Es war zu einer frühen Mittagsstunde, als Willian Fern den Triskell-Kai verließ, um sich mit der Ersten Lieferung Siegel gen Götterfels aufzumachen. Da die Besitzerin der Siegelei kostenlose Ware zu den Wintertagen beworben hatte, trug er nun einen großen, ledernen Ranzen, verziert mit dem Wappen des Hauses. Eine gewisse Anspannung war im anzusehen. Ihm war bewusst, das er sich mit diesem "Ding" auf dem Rücken nur zur Zielscheibe machte. Ein kurzes, generftes Seufzen gefolgt von einem leisen
"Wieso tu ich mir das nur an?" und schon bahnte er sich seinen Weg durch die Kessex - Hügel.
Die Reise durch die Hügel verlief recht ereignislos. Eine Straßensperre hier, ein paar Gauner da. Nichts beunruhigendes. Mit der Klinge konnte er umgehen und da er bereits davon ausging überfallen zu werden, hielt er die Augen stehts offen. Nach einiger Zeit erreichte er die Gemeinde Tonteich. Es war bereits dunkel geworden und kaum eine Menschenseele war noch auf den Straßen zu sehen. Ein paar Wachen nickten ihm knapp zu, als er für einen Moment die Last von seinem Rücken nahm um sich ausgiebig zu strecken und einmal durchzuatmen. Nur wenige Momente später war er bereit den kleinen Ort endlich zu passieren, doch etwas zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
Bei den Apfelbäumen schien sich etwas zu regen. Er meinte einen Schatten gesehen zu haben, der zwischen den Stämmen hin und her huschte aber er konnte ihn nie wirklich ins Auge fassen. Als er gerade dachte, seine Müdigkeit käme zum vorschein und er würde sich alles nur einbilden, hörte er ein leises Lachen. Rasch wandte er sich wieder zur Plantage und sah dort nun ein sanftes Licht hinter einem der Bäume hervorscheinen. Die Neugierde packte ihn, doch er war auf einer Mission. Einer Mission die ihm Geld bringen würde. Essen, Bier und Kleidung. Er konnte es sich nicht leisten abgelenkt zu werden. Er griff nach seinem Ranzen, schwang ihn sich über die Schulter und warf noch einen letzten, flüchtigen Blick über das Feld. Kurz dachte er, das Licht sei verschwunden doch dann geschah es.
Ein schmale, zierliche Hand erschien nahe der Stelle und an ihr schaukelte eine altmodisch wirkende Lampe im Wind. Wie gebannt starrte er auf den Lichtkörper und irgendetwas daran schien ihn anzuziehen. Er konnte nicht anders. Langsam versuchte er sich der Quelle zu nähern, doch diese entfernte sich immer weiter und wie in einer Art Rausch, schien er nach wenigen Momenten alles andere ausgeblendet zu haben. Nicht einmal die zahllosen Spinnennetze am Eingang, der nur von der Lampe erhellten Höhle, welche er mit seinem Gesicht zerriss, befreiten ihn aus diesem Zustand. Plötzlich erlosch das Licht! Willian kam langsam wieder zur Besinnung doch verspührte er ungemeinen Druck. Etwas kaltes. Es war eiskalter Stahl, der ihm den Hals zuschnürte und ebenso eiskalten Schweiß seine Stirn zieren ließ! Noch immer leicht realitätsfern, gelang es ihm nicht den Angreifer abzuschütteln und auch fehlte ihm die Kraft für einen Hilferuf. Sein Blut geriet in Wallung und er versuchte mit aller, ihm zur verfügung stehender Kraft sich zu lösen doch es gelang ihm nicht. Einige Momente später sackte sein Regungsloser Körper auf dem felsigen Boden zusammen und er verlor das Bewusstsein.
Es war ein knarzen, ein kratzen, ein zischen oder ein zirpen. Ein ekelerregendes Geräusch ließ Willian langsam wieder aus seiner Ohnmacht erwachen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und einer kleinen Beule am Hinterkopf kam er zu sich, gerade rechtzeitig um sich aufzurappeln denn einige, für ihn riesig erscheinende Spinnen sahen wohl eine festliche Mahlzeit. Erschrocken sprang er schnellstmöglich auf, doch seine noch wackeligen Beine hielten ihn nicht lange aufrecht. Erneut richtete er sich auf, suchte vergebens nach seiner Lieferung ehe er stürzend den Höhlenausgang erreichte und mit dem Gesicht im Gras landete.
Vor Erschöpfung eingeschlafen, wurde Willian von der sanften Stimme einer jungen Dame geweckt. "Alles in Ordnung mein Herr?" Er öffnete die Augen, schaute in die Ihren und erhob sich mit schüttelndem Kopf. "Gar nichts ist in Ordnung.. Ich hab's vermaselt." waren seine letzten Worte, ehe er sich langsam wieder von Tonteich entfernte mit nur einem einzigen Gedanken. "Götterfels".
Vorgeschichte zu: Erfolgreicher Beutezug (Lineth Hauser)