Oxymoron - Offenes Geheimnis

Samantha atmete schwer, als sie sich niedersinken ließ. Sie hatte Pergament zwischen den Fingern und einen Füller. Ihre Gedanken waren kaum zu fassen, kaum greifbar und trotzdem hatte sie Hoffnung Linderung zu finden, wenn sie schrieb. Ihre Lider schlossen sich einen Moment, während sie im Hintergrund das ticken einer Uhr lauschte. Das Bein wippte und zitterte dabei und mengte sich zu dem Geräusch des tickens. Beides war nicht im Takt, so wie ihr Kopf. Sie hatte das Gefühl als wäre sie mindestens zwei Personen, oder als besäße sie mehr als zwei Stimmen die immer im Ungleichgewicht waren. Das böse gewann so oft. Unzählbare Male.

Die Hand senkte sich angespannt - die Schrift war krakelig, die Sätze wirr. Oft wurde etwas durchgestrichen bis ein Text entstand der sie nur noch mehr frustrierte und vor Augen führte wie infam das Verhalten war. Samantha wusste nicht wieso sie so war. Denn obstinat und unbelehrbar wollte sie nicht sein. Sie war es aber.



Meine Sicht war verschwommen, alles war Schemenhaft und weit weg, als ich mich verliebt habe. Das einzige was ich klar im Blick hatte, warst du. Und du, du sahst mich... aber irgendwie auch nicht. Deine wunderschönen, eisblauen Augen sehen durch mich durch als wäre ich Glas. Glas ist zerbrechlich, das hast du erkannt -

aber ich bin nicht Glas.


Sie hielt einen Moment inne, tippte mehrmals auf den Punkt hinter dem Wort Glas, wodurch der beendete Satz bedeutungsvoller wirkte, da dieses Satzzeichen größer erschien, durch den vergrößerten Tintenfleck.


Ich bin... Ich weiß nicht was ich bin, außer, dass ich schon lange zerbrochen bin.


Diese Worte waren rasch geschrieben, dass unausgesprochene, aber offene Geheimnis gelüftet. Besonders diese Zeile wirkte krakelig und nach rechts neigend, da sie diese so schnell geschrieben hatte. Sie weiß nicht, wer sie ohne Nemesis ist.


Wahrscheinlich wirst du mich nicht mehr sehen. Du wirst mich nicht mehr sehen - wollen- und auch nicht mehr von mir hören. Du wirst nicht mehr mein "Ich liebe dich." hören wollen, weil es sich wie eine Lüge für dich anfühlen wird.


Du denkst, ich hätte dich in Stich gelassen und wäre wie immer fortgelaufen. Das ist das was du gesehen hast. Wieso verstehst du nur nicht, wie falsch du damit liegst? Niemals wollte ich dich verlassen. Ich hätte dich nicht verlassen können, mein Dämon wusste das. Aber das wirst du niemals wissen... Nicht mehr wissen wollen.


Ich weiß nicht wer oder was ich bin.


Tod. Lebendig.


Die zwei Gegensätze scheinen diesmal näher aneinander zu liegen, als jemand vermuten könnte. Es tut zu so sehr weh, als das ich diesen Zustand als Tod schimpfen könnte und doch fühlt es sich an, als wäre ich noch mehr gestorben.

Ich bin dazu verdammt, dich immer und immer wieder zu sehen oder von dir zu hören obwohl ich vorgebe dich losgelassen zu haben.


Das ist mein Martyrium an mich selbst, ob ich es will oder nicht.


Dieser Brief erreichte Vogan Bronnach niemals.

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