~"Wasser kennt keine Hürden und keinen Herren. Nicht der Findling weiss den Fluss zu stoppen und auch kein Damm.
Nur die Gier kleine Schlange, nur die Gier lässt ihn versiegen und versagt die Weite des Meeres.~"
Der Wind peitschte kühl über die helle Haut der Exotin, die wieder einmal zu lange dem Kuss der heissen Sonnenstrahlen erlegen war. Es war der dritte Versuch in diesem Frühjahr, wenigstens im Ansatz die Bräune ihrer Kameraden zu erreichen. Ach was redete sie sich ein. .die Beschaffenheit ihrer Haut ließ nicht einmal die Ahnung dessen zu. Zu zart, zu empfindlich, zu dünn. Es gab soviele Faktoren die den Versuch boykottierten, doch so schnell würde sie nicht aufgeben.
Wider ihrem Naturell, würde sie auch die nächsten mit stolz erhobenen Haupte ertragen und der Sonne trotzen, wie das Schiff dem Meere und seinen Wellen.
So war es seit ihrem ersten Tag an Bord und wenn es nach dem Halbblut ging, wäre es so auch am letzten.
Dicht unter dem Ausguck hing die Zarteste des Schiffes in der Tangelage und reckte die spitze Nase dem Wind entgegen. Wohlmeinende Linderung für die verbrannte Haut, kitzelte und tanzte jede Briese doch liebkosend über das Brandacker ihres Nasenrückens und streichelte nicht minder zart die freien Schultern, gewillt die tote Haut davon zu lösen und dem Schlangenkind die Häutung zu erleichtern.
Ein Segen, eine Wohltat...wäre da nicht das Salz in der Meeresluft, dass selbst den Wind zum viel zu rauhen Liebhaber auserkohr.
Aber irgendwann...irgendwann würde sie auch diesen mit offenen Armen empfangen können!
"~An Bord gibt es keine Rast, Trotz oder Raum für Schereien. Du fügst dich dem ganzen hier Reisäffchen. Du packst mit an, oder die Jungs packen dich. Und dann hoffe, das sie dich von Bord schmeissen und du schnell ersäufst.~"
Sie war die Fremde auf einem Schiff voller Exoten, der Aussenseiter und Eindringling. Nicht unerwünscht, aber Suspekt. Ein Spross der Mandelaugen zwischen elonischen Blute. Natürlich warf das Fragen auf, hatte Kapitän Hue doch jüngst selbst im Hafen angelegt zum Ratstreffen und dennoch war das Mädchen auf der goldenen Schlange gestrandet. Abgegeben wie eine Frachtkiste von zwei Männern ihres Blutes.
'Hues Bastard!" Fiel nicht selten und kratzte am sensiblen Gehör der Zarten, was die dunklen Mandelaugen nur noch mehr schmälerte. Besaßen die meisten nicht mal den Anstand es hinter der Hand zu tuscheln, erbarmte sich wenigstens der Smutje zur freundlichen Miene und ersparte ihr die Fragen. Es ging sie nichts an. Niemanden von ihnen. Es war ihre ganz eigene Mission und sie würde sie meistern, um alles was aus dem Gleichgewicht gekommen war, wieder zu richten!
Die ersten Tage nach dem Ablegen fühlten sich zäh an. Alles ging schleppend voran und schon am zweiten Tage war die Schlange den Tränen nahe. Sie wollte Heim, zurück. Sie wollte nicht von der See verschluckt werden, wie soviele ihrer Ahnen und noch weniger aus so niederen Gründen die sie an das Schiff banden. Dennoch war sie nun zwischen all den Hünen gefangen, von dunkler Haut und rauen Stimmen umgeben...und versuchte irgendwie ihren Frieden damit zu schließen, um an Bord zu überleben.
"~Irgendwann kommt dieser eine Moment, der alles verändert. Er kann es mit einem Paukenschlag und Überfall tun, dich überrumpeln und umreissen...oder die Götter sind gnädig und schenken ihm leise Sohlen. Nun Äffchen...steh nach erstem ja wieder auf und sei für den leisen Moment stets wachsam, sonst verpasst du ihn!~"
Ashoka hatte sich durchgesetzt und das zehnte Jahr an Bord bestritten. Es war hart, dass konnte sie nicht bestreiten. Zu oft war sie versucht aufzugeben, wäre da nicht diese eine Hand gewesen die ihr half. In den ersten Jahren war sie schon fast doppelt so breit wie ihre, doch heute konnte der Seelöwe problemlos beide Hände des Zartblutes in einer Pranke einfangen. Andere hätte es eingeschüchtert, für Ashoka war es Vertrautheit und Zuflucht. Ihre Kämpfe hatte er nie gefochten, ihr keinen Schritt abgenommen- aber stets aufgeholfen, wofür sie unendlich dankbar war.
Sie stand alleine Bug, während die ersten lichten Wolken im tiefen Grau über den Nachthimmel zogen und nach dem Licht der Sterne gierten. Es waren nicht viele, zu dünn um das Licht aus der Nacht zu vertreiben und selbst wenn- sie wusste das diese Crew jedem Sturm trotzte und entgegen lachte und die goldene Schlange hindurch lotzte, wie sie es so oft die letzten Jahre tat.
und sie würde ihren Teil dazu beitragen, denn sie war ein Teil dieser Mannschaft geworden.
Mit dumpfen Schritten kündigte er sich an und lockte das verbliebene Auge zur Rast. Es brauchte nicht viel um genau zu wissen, wer dort über das Deck pirschte und nach dem rechten sah. Jeder Schritt des Seelöwen war so einzigartig in seinem Klang und Takt, dass sie glaubte ihn selbst auf dem Schlachtfeld raus hören zu können.
dicht neben ihr fand er seinen Platz und schickte den Blick in die Nacht hinaus, ohne die Aufmerksamkeit nach ihren Regungenen einzubüßen.
"Ich habe nachgedacht." Die leise Stimme drohte sich selbst in der Stille der See zu verlieren, dennoch war kein lauterer Tonus von Nöten.
Drake vernahm jede Silbe aus ihrem Munde, dass wusste sie. Und obwohl er keine Regung zeigte, nahm der Fokus des Seelöwen auf ihr doch deutlich zu. "Ich glaube, ich haben diesen leisen, schleichenden Moment gefunden und ihn verstanden." Führte sie mit leiser Zunge fort und belächelte die steile Falte zwischen seinen Brauen. Natürlich verstand er das Rätsel nicht, dass ihr selbst so lange ungelöst schien und so drehte sie die deutlich schmalere Front seiner Person zu. Er tat es ihr gleich und verschränkte die Arme vor der breiten Brust, die manchen Schlag von ihrer Faust fast gleichgültig hingenommen hatte und sich jetzt unter jedem tiefen Atemzug, stetig hob und senkte.
Er war skeptisch, dass merkte sie sofort, doch darüber lag eine gesunde Portion Neugier.
"Was genau hast du verstanden Ash?" Hakte er als Sklave seiner Neugier nach und verengte das intakte Auge bei den gebrummten Worten. Auch diese Kleinigkeit vermochte ihr Lächeln zu vertiefen und ihm eine seltene Herzlichkeit zu schenken, die ihm als Teil dieser Familie galt.
Beide Hände glitten höher, bildeten helle Schemen in tiefster Nacht und legten sich auf der eigenen Brust über dem Herzen an, dazwischen nur noch das dunkles Leder ihrer Rüstung.
"Mein Herz habe ich verstanden. Ihr seid es. Ihr seid mein Herz. Ich habe verstanden was meine Ahnen zur See lockte. Was sie das Meer und seine Gezeiten lieben lässt. Und ich liebe euch, weil ihr dieses Geschenk so lange Zeit mit mir teilt und mir diese Freiheit gewährt. Ich möchte das du das weisst. Dieses Herz schlägt für diese Mannschaft, meine Klinge dient Baran und seinem Schiff."
Den Worten folgte reiches Schweigen und auch die ernste Miene bewahrte sich der Hüne vor ihr wohl, bis er langsam die Verschränkung seiner Arme löste und das canthanische Halbblut in einen brüderlichen Schwitzkasten zog, bei dem seine Pranke ihr schwarzes Haar zerwühlte.
"Äffchen, dass wissen wir doch! Sonst würdest du längst mit den Haien schwimmen!"
Wochen später sollte die goldene Schlange schon ihre letzte Fahrt antreten, doch in dieser Nacht begrüßten sie die Freiheit der See mit einem Lachen und lang ersehnter Zufriedenheit....
"~Die Freiheit beginnt im Herzen und kein Eid vergisst die See...~
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