((Kleiner, perspektivischer Mitschnitt des Dienstags-RPs. Danke an alle, die dabei waren!))
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Gewaltverherrlichung
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Das rote, schwach vergilbte Schimmern erster Abenddämmerung erstreckte sich am Himmelszelt. Doch keine Blutsteinbrocken regneten hernieder. Eine bittere Totenstille lag über dem ausgelaufenen Becken des Doric-Sees. Man hätte den Fall einer Stecknadel hören können, obwohl über zweihundert Krieger versammelt standen.
"Zug in Linie zu drei Gliedern!", schnitt Ahlefeldt mit fester Stimme durch die Stille. "Marsch!"
Die Infanterie des Seraphen-Heeres geriet breitflächig in Bewegung, als gepanzerte Stiefel in Formation marschierten. Eine breite Linie Schulter an Schulter stehender Soldaten baute sich vor der dürftigen, unebenen Landbrücke nach Neulehmwald auf. Diesmal gab es keine Rampen mehr zu überqueren, keine Plänkler mehr abzuwehren. Die ramponierten Docks gehörten der Krone, und das einstige Hafenbecken war zum Schauplatz eines martialischen Aufgebots geworden. Weiter an den Flanken bellten andere Offiziere Befehle, deren Männer durchs seichte Wasser angreifen würden. Ein Stück abseits ragten einzelne Charr der Schildwächter hervor, und hier und da sah man weitere Schemen die keinen silbrig-goldenen Stahl trugen, aber die Seraphen dominierten das Schlachtfeld. Der Priester trat ins zweite Glied, wissend um seine Sperrigkeit. Er arbeitete schlecht in dichter Formation und würde den schnelleren Läufern nur im Wege sein, wenn er ganz vorne rannte. Er sah die Welt durch einen schmalen Schlitz im Stahl seines Helmvisiers, richtete den Blick für einen Moment auf Ahlefeldt, der vor den Soldaten Position bezogen hatte. Bedenkt, was Ihr tut, Leutnant, ging es ihm durch den Kopf. Bedenkt, was Ihr tut. Ahlefeldt war ein respektabler und schlachterprobter Soldat, aber ein Pedant. Ein Mann des Protokolls, das ihn ewiglich daran hinderte, wahre Größe zu finden. Der Priester Balthasars hatte sich selbst nie als Genie begriffen. Gott Balthasars Gaben landeten niemals auf einem Haufen, und der Priester hatte stets gewusst, dass Kampfkraft und Predigt ihm näher waren als taktische Brillanz. Aber ihm war dennoch klar, dass eine Formation wie diese auf einem Terrain wie diesem viele vermeidbare Opfer kosten würde. Seinen Hammer reckte er trotzdem empor, um den Mut der Soldaten anzuheizen.
"Temar und Tegon marschieren mit uns!", brüllte er den Umstehenden zu. Es war besser, Verluste in Kauf zu nehmen, als die Befehlsstruktur im entscheidenden Moment zu hinterfragen. Der Feind durfte keine Schwäche sehen. Nur unerschütterlichen Kampfeswillen.
Am anderen Ufer des trockengelegten Sees formierte sich der Feind. Es war eine stille Übereinkunft, die keiner Ankündigung bedurfte. Der kritische Punkt war erreicht. Einem jeden war klar, was geschehen musste. Ritter des Mantels in schimmernd weißen Rüstungen, Magier in weiß-roten Roben, eine Gruppe Banditen in schmutzigem Braun. Ein Stoßtrupp war vorgezogen, um die erste Welle der Seraphen zu empfangen, aber wie auch auf diesseits der Todeszone sammelten sich weitere Truppen an den Flanken. Der Anblick erfüllte den Priester mit Hass. Er hob den Sichtschlitz ein Stück, um die entfernte Ahnung der Sechsergruppe Marterpfähle zu erfassen, welche sich vor dem besetzten Dorf dicht hintern den feindlichen Linien erhoben. Sechs Leichen für sechs Götter, grausam zugerichtet in profanem Spott wider dem wahren, dem alten Glauben. Ihr werdet in Blut bezahlen, Blasphemiker.
Ein einzelnes Geschütz donnerte in der Distanz und riss die Aufmerksamkeit aller an sich. Das verbliebene Wasser im Norden und Süden geriet in plötzlichen Aufruhr, Fels krachte unerklärlich und ferne Soldaten klapperten mit ihren Schilden. "Für Kryta!", riefen manche, "Für die Königin!" Der Priester sah durch seinen schweren Helm nicht was geschah, hatte den beengten Blick einzig auf der anderen Seite. Die Rufe von dort waren nur unverständliches Tosen. Dann schlug das Mörsergeschoss, herkömmlich und ohne Blutstein, sechzig Fuß weiter südlich ein. Dichtgedrängte Seraphen flogen auseinander, vier von ihnen tot bevor sie den Boden berührten. Selbst im Zentrum der Sturmtruppe zuckten ein paar der Soldaten zusammen, der Rest stand in eiserner Disziplin, die Augen angespannt nach vorn. Links und rechts grollten Wasser und Erde.
"ZUM ANGRIFF!", brüllte Leutnant Ahlefeldt dann. "FÜR VOLK UND VATERLAND!" Er stieß tief ins Signalhorn, ließ es fallen und zog mit singendem Stahl sein Schwert.
"FÜR KRYTA!", stimmte Korporal Viamon ein.
"FÜR BALTHASAR!", donnerte der Priester durch seinen Helm.
Etliche weitere Kehlen stimmten ein, Schlachtrufe auf den Lippen.
"IM LAUFSCHRITT!", schrie der Leutnant, und danach gab es kein Halten mehr. Die Gefechtslinien der Kronarmee strömten über die Landbrücke und durch das platschende Wasser links und rechts. Wellen brachen plötzlich im Norden und Süden herein, nur um in schillernden Scherben zu zerbersten. Das mesmerische Machwerk stiftete Konfusion an den Flanken, doch das Zentrum stürmte ungehindert weiter. Gefreiter Hans Schneidt rannte mit seinem Zweihänder an vorderster Front, nach Ruhm gierend, während das blaue Schimmern schützender Wächtersegen sich über ihn und weitere Soldaten legte. "..Halten..", trug der Wind aus Richtung Neulehmwald ans Ohr. Die Schritte des Priesters stampften schwer über den Erdboden, aber es gab eine Grenze dessen, was er gegen sein Hinken tun konnte, und bald schon war er schnaufend ins dritte Glied zurückgefallen. Ab und an zogen die Nähte seiner Schnittwunden am Fleisch. Nichtigkeiten. Hinter ihm kam ein kleines Knäuel aus Bogenschützen, angeführt von Hauptgefreiter Lyran, Hadricks rechter Hand. Das Kläffen ihrer Fußhupe drang matt an sein Ohr, doch es gab nun Wichtigeres als verkümmerte Hunde. Der hiesige Feind war eine größere Beleidigung an Balthasars heiligem Werk.
"Für die Unsichtbaren!", erhob sich voraus ein Brüllen, während sie der feindlichen Front entgegen rauschten. Es wurde lauter, je näher sie kamen. "FÜR DAS NEUE KRYTA!"
Im Hass finde ich Klarheit. Im Zorn finde ich Stärke. Im Feuer finde ich Sieg.
Die Wracks geborstener Boote glitten links und rechts vorüber, bis nur noch der unebene Boden ein Hindernis war. Ein vereinzeltes Flugblatt trudelte vorüber. 'Bertram der Brave trägt bereits Weiß - wie lange wi...' Es verschwand. Der Untergrund bebte, als ein Zauber vor ihnen einschlug. Spröder Boden brach auf, und ein elementarer Wirbelsturm stieg empor, Batzen aus harter Erde und tiefsitzendem Schlamm auf die Frontlinie schleudernd. Ein Kultist des Mantels war vorgetreten, um mit schwenkender Waffe weitere Wirbel zu erzeugen. Links gingen ein paar Soldaten unter Treffern nieder, rechts prallten alle Geschosse an einer blauschimmernden Reflexionswand Viamons ab. Alle bis auf das letzte, welches den Korporal frontal am Helm erwischte und ihn rücklings zu Boden schleuderte, einen weiteren Mann mitreißend bevor sie beide im Ansturm untergingen. Mehr schillernde Mesmerscherben prallten zur Linken auf die Seraphen-Schilde.
"Für die Krone!" Schneidts Brüllen war gedämpft durch den aufkommenden Lärm.
"Für die Krone!", gellte Lyran von hinten.
"Weiter, weiter!", rief der Leutnant. "Nicht festnageln lassen!"
Feindliche Artillerie knallte erneut, näher jetzt. Ein großer Batzen dunklen Schleims prallte gegen die rechte Schulter des Priesters. Er wusste nicht woher das kam, doch es stank nach nekrotischer Fäule. Ist das alles, Verräterpack? Seine Flammen drängten die Verderbnis vom Stahl, bevor er weiter stürmte, und seine stumme Frage schien erhört zu werden. Untote Diener aus Knochen und puterrotem Fleisch wuselten übers Feld. Gefreiter Schneidt zerteilte mehrere von ihnen im Anlauf mit dem Zweihänder, bevor einer sich am Bein des Seraphen festbiss. Vereinzelte Pfeile zischten über die Köpfe. Ein wüstes Durcheinander feindlicher Rufe brandete ihnen entgegen.
"Haaalten!" - "..Reiß euch.." - "Rufus! Weiter hi.." - "..pissgelben Schuppen raus!" "FEUER!"
"Deckung!", kam's von hinten, wo gleich darauf Artilleriefeuer niederging. Vorn wurden Soldaten gefällt, niedergemäht von einer Gewehrsalve und einer magischen Druckwelle. Schneidt lag im Dreck, niedergehalten von Knochenhänden, dann barst Feuer um Kopf und Schultern und der Soldat kreischte in Sterbensqualen. Ein Magier des Mantels erhob sich auf einer mannshohen, bebenden Säule aus Erdreich über die Kämpfer, Feuerbälle schleudernd. Ein weiterer Seraph ging in Flammen auf. Unfern südöstlich wurde den Banditen das Nachladen befohlen. Die Fronten prallten aufeinander, und das Scheppern von Stahl breitete sich in alle Himmelsrichtungen aus. Einer der Soldaten lief geradewegs in die Stangenwaffe einer Ritterin. Zauber flogen umher, Waffen prallten aufeinander, Schreie gellten. Das Chaos der Schlacht riss die verbliebene Ordnung binnen Wimpernschlägen auseinander. Mehr Mantler strömten bereits aus Richtung Neulehmwald herab. Ja... mehr... MEHR...
Er ließ Erdreich beben, als er in die Bresche sprang, den Hammer links gesenkt, zornig orangerote Flammen um die rechte Faust. All sein Gewicht lag in dem zerschmetternden Hieb auf die elementare Empore des Magiers. Erdbrocken und Felssplitter barsten, als die durchfressenden Flammen das Konstrukt zum Einsturz brachten. Ein Schuss knallte zugleich. Der Kulist purzelte hilflos herunter, nur um vom Schwert der Gefreiten Müller durchbohrt zu werden. Ein erfrischender, nässeloser Regen ging über dem Kampf nieder. Gulmyvu. Wollte der Alte sich den Tod holen? Wer hatte ihn aufs Schlachtfeld gelassen? Es spielte keine Rolle. Durch den Sichtschlitz seines Helmes sah der Priester nur den Feind, und das war seine gesamte Welt. Es gab Nichts anderes.
"KOMM HER, KETZER!", brüllte er. Er stand einem Kleriker des Mantels gegenüber. Es war ein anderer als zuletzt, stämmiger und mit Helm, bewaffnet mit Streitkolben und Schild.
"IN DEN UNSICHTBAREN SUCHEN WIR DAS WAHRE GESICHT!", lamentierte der Kultist ihm entgegen und wollte seine Waffe heben, als er seitlich von blauen Wächterflammen getroffen wurde und schmerzerfüllt aufbrüllte, mit den Armen so sehr rudernd, dass der Kolben in den Dreck fiel. Hinter ihm entlang taumelte die Ritterin mit der Stangenwaffe, einer langen Mordaxt mit doppelter Stoßklinge an der Spitze. Die Waffe brannte, ebenso wie ihr linker Arm. Lächerlich. Der Hammer des Priesters krachte mit beidhändigem Schwung gegen den Schild des andren, und die Wucht riss den falschen Kleriker trotz Abwehrversuch von den Füßen. Er landete über den Beinen seiner Kameradin, die im Dreck liegend ihren brennenden Arm auf den Erdboden schlug. Rechterhand pflügten blutrot glühende Kugeln durch die Seraphen, während der Priester vorsetzte. Gulmyvus lindernde Gischt lag abermals über ihnen, aber das war kein Hindernis an Balthasars Werk.
"IN UNS SELBST FI-" Crack! Blut spritzte aus dem weißen Visier, wo der Streithammer den Helm zerdellte. Das Brechen des Ketzerschädels war Musik in seinen Ohren. Die einzig wahre Musik. Die süße Note verbrannter Leiber lag in der Luft, als er die Waffe abermals schwang, denn ein zweiter Kopf verlangte nach klingenden Tönen. Klonk! Er stockte kurz. Die Ritterin hatte ihm ihre brennende Stangenwaffe in den Unterleib gerammt. Die robusten Spitzen hatten sich im Stahl des Harnischs verkeilt, mit nur wenigen Milimetern Penetration. Wie oft muss das noch passieren, bis ihr es lernt? CRACK. Stahl verbog sich, Schädelknochen barst. Er schwang den Hammer, addierte mehr Noten zur Symphonie seines Gottes. Die tote Ritterin zuckte ein letztes Mal. Und die Hitze stieg ihm endlich zu Kopfe. Rufe erschallten, Schusswaffen knallten, aber er hörte nicht hin. Der Durst, der Durst. Das zählte allein. Ja...
Eine Detonation riss ihn vorwärts von den Füßen. Mit einem harschen Ruck drängte die Stangenwaffe tiefer in seinen Harnisch, bevor der Schaft unter seinem Gewicht splitterte. Er fiel in das Menschenknäuel seiner zerschmetterten Opfer. Einen Moment lang lag er einfach dort. Seine Orientierung war fort, der Schlachtenlärm fern. Ein Moment lang, ja, war die Sicht verschwommen und ein erdrückendes Fiepen lag in seinen Ohren. Die Welt war schwarz. Er schnaufte, blinzelte. Schnaufte ein zweites Mal.
Muss töten.
Er hob den Kopf. Der Sichtschlitz löste sich von den toten Körpern, zeigte wieder einen Ausschnitt des Geschehens voraus. Flammenschlieren brannten in seinen Winkeln. Es waren nur Sekunden vergangen. Der Priester war an vorderster Front. Sie hatten den Stoßtrupp durchbrochen. Direkt voraus flohen dezimierte Banditen, die immer wieder stoppten, um ihre Schusswaffen nach hinten zu richten. Und plötzlich war das Fiepen im Gehörgang viel matter, ein lästiges Stechen, nicht mehr als Zündstoff für seine Rage. "Hrraaarghh!" Die Flammen verschlangen ihn, brannten den Dreck von seiner Rüstung. Seine Linke stellte den Hammer auf. Seine Rechte packte den Hals des toten Mantel-Klerikers. Flammen fraßen sich ins Leder. Er erhob sich mit der gesamten Last des Toten, doch das Gewicht war Nichts. Die Flammen machten ihn unaufhaltsam.
Tiefer ins Gedränge, gebt mir Eure Furcht!
Er drängte nach vorn, seitlich stehend, schob den toten Mantler als Schild vor sich her. Der gerüstete Kadaver schlackerte leblos, seine Füße schliffen über den Boden, während er ihn am Hals fest gepackt hielt. Blut troff aus dem zerschlagenen Visier.
Tiefer ins Getümmel, gebt mir Eure Schädel!
Die Leiche tanzte einen grotesken Reigen, als Kugeln in Rücken, Schultern und Schädel einschlugen, Stahl penetrierten oder funkensprühend abglitten. Eine der Kugeln fand ihren Weg daran vorbei, stutze stahlkreischend ein Helmhorn des Priesters.
Tiefer ins Gemetzel, gebt mir Eure Leben!
"Wer stirbt als nächstes in Balthasars Feuer?!" Er stieß den verbrauchten Unrat zur Seite. Der Gestank schmorenden Fleisches haftete noch an seiner Rechten, wo die Flammen loderten. Funken des Zornes sprühten aus den Ritzen seiner Rüstung. Kurz verspürte er einen Stich rasender Enttäuschung. Der Feind stand nicht so dichtgedrängt wie er gehofft hatte, war übers Gelände verteilt. Dann wich das Gefühl. Kein Dutzend Meter vor ihm stand Mörder-Macey, zwei Revolver im Anschlag.
"Auffächern! Lücken schließen!" Ahlefeldts Stimme klang fern.
Muss töten.
Die Zerstörung des Feindes war nah. Mörder-Macey, die gesuchte Banditin, trug ein weißes Sommerkleid, verdreckt mit Matsch und Blut. Hinter ihr stak eine gestohlene Seraphen-Muskete am Bajonett im Erdreich, und an ihrem Gurt hingen zwei blasphemische Eisenmonster, mehrläufige Schusswaffen mit blutrotem Glimmen in den Kammern. Sie trug ein rotes Mundtuch, und die schwarzen Locken hingen ihr in die Stirn, aber er erkannte sie trotzdem. Zornig funkelte sie ihn an, und Zorn sollte sie ernten. Du gehörst mir. Reserven des Mantels stürmten brüllend den Hang herab. Ein bulliger Ritter mit Kolben und Rundschild drängte sich zwischen den anderen Kultisten hindurch, entschlossen den nächsten Seraphen zu fällen. Eine vermummte Sucherin zog sich provokant den Dolch über die Kehle, schwenkte ein Schwert in der andren Hand. Ihr gehört alle mir. Er riss den Hammer empor, kanalisierte bebend die Wut. Das Feuer gierte. Er konnte es nicht halten. Vernichten, Zerschmettern, Verbrennen...
"Für Kryta!", schrie Abigail Finch, irgendwo zu seiner Linken.
Voraus löste die Sucherin sich in dunkle Schlieren auf, während Mörder-Macey einen Revolver fortwarf und die freie Hand an den Spannhahn des andren führte. "Nix da, Fettsack!", lachte sie, während er wortlos brüllte. Gerade als die Terroristin eine blitzartig knallende Salve auf ihn schoss, rammte man dem Priester hinterrücks eine Klinge in die Schulter. Er wankte grunzend vor, etwas schlug funkensprühend in seine rechte Panzerhand, und der Hieb ging ungezielt nieder. In einem meterweiten Kegel brach bebend das Erdreich auf, Flammen leckten empor, schwarzer Rauch verpuffte, Beine wurden vom Grund gerissen. Er sah nicht was er getroffen hatte. Ließ den Hammer fallen. Zur Linken hatte das Schlachtgedränge aufgeschlossen. Körper wankten ihm entgegen, ein Schwerthieb glitt nutzlos an seiner Rüstung ab. Er fuhr herum und packte zu, erwischte den Angreifer mit links am Handgelenk der Schwerthand. Es war die Sucherin, ihre Linke um den Dolch erleichtert. Direkt hinter ihr tauschte die Finch Hiebe mit dem kolbenschwingenden Ritter. Vereinzelte Schüsse knallten, und dutzende Stimmen riefen durcheinander.
"..weiter.." - "Verfluchter Sohn einer..." - "Mopsi!.." Das Fiepen in seinen Ohren verschluckte den Rest.
Der Priester schloss die flammenlodernde Rechte um den schmalen Hals der Sucherin. Zerquetschen. Röchelnd riss sie die Augen auf, panisch. Schwache Tritte prasselten gegen seine Rüstung. Im Hintergrund brach geräuschvoll die Nase von Gefreiter Finch, als der Mantel-Ritter ihr mit seinem Helm eine Kopfnuss verpasste und sie mit blutender Visage fort straucheln ließ. Umschweiflos wandte der Ritter sich dem andren Kampf zu, ein Einschussloch in seiner Schulterplatte, und holte mit seinem Streitkolben zu einem schweren Hieb aus, um seiner ketzerischen Kameradin zu helfen. Zerbrechen. Der Priester zog den gepackten Schwertarm der Sucherin lang und parierte damit. CRACK, machte der Arm, als der Kolben des Ritters ihn erwischte und knackend in einen unnatürlichen Winkel bog. Crack, machte das Genick der Frau, als der Priester es ihr brach. Er warf das tote Fleisch zu Boden.
Der Mantler geriet für einen Schreckmoment ins Stocken, bevor er zum nächsten Hieb ausholte. Eh er zuschlagen konnte, warf sich Abigail Finch aus vollem Lauf gegen ihn. Rüststahl krachte aufeinander, dann taumelte der weiße Ritter nach hinten, sein Gleichgewicht an eine Matschpfütze verloren, in die nun auch platschend sein Kolben fiel. Kaum auf den Beinen bleibend, ließ er das behelmte Haupt umher rucken und dann plötzlich den Schild sinken. "Ich ergebe mich! Gnade!", stieß der Mann hervor. Ein Hornstoß erklang im Südosten, tief und klar über dem Schlachtenlärm. Die Seraphen mussten mehr Boden gewonnen haben. Der Priester wandte sich nicht um. Grollend hob er seinen Hammer auf.
Im rechten Winkel des Sichtschlitzes lag Obergefreiter Damien Finch im Dreck und entfesselte eine blaue Schildwelle gegen seine Angreifer. Seine Schwester eilte dorthin, aber der Priester hatte kaum Augen dafür.
"Nein!", gellte der Ritter als er ihn näher kommen sah. Doch. "Bitte nicht! Gnade, bei den Göttern, Gnade!" Die Stimme des Kultisten rutschte in höhere Lagen, jaulend vor Furcht. Er hob die freie Hand, wollte ihn zum Stillstand bewegen. "Ich flehe Euch an, Gna- NICHT!" Die Stimme überschlug sich, blechern unter dem Helm. Doch, war alles was der Priester dachte. CRACK. Der erbärmliche Verräter brach im Dreck zusammen, sein Schädel zertrümmert.
Der Priester sah sich grunzend nach mehr um. Mehr... Seine Flammen wurden allmählich knapp, begannen leicht zu flackern. Nein.. nein.. noch n-icht... MEHR!
Gegenüber den Geschwistern Finch lag ein weiterer Ritter des Mantels auf dem Rücken, und neben diesem im Dreck hockte... Mörder-Macey. Ihre Kleidung war stark angesengt, aber das stoppte sie nicht. Sie warf dem Ritter einen schweren Gegenstand zu und richtete selbst einen identischen auf die beiden jungen Seraphen, chaotisch grinsend. Der Priester sah die sechs rot leuchtenden Läufe. Sein Hirn schaltete gerade noch rechtzeitig.
Verwüsten.
Als der Hammerkopf auf den Boden traf, entluden die letzten Flammen sich vorzeitig. Abermals brach die Erde auf, rascher und schwächer als zuvor, aber genügend. Der Ritter war dumm genug, eine Schutzkuppel zu wirken - die Flammen des Krieges brachen sengend unter seinem Rücken hervor, und er schrie. Mörder-Macey war klüger und hechtete schlicht fort.
Während Gefreiter Finch mit erhobenem Schild gen ihres Bruders zurück wankte, lehnte der Priester sich mit rasselndem Atem auf den Hammer. Durch den Sichtschlitz starrend, musste er einen Moment verharren. Er blickte auf Mörder-Maceys verbrannten Rücken und sah dem angeschlagenen Ritter beim Aufstehen zu. Bei Balthasar, diese alten Knochen. Die Pein holte ihn langsam ein. Seine rechte Hand schmerzte stechend, wo ein Revolverschuss auf den Stahl geprallt war. In seiner Schulter konnte er noch immer den Dolch der Sucherin stecken fühlen, und auf Bauchhöhe ragte nach wie vor der Waffenkopf der geborstenen Mordaxt aus seinem Harnisch. Auch seine Wunden der Vortage juckten hässlich. Nichtigkeiten. Er schnaubte blechern durch den Helm, hievte sich knurrend nach vorne links. Mörder-Macey zielte jetzt auf ihn, zögernd und mit Hass in den Augen, aber er verschärfte den Winkel und versuchte ihren Mitstreiter zwischen sich und ihr Schussfeld zu lotsen. Die zerschundene Banditin wandte sich ab und gab Fersengeld. Der Grund dafür war rasch entdeckt - Jemand hatte auf den Hängen nahe Neulehmwald Rauchgranaten ausgeworfen, und an vielen Stellen zogen die Kultisten des Mantels sich vor dem Vormarsch der Seraph-Wache zurück, um im weißen Schleier zu verschwinden. Ringsum war der Kampflärm stark zurückgegangen.
Der Priester schob sein Helmvisier nach oben, fühlte die Brise auf schweißnasse Haut treffen. Ihm gegenüber stand der letzte Mantel-Ritter, an dieser Flanke zumindest. Aus den Ritzen seiner Rüstung qualmte der Ketzer noch, und er hielt nun einen langen Streithammer in den Händen. Bringen wir es zu Ende. Der Priester Balthasars setzte vor, hoffend auf ein gutes Duell, aber sein Falkenschnabel riss den Hammer des Kontrahenten mühelos aus dessen Händen.
"Ihr seid eine Enttäuschung, Ketzer.", grollte er trocken.
Der Ritter stolperte ohne Gegenwehr nach hinten, drehte sich um und floh ebenfalls. In den Beinen des Priesters war nicht mehr genügend Jugend, um ihn einzuholen. Das wusste er.
Kurz erwog er, seine Pistole zu ziehen. Dann aber entschied er sich dagegen.
"LAUFT, IHR MADEN!", brüllte er, als sein letzter Gegner durch den Rauch verschwand. "BEVOR DER NÄCHSTE VOLLMOND AM HIMMEL STEHT, WERDE ICH EURE KÖPFE AUF PFÄHLE SCHLAGEN!"
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