Wiederbeleben des Heilhauses in Götterfels

Um wieder zurück zum Thema zu kommen. Prinzipiell sollte die Gründung eines Projekts gut überlegt sein. Im Falle eines Ärzteprojekts sollte man sich des Stresses bewusst sein, der da auf einen zukommt. Ich habe mehrere Jahre Lazarett- und Heiler-Rollenspiel hinter mir. Meine Erfahrung hat gezeigt das es 1. nie zu wenig Patienten gibt, 2. diese aber meist nur in Massen auftreten, 3. meist dann erscheinen wenn man gar keine Zeit hat und 4. es besser wäre wenn die Hälfte der betroffenen Charakterkonzepte sterben würden, weil sich mal wieder ein Bauer mit einem Speer im Rücken zum Krankenzimmer geschleppt hat oder ein Adliger Ritter mit gebrochenen Fuß seine ohnmächtige Liebste auf Händen tragend zum Heilhaus/Lazarett/Ärztekammer bringt, weil ihr schlecht ist. Von der individuellen Stressresistenz der Ärzte-Rollenspieler mal abgesehen, wird (aus meiner Sicht) ein gewisses Fachwissen verlangt. Es trägt nicht gerade zur Immersion bei wenn der behandelnde Arzt OOC keine Ahnung hat was er tun soll und deshalb nur oberflächlich und kurz emotet (z.B. "Konstantin holt Bandagen und andere Sachen und behandelt Klaus, welchem ein Pfahl im Rücken steckt. Nach einigen Minuten ist er fertig. *Ende*). Des Weiteren kommt die Schwierigkeit hinzu, dass wir uns nicht im 21. Jahrhundert befinden, sondern in Kryta eine historische Anlehnung der Renaissance in einer Fantasywelt ist. Das bedeutet die Ärzte besitzen viel weniger technische Hilfsmittel und Fertigkeiten als in unserer Zeit. Diese Defizite werden teils durch Magie ausgeglichen, doch stoßen sie irgendwann an ihre Grenzen. Das bedeutet, dass ein Rollenspieler der das Konzept eines Arztes in GW2 bespielen möchte nicht nur Kenntnisse im Bereich der Medizin benötigt, sondern auch ein wenig Ahnung davon haben sollte, wie man bestimmte Wunden und Krankheiten in der damaligen Zeit behandelt hat, oder behandeln könnte. Die Lieblingsausrede: "Asuratechnologie macht ess möglich" sehe ich hier nicht anwendbar. Wir haben 1. keine Angaben zu welchen medizinischen Leistungen Asura im Stande sind, was es weitaus komplizierter macht. Und 2. scheint es nicht so, als würden Asura freiwillig und legal mit ihren Erfindungen in Götterfels um sich werfen, sodass jeder einen Ätherisierten Holoflux-Kernspintomographen besitzt o.Ä. um es überspitzt dazustellen.

Allerdings erwartet auch niemand, dass Rollenspieler die Ärzte im RP bespielen wollen Medizin studieren. Was jedoch zu erwarten ist, dass man sich dafür zumindest interessieren und entsprechend befassen sollte. Natürlich kann man nur bedingt tief in die Materie vorstoßen. Aber in vielen Fällen reicht es auch aus. Die meisten Patienten kommen mit recht einfachen Problemen zum Arzt. Es handelt sich dabei um offene Wunden, Knochenbrüche und hin und wieder um eine Frauen mit Übelkeit (was in 99% der Fälle auf Schwangerschaft hindeutet, denn sonst ist verwunderlicher Weise niemanden zwischendurch schlecht). Deshalb ist es mein Rat an die (zukünftigen) Ärzte-Rollenspieler die jetzt oder später ein entsprechendes Projekt starten möchten, sich unbedingt ein wenig mit Wundversorgung und Schwangerschaften auseinander zu setzen. Im Fall von Fiebern und anderen Infektionskrankheiten würde ich im RP persönlich die Finger von Antibiotika lassen. Diese dürften in der Form in der die meisten sie kennen noch nicht erfunden und realisierbar sein. Dabei hat es weniger was mit Chemikalien zusammenkippen zu tun. Es gibt aber eine Reihe höchst interessanter Methoden indirekt Antibiotika zu verabreichen. Beispielsweise indem man verschimmeltes Brot auf Wunden tut oder es sogar zu sich nimmt. Auf Brot wächst unter bestimmten Voraussetzungen der bläuliche Penicillinus-Pilz (eigentlich eine Pilzfamilie), der das nach ihm benannte Antibiotikum Penicillin produziert. Auch Lysozym aus der Tränenflüssigkeit oder dem Speichel ist antibakteriell. Hinzu kommen viele Heilpflanzen mit unterschiedlichsten Wirkungen.

Es ist also eine Menge Stoff und Vorbereitung seitens eines Spielers notwendig, wenn er oder sie einen möglichst authentischen Arzt im Rollenspiel darstellen will. Daher sollte es gut überlegt sein, ob man sich dieser Herausforderung wirklich stellen will. Denn neben den fachlichen Aspekten, kommt immer noch der Stress der mit den Patienten verbunden ist, hinzu.