Die Rothaarige stellt die Rahmentrommel auf ihrem Schenkel aufrecht hin. Die Linke umfasst von oben das dunkle Holz, lässt die Fingerkuppen sacht auf das Fell schlagen. Langsam, doch stetig klingt der Takt in klaren, abgetrennten Tönen durch die Luft.
Mit der Rechten einen Kreis über das Fell streichend, finden auch dort die Finger für die nächsten Klänge. Tief und dumpf erklingen die Schläge ihres Daumens. Mischen sich mit dem Takt der Linken und wechseln sich ab, mit dem festen Aufschlagen ihres kleinen Fingers.
Trommelnd sitzt sie da, Schnee bedeckt das rote Haupt und die nackte Haut an Schultern und Armen. Ihre Augen sind geschlossen und es scheint, als gleite sie hinüber in eine andere Welt. Eine Welt, in der sie gemeinsam mit einer Norn die Zeilen singt, die nun aus ihrer eigenen Kehle hervor dringen.
Klar und hell klingt die Stimme der Rothaarigen durch die Nacht. Vermischt sich mit den lautlosen Schneeflocken, die sacht hinab fallen. Wird durch die Stadt getragen vom kalten Nordwind, der hin und wieder durch das Tal pfeift.
"Schlaf kleines Kindlein,
so schlafe ruhig ein.
Die Geister, sie werden
im Traum bei dir sein.
Bärin sie schenkt dir,
die Kraft - stark zu sein.
Und Vater Wolf lässt
dich niemals allein.
Rabe den Geist stärkt
und auch den Verstand.
Schneeleopardin dich nimmt
stet's an die Hand.
Auch uns're Ahnen,
sie blicken auf dich.
Erzähl die Legenden,
glaube an dich."
Monennia