Tanzende, erstickende, kleine Flammen. Ein schieres Meer davon, griff flackernd nach den Konturen des Raumes. Der abklingende Dunst des Badezubers schwängerte die Luft, ebenso der Geschmack von Lavendel und Mandelöl. Das blutige Laken hing halb verwüstet über die Bettkante. Stumme Zeugen, des Schauspiels welches sich hier in den letzten Tagen zugetragen hatte.
In einer entrückt wirkenden Geste, stand Jamie vor dem Hochkantspiegel, die nackten Arme, unter den über seine hellbraune Haut spannenden Bizeps ausgestreckt, die Hände wie Krallen im edlen Kastanienholz verkeilt. Eine Vielzahl erdrückender Emotionen, prallte in blanker Brutalität auf den Assassinen nieder, drohten ihn zu zerquetschen und ein schmerzverzerrter Laut entwich den blassen Lippen. Wut, Hass, Feuer, Scham. Nahezu unerträglich war es ihm, sein eigenes Antlitz zu betrachten.
Die List der Frau. Eine unsichtbare Gefahr, welche Jamie bisher kaum für bare Münzen genommen hatte. Sein Vater, Mentor, Schöpfer hatte ihn immer vor den unsichtbaren Fäden des anderen Geschlechts gewarnt. Von der Sanftheit ihres Garns, dem reizvollen Widerklang ihrer Stimme in Ohr und Kopf gleichermaßen. Der Maler liebte das weibliche Geschlecht, so wie er Wein verehrte, ein gutes Essen, die Freiheit. Aber er war nicht töricht genug, sich im Netz der Spinne zu verwickeln. Niemals, hatte er eine Frau unterschätzt, seinen Doch selbst im Geiste, immer bei sich getragen.
Auch dieses Mal, war dem nicht der Fall. Nicht die Frau hatte seinen Verstand umnebelt, Jamie hatte ihre dunkle Magie unterschätzt. Als er sich der Tücke gewahr wurde, war es bereits zu spät. Er konnte unter Panik fühlen, wie sein Geist immer tiefer im Treibsand versank. Jedes Strampeln war sinnlos und brachte ihn nur weiter in den Sog des Abgrundes. Willenlos musste er bei lebendigem Leibe miterleben, wie sie sich seiner Kraft bemächtigte, das Leben aus ihm zog wie ein gieriges Insekt.
Unter pochenden Schläfen, schoss ihm das Feuer heiß ins Gesicht. Die Nasenflügel des Schwarzhaarigen blähten sich gefährlich auf. Sie hatte den entscheidenden Fehler gemacht und einen letzten Funken Leben in seiner Hülle hinterlassen, so wie er es einst bei ihr tat. Es war an der Zeit, diesen – seinen - Fehler zu korrigieren. Aber es würde nicht reichen, sie einfach nur zu töten. Von einem wütenden Aufschrei begleitet, landete die rechte Faust krachend im Glas, zerfetzte sein verhasstes Abbild in tausend Stücke. Er konnte seinen Anblick nicht länger ertragen. Langsam schob Jamie die blutverschmierten Fingerknöchel vor seine braune Iriden.
Alles hat seinen Preis. Er wollte ein neues Bild anfertigen. Und ihr Blut, würde ihm als Farbe dienen.