Wann ist es Kunst? Wann spricht man von Mord? Wo verschwimmt die Grenze? Wo überlagert sie sich? Wer hat das Recht darüber zu urteilen? Die Moral? Der trügerische Gedanke an Gut und Böse?
Unter schwarzen Haarsträhnen, hafteten die tiefbraunen Augen im Gesicht der nackten Frau. Das Lächeln welches er ihr schenkte, war nicht betörender Natur, genausowenig interessierte sich der Pinselführer für die Kurven ihrer weiblichen Reize, zumindest nicht in diesem Moment. Jamie empfand Spaß dabei, diese Impression, für alle Zeit farbenfroh auf das bearbeitete Tierfell zu schmieren. Er war ein Künstler in diesem Moment.
Im Schutz der Nacht, nur vom aschfahlen müden Mond beobachtet, huschte die schlanke Gestalt über die maroden Ziegel des Daches. Völlig lautlos, geschmeidig, nahezu unheimlich, gingen die Bewegungen von statten. Verschmolzen, von der Schwärze der Finsternis verschluckt, waren die Wachen blind für den vermummten Angreifer. Jamie fühlte den Adrenalinrausch, sein Blut wurde kochend durch den Körper gepumpt und die Intension klar, wie die von Myriaden Sterne überzogene Nacht. Er war hier um ungesehen zu töten. Das machte ihm zum Mörder?
Kunst und Mord. Eingerahmt in einem aufreizenden Körper, dunkle Haut, schwarzes Haar, einem Paar brauner Augen die Trost, Zuneigung, Schwäche und die Kälte von scharfem Stahl an der Schlagader, vereinten. Jamie Young verkörperte Beides. Jeder Mensch birgt Talente und Leidenschaften. Im Idealfall, kombinierte man sie. Jamies Talent, wurde von Kindesbeinen an, unter genügend Glut und mit der richtigen Anzahl an Hammerschlägen, bedingungslos geformt. Seine Leidenschaft, erkannte er erst viel später. Der Schwarzhaarige konnte nicht einwandfrei ergründen,ab welchem Zeitpunkt sich Mord und Kunst überlagerte, doch die für ihn viel wichtigere Frage lautete am gegenwärtigen Tage anders.
Was war er heute?