Langsam glitt der Kohlestift über das aschfahle Pergament. Die Mittagssonne stand hoch am Himmel und verteilte die warmen Strahlen gönnerhaft über ganz Götterfels. Etwas im Schutz des beißenden Lichteinfalls, hockte Jamie unter angewinkelten Beinen auf einer kleinen, bröckelnden Steinmauer. Vordergründig, saß der Maler einfach nur dort. Ein namenloses Gesicht unter vielen. Gefangen im Starrsinn seiner auserwählten Tätigkeit.
Tatsächlich aber, ruhten seine tiefbraunen Augen auf einen beleibten, kahlköpfigen Kerl. Jamie hatte keine Ahnung um wen es sich handelte, das war bei diesem speziellen Test auch nicht zwingend erforderlich. Erst heute Morgen hatte der Maler die Bestellung entgegen genommen und zufrieden festgestellt, dass die Zwielichtige Frau aus der Gasse ihr Wort hielt. Beide Dolche waren perfekt ausbalanciert, ihre Schneiden scharf wie Rasierklingen. Der Bogen fühle sich ebenso vielversprechend in seinen Händen an.
Von der Qualität des Giftes, konnte er sich jedoch noch nicht überzeugen. Das wiederum schloss den Kreis und führte nun zu seinen neuen, glatzköpfigen Freund. Er hatte sich im Garten einer Taverne niedergelassen, die von außen wunderbar einsehbar war. Damit beschäftigt, das gebratene Geflügel unter triefenden Händen zu verschlingen, war dem Kerl nicht aufgefallen, dass der Assassine im Vorbeigehen, eine geringe Dosis des Giftes in seinen Weinkrug gemischt hatte.
Eine Dosis die sich im Übrigen mittlerweile mit dem Rebensaft gepaart haben müsste, schrägte Jamie mit prüfendem Blick seinen Kopf. Der Kerl war durchaus massig und somit der ideale Kandidat für diesen Testlauf. Ein Mundwinkel des Malers zuckte amüsiert, als der Kahlköpfige schließlich leise hüstelte, nach seinem Kragen griff, und ächzend nach Atem rang. Den Blick verdrehend, sodass nur mehr das Weiß in den Augen zu sehen war, landete der riesige, haarlose Schädel mit einem dumpfen Klatschen, mitten in dem bereits zur Hälfte zernagtem Hühnchen.
Jamie befreite seinen Blick von dem dicken Häufchen Elend. Der Kerl hatte Glück, das Gift sorgte nur für eine vorübergehende Bewusstlosigkeit und nicht für Atmenstillstand und in dessen Konsequenz, dem Tod. Die Finger über das Pergament führend, verfeinerte der Schwarzhaarige das aus schwarzer Kohle entstandene Gesicht, ehe er wieder aufblickte und der Schankmaid, die unwissend für ihn Model stand, ein offenes Lächeln gönnte.