Celeste Vanhoven saß an ihrem Schreibtisch und starrte auf das leere Blatt Papier vor sich. Es war ein sonniger Tag, aber ihre Gedanken waren Dunkel und von einer erdrückenden Empörung belastet. Seit Wochen hatte sie mit dem Gedanken gespielt, einen Brief zu schreiben, der eventuelle Tabus brechen könnte und sie dadurch ihre eigene Unsicherheit überwinden musste.
Es ging um eine Sache, die ihre Familie seit Genartionen beschäftigte - Fremdenhass.
Es ging aber auch darum, was sich die Baronin von der Rurikhalle erhofft hatte und ihr nun auf das äußerste widerstrebte.
Celeste hatte sich nie als fremdenfeindlich betrachtet. Sie war immer stolz darauf gewesen, offen und tolerant zu sein. Jedoch hatte sie in letzter Zeit bemerkt, dass in ihrem Inneren eine Dunkelheit lauerte - eine Sorge vor dem Unbekannten, die sie nicht ignorieren konnte.
Es war eine Angst, die auf Vorurteilen und Stereotypen basierte. Eine Angst, die von den Erfahrungen und Geschichten anderer genährt wurde, aber auch kürzlich eigener Erlebnisse.
Sie würde ihre eigenen Erfahrungen und Vorurteile offenbaren und sich verletzlich machen. Allerdings war die Baronin bereit, dieses Risiko einzugehen. Es war an der Zeit, ihrer Wahrheit Luft zu machen und für dafür einzustehen.
Und so schrieb sie folgende Zeilen:
Eure Hochwohlgeborenen,
mit demütigem Respekt und großer Verehrung wende ich mich an Euch, um meine Entscheidung mitzuteilen, der Rurikhalle in Zukunft fernzubleiben. Als Celeste Vanhoven, Baronin von Eichenbruch, habe ich die Ehre gehabt, an den Veranstaltungen der höheren Herrschaften teilzunehmen. Jedoch habe ich mich dazu entschlossen, aus diversen Gründen meine Anwesenheit dort zu beenden.
Es ist mir ein Anliegen, Euch mit aller gebotenen Höflichkeit mitzuteilen, dass ich mich in Anbetracht der herrschenden, dortigen Situation nicht länger in der Lage sehe, die Rurikhalle zu besuchen. Einer der Gründe, die mich zu dieser Entscheidung bewogen haben, ist die zunehmende, bestimmte Präsenz in diesem angepriesenen, erlauchten Kreis.
Es liegt mir fern, jemanden persönlich zu diskriminieren oder in irgendeiner Form fremdenfeindlich zu sein. Dennoch kann ich nicht umhin, meine Bedenken hinsichtlich dieses Problems auszusprechen. Ihre kulturellen Unterschiede und ihre Art, sich zu präsentieren, haben in mir ein Gefühl der Fremdheit und des Unbehagens hervorgerufen. Ich möchte betonen, dass dies keine generelle Abneigung ist, sondern vielmehr eine persönliche Präferenz, sowie bestimmter Werte, die ich in Bezug auf die Veranstaltungen der Rurikhalle hegte.
Es ist mir bewusst, dass meine Entscheidung, nicht mehr anwesend zu sein, bedauerlich sein mag. Dennoch bitte ich Euch, meine Gründe zu respektieren sowie meine Wahl zu akzeptieren und davon abzusehen mich einzuladen, oder als Patronin zu planen, solange die sterbenden Werte und Probleme bestehen.
In aufrichtiger Dankbarkeit für die mir gewährte Ehre und mit dem Wunsch nach Verständnis verbleibe ich mit vorzüglicher Hochachtung.
Celeste Vanhoven,
Baronin von Eichenbruch
Celeste versiegelte den Brief in einem Umschlag und schrieb den Namen der Rurikhalle darauf, nachdem sie fertig gewesen war. Dann wandte sie sich an ihren Boten, einen jungen Mann, der bereit war, den Brief persönlich zu übergeben.
Kommentare 7
Lianne
sie ist ja nicht wirklich fremdenfeindlich, nur fremdenfeindlich
Saso Autor
Genau!
Lianne
gnihi
Skar von Graustein
Der Brief ist so schön formuliert und ich bin mir sicher, Skar würde ihr Verhalten sehr wohl verstehen können
Nicht jeder mag Charr,.
Tolle Geschichte. !
Saso Autor
... aber danke für's Kompliment!
Tenor1394
Interessant, interessant! *auch mal Notizen macht*
Saso Autor
Hier gibt es nichts zu notieren! *Stift und Block klau.*