Die Nacht der Nebel 2015



  • Aus den Aufzeichnungen des Rabenschamanen Thure Garulfson, Ältester des Hochgipfel-Things, Bewahrer der Legenden und Meister der Runen über die Nacht der Nebel und die Überlieferung, was geschehen muss, damit die Schrecken fern bleiben.


    Die Zittergipfel sind wild und voller Gefahren. Ihre Wurzeln reichen tief in das Herz der Welt und ihre Gipfel berühren die Sterne, denn sie sind so alt wie die Zeit. Und alt waren sie schon, noch bevor der erste unserer Ahnen durch die Täler streifte und wild waren sie immer noch, als das erste Feuer brannte. Aber es gibt Orte, die sind gefährlicher als andere. Dort, wo die Grenzen zwischen den Welten verschwimmen; dort, wo die Wirklichkeit dünn ist, in den Schatten, in den Nebeln, in der Dunkelheit.
    Jedes Jahr, wenn sich der Sommer neigt und der lange Winter kommt, wenn die Schatten länger werden, dann kommt die Nacht, an denen die Nordlichter verstummen und der Mond voll und kalt über den Gipfeln steht. Die Nacht, in welcher das Licht der Sterne matt ist und nicht durch die Wolken dringt. In dieser Nacht sind die Grenzen zwischen den Welten dünner als sonst und die Nebel sind nah. Und die Nebel sind es, die aufsteigen aus den dunklen Orten dieser Welt, die schon unsere Ahnen mieden. Im Tal von Keryast kommt der Nebel aus den Wassern des Cathair na Ceo und legt sich über die Landschaft. In Vadrefjort kommen die Nebel aus der Frostklamm. Um Halvars Gehöft steigen die Nebel von der toten Quelle her auf. Denn überall in den Zittergipfeln finden sich alte Orte der Macht, an denen die Schleier dünn sind und die Welt umher gefährlich. Mit den Nebeln kommen die Schrecken, verborgen, flüsternd und lockend - älter als die Berge selbst.
    Vor der Nacht der Nebel zündet Feuer an, so viele, wie ihr könnt. Hängt Laternen auf, an den Türen, an den Fenstern, an den Simsen. Hängt sie so, dass kein Schatten bleibt, keine dunkle Stelle geworfen wird. Zieht das Jahr über Kerzen und verteilt sie. Feuert den Kamin an, wie die Esse des Schmieds, wie das brennende Herz der Berge.
    Ein jeder Norn, ob Kind, ob Weib, ob Schmied, ob Krieger soll in den Hütten bleiben, denn die Nebel kommen. Selbst der Jäger, der Bergschürfer, die Kriegerin, die ihrer Legende folgt, die Hirtin und der Köhler, sie alle kommen und versammeln sich. Denn wer draußen bleibt, im Tal, der verschwindet im Nebel und wart nie mehr gesehen. Wer alleine bleibt, der hört den Ruf und und wandert in die Nebel.


    Ihr aber, die ihr euch versammelt habt, schürt die Feuer überall, kein Schatten darf bleiben, kein Nebel ins Dorf kommen. Folgt den Schamanen und stimmt die alten Weisen an. Musik muss aus einer jeden Halle strömen, auf dass die flüsternden Lügen aus den Nebeln nicht zu hören sind.
    Im Kreise um die Feuer sollt ihr euch versammeln und den Raben preisen. Denn er geleitet euch sicher durch die Nebel. Und ihr ehrt den Raben, indem ihr beweist, dass euer Geist schnell und scharf ist wie ein gutes Schwert. Beweist dies und löst zu seinem Ruhm Aufgaben mit dem Verstand, die ihr euch aufsagt. Dann wird der Rabe Weitsicht schenken und euch sicher durch die Nacht geleiten. Und wenn der Zenit der Nacht übersprungen wurde, wenn ihr genug gesungen und euren Verstand genutzt habt, wenn die Feuer die Finsternis vertrieben, dann zieht sich der Nebel zurück und die Schrecken gehen ohne Beute.
    Und wenn die Sonne die Berge und Täler wärmt, verlasst die Hütten und preist die Geister erneut, denn die Nacht der Nebel ist vorüber.


    (by Ronja)


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    Die Nacht der Nebel: ein bedeutsames, mystisches Ereignis und einer der der großen vier Festtage im Nornjahr, mitunter der düsterste seiner Art. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger und dunkler. Die Natur bereitet sich auf den Prozess des Sterbens vor. Die Zeit um Nacht der Nebel herum,(-) ist das Ende aller warmen Tage. Dies ist die Zeit, in der die Kälte tief in die Knochen zieht, Ernte und Fülle vorübergeht, der Winter kalten Mantel über die Zittergipfel legt. Dem Vergänglichen wird gedacht, die Ahnen geehrt.


    Aus den tiefsten Schluchten, aus den höchsten Wipfeln, aus den hintersten Winkeln der Berge dringen Nebelschwaden hervor und überziehen das Land, als wollten sie es in ihrem dichtem Dunstgewebe ersticken. Aus vieler Munde kann man Warnungen vernehmen, die einen davon abhalten sollen, sich in dieser Nacht hinaus zu wagen. Man sagt, die Grenze zwischen dem Hier und dem Dort, der jenseitigen Sphäre in den Nebeln, sei in dieser Nacht besonders dünn. In den dunstigen Schwaden könne einem großes Unheil begegnen - manche sprechen von gespenstischen Trugbildern, grausigen Spiegelungen der eigenen Ängste, andere wiederum glauben, man begegne dort den verzerrtenAbbildern Verstorbener, Vorfahren, die von uns gegangen sind, oder aber niedergeschlagenen Feinden, deren rachsüchtigeGeister nach Vergeltung suchend, zurückkehren.



    Brauchtümer


    Rabenmesse

    Dieser Festtag und die anbrechende Zeit steht ganz unter dem Zeichen Rabes, dem Künder des Morgens, dem Herrn des Wissens. Ist jener große Tiergeist doch der, welcher den Norn in dieser finsteren Zeit zur notwendigen Klarsicht und Stärke in Gedanken und Geist verhilft und sie auf die richtigen Wege leitet. Um ihn zu ehren, versammeln sich die Norn, unabhängig davon, welchem Tiergeist sie persönlich auch folgen mögen, zur Abendstunde, bevor die Nebel das Land überziehen. Rabes Schamanen sind es, welche des Vaters Segen für das Volk der Norn in einer Messe erbitten.



    Eine Frage der Schläue

    Ein weiterer Brauch ist Vater Rabe gewidmet. Dieser besagt, dass Rabe es besonders schätze, wenn man in der Nacht der Nebel eine Aufgabe des Wissens besteht. In den Wochen vor diesem Festtag wird einer jeder Sippe oder jeder Versammlung, jedes Rudels oder jeder Gemeinschaft von der Mehrheit herausgedeutet. Es ist an jenem Norn, sich ein Rätsel auszudenken, welches er den anderen in der Nacht der Nebel stellt. Bis der nächste Tag anbricht, soll das Rätsel gelöst, Verstand und Geistesschärfe geschult werden, um den Trugbildern der Nebel stärkeren Einhalt zu gebieten.



    Klarer Geist ruht nicht im Schnaps

    Sich den Verstand mit verschiedenen Mitteln zu benebeln, steht in hartem Kontrast zu dem, was in dieser Nacht besondere Wichtigkeit verlangt. Ein Alkohol- oder Rauschkraut geschwemmter Geist ist weitaus anfälliger für die Tücken, die in den Nebeln lauern. Man meidet dergleichen Zustände an diesem Tag und der Nacht selbst.



    Das Licht weist uns den Weg

    In dieser Nacht werden zahlreiche Lichter auf den Wegen zu den Häusern, an den Hütten und in ihrem Inneren aufgestellt, um den Einsamen, im Nebel irrenden Norn den Weg in die Gemeinschaft zu weisen. Es ist an jedem Haus, den Schutzsuchenden, seien sie fremd oder bekannt, in dieser Nacht Einlass zu gewähren. Kinder bemalen und basteln Papierlampions oder höhlen Rüben aus, um den Körper dieses Gemüses als Laternenschirm zu entfremden. Es werden Kerzen gezogen und zu künstlerischen Kleinkunstwerken verarbeitet. Die Feuer an den Gehöften werden ordentlich geschürt und für ausreichend Brennholznachschub wird im Vorhinein gesorgt. Auf vielen Märkten werden aufwändigere gusseiserne oder schmuckvolle hölzerne Laternen feil geboten.


    Musik soll erklingen

    Es ist Brauch, dass sich Skalden und Musiker in den Gemeinschaften einfinden um ihr Liedgut zum besten zu geben. Mit den Klängen halte man die schleichenden Schatten aus den Nebeln fern, so sagt man. So sich kein Spielmann finden lässt, singt man gemeinschaftlich in der Gruppe, egal wie hoch, schräg, dumpf oder klar es klingen mag.


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    Der Ritus der Rabendiener in Hoelbrak


    Kurz vor der achten Abendstunde sollen sich Norn, die dem Ritus beiwohnen wollen, vor der Halle des Raben versammelt haben. Dort werden Schalen mit reinem Gletscherwasser bereit stehen. Die Hände sollen darin gereinigt, und einhergehend vierfach mit dem klaren Nass die Stirn benetzt und gekühlt werden.
    Ein langer, schmaler Weg führt zum Abbild des Vaters. An beiden Seiten sollen sie sich aufstellen, in der Mitte freien Gang für die Diener Rabes lassen. Sobald das Geisterhorn die
    heiligen Hallen erschüttert, beginnt die Prozession. Ein jeder Norn bringt vier verschiedene Kräutergaben zur der heiligen Stätte mit:
    rote Chilischoten vom Strauch, frische Minze im Bündel, Blätter vom Thymiankraut und die zarten Spitzen eines Salbeitriebs.
    Im Laufe der Prozession wird jeder die Gelegenheit finden, diese zu spenden.
    Sobald der zweite Hall des Horns verklingt, endet der Ritus. Die Gemeinschaften sollen rasch in ihre Hütten und Häuser zurückkehren und nicht länger draußen verweilen.




  • -Ooc-

    Hallo werte Community und Freunde des Norn-Rollenspiels! Mit diesem Event möchte ich einen weiteren großen Festtag zu den anderen anfügen und im Nornleben etablieren – die Nacht der Nebel. Wie ihr sicher wisst, existiert dieser Festtag nicht der Lore nach, ist also frei interpretiert. Dennoch möchten wir alle Interessierten dazu einladen, diesen mystisch-spirituell aufgeladenen Abend und seine Bräuche in euer Rollenspiel einfließen zu lassen. Vielleicht lässt sich aus dieser Thematik für euch ein kleiner Plot stricken? Vielleicht ist es eine Gelegenheit, eurem Charakterspiel eine weitere tiefgründige Seite hinzuzufügen? Die Anknüpfungspunkte können vielseitig genutzt und bespielt werden. Am Abend des 7. Novembers wird es einen Ritus in der Rabenhalle geben – es wird in erster Linie ein „mitleselastiges“ Event, aber im Detail sorgt jeder Spieler dafür, dass der Ritus an Authentizität
    und Immersion gewinnt. Nach dem Ritus kann jeder Spieler seines Weges ziehen und mit den Traditionen weiterspielen, wenn er oder sie das möchte.
    Es ist ein Event von Nornspielern für Nornspieler – so möchte ich zwar alle neugierigen Spieler anderer Völker ebenso gern zu diesem Abend einladen, allerdings mit der Bitte, sich für diesen einen Abend zwecks Immersion ebenso einen Norn zu erstellen.

    Falls ihr Fragen dazu habt oder euch helfender Weise einbringen wollt, meldet euch bei mir via Pm. Ich freue mich auf euer Erscheinen!

  • Schweißgebadet fuhr er aus seiner Schlafstatt hoch und rang nach Atem. Seine Hände krallten sich panisch in das Fell auf dem er lag, während er sich umsah, zu realisieren versuchte, wo er sich befand. Sein Blick wanderte über die Betten des Schlafsaals im Gemeindehaus des Klans, wo so mancher Norn noch friedlich vor sich hin schnarchte, und langsam wich die Angst einem Gefühl der Erleichterung. Ein Albtraum hatte ihn aus seinem Schlummer gerissen, angestrengt versuchte er sich zu erinnern, doch der Traum war so zerrüttet und schnell verschwunden, wie er vor seinem geistigen Auge erschienen war. Jedes Jahr, zur gleichen Zeit, kehrten die Gedanken wieder. Und jedes Jahr, zur gleichen Zeit, bescherten sie ihm Albträume, die ihm den Schlaf raubten.
    Verschlafen blickte er aus dem Fenster, hinter deren Gläsern die Sonne langsam über die Berge empor stieg und die ersten Lichtstrahlen auf Hoelbrak warf. Viel zu früh um aufzustehen, wenn es nach ihm ging, aber schlafen konnte er nun ohnehin nicht mehr. Also rieb er sich murrend den restlichen Schlaf aus den Augen, bevor er sich über den Wassereimer neben seinem Bett beugte und sich etwas davon ins Gesicht spritze um endgültig wach zu werden. Dann schlüpfte er in die Klamotten die er vor dem Schlafen gehen einfach neben sein Bett geworfen hatte, ein einfaches Hemd, sowie ein Ledermantel und eine schmutzige Lederhose, dazu ein paar ausgeleierte Arbeitsstiefel. Im Anschluss trottete er müde in die Teeküche, nur um einen Rest lauwarmen Kaffees in einer Kanne zu finden, den er sich in einen Becher goss. Immerhin hatte einer der Frühaufsteher etwas für die Schlaflosen übrig gelassen. Oder ein anderer Schlafloser. Auf dem Weg zur Tür, um seinen täglichen Spaziergang nach dem Aufstehen zu machen, warf er einen letzten Blick in den Schlafsaal zurück. Da lagen sie alle, schliefen ruhig und friedlich. Doch er wusste, spätestens wenn es wieder so weit war, konnte keiner von Ihnen noch gut schlafen, egal für wie furchtlos sie sich auch hielten. “Scheisse…. ich wette, wenn die Nebel wieder über’s Land ziehen, kann nich’mal Renvar einfach so einschlaf’n.”, hallten die Worte seines Vaters ihm durch den Kopf und unweigerlich, musste sich Alrik einen ängstlichen Renvar vorstellen, der zitterte wie Espenlaub und nur bei voller Raumbeleuchtung überhaupt ein Auge zumachen konnte. Er schnaubte einmal amüsiert über diese Vorstellung in seinem müden Kopf, ehe er die Tür aufdrückte und in die kalte Morgenluft hinaus trat. Draußen angekommen hielt er sich links, um auf das Dach hinauf zu gehen und dem Sonnenaufgang von dort aus zu zusehen. Es war ein guter Ort, eine gute Zeit, um sich zu entspannen und die Gedanken zu ordnen. Er brauchte das einfach, speziell zu dieser Zeit des Jahres,so trübte der verwirrende Einfluss der Nebel seine Gedanken manchmal schon, noch bevor die Nebel überhaupt kamen.


    Er wusste noch ganz genau, wie er sich als Kind immer im Haus versteckt hatte, damit die Nebel ihn nicht finden würden, selbst wenn das Licht der Laternen zu flackern begann. Und als seine Schwester dann auch alt genug war um Angst vor den Nebeln zu haben, zeigte er ihr wo sie sich am besten verstecken konnte, während er mit seinem Übungsschwert Wache hielt. Den großen und tapferen Bruder mimen, obwohl er eigentlich die Hosen voll hatte.
    Trotzdem hat er sich immer, wenn alle im Heimkehrer zusammen kamen, mit den anderen Kindern im Viertel, um ihr ganz eigenes Feuer zusammengesetzt, während die Erwachsenen über ihren Erwachsenenkram redeten. Dann haben sie sich immer gegenseitig die neuesten Geistergeschichten erzählt. Eine war immer düsterer und blutiger als die Andere, am nächsten Tag wurde sich dann immer getroffen und geschaut ob einer ins Bett gemacht hat. Die “Verlierer” dieses Wettstreits mussten dem Rest der Gruppe dann Süßigkeiten abtreten. Es war jedes Jahr jemand Anderes, und Alrik konnte es heute keinem der Kinder mehr übel nehmen, wenn er sich an die Geschichten erinnerte. Die Vorstellung dass, beispielsweise, der Geist eines alten Mannes mit einer Hakenhand, einem das Gehirn aus der Nase zog, bescherte sicher keinem der Kinder einen ruhigen Schlaf.
    Trotzdem musste er schmunzeln. Insgeheim hatten sie alle eine Heidenangst vor den Nebeln, sind immer gemeinschaftlich zusammen gezuckt, wenn ein Luftzug die Laternen schaukeln lies und Eine ausging. Natürlich hätte das aber nie einer von Ihnen zugegeben, schließlich waren sie tapfere junge Männer!
    Aber auch andere Leute im Viertel hatten ihre eigenen kleinen Rituale, die sie jedes Jahr durchzogen.
    Jurgen, der ansässige Bierbrauer im Viertel, schenkte der heiligen Halle des Raben jedes Jahr vier Fässer seines besten Biers. Je ein Fass für sich selbst, seine Frau, und seine beiden Kinder. Er war der Meinung Vater Rabe würde sehen wie streng er sich an die Bräuche hielt, indem er seinen Alkohol nicht nur nicht trank, sondern ihn auch an seine Diener abgab, so dass der Rabe in jener Nacht besonders aufmerksam über seine Familie wachen möge.
    Der alte Bolvar, hat immer sein ganzes Haus in eine einzige riesige Laterne verwandelt. Aus jedem Fenster des Hauses drang die ganze Nacht hindurch, fast schon schmerzend grelles Licht nach draußen, weil er in jeder Ecke seines Hauses eine Kerze am brennen hatte. Auf dem Weg zu seinem Haus standen Dutzende Laternen, damit es auch keinen einzigen Schatten mehr auf dem Schnee gab, wenn er das Haus doch mal verlassen musste, und seine ganze Bude stank nach Rauch, wegen des fast schon übertriebenen Feuers dass er immer im Kamin schürte. Manche erzählten sich, dass wenn die Nacht der Nebel überstanden war, er das ganze kommende Jahr lang, bereits Vorbereitungen für die nächste Nacht der Nebel traf.
    Aber trotz der fürchterlichen Bedeutung dieser Nacht, waren es großteils schöne Erinnerungen, denn wer sich an die Bräuche und Regeln dieser Nacht hielt, der hatte kein Unheil zu fürchten.



    Viele Jahre hatten sie die Nacht der Nebel unbeschadet überstanden, und je älter er wurde, desto grauenhafter wurden die Geschichten die er mit anhören durfte. Doch keine dieser schrecklichen Schauergeschichten, über Erscheinungen der Verstorbenen, rachsüchtige Geister, oder andere Schrecken die einem den Verstand rauben, konnte ihm noch Angst einjagen, als er im Alter von vierzehn Jahren sein erstes scharfes Schwert erhielt. Auf der Jagd nach Ruhm und Ehre, wollte er in jenem Jahr auch den Nebeln trotzen, seinen Vater stolz machen, indem er vielleicht eine Nebelgestalt tötete und dann als Alrik, “ Der Bezwinger der Nebel”, in die Klansgeschichte eingehen.
    So schlich er sich in jener Nacht, vor dreiundzwanzig Jahren, aus dem Haus, auf der Suche nach Gefahr und Abenteuer. Abseits der von den Laternen ausgeleuchteten Wege schlich er an den Rand des Viertels, von dort aus in den Wald. Er wollte weg von den schützenden Lichtern, der Gefahr ins Auge sehen. Flink, wie er es von seinem Vater gelernt hatte, bewegte er sich über den unebenen Waldboden, presste sich immer wieder an Bäume, um aus der Deckung zu spähen. Doch dann plötzlich, als er sich wieder umdrehte, stand da vor ihm ein Mann.
    Eine geisterhafte Gestalt war wenige Meter vor ihm erschienen, in alte Rüstung gewandet, mit zwei Schwertern am Gürtel. Das Eine erkannte er sofort… das Familienschwert der Mikkonens, das Andere war ihm fremd. Er hob sein Schwert an, bereit anzugreifen, da drehte sich die Gestalt langsam zu ihm um, gab dabei langgezogene, schmerzerfüllte Laute von sich, die einem das Blut in den Adern gefroren.
    Die Panik überkam den jungen Alrik, er wollte losschreien und Fersengeld geben, doch die Angst lähmte ihn, schnürte ihm die Kehle zu. Dann starrte er in das verzerrte und gequälte Gesicht seines Großvaters, Blut lief aus seinen Augen, tropfte von seinem Kinn hinunter in den Schnee. Langsam, mit schwerfälligen, klappernden Schritten kam er auf Alrik zu, starrte ihm aus blutigen Augen direkt in die Seele.
    Unfähig sich zu bewegen stand der Junge da, starrte in die Fratze die er als seinen Untergang deutete, spürte wie er ihm durch seine bloße Anwesenheit das Leben aus dem Körper saugte. Immer näher kam der Geist seines Ahnen, streckte den bleichen Arm nach seinem Enkel aus, bereit ihn in die Nebel mitzunehmen. Fast berührte er ihn, Alrik blieb vor Schreck das Herz einen Moment stehen, dann packte ihn etwas an der Schulter und riss ihn zurück. In diesem Moment verlor er das Bewusstsein.
    Als er wieder aufwachte, lag er zuhause in seinem Bett, der nächste Tag war schon angebrochen, und seine Mutter und sein Vater saßen mit strenger Mine neben seiner Schlafstatt. Beschämt senkte er den Blick auf seine Decke, ehe sein Vater das Wort erhob.
    “Ich habe dich eigentlich für klüger gehalten, mein Sohn.”
    “Aber ich wollte doch nu…”, wollte Alrik schon trotzig erwiedern, ehe er von einem donnernden “SCHWEIG!”, unterbrochen wurde.
    “Es ist ganz egal was du wolltest.”, führte Tristan dann fort. “Du hättest da draußen verloren gehen können!”
    Schweigen erfüllte den Raum, während Alrik trotzig, aber dennoch ängstlich, auf seine Decke starrte. “Ich habe Opa gesehen…”, murmelte er dann erklärend.
    “Nein.”. Diesmal war es Esther die sprach. “Da war niemand, als wird dich gefunden haben. Du hast in den Nebel gestarrt und gezittert. Aber trotzdem! Was wenn du wirklich Etwas aus den Nebeln gesehen hättest? Dir hätte alles Mögliche passieren können!”. Eine Träne rann ihre Wange hinab, vielleicht aus Wut über seinen Ungehorsam, vielleicht aus Erleichterung, weil ihm nichts Ernstes geschehen war. Aber Alrik wusste es besser. Er hatte es gesehen. Er war sich ganz sicher!
    Noch bis zum Mannesalter sollte man ihm diesen Fehler vorhalten, doch brauchte er ihre Standpauken gar nicht. Denn das schmerzverzerrte Gesicht seines Großvaters, dass ihn heute noch manchmal in seinen Träumen heimsuchte, sollte für immer dafür sorgen, dass er nie wieder in einer Nacht der Nebel, alleine und ohn
    e Licht, vor eine Haustür treten würde.

  • Eis knirschte, als sich die mächtigen Oberarme anspannten und er am eisernen Griff zog, um die schwere Tür aus Eichenbohlen zu öffnen. Die Kristalle des frostigen Elements splitterten und das Holz wurde aus der kalten Umarmung befreit. Seitdem die Tür das letzte mal geöffnet worden war, war viel Eis gewachsen. In der Dunkelheit glimmte ein Funke, ehe dieser knisternd auf die Fackel übersprang und den Tunnel tief unter Hoelbrak in flackernden Schein tauchte. Die massige Gestalt walzte durch den Gang dem alten Gewölbe entgegen. Runen waren in den Fels gehauen worden. Runen, die die Geister priesen, und Runen, die vor den alten Schrecken warnten. Runen, die versprachen Gefahren fernzuhalten. Seine alten Knochen schmerzten, hier unten, wo Raureif die Wände bedeckte, noch mehr. Den ganzen Tag war er unterwegs gewesen, wie schon am Tag zuvor und auch am vorherigen war er nicht in seiner Hütte gewesen. Durch das Viertel war er gezogen, hatte mit den Leuten gesprochen und sich vergewissert. Durch die Hallen von Hoelbrak war er geschritten, um die Norn zu erinnern. Durch das Tal war er gewandert und hatte gemahnt, dass sie in den kommenden Nächten in den Hütten bleiben sollten. Er hatte angedeutet, dass es bereits zu einem Vorfall gekommen war. Die Jugend, so herrlich voller Tatendrang und kraftvoll, so unendlich dumm! Zu dieser Zeit zu jagen, nachts, in der Nähe des Sumpfes. Ein Wunder der Geister, dass es keine Toten gegeben hatte.


    Ein Schlüssel, so alt wie die Gewölbe selbst, drehte sich im Schloss und neuerlich wurde eine wuchtige Tür aufgestoßen. Er ächzte, brauchte seinen Tee, seine Ruhe. Blutunterlaufen blinzelten die alten Augen in die Finsternis, jenseits des Fackelscheins. Hatte er etwas gehört? Der mächtige Brustkorb blähte sich, als eisige Luft in die Lungen strömte. Die freie Hand wanderte an ein Amulett, das er um den speckigen Hals trug. Eine granitene Stimme kratzte Worte der Macht in die Luft. Die Schriften, die hier unten vom Klan aufbewahrt wurden, waren alt und weise, selten und gefährlich. Er wusste, wo er suchen musste. Als Bewahrer der Runen hatte er die vergangenen Winter, so lange er sich erinnern konnte, die Schriften aus ihrem steinernen Sarg empor geholt, wenn der Klan sie brauchte. Hier fanden sich die Riten, die Überlieferungen, die es brauchte, damit die Häuser in jener Nacht geschützt waren...

    Als Jurgen die Gewölbe verlassen hatte, spähte er hinauf in den Himmel und die hellen Punkte, die bereits weit gewandert waren. Zwei, drei Stunden vielleicht noch, ehe sich erneut ein heller Schein über den Rand der Berge schieben würde. Zeit für einen Tee. Der half gegen die Schmerzen. Schlafen konnte er, wenn er tot war. Bis dahin gab es noch viel vorzubereiten.


    (Nochmals ein kleiner Push als Erinnerung für das kommende Event. Die Nacht der Nebel, wenn auch nicht in der Lore verankert, richtet sich an alle Nornspieler, die Interesse haben, und nicht nur an den Klan.)




  • Hell lodern die Feuer, tapfer in den nächsten Morgen.
    Das letzte Tageslicht vergeht…früh, zu dieser Zeit.
    Unwirtliche, feuchte Kälte
    zieht in klamme Kleidung,
    selbst der Robusteste vermag die ersten Schauer in den Gliedern zu spüren.
    Schauer, die mit der Dunkelheit kommen.
    Schauer, die aus den Nebeln heraufziehen.


    Findet euch ein, Brüder und Schwestern.
    Vor der achten Abendstunde an den Flügeltüren des großen Hortes.
    Empfangt Rabes Segen und dann eilt,
    eilt zurück in eure Hütten und Gehöfte,
    zu euren Rudeln und Gemeinschaften.

    Leuchtet euren Nächsten den Weg durch die Finsternis.
    Bleibt zusammen.


  • Ähm... ich weiß nicht ob das wirklich hier hin sollte... aber ich hab keinen Feedback Thread gefunden und sollte es einen geben kann man das hier gerne löschen oder verschieben... oder... oder ... oder.


    Zuallererst möchte ich DANKE sagen. Für dieses beeindruckende, wunderschöne, tiefe, heimelige, mystische RP! Ich habe vor fast 2 Jahren mal eine Rabenschamanin gespielt und Leute... DAS hätte ich niemals zustande bekommen. Es war stimmig und schlüssig. Es war traditionell und innovativ. Und die untermalende Musik im Hintergrund hat mir auch ooc Gänsehaut bereitet nicht nur meinen Chars. Ich liebte den Ablauf des Ganzen. Ich fand nicht einmal dass es Längen hatte, wenngleich man an einigen Stellen warten musste, was mich persönlich aber so gar nicht tangiert hat. Es war einfach wunderschön.


    Die Texte waren ausgefeilt und die Riten stimmig.


    Es gab zwar an einer Stelle ein bisschen Chaos, aber selbst das habt ihr mit bravour gemeistert. Ihr seid auf alles eingegangen, wo manche vielleicht die Nase gerümpft hätten, was ich sehr schön fand.
    Damals war ich mit auf der Suche nach solchem Norn RP- es ist lustig dass es JETZT zustande gekommen ist.


    Auch das 'lockere' Zusammensein in der Taverne fand ich unheimlich schön. Ich wurde mit meiner doch fremden Norn liebevoll aufgenommen und eingeschlossen.


    Alles in allem hab ich eigentlich keine wirkliche Kritik... außer vllt:


    -setzt die Liedlinks das nächste mal bitte ins Forum zum draufklicken



    Mehr hab ich auch net XD


    Macht weiter so... und lasst mich bitte, bitte, bitte wieder daran Teil haben :love:

    "Wer die Klinge beim Griff ins Dunkel nicht erwartet, den schneidet sie umso tiefer!"


    "If you think that this has a happy ending, you haven't been paying attention"

    Einmal editiert, zuletzt von Regenteufelchen ()

  • Ho!


    Super Event und super Stimmung, hat mir sehr gut gefallen! Besonders das tolle Zusammenspiel der drei Schamanen machte das ganze harmonisch, ebenso die Musik! Passte sehr gut und trug viel zur mythischen Atmosphäre bei. Der Besuch in der Taverne am Ende hat das ganze nochmal schön ausklingen lassen. Da hab ich nichts zu meckern^^

    Zitat

    "setzt die Liedlinks das nächste mal bitte ins Forum zum draufklicken"

    Halte ich auch für ne gute Idee, wenn nichts dagegen spricht. :)

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