In den Vergangenen tagen war noch mehr geschehen, als das was man von den Caldwells sonst so mit bekam. So sah man mitten in der Woche am späten Abend. Das der dunkle Gardist mit seiner geschätzten Kollegin das Gesindehaus verlassen hatte. Je hatten sie einen Rucksack auf dem Rücken und der Gardist hatte zudem zwei Gitarren auf den Schultern. Gemeinsam verließen sie das Gelände des Anwesens und liefen eine der vielen Straßen entlang. Jedoch gar nicht so weit, den sie blieben an einem deutlich kleinerem Anwesen stehen, wo der Gardist kurz Klopfte und einer der von ihm beauftragten Makler öffnete die Türen. Was anschließend geschah, war unbekannt – den es geschah hinter geschlossenen Türen. Auch blieb die Frage offen, wann die Gardistin Torrens das kleine Anwesen verlassen hatte, den zumindest wurde sie nicht gesehen oder die Straßen waren so leer – das es niemand mitbekommen hat.
Gerüchte und aktuelles Geschehen
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Während die einen das Anwesen der Caldwells verließen, tauchten andere auf, die dort vermeintlich nichts zu suchen gehabt hätten. Neugierige und besonders aufmerksame Beobachter wollen einen Mann in einem weiten Kutschermantel gesehen haben, der einen alten und dazu auch noch abgedeckten Karren hinter sich her zog und ihn bis vor die Haustüre der Caldwells schaffte. Ein Gesicht hat niemand gesehen, auch wenn die Größe des Kerls beträchtlich gewesen sein soll.
Es muss spät am Abend gewesen sein, als der Kerl kam, seinen Karren abstellte und dann wieder ging. Was das alles sollte? Man weiß es nicht. Und was bleibt? Ein Karren vor dem Grafenhaus.
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Am 34. Zephyr empfing die Familie Caldwell einen ungewöhnlichen Gast: eine Asura mit dunklem Haar in einem atemberaubenden Abendkleid. Scheinbar war zum Abendessen geladen worden, denn Missis Hemmel hatte bereits den Nachmittag über am offenen Küchenfenster mit bester Laune gebacken und gekocht. Sehr zur Freude der neugierigen Dohlen, die seit dem Einzug Devin Jackdaws am Anwesen lebten und immer für Unterhaltung mit Häppchenpotential zu haben waren.
Ein paar Nachbaren meinten, die Besucherin wäre ihnen bekannt vorgekommen. Miss Tahno vielleicht? Andere verneinten diese Vermutung. Die Freundin der Geschwister sei eine Abenteuerin, immer mit großem Rucksack unterwegs. Söldner sah man allerdings selten in mit Spitze besetzten Kleidern, und noch seltener solche, die dem Volk der Asura angehörten.
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Am 37. Zephyr suchte Jasper Caldwell das Stadthaus von Theodora Fog auf und begleitete die Dame zu einem gemeinsamen Gespräch ins Rurik-Café. Gewohnt makellos soll die Doktorin an seiner Seite ausgesehen haben, wie immer vor allem in Weiß gehüllt, das Bild nur durch eine farbige Feder an ihrem Hut auflockernd. Eine Angestellte erzählte später, die beiden seien so in ihre Unterhaltung vertieft gewesen, dass sie den servierten Kuchen kaum angerührt hätten.
Der 40. Zephyr ließ die gesamte Familie mittags in ein namhaftes Restaurant in der Innenstadt einkehren. Rowenna Caldwell beging ihren 17. Geburtstag, ein Anlass, zu dem man erst ausgiebig speiste und das Essen dann direkt mit einem sich daran anschließenden Ausflug verband.
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Im Verlauf des Vormittags des 48. Zephyrs 1333 sah man Jasper Caldwell das neue Anwesen von Jake Sly Dunyana ansteuern, nicht weit vom Stadthaus seiner eigenen Familie entfernt. Ein Besuch, um nach Beendigung von dessen Einzug den neuen Nachbarn im Viertel willkommen zu heißen, wie es schien, denn der Mann brachte Kuchen und eine Flasche mit; Wein oder Whisky vielleicht. Im Anschluss an diesen Termin machte er sich auf den Weg ins Salma-Viertel, die Mittagszeit im Iorga-Haushalt verbringend.
Schon am frühen Morgen des Folgetages begleitete das Familienoberhaupt seine Schwester Rowenna in die Stadt. Aus welchem Anlass genau die junge Frau mit solcher Freude in verschiedenen Geschäften unterwegs war, ließ sich nicht ganz sagen, doch einiges deutete darauf hin, dass sie Besuch erwartete, und scheinbar einen längeren. Möglicherweise hatte sie jemanden als Dankeschön für ein besonderes, erhaltenes Präsent zu ihrem Geburtstag eingeladen?
Der hochwohlgeborene Bruder jedenfalls verkam im Laufe der Unternehmung immer mehr zum Packesel. Dass er es tatsächlich fertig brachte, noch ein, zwei persönliche Besorgungen zu erledigen, war wohl entweder der berüchtigten caldwell'schen Hartnäckigkeit geschuldet... oder der Gnade der jungen Miss an seiner Seite.
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Am 50. Zephyr verließ das Oberhaupt der Caldwells schon früh die Stadt in Richtung der Wälder um Tonteich. Anders, als es sonst seine Gewohnheit war, nutzte der Mann nicht den Hengst mit dem unaussprechlichen Namen dafür, sondern die Kutsche der Familie. Dem Regen geschuldet?
Erst am späten Nachmittag kehrte er nach Götterfels zurück. Nicht allein allerdings: er reiste in Begleitung einer eleganten Dame an. Zwei unbekannte Wachmänner eskortierten das Gefährt. Es hielt auf ein kleines, aber gut situiertes Gasthaus im Salma-Viertel zu, wo die Frau ausstieg und ihre Leute das Gepäck abluden, das sie mitgebracht hatte. Einige Stunden später holte der Erbgraf sie wieder von dort ab und suchte ein canthanisches Restaurant nahe des Kormirplatzes mit ihr auf, wo man gemeinsam den Abend verbrachte.
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In der Nacht des 56. Zephyrs ereignete sich im Rurikviertel, nicht unweit des Maidenwisperns und der gegenüberliegenden Rurikhalle, ein Zwischenfall, in den auch ein Caldwell verwickelt gewesen sein soll. Auf dem Weg durch die Gassen wurde eine Adelsdepesche Ziel eines Übergriffs.
Augenzeugen berichten, ein vermummter Mann hätte die Pferde des Zweispänners mit einer Machete oder ähnlichem niedergemäht und sei dann auf den Kutschbock gesprungen, um den völlig unvorbereiteten und überforderten Lenker mit einem Schuss zu töten. Dabei hätte er angeblich Unterstützung von zwei Reitern erhalten, die aus Richtung des Brunnens herangeprescht wären. Mehrfach seien weitere Schüsse gefallen. Ob von der Kutsche aus in der Absicht, sich zu verteidigen, lediglich von den Angreifern oder gar den rasch zum Ort des Geschehens eilenden Ministerialwachen ließ sich nicht eindeutig bestimmen.
Eine Frau hätte so laut und hoch um Hilfe geschrien, dass man sich sicher ist, es musste sich um niemand anderen als Operndiva Renata Jakom gehandelt haben, deren Stadthaus nur zwei Straßen entfernt lag. Die maskierten Schergen brüllten übereinstimmenden Erzählungen nach separatistische Parolen.
Eine Detonation schließlich beendete die Auseinandersetzung. Hier spalten sich die Gerüchte: einige behaupten, einer der Angreifer hätte sich selbst in die Luft gesprengt, andere sind überzeugt, dass es sich um einen eher unfreiwilligen Abgang gehandelt haben musste. So oder so: es gab Tote und Verletzte. Wie viele und wer genau betroffen war, ist noch nicht bekannt.
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Die Gerüchte über eine Verwicklung der Caldwells in den Anschlag vor zwei Tagen im Rurikviertel scheinen sich langsam aber sicher zu bestätigen. Doch um wen es sich handelt ist weiterhin noch nicht ganz klar. Spekulationen zufolge soll Graf Jasper Caldwell persönlich betroffen sein und sich derzeit in einem Zimmer im Salma-Spital befinden. Seinen Bruder Vale nämlich sieht man seit dem Vorfall vor ein paar Tagen in regelmäßiger Abfolge und mit sehr ernsten Zügen aus dem Ossa in das Hospital und wieder zurück laufen. Grimmer Blick und gerade Gang mögen von Sorge und dem Ernst der Lage künden.
An diesem Mittag wurde der Grafenbruder von seiner Schwester, der jungen Miss Rowenna, begleitet, die er in das Spital eskortierte und etwa eine Stunde später wieder von dort abholte. Der Mann nutzte die Zeit offenbar, um im nahen Grenthtempel einige Gespräche zu führen und mit einer Unterlagenmappe schließlich wieder von dort zu entschwinden.
Schneeregen und Sturm mochten die Caldwells nicht davon abhalten sich um die ihren zu kümmern und so war es wieder Vale, den man am Nachmittag mit dem Brückenkopf Levi Iorga in Richtung Tal der Königin aus der Stadt reiten sah. Als sie spät am Abend erst wieder kehrten, hatten sie einen Apfelschimmel und einen Braunen dabei, die sie beide in den caldwellschen Stallungen unterbrachten.
Eine offizielle Stellungnahme derweil gab es aus dem Grafenhaushalt bisher noch nicht zu den Vorkommnissen.
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Einiger Besuch war in den vergangenen Tagen im Salma-Hospital und dem Stadthaus der Caldwells zu Gast. Die Gräfin von Eichenweiler behaupten einige gesehen zu haben, Doktor Fog, Graf von Zehnthof oder auch Ashoka Tahno, die mit Axt und Schild bewaffnet zum Anwesen im Ossa-Viertel geeilt sein soll. Als hätte sie es sich zur Aufgabe gemacht, jemanden persönlich zur Verantwortung zu ziehen.
An diesem Vormittag sah man die Mitglieder des Caldwell-Haushaltes, in Trauerkleidung gewandet, in Richtung des shaemoorer Friedhofes ziehen. Nein, es handelte sich nicht um das Familienoberhaupt, das man in Begleitung eines Grenth-Priesters zu Grabe trug. Jasper Caldwell war inzwischen aus dem Hospital entlassen worden und machte - bis auf ein paar Schrammen im Gesicht und die Tatsache, dass er einen Arm in einer Schlinge trug - einen guten Eindruck.
Geschwister und Angestellte gedachten gemeinsam im Rahmen einer entsprechenden Zeremonie dem getöteten Kutscher, der während des Übergriffs im Rurik Opfer der Separatisten geworden war. Ein tragischer Verlust, denn inzwischen erzählen sich nicht wenige Stimmen, dass die Caldwells (und damit auch ihr Bediensteter) nur durch einen unglücklichen Zufall in die Geschehnisse verwickelt worden waren, während die Attacke sich lediglich gegen die Begleitung ihres Vorstands gerichtet haben soll.
Was aus dieser eigentlich geworden ist, fragt sich mancher. Kommentare von Seiten der Familie gab es dazu keine.
Im Anschluss an die Beisetzung suchte diese noch den Schrein der Götter auf, um eine Spende für den Grenth-Klerus zu entrichten und zusammen mit der Gattin und dem Sohn des Kutschers ein Gebet zu sprechen.
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Die einen spekulieren darüber, ob das Oberhaupt des Caldwell-Haushaltes erneut als Eskorte der bekannten Operndiva Renata Jakom aufgetreten sein mag, die anderen wissen, dass das eher unwahrscheinlich ist; es sei denn, der Mann hätte gelernt, sich zweizuteilen. Zumindest haben Anwohner der Viertel Ossa und Salma ihn auf dem Weg zu einem kleinen Gasthof gesehen, der inmitten des letztgenannten liegt.
Zusammen mit der Gräfin von Eichenweiler (und flankiert von deren Leibwache, Peter Blacksmith) verließ er die Unterkunft in Richtung Kronpavillon, um der Frau einige Sehenswürdigkeiten der Stadt zu zeigen. Unter anderem die gewaltige Adlerkonstruktion sowie die darunter liegende Arena, den Festplatz und die sich daran anschließenden Terrassen. Die gefallenen Temperaturen hielten keinen der beiden von diesem Spaziergang ab, allerdings sparte man sich den Weg auf die Tribünen.
Am Abend suchte der Mann in Begleitung von Olivia Torrens und Kiando Lketinga Daouda das Gabel & Kelle auf, um sich dort mit Kru-Mitglied Ailea zu treffen. Es ist nicht ganz klar, worum es bei dem Gespräch ging. Nachdem man sich bei Whisky und Häppchen zusammengefunden und den Abend scheinbar entspannt begonnen hatte, wurden die Gesichter ernster. Die Norn soll Holographien von Mordrem-Kreaturen gezeigt haben, während sie mit dem Grafen sprach.
Vielleicht plante der Caldwell, seine Weltverbesserungspolitik zu verlegen, nachdem er bei buchstäblichen Warnschüssen der Separatisten in Mitleidenschaft gezogen worden war. Aufgelöst wurde die Runde allerdings mit einem Lachen. Vielleicht freute die Norn sich bereits auf einen bevorstehenden Kampf.
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Blumen lagen im Arm von Jasper Caldwell, als er am Vormittag des 62. Zephyrs die Baronin von Seebach besuchte. Anfängliche Annahmen, die Dame sei vielleicht erkrankt oder Opfer überfrierender Nässe geworden, zerschlugen sich allerdings schnell, denn sie öffnete ihm selbst an ihrem Anwesen, das nur einen Katzensprung von dem der Familie entfernt lag, und schien bester Gesundheit zu sein.
Vielleicht also eher ein kleines Dankeschön, denn nach einem kurzen Moment der Überraschung nahm sie den Strauß mit einem weiten Lächeln entgegen und bat ihn herein. Der Mann kehrte erst gegen Mittag zurück. Auf dem Weg machte er kurz bei seinem ehemaligen Gardisten Halt und gab ein schmales Päckchen ab.
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Ein paar Monate ist es her, dass Baroness Rena Finnegan immer seltener an der Seite der Caldwell-Geschwister gesehen worden war und schließlich deren Dienst verlassen hatte, um sich den Belangen ihrer eigenen Familie anzunehmen. Am 63. Zephyr wurde eine neue Gesellschafterin im Haus eingestellt: Alyria von Rotfuchs, ebenfalls eine Baroness und die zukünftige Begleitung von Celia und Rowenna Caldwell.
Celia soll die Dame selbst ausgewählt und mit ihrem Bruder zusammen eingestellt haben. Die Baroness nahm bereits am Folgetag ihre Tätigkeit im Stadtanwesen auf, scheint aber kein Zimmer im Gesindehaus bezogen zu haben. Zumindest sah man bisher keinen Wagen mit Umzugskisten vorfahren und auch Hausmädchen Opal pendelte nicht zwischen Haupt- und Nebengebäude, um eine entsprechende Kammer vorzubereiten.
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Am 68. Zephyr empfing man am Caldwell-Anwesen hohen Besuch. Zumindest gingen benachbarte Anwohner davon aus, denn die Dame, deren Kapuze ob des zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder besonders angenehmen Wetters tief ins Gesicht gezogen war, trat von gleich zwei Leibwachen flankiert auf.
Sie wurde bereits erwartet und von einer Angestellten des Haushalts herein gebeten. Vermutlich zu einem Abendessen, denn sie blieb bis nach Mitternacht, ehe ihre beiden Begleiter sie zurück in Richtung Ring eskortierten. Der Graf verabschiedete die Frau persönlich im Foyer. Offenbar waren die Gespräche ein Erfolg.
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Am frühen Abend des 77. Zephyr soll es kein geringerer, als Graf Jasper Caldwell selbst gewesen sein, der Löwenstein durch das götterfelser Portal betrat. An seiner Seite fand sich zu diesem Zeitpunkt erneut eine hochgewachsene Frau, die, schenkt man den Gerüchten Glauben, die Gräfin von Eichenweiler gewesen sein soll. Die ascalonische Adelige mit dem orangeroten Haar soll nun schon seit ein paar Tagen immer mal wieder in Götterfels gesehen worden sein. Nicht selten dabei in Begleitung des Grafen Caldwell selbst oder aber in jener der Grafenschwester Rowenna. Während die junge Miss Caldwell an diesem Abend nun nicht zugegen war, zeigte der Graf seiner Begleitung ganz offensichtlich die Hafenstadt, die nicht nur mit architektonischen Highlights zu glänzen vermochte. Die anhaltende Schwüle und das schließlich einsetzende Gewitter allerdings vertrieben Graf und Gräfin irgendwann und ließen sie durch das Portal den Heimweg nach Götterfels antreten. -
Vier Wochen war das Oberhaupt der Familie Caldwell außerhalb der Stadt unterwegs gewesen. In der Nacht vom 14. auf den 15. Phönix kehrte der Mann nach Götterfels zurück. Er reiste allein, ohne die Begleitung eines Wachpostens des Hauses, die er offenkundig dazu angehalten hatte, während seiner Abwesenheit die Sicherheit seiner Geschwister zu gewährleisten. Unangekündigt kam er nicht. Sein Bruder Vale erwartete ihn bereits.
In den folgenden beiden Tagen schien Jasper Caldwell damit beschäftigt, seine Geschäfts- und Familienangelegenheiten in der krytanischen Hauptstadt wieder aufzunehmen. Viele Briefe gingen in den Händen von Boten aus dem Anwesen ab, die meisten davon in Richtung bekannter (und auch weniger bekannter) Lehranstalten sowie an Freunde und Vertraute des Hauses.
Am 17. Phönix passierte der Mann erneut die Stadttore auf der Straße nach Süden. Was auch immer er in der Gegend um Tonteich zu erledigen gehabt hatte, er wurde dabei scheinbar von dem umschwingenden Wetter überrascht, denn er kam ziemlich durchnässt und in Kleidung, die garantiert nicht zu seiner eigenen Garderobe gehörte, wieder auf seinem Grund und Boden an. Schaden nahm er allerdings keinen, wie es den Eindruck machte. Zumindest sah man ihn am Vormittag des 20. Phönix auf dem Weg zum Anwesen der Doktorin Fog.
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Ein Graf, der bei der Fog im Vorgarten den Pavillon streicht. Falls es Jasper Caldwell gewesen ist, hörte man bis auf das Gerede im Salma-Viertel wenig darüber. Dafür berichteten einige, der Mann hätte den Kontakt zur bekannten Sängerin Renata Jakom wieder aufgenommen. Es hielten sich Gerüchte, die beiden planten - angeblich in Kooperation mit Opernbesitzer Waldemar von Zehnthof - eine Zusammenarbeit. Details wurden jedoch noch nicht bekannt.
Trotz des Nieselregens sah man an diesem Vormittag Rowenna Caldwell in der Stadt, begleitet von Olivia Torrens, ihrer Leibwächterin. Offenbar hatte sie ein paar Wege zu erledigen, denn sie suchte gleich mehrere Adressen in Götterfels auf und ließ sich dabei durch das schlechte Wetter nicht beeinträchtigen. Die gute Miss Torrens fungierte am Ende mehr als Packesel denn als Gardistin, doch das schien ihr nichts auszumachen. Vale Caldwell war jedenfalls dieses Mal um den Job des Gepäckträgers herum gekommen.
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Am Nachmittag des 24. Phönix erreichte ein Reiter das Anwesen der Familie Caldwell. Kein Kurier, der eilends von seinem Pferd gesprungen wäre, sondern ein sicher bereits an die siebzig Sommer zählender Geweihter, der in der Tracht eines Melandru-Priesters und mit vom wechselnden Wetter ziemlich stark geröteter Nase auf das Haus zuhielt, nachdem man ihm das Tier abgenommen und im Stall untergebracht hatte.
Hochwürden Vasil Baranova war sonst vor allem in der Gegend um Tonteich aktiv. Mit dem Reisegepäck, das er bei sich trug, bedurfte es nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, dass er mindestens ein oder zwei Nächte in der Stadt zu bleiben gedachte. Er wurde auf dem Adelssitz freundlich willkommen geheißen und am Abend sah man die Geschwister und ihre Gesellschafterin mit ihm beisammen sitzen, während der elonische Wachmann des Hauses ein Auge auf die Gruppe hatte.
Es war spät in der Nacht, als Kiando Lketinga Daouda das Grundstück noch einmal verließ. Nicht in Richtung des Gesindehauses, wie man es hätte erwarten sollen. Stattdessen verlor sich seine Gestalt in den Gassen des Ossa-Viertels.
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Am 25. Phönix besuchten Rowenna und Jasper Caldwell in Begleitung von Vasil Baranova einen Ausverkauf des Herzlich. Guter Dinge und auf Seiten des Priesters mit deutlicher Vorfreude, stürzten sie sich ins Getümmel. Es dauerte nicht lange, bis der Graf so fest in Gespräche mit Bekannten und Freunden verwickelt war, dass seine Schwester in aller Ruhe und mit dem Geldbeutel des Bruders in der Hand die Regale entlang stromern konnte.
Scheinbar war sie ganz gezielt auf der Suche nach etwas. Mitbringseln für ihre Schwester Celia? Einer Sünde in Schokolade für Vale? Vielleicht hatte sie auch ganz Anderes im Sinn? Immerhin würde das Familienoberhaupt am Montag seinen dreiunddreißigsten Geburtstag begehen. Das erklärte wohl auch, warum Rowenna zwischenzeitlich etwas ganz heimlich hinter dem Rücken des Ältesten mit Arlassia Quessar abzusprechen hatte.
Nur die arme Missis Hogan schien unter dem Besuch der Caldwells zu leiden. Irgendetwas (oder jemand?) schien sie wahnsinnig nervös zu machen. Bestimmt der Graf, denn nachdem sie Jasper seine Einkäufe eingepackt hatte, musste sie sich mitten im Geschäft auf den Hintern setzen.
Und seine Schwester? Freute sich über Komplimente zu ihrer Garderobe und das Zusammentreffen mit ihrer lieben Freundin Ashoka Tahno, die sie ganz offen vor allen Anwesenden herzte, so im Herzlich.
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Am frühen Mittag des 26. Phönix konnten Nachbarn des Stadtanwesens der Familie Caldwell dabei zusehen, wie eine junge Miss Rowenna den doch deutlich älteren Melandrugeweihten, der sich für einige Tage in dem Grafenhaushalt hatte einquartieren lassen, innig herzte und mit freundlich-fröhlichem Wesen (und einer gehörigen Portion Wehmut in den hellen Augen) wieder verabschiedete. Hochwürden Baranova trug das doch eher schlichte Reisegewand eines bescheidenen Sohnes der Erdenmutter und ließ sich am Stall der Caldwells den Dunkelfuchs übergeben, mit dem er die Stadt vor Tagen betreten hatte. Es bereitete dem Mittsiebziger offenbar einige Schwierigkeiten die alten Knochen in den Sattel des langbeinigen Tieres zu bringen und letztendlich gelang es ihm nur mit der Hilfe des Stallmeisters, der sich nicht recht zwischen Sorge und Belustigung entscheiden konnte. Am Ende verabschiedeten sich die Männer und der Priester verließ die Stadt in Richtung Eldvin. Vale Caldwell und dessen junger Jagdhund "Trüffel" begleiteten den Geweihten dabei noch ein gutes Stück, ehe sie irgendwann am frühen Nachmittag ohne ihn zurück kehrten.
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Am Abend des 27. Phönix fand sich die Familie Caldwell im kleinen Kreis zusammen, um den Geburtstag des Grafen in dem liebevoll gepflegten Bienengarten der jungen Rowenna auf dem Grundstück ihres Anwesens zu feiern. Neben den nicht immer ganz sauber gespielten Klängen einer Laute und dem scheinbar gut gelaunten Lachen der Familienmitglieder, blieb es den Abend über ruhig. Nur ein einziges Mal durchbrach der spitze Schrei einer Frau den frühsommerlichen Frieden. Ihm ging allerdings kein Akt kriminellen Wirkens voraus, sondern schlicht und ergreifend eine offenbar unerwartete Lieferung für das Geburtstagskind selbst. Der elonische Wächter mit der eigenwilligen Frisur, der seit einigen Monaten nun schon in den Diensten der Caldwells steht, empfing die fragwürdige Lieferung und schleppte sie, nachdem er einen Blick in die gewaltige Holzkiste geworfen hatte, höchst persönlich in das Anwesen der Familie hinein. Es war die letzte Anlieferung eines Tages, an dem das Haus der Grafen vermehrt Anlaufstelle für die Botenhäuser der Stadt gewesen war. -
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