Kein "Zuhause"

Noori saß allein und betrachtete die Mauern von Götterfels. Sie dachte an Zeiten, an denen ihr es besser ging. An Zeiten, als sie noch Freunde hatte, eine Familie... Das, womit eine normale Person gesegnet war und ein scheinbar perfektes Leben führten. Sie hatte mal alles im Griff. Sie war klug, ehrgeizig und hatte große Träume für ihre Zukunft. Doch es geschahen Dinge, die nicht in ihrer Macht standen und ihr Leben komplett veränderte.


Nach und nach waren Nooris Vertrauenspersonen plötzlich aus ihrem Leben verschwunden. Leise Abschiede, keine Abschiede, oder versprochene Wiedersehen - die nicht mehr eingehalten wurden. Nooris Welt brach nach und nach zusammen, und sie fühlte sich plötzlich allein und verloren, wie sie sich schonmal gefühlt hatte - als ihre Eltern starben und sie damit zu einer Waise machten.


Die Canthanerin verlor den Überblick über ihr Leben. Sie vernachlässigte sich, ihre Träume und ihre Gesundheit. Ihre einstigen Ziele und Ambitionen waren in den Hintergrund gerückt, während sie sich immer weiter in ihre selbstzerstörerischen Gewohnheiten verstrickte.


Es gab immer mal wieder Personen auf die Noori traf und diesen Teufelskreis abwanden. Unterandem Samantha Berrine. Aus welchen Gründen auch immer, wurde aber alles scheiße. Samantha war Unachtsam, hatte Feinde und um eine Samantha Berrine zu verletzen, verletzte man lieber den Schützling.


Die eine, zweite Person, die ihr half, kurzweilig aus diesem Abgrund herauszukommen, war Marbas Bronnach. Er war ein älterer Mann, der selbst eine schwere Vergangenheit hatte. Er erkannte Nooris Leid und gab ihr die Unterstützung, die sie so dringend brauchte. Er half ihr, ihre Selbstzerstörung zu erkennen und gab ihr die Werkzeuge - unteranderem Manon Lablanes - , um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen. Die Zuwendung tat ihr gut. Sie feierten sogar ihren Geburtstag zusammen, wobei sich Noori nicht daran erinnern konnte wann man das letzte Mal ihren Geburtstag gefeiert hatte davor. Daher war es umso trauriger, dass sie es dieses Jahr - ihre Volljährigkeit - irgendwann im Hochsommer in Einsamkeit verbrachte.


Um mit ihrer Einsamkeit und Verzweiflung umzugehen, begann Noori sich in ungesunde Verhaltensweisen zu flüchten. Sie fing an zu klauen, um den Schmerz zu betäuben. Sie stahl kleine Dinge auf Märkten und aus Geschäften und fühlte sich für einen kurzen Moment lebendig und mächtig. Doch jedes Mal, wenn sie etwas gestohlen hatte, plagte sie anfangs ein schlechtes Gewissen. Auch das blieb irgendwann aus.


Noori war auch nicht mehr die gleiche fürsorgliche Person, die sie einst gewesen war. Sie begann in die Wohnungen anderer Menschen einzusteigen, um deren Privatsphäre zu verletzen. Sie durchwühlte Schränke und Schubladen, auf der Suche nach irgendetwas, das ihre Leere füllen konnte. Doch jedes Mal, wenn sie sich in fremden Wohnungen befand, fühlte sie sich noch einsamer als zuvor, weil an jeder Ecke daran erinnert wurde, dass diese Personen das hatten, was sie haben wollte. Leute um sich herum. Ein normales Leben. Ein Heim. Sozialität. Dinge, über die sich eine Person keine Gedanken machte, weil sie gesegnet waren mit soetwas selbstverständlichem.


Sicherheit und Geborgenheit.

Stabilität und Kontinuität.

Privatsphäre und persönlicher Raum.

Beständigkeit und Routine.

Gesunde Soziale Verbindungen.

Da waren Komfort und Annehmlichkeiten beinahe schon ein Traum und unwichtig geworden.


Um ihre innere Leere zu betäuben, griff Noori zu Zigaretten und Alkohol. Obwohl sie gerade erst volljährig geworden war, rauchte sie und trank in rauen Mengen. Sie hoffte, dass der Rausch ihre Schmerzen lindern würde, doch stattdessen fand man sich in einem Teufelskreis gefangen.


Noori verlor immer mehr den Überblick über ihr Leben. Sie vernachlässigte sich. Vorallem ihre Träume und ihre Gesundheit. Ihre einstigen Ziele und Ambitionen waren in den Hintergrund gerückt, während sie sich immer weiter in ihre selbstzerstörerischen Gewohnheiten verstrickte und auch noch Beziehungen in ihr Leben kamen, die dies förderten.


Noori gab auf, auf eine Person zu warten, die ihr half, aus diesem Abgrund herauszukommen. Jemand, der den Schmerz erkennen würde und ihr die Unterstützung geben könnte, die sie so dringend brauchte. Jemand, der ihre Selbstzerstörung erkannte und ihr die Werkzeuge geben würde, um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen.


Und vorallem gab sie sich nach und nach auf.

Kommentare 11

  • *In den Hintern tret*
    Schluss mit der Faulheit, Selbstrettung ist angesagt!

  • *der dumme Norris stellt ihr Bier und Kippen hin*

  • Auch wenn ich sie nicht kenne, möchte ich sie trösten und sagen, die Welt hat auch wieder schöne Seiten für dich.

    Angenehm bildlich geschrieben.

    • Dankeschön!


      Ich glaube, dass weiß sie noch irgendwo entfernt. ❤️

  • Wenn sie sich das nächste Mal vor Kummer betrinkt, kann sie James ja noch einen ausgeben. Das hatte sie ja versprochen! :P
    Aber ich kann sie richtig vor mir sehen in deiner Geschichte, sehr schön. :)
    Hoffentlich lässt sie sich dann auch mal helfen. :o

    • Das kriegt er auch noch!


      Um sich helfen zu lassen, muss sie sich auf die Person verlassen können und ihr vertrauen. Ich glaube, dass aktuell nur sehr wenige ihr die Angst nehmen können am Ende wieder alleine da zu stehen. :3

  • *streichelt das arme Wesen*