergräbt seine Hände erneut in den Taschen. Nahm eine entspannte Haltung an, weiterhin schief lächelnd.

“Und mache dir nicht zu viel Stress.”

Nathan schenkte ihm ein dankbares Nicken und drehte sich schon wieder zum Stand um. Die Patronen wurden in die Trommel geladen und er atmete einmal tief durch. Erst dann konzentrierte er sich auf die Scheibe und änderte seine Haltung. Den ausgestreckten rechten Arm weniger verkrampft, locker eingeknickt, der Blick mit offenen Augen. Fast völlig starr verharrte er einen Moment. Hätte man nicht sehen können, wie seine Brust sich mit jedem Atemzug hob und wieder senkte, hätte man meinen können er wäre eingefroren. Dann hörte man nur noch leise ein Ausatmen und drei hintereinander folgende Schüsse, bevor er die Augen schloss und den Arm senkte. Die Pistole auf den Tresen zurücklegte und Stille eintrat.

Nathan brauchte den Moment. Die Pistolen vom Stand waren anders als seine. Schwerer und der Rückstoß ungewohnt heftiger. Lockerte die Hand, die Finger mit knappen Bewegungen.

In Stille gehüllt, verlor Myaji keinen Ton. Stand auf sicherem Abstand, beobachtete und machte einen leichten Sprung, als bald der erste Schuss fiel. Die restlichen schnell folgten, alle ihr Ziel trafen.

Es vergingen vielleicht zwei oder drei Herzschläge lang, bevor die Frau hinterm Tresen jubelnd aufschrie. Die Zielscheibe hatte drei gut sichtbare Löcher in ihrer Roten Mitte. Ein letztes Mal konzentrierte sich Nathan, griff erneut nach der Waffe und erhob sie. Der letzte Schuss traf fast das gleiche schon vorhandene Loch in der Mitte, wie ein vorheriger Schuss.

“Getroffen...”

Kam es nur ungläubig von Nathan.

Da senkte der schwarzhaarige Mann das Haupt und die Brille, als seine hellen Augen über die Gläser hinwegsahen. Doch statt Schock und Erstaunen, eine gewisse Vorsicht im Blick des Mannes lag. Lange Zeit sah er Nathan an, dann zur Zielscheibe. Die perfekten Löcher musternd, mit den Augen leicht zuckend. Dann verschob Myaji die Brille wieder vor die Augen.

“Perfekt!”

Ruft er aus. Ein sorgloser Ton, als wäre der kurze Moment von Unsicherheit nie passiert.

“Und sehr beeindruckend. Du hast mir glatt den Atem geraubt.”

Lob um Lob, alle im gleichen fröhlichen Ton. Musterte Myaji ihn dabei aufmerksam. Nathan Blinzelte noch etwas vor sich hin, von sich selber überrascht und legte die Pistole zurück. Drehte sich etwas steif um und sah Myaji bei seinen Worten mit großen Augen an. Hatte aber kaum genug Zeit darüber nachzudenken, wie hoch rot seine Wangen und Ohren wurden, bevor die Frau hinter dem Tresen ihn ablenkte. Sie war für einen Moment hinter den Kulissen verschwunden und kam mit einem großen Plüschtier wieder. Ein großer dunkelblauer Moa, mit hellblauen Augen, einer goldenen Papierkrone und einem schwarzen, lockeren Halsband. Es wurde nur knapp Hauptgewinn gerufen und ihn schon direkt über den Tresen zu Nathan geschoben. Noch etwas überrumpelt nahm er das etwa einen Meter große Plüschtier an sich und sah es an. Dann zu Myaji und hielt es ihm einfach aufgeregt hin.

“D-D-Das ist dann wohl d-d-deiner... oder?”

Erschien der schwarzhaarige Mann an diesem Tag doch wie ein einziger Ruhepol, nichts schien ihm die Entspannung rauben zu können, die Stimmung, als er Nathan mit freundlichem Blick und fröhlichen Lächeln beobachtete. Die Röte in seinem Gesicht, auch wenn nie ein Kommentar von den Lippen viel. Seine Blicke für einen Moment mit dem Mann beschäftigt blieben, Ihn durch die dunklen Gläser ansahen. Seine Reaktionen verfolgten, so dass der Hauptpreis zuerst nur von Seitenblicken bemerkt wurde. Abwesend aus den Augenwinkeln angesehen. Die Stimme wieder gehoben.

“Ich denke mal, da hast du deine Worte gut erfü...”

Plötzlich stoppte Myaji, wie aus dem Nichts, als ein heftiger Ruck durch seinen ganzen Körper ging. Das Gesicht plötzlich mit schnellen Bewegungen zum riesigen Moa drehte. Fast so, als würde er erst jetzt verstehen, was genau dort saß. Die Gedanken sichtlich wieder einen Moment brauchten, um die Situation zu verstehen. So dass Nathan das weiche Tier bereits in den Händen halten konnte. Doch nur für einen kurzen Moment.

Da sprang der Mann förmlich auf ihn zu. Schnelle Griffe und da konnte der große Moa sein Eigen genannt werden. Als er laut kichernd Nathan den Rücken zuwandte und einfach losrannte. Wenige Schritte, dann eine Drehung und das Schnabeltier wie ein Kind an Brust und Gesicht drückte. Halb versteckt hinter dessen Größe, war Nathan mitsamt Umgebung plötzlich vergessen. Zumindest bis Myaji nicht mehr wegrannte. Stattdessen einfach in seiner eigenen Welt vor sich hin jubelte und lachte, als hätte er den größten Schatz der Welt in seine Hände bekommen.

Nathan stockt merklich, als das Tier samt neuem Besitzer quasi die Flucht ergriffen. Selbst Teku schien die Situation recht gut zu überfordern. Für den Moment des Geschehens standen Nathan und Teku wie Angewurzelt da und schienen sogar einen unerwarteten Schock zu haben. Nathans Gesicht wurde merklich blass. Die Augen irrten verwirrt einen Moment dem euphorischen Mann nach und dann über die Straße hin und her. Seine Gedanken merklich am überschlagen und seine Gefühle in einer Achterbahnfahrt, wirkt er hin und hergerissen.

Hatte er etwas falsch gemacht?

Es dauert einen deutlichen Moment, nachdem Myaji sich wieder zu ihm umdrehte, bevor er sich völlig verunsichert in Bewegung setzte. Auf ihn zuging. Dicht gefolgt von Teku. Der verschreckte Eindruck zeigte sich nicht nur in der Körpersprache, auch in der leicht zitternden Stimme.

“E-E-Es war eine A-A-Abmachung und ich... h-h-halte mein Wort.”

Myaji war in seiner eigenen Traumwelt, perfekt und ohne Sorge. Alles was es brauchte, war ein großer Moa. Das Kuscheltier hatte es schnell in das Herz des Mannes geschafft. Mit ganzer Kraft umarmte er es und gedrückt es an sich. Sein hysterisches Kichern versteckte er kaum, die deutliche Freude, welche selbst die Wangen in liebliches rosa färbte. Eine zarte Röte, die sich über Hals und Ohren zog. Ob es vom Lachen stammte oder anderen Gefühlen, wer wusste das schon. Brauchte Myaji doch einen langen Moment, bis die Sinne seinen Begleiter ein weiteres Mal bemerken. Seinen Worten gelauscht wurde, klemmte er das das Kuscheltier mit dem rechten Arm an sich, hob die linke Hand. Entfernte so die Brille von der Nase und zeigte ihm die hellen, Limetten farbigen Augen. Einen Schritt, dann zwei, bis er an seiner Seite stand. Den freien Arm über die Schulter von Nathan warf. In einer halben Umarmung er sich wiederfand. Seite an Seite gedrückt und mit einem mehr als nur euphorischen Lachen angesehen wurde.

“Du bist perfekt.”

Spricht er ohne Kontext, nur Zusatz. Drei Worte, die allein in der Luft verweilten. In der Nähe. Kaum realisierte Nathan, dass Myaji ihn wieder beachtete, da änderte sich seine Stimmung schon wieder. Der Aussetzer des Schwarzhaars war diesem nun schon vergeben, bevor er die Nähe suchte. Den eigenen Arm auch um ihn legte. Mit einem schüchternen zögern, aber ehrlicher Erleichterung und glücklichem Lächeln erwidert er die halbe Umarmung sanft und legte den rechten Arm um seinen Rücken. Die Hand mutig über der Hüfte auf die Flanke gelegt und senkte den Kopf. Nicht weit genug, um die Nasenspitze zu berühren, aber um ihn mehr als nur tief in die klaren Augen zu sehen. Die Angst und Sorge bereits völlig vergessen, nur der schnelle Atem und das rasende Herz bleiben zurück. Seine Stimme ist leise fast wie ein Flüstern.

“Nur für dich.”

Kommentare 1

  • Damit ein dickes Danke an Myaji für den Besuch auf dem Jahrmarkt, der meines erachtens zu selten im RP beachtung findet! <3