Mister Travers war ein formidabler Kammerdiener. Und nicht nur das: Travers war darüber hinaus auch ein äußerst vom Glück begünstigter Mann. Seit über einem Jahrzehnt hatte er einen Posten inne, nach dem sich in seiner Zunft durchaus die geschickten Finger geleckt wurden. Als Kammer- und Leibdiener des Conte Di Saverio konnte Travers sich sicher sein, eine höhere und angenehmere Position nicht einmal im Haushalt der Königin finden zu können. Nein, vermutlich hätte er es dort auf jeden Fall schlechter. Der Conte Florean war pflegeleicht und von ausgeglichenem Gemüt, stellte keine hohen Ansprüche an geckenhaftes Auftreten oder erging sich in extravaganten Wünschen wie andere Männer seinesgleichen. Schlichte Garderobe, eine Rasur täglich, das Krawattentuch nicht in absurden Wellen, Gehstock und Schuhe poliert - keine all zu großen Herausforderungen für den Kammerdiener, der sich als Meister seines Fachs sah. Was - im Übrigen - auch die restliche Dienerschaft des Gutes Ährenstolz so tat. Travers wurde - trotz Halbglatze - von den Dienstmädchen angehimmelt, von den Burschen - trotz mangelnder Begeisterung für Jagd und Weibsvolk - als Vorbild gesehen und die Haushälterin Signora Borlotti (verwitwet) räumte Travers Rechte im Gutsbetrieb (und ihrer Bettstaat) ein, die ihresgleichen suchten. Ja, Travers war ein glücklicher Mann.
Und nun, kaum konnte er es fassen, seit einem Wochenlauf etwa fühlte Travers sich noch begünstigter. Der Tod des alten Natánaele Vittorio Di Saverio vor einigen Monaten hatte den Conte Florean wie erwartet zum Grafen von Ährenstolz erhoben. Man trauerte zwar - wie es sich gehörte - für die vorgeschriebene Zeit, allgemein jedoch war sich die Dienerschaft sicher, dass es von nun an weitaus angenehmer auf Gut Ährenstolz werden würde. Nicht nur für den frischgebackenen Grafen, auch für dessen Kammerdiener bedeutete der Todesfall einen Aufstieg: Kammerdiener des Hausherren war noch einmal eine ganz andere Nummer, die das spitze Kinn Travers' fast von selbst noch ein paar Zoll erhob. Und nun hatte der Conte ihn auch noch mitgenommen nach Götterfels, die Hauptstadt des Reiches, in der es allerlei Angelegenheiten bezüglich der Erbschaft zu regeln galt. Travers konnte es nicht fassen. Als Kammerdiener eines Grafen! In die Metropole! Für zumindest eine Weile hinaus aus der stickigen Landluft, hinein in Gesellschaft und Glanz? Ja, Travers war ein glücklicher Mann - und ein formidabler Kammerdiener.
Was könnte man vom Leben mehr verlangen?