Spoiler - Gewaltdarstellung
Hitze. Sie durchdrang jede Faser, pochte in seinen Adern, wogte in seinem Atem. Die Rüstung war schwer, doch die Hitze, mit der sie ihn belastete, war Kraft, war Flamme. Sein linkes Bein schmerzte stechend, und er wusste, dass er heute kein weiteres Mal mehr würde anstürmen können, doch es war ihm egal. Er konnte noch kämpfen. Auch wenn es nicht mehr viel zu kämpfen gab. Sein Gladius war benetzt mit dem Blut der Banditen, die er niedergehackt hatte, wo ihre Klingen wirkungslos an seiner schweren Rüstung abgeprallt waren. Kaum fordernder als besseres Schlachtvieh, doch er hatte sich lange schon nicht mehr so lebendig gefühlt. Seinen Zorn aber konnte all das heute nicht stillen. Dieb.
Als er mit finalem Kampfgeschrei und Balthasars Namen auf den Lippen hinter der schimmernden Reflexionswand des Zaishen hervor stürmte, war Thrymaer längst in einem Glänzen weißblauen Lichtes zwischen den Schützen erschienen und stiftete heiliges Chaos. Die gestohlenen Armeegewehre der Banditen waren alle leer geschossen, ihr Blei vergeudet am Zauber des Alten. Nein - nicht alle. Einer der Kerle hatte mehr Mumm in sich als die anderen - oder mehr Glück - und stopfte soeben seine Steinschlossflinte neu. Die Linke des Klerikers glitt so zügig er konnte zum Holster seiner Pistole herab, doch er kam nicht dazu, sie zu ziehen.
Lutea eilte mit einer Geschwindigkeit an ihm vorbei, die er selbst mit zwanzig Jahren weniger und ohne jegliche Rüstung nie hätte bewerkstelligen können. Verdammt, Mädchen. Die werdende Novizin blockierte seine Schusslinie. Bevor er auch nur dazu kam, mit den Zähnen zu knirschen, tat es einen Knall, Rauch quoll aus der Mündung des Gewehres - und Niemand ging zu Boden. Lutea hatte den Lauf beiseite geschlagen.
"Lasst ihn leben!", hörte er sich brüllen, und sie beförderte den Mann mit einem Tritt auf die Kehrseite, während der Kleriker selbst seinen rechten Stiefel auf den Leib eines weiteren Mannes stemmte, an dessen Rückgrat sich, vermutlich aufgrund prägender Bekanntschaft mit der Magie des Zaishen, ein blutiger Fleck ausbreitete. Der Bandit blickte aus verdrehtem Blickwinkel zu dem Priester auf und wimmerte um die Vergebung seiner Sünden, doch das konnte ihn jetzt nicht mehr retten. "Erfahrt die Gnade Balthasars.", sprach er mit abklingender Stimme, als er die robuste Klinge seines Gladius im Nacken des Mannes versenkte. Knirschend zerteilte er Knorpel und Wirbel, ließ den Stahl Blut schmecken und riss ihn mit einem sauberen Ruck wieder hervor. Gurgelnd brach das Flehen des Beutelschneiders ab.
Während die beiden Seraphen mit erhobenen Schilden an ihm vorbei preschten, wandte Dronon den Blick prüfend nach rechts, gen des Überlebenden. Der Bandit lag mit selbstgefälligem Grinsen und demonstrativ erhobenen Händen auf dem Rücken. "Hast mich.", säuselte er gen Lutea.
"Solltest nicht lächeln.", erwiderte die junge Canthanerin mit einem überlegenen Lächeln, das auf ihrem sonst so zaghaftigen Gesicht neu wirkte. Ihr blutbeschmierter Dolch schwebte vor der Nase ihrer lebendigen Beute. "Priester Dronon hat dich."
"Ihr werdet mich wieder freilassen.", prahlte der Mann, ohne dass sein diebisches Grinsen abriss. "Ich weiß Dinge und ich kenne Leute.. wart's nur ab, Kleines."
"Legt ihn in Ketten.", schnitt der Kriegerpriester schließlich in barschem Ton zwischen das Geplänkel, gewandt an Thrymaer, der unfern wieder auf den Plan getreten war. Dann erlaubte er sich ein, reichlich kurzes, Nicken der Anerkennung gen Maveys Schülerin. "Gut gemacht."
Der alte Sack schnarrte zynische Kommentare, der Bandit faselte leere Drohungen vor sich hin, doch der Priester hörte nicht mehr hin. Die dunklen Augen striffen in unerbittlicher Suche durchs Innere der Höhle. Langsam schob er sein Schwert in die Scheide zurück. Dieb. Sein Herz schwoll mit Rage, und kein Wegelagererblut der Welt konnte daran etwas ändern. Einer der Seraphen war in einem Seitengang verschwunden, der andere durchforstete das offensichtliche Lager. Es war beachtlich, was die Bande hier an Schmugglerware aufbewahrte. Seraphen-Rüstungen und -Waffen, sowie nicht wenige Kisten weiterer Schätze. Das konnte nur von den Zentauren geliefert sein. "Was haben wir?", rief er dem in Sichtweite verbliebenen Soldaten zu.
"Fette Beute - das ist ein dicker Fund, sicher durch die Ponys gestohlen!" Der Gefreite wühlte in einer Kiste, ließ zutage geförderte Goldmünzen zwischen den Fingern hindurch wieder hinein klimpern. "Aber keine Spur von Eurem Hammer!" Umschweiflos schob der Soldat eine Zeltplane auf, um einzutreten und sich im Inneren umzusehen.
Dieb.
Kaum war auch jener zweite Soldat außer Sicht, griff sich der Priester den Banditen, dessen Arme durch den Zaishen mit einer bläulich durchschimmernden Geisterkette an seinen Leib gefesselt worden waren. Die großen, in Panzerhandschuhe gehüllten Hände des Plattenriesen packten den Kopf des Mannes zu beiden Seiten. "Eh...", erschrak der Bandit, und wirkte plötzlich nicht mehr halb so selbstsicher. "So geht man nich' mit Gefangenen um!"
"Was ein Gewinsel... lächerlich." Thrymaer lachte.
Dronon trieb die Finger mit einengender, roher Kraft um den Kopf des Gesetzlosen und begann, zusammen zu drücken, während er seine gerüsteten Daumen quetschend unterhalb der Augenhöhlen des Mannes fixierte. Langgezogen presste er, baute Druck auf. Geweitete Augen sahen ihm entgegen, und er wusste genau, was diese am Blick in die seinen entsetzte.
"Fragt Ihr Euch nicht, wie es sich anfühlt...", raunte er dem Gefangenen mit nur Zentimeter voneinander entfernten Gesichtern zu, ließ ihn heißen Atem spüren. "...wenn Euer Kopf langsam zerquetscht wird. Wenn Euer Schädel knackt und die Splitter sich langsam in Euer Hirn treiben. Wenn Eure Welt in Blut und Schmerzen explodiert?"
"Aaaah... Mann! Aaaah - was?" Der Mann konnte nicht richtig schreien, in seinem Schädel musste es trotz allem zügig schummrig werden. Er wand sich in seinem Griff, doch er konnte die Arme nicht bewegen in der magischen Fixierung. Todesangst flackerte in schlammgrünen Iriden - er brach noch wesentlich schneller als erwartet. "Nehmt den... Aaaaah, doch, doch, jetzt wo ~Ihr~ es sagt!"
"Ich muss nur ein wenig fester zudrücken. Ihr habt Zeit, bis der Seraph wieder hervor kommt, mir zu sagen, wer meinen Hammer gestohlen hat und wo die Waffe ist."
"Die kleine Radde hat ihn-", winselte der Bandit nun wirklich in seiner grauenhaft tumben Aussprache. "Die Radde!"
"Ich will einen Namen.", grollte er die erbärmliche Gestalt an, während er den Druck seiner Finger verstärkte, sie rabiater an der Schläfe verankerte und dichter gen der Augenhöhlen quetschte. Nur noch ein wenig mehr, und ein feuchtes Knirschen würde folgen. Nur noch ein wenig näher, und Augäpfel würden langsam und qualvoll zu rotem Mus zerdrückt werden. Im Hintergrund raschelte verdächtig die Zeltplane, wo der Soldat der Krone verschwunden war. "Deine Zeit läuft ab."
Der andre Mann verlor stammelnd die Nerven. "S..rit..maus!", brachte er kaum verständlich hervor, bevor er seine Stimme in der Not zu klären vermochte. Er faselte wirr, doch Sterbende tendierten zur Wahrheit. "Mehr weiß ich nich'! Sie war 'ne Zeit lang unser Bindeglied zu den Piraten der Deverol-Insel, nachdem die Sylvari alles platt gemacht hat! Skrittmaus! Götterfels, sucht in Götterfels!"
Unverwandt gaben die grobschlächtigen Pranken ihr Opfer frei, und schlussendlich war es nur die Nase, welche brach, als der Priester den Mann mit einer Kopfnuss auf den Höhlenboden sandte. Er wusste alles, was er wissen musste. Diebin.
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