Castiels Pein

Der Graf ging sehr früh aus dem Hause der Baroness und ließ seine wunderschöne, zukünftige Frau schlafen. Er nahm alle Dokumente mit, die ihm Jana - Aurélies Zofe - ausgehändigt hatte und eilte sich damit, erst Heim zu kommen.


Castiel wartete dort bereits auf seinen Herren. Entweder hatte er nicht geschlafen, oder war bereits wieder wach.


"Graf...", er verneigte sich und blickte demütig. Er wusste, es würde eine schelte geben für das, was er am Vortag zu Aurélie sagte.


Und tatsächlich: Hermes strafte den dunkelhaarigen mit Nichtachtung und ging in sein Büro, dass er hatte um sich an seinen eigenen Dokumenten zu bedienen die nötig waren für eine Eheschließung.


Castiel folgte, musterte mit aufkeimenden Entsetzen den Hausherren um sich zu überwinden ihm die Gelenke zu halten. Was auch immer geplant ist, er will es unterbinden. "Nein, nein... Nein!", überschlugen sich die Worte die über die Lippen kamen.


"Bitte?" Hermes hielt inne, lupfte die Brauen, was seiner versteinerten Miene noch mehr schärfe verlieh.


"Das... Ihr könnt doch nicht!?" Der Hausangestellte schluckte schwer. "... einfach schon heiraten. Ihr kennt Euch kaum. Sie tut Euch nicht gut!"


"Ich werde sie kommende Woche noch heiraten. Ihr Vater und ich haben ein Abkommen, dass ich zu erfüllen habe.", entgegnete er stoisch und das blau seiner Augen wirkte eisig.


"Abkommen? Was für ein verdammtes abkommen ist das, dass ihr so rasch heiratet?!" Castiel sah man an, wie sich ihm alles zusammen zog und folgende Worte von seinem Herren schweren Schaden anrichten könnten - je nachdem was folgte.


"Ich habe bis zu diesem Herbst Zeit einen Erben zu zu zeugen.", er reckte das Kinn und sah Castiel finster an und fuhr fort: "Es möge geschehen, ohne dass deine unreinen Hände sich einmischen." Seine Stimme war streng.


Castiel zuckte zusammen und in seinen Augen füllten sich mit Tränen der Fassungslosigkeit und auch dieser beklemmenden Angst seinen Herren gänzlich zu verlieren.


"Ich werde heute einen Termin ausmachen, sie um ihre Hand anhalten und alle Termine für die nächsten 28... Ach, machen wir 30 Tage, widerrufen. Die Aufgabe wird Euch zuteil. Briefe an meine Patienten senden. Das ist ein Vertrauensvorschuss. Vermasselt es nicht."


"Ja, Herr.", verneigte sich der Mann demütig und blieb stehen um Hermes einen bedeutsamen Moment zu betrachten.


"Mach' es jetzt. Ich will Euch gerade nicht sehen.", schob der Blonde noch forsch nach und machte eine wirsche Handgeste.


Und tatsächlich, Castiel eilte sich um aus den Augen des Mannes zu treteb. Ihm waren die Tränen peinlich und die Worte saßen extrem tief. In seinen Herzen baute sich nur mehr Groll gegen die Baroness aus. Hermes war unzugänglicher, kälter und jetzt wollte er Castiel nicht mal mehr sehen! Alles ihre Schuld!


...



Castiel setzte sich an seinen Schreibtisch und begann damit, die Briefe an Hermes' Patienten zu verfassen. Seine Hände zitterten vor Wut und Enttäuschung, während er die Worte auf das Papier brachte. Er konnte nicht fassen, dass der Graf so leichtfertig eine Ehe eingehen wollte, ohne diese Frau richtig zu kennen. Und dann noch diese Forderung nach einem Erben, als ob dieser Irrsinn nicht ausreichte.


Die Baroness hatte ihn schon immer misstrauisch behandelt, aber jetzt schien sie ihr Ziel erreicht zu haben. Sie hatte es geschafft, den Grafen noch mehr von ihm zu entfremden und ihn als unzureichend darzustellen. Castiel ballte seine Fäuste und versuchte, die aufkommende Wut zu kontrollieren. Er durfte sich nicht von seinen Emotionen überwältigen lassen, er musste einen klaren Kopf bewahren, um seine Aufgabe zu erfüllen die ihm sein Herr aufgetragen hatte.


Nachdem er die Briefe geschrieben hatte, brachte Castiel sie zur Post und kehrte dann zurück ins Anwesen. Er vermied es, dem Grafen über den Weg zu laufen und zog sich in sein Zimmer zurück. Die Worte des Grafen hallten immer noch in seinem Kopf nach und er konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob er wirklich so wertlos war, wie seine Gedanken es inzinierten.



Die nächsten Tage vergingen in einem trüben Nebel aus Arbeit und Selbstzweifeln. Castiel erledigte seine Aufgaben gewissenhaft, aber sein Herz war nicht bei der Sache. Immer wieder musste er an die bevorstehende Hochzeit denken und an die Tatsache, dass er den Grafen nun endgültig verloren hatte.


Bis der Tag der Hochzeit kommen würde, wusste der Hausdiener, dass er das kaum ertragen würde, den Festlichkeiten beizuwohnen. Er hatte sich entschieden, nicht der Zeremonie beiwohnen zu wollen und stattdessen zu verreisen. Die Gedanken an den Grafen und die Baroness waren zu schmerzhaft, um das auch noch zu ertragen.

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