Tag 1 des Feldzuges (12.12.)
Aufbruchsstimmung - Ser Gerold:
Der erste Winterschnee kündigte kalte Jahreszeit an. Ser Gerold stand ganz in weiß am Hauptplatz von Shaemoor. Der eisige Wind fegte lau über das Dorf hinweg. Die Augen zusammengekniffen und das Gesicht hinter einem Schal verborgen, beobachtete der alte Ritter das rege Treiben um ihn herum. Für verrückt hatte man ihn gehalten, als er in den letzten Wochen die Vorräte besorgt hatte. 'Was? Jetzt im Winter? Das ist doch verrückt!'; trotz aller verdutzten Gesichter, verkauften ihn die Händler und so mancher Zwielichter Halunke ihre Waren. Die Kälte würde ihr schlimmster Feind werden, aber ein gutes Feldlager und sparsame Rationierung würde das Problem lösen. Als erstes würden am heutigen Abend die Soldaten der Sternwacht losziehen und ein Lager in den Kessexhügeln sichern. So das Wetter mitspielt, sollten zwei Tage später die restlichen Leute eintreffen. Frewillige und Helfer, aus allen Ecken des Reiches.
'Das wird ein Feldzug für die Ewigkeit' murmelte Gerold leise und ging wieder zurück in die Wärme des Gasthauses. Er sparte sich seine Portion bittere Kälte für den langen Nachtmarsch auf.
Der lange Marsch - Ser Gerold:
Erschöpft lies sich Ser Gerold auf seinem Nachtquartier nieder. Das Gruppenzelt war bereits erfüllt von leisem Geschnarche und stechendem Parfüm Duft. Die Reise in die Kessexhügel war kalt, lange und beschwerlich gewesen. Der Aufbruch nach Nachteinbruch in Shaemoor ging planmäßig vonstatten und der alte Ritter hatte nichts zu bemängeln. Die Garnison in Shaemoor gewährte ihnen Durchlass und die Straße nach Tonteich war begehbar.Gerold hatte in seinen alten Tagen schon viele Winter gesehen. Jeder war kalt, jeder war karg und voller Entbehrungen. Er hätte lieber seine Zeit in Götterfels verbracht, vor einem warmen Kamin, aber seinem Herrn verweigert man nicht den Dienst. Die kleine Kolonne hatte bereits tief in der Nacht die Hälfte der Strecke zurück gelegt, als das erste Hindernis auftaucht. Die Hängebrücke über den Fluss war komplett vereist. Verdroßen musste Ser Gerold einen anderen Weg wählen. Seine Späher hatten einen Trampelpfad entdeckt, der über eine vereiste Stelle am Fluss führte. Nicht gerade Ideal für eine Überquerung, aber das Eis wirkte dick genug, damit auch die schwer bepackten Doylaks sicher passieren konnten; das wäre aber zu schön gewesen. Plötzlich, ohne jede Vorwarnung, brachen aus dem Eis ausgehungerte Skale hervor und griffen die kleine Kolonne an. Gerold hatte mit Lord Starfall und Ciaran bereits das andere Ufer erreicht und musste sich gegen zwei ausgehungerte Exemplare verteidigen. Die gemeinen, bleichen Augen der Tiere sahen den alten Ritter hungrig an, als wäre er eine Portion Dosenfutter. Der Schneefall hatte bereits stark zugenommen, also konnte er nicht erkennen, wie es den anderen erging. Dem Kampflärm zu urteilen, der über den Fluss hallte, wurde seine Truppe auch von anderen Artgenossen dieser Biester beharkt.
Der Kampf mit den beiden Skalen war recht kurz. Gerold und Ciaran spalteten den Tieren den Schädel.
Der Kampflärm erstarb langsam und die Kolonne sammelte sich wieder. Bis auf einige, kleinere Verletzungen gab es nichts zu beklagen und der Trupp setzte seinen Weg fort. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte die Vorhut endlich das Ziel: Das Grauhuflager. Ser Gerold verlor keine Zeit und die Kolonne zog in das Lager ein und richtete sich für die Nacht ein.
Ja, es war ein langer Marsch gewesen. 'Bei den Sechs, was für ein Gestank!', murmelte der alte Ritter zu sich selbst. Er war viel gewöhnt, aber beißender Parfürmgeruch gehörte zu den Dingen, die er nicht in einem Feldlager erwartete.
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Kriegstagebuch - Hatena Starfall:
Unser Abmarsch von Götterfells aus verlief größtenteils reibungslos.
Meine Robe hielt mich schön warm und wir kamen gut voran.
Erst als der Weg später etwas beschwerlicher und der kalte Wind rauer wurde, war der Marsch weitaus beschwerlicher als gedacht.
Das ein oder andere mal fuhr mir der Gedanken durch den Kopf, hätte ich lieber Zuhause bleiben sollen? Habe ich mir zu viel aufgebürdet?
Zudem kreisten meine Gedanken bei meiner geliebten Cousine Cenestra, die erkrankt ist. Ich würde so gerne nach ihr sehen und für sie da sein, doch den Männern mit einem leuchtenden und stolzen Beispiel voran zu gehen, ist im Moment wichtiger für die Familie.
Ich kann mir gut vorstellen, wie die Moral der Männer steigt, wenn sie sehen das die Adeligen sich nicht zu schade für solch einen Feldzug sind.
Aus diesem Grund muss ich mich da durchbeißen, komme was wolle.
An einem Übergang im Altarbachtal, wo das Wasser seichter war, haben wir den Fluss überquert.
Hier gab es die auch eine erste Konfrontation mit ein paar wirklich ekligen Skalen.
Zum Glück nahmen sich die Soldaten schnell der Wesen an und beendeten ihr Dasein auf ziemlich brutale art und weise.
Danach konnten wir sicher an das andere Ufer.
Ich ging direkt hinter Alyria.
Der Weg war äußerst glatt. Ich wäre sogar fast ausgerutscht und auf die Eisfläche, die das Wasser bildete gestürzt.
Zum Glück konnte ich das Gleichgewicht doch noch halten. Bei Lyssa wäre das peinlich gewesen.
Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, sollte ich das Gleichgewicht nicht halten können und stürzten, mich an Alyria fest zu krallen.
Wären wir dann beide umgefallen hätte man mir sicher keine Unfähigkeit zu gehen vorwerfen können.
Etwas später erreichten wir dann Tonteich und machten dort kurz Rast.
Meine Wangen waren schon steif gefroren durch den Kalten Wind. Ein wenig heißer Tee, den ich mir Daheim in die Feldflasche gefüllt hatte, wärmte mich wohlig warm von innen.
Aber dennoch war es wirklich klirre kalt.
Als wir den Bergpfad hinter uns gebracht hatten, hielten wir erneut, damit eine Vorhut die Lage ausspähen konnte.
Auch wenn die Berge in unserem Rücken uns ein wenig Schutz boten, so wurde die Kälte langsam immer durchdringender.
Den Göttern sei dank kam Denorat mit einer Fackel näher heran um mir etwas Wärme zu spenden. Das tat wirklich gut.
Es dauerte eine ganze Weile, bis wir unseren Marsch fortsetzen. Ich hatte schon Bedenken das der Vorhut etwas passiert ist, doch dem war zum Glück nicht so.
Der kalte Wind lies etwas nach und die Sicht wurde zunehmend besser. So dauerte es auch nicht mehr lange, bis wir das Lager erreichten. Endlich ein großes, wärmendes Feuer.
Sogleich machten sich die fleißigen Helferlein daran das Lager zu erreichten und die Lasttiere ihrer schweren Last zu entledigen.
Ich freute mich schon, nach diesem anstrengenden Marsch auf die wohlverdiente Nachtruhe. Es machte mir auch nichts aus, das die Familie gemeinsam mit den Soldaten und Bediensteten in einem Zelt übernachten musste. Das Familienzelt würde erst am nächsten Tag errichtet werden, was nach diesen Strapazen mehr als verständlich war.
Ein Problem gab es aber!
Die Schweine sollten im gleichen Zelt übernachten wie wir. Schweine? ja richtige Schweine. Stinkende Schweine, lebendig.
Ich musste sofort mit Ser Gerold darüber sprechen, der netterweise auch ein offenes Ohr für mein Anliegen hatte und sichtlich mit mir mit fühlte.
Da fühlte ich mich wirklich verstanden.
Da merkt man sofort, das dieser Mann auf sehr viel Erfahrung zurück greifen kann.
Nun zwar wurden die Schweine nicht ausquartiert, dafür aber auf die andere Seite des Zeltes verbannt.
Um den Gestank kümmerte ich ich ohne Ser Gerold darüber zu informieren selbst. Naja fast selbst. Ich wies Soldat Schwarzbach an die Schweine mit einem meiner wirklich exzellent duftenden Parfüms ein zu sprühen, damit sie besser rochen
Er erledigte dies auch recht schnell zu meiner Zufriedenheit. Zwar konnte ich mich nicht mehr persönlich bei ihm bedanken, da er nach Vollendung wortlos das Zelt verließ und zu den anderen zurück ging.
Ich vermute er war einfach stolz über seine Pflichterfüllung und ging deshalb mit diesem auf mich stolz wirkenden Gang. Natürlich wollte ich ihm das nicht nehmen, das hatte er sich verdient.
Nur die zwei Silberstücke zum Dank, die hätte ich ihm gerne noch mit auf den Weg gegeben.
Die Nacht selbst war gewöhnungsbedürftig. Die vielen, kuscheligen Felle hielten schön war, doch das laute gegrunzte von der anderen Seite des Zeltes weckte mich immer wieder auf.
Einmal stand ich auf, um einen Stiefel nach den Schweinen zu werfen, musste dann aber feststellen, das es nicht die Schweine waren, die dort grunzten, sondern Ser Gerold, der in seinem tiefen Schlaf vor sich hin schnarchte.
Ich kann nur hoffen das sie kommende tage und Nächte besser werden.
Als nächstes muss ich aber Denorat aufsuchen um mit ihm etwas wichtiges zu besprechen.
Truppen die sich nicht waschen und stinken? vorsätzlich? Es gibt doch einen Fluß in der Nähe, in dem sie sich kurz erfrischen können. Wasser und frischen Schnee gibt es reichlich.
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Marek Aschenwandrer:
Sie waren angekommen in den Kessex-Hügeln. Genauer gesagt standen sie auf dem kargen gefrorenen Grund eines alten Zentaurenlagers, das schon im letzten Feldzug Relevanz besessen hatte. Die Erinnerungen an diese Ereignisse lagen nach wie vor in der Luft und mit jedem Windzug umspielten sie die Gestalten, die von Götterfels hermarschiert waren. Ein kleiner Trupp: die Sternwacht, mitsamt Teilen von Haus Starfall und die beiden Priester des Grenth waren ebenfalls gefolgt.
Auf dem Weg hierher hatten sie einen gefrorenen Fluss überqueren müssen und waren dort von halb verhungerten Skalen angefallen worden – dementsprechend stanken einige von ihnen und Marek war dankbar um die Kälte, die dies milderte, auch wenn er den Geruch nicht mehr aus der Nase bekam.
Leicht verzog er sein Gesicht, während er der Stimme Gerolds lauschte, welcher den Trupp mit den nötigsten Informationen versorgte. Die Schnitte, die die Skalklauen in seine Züge gerissen hatten, brannten unangenehm und Eiskristalle gruben sich in diesen Schmerz hinein. Mochte das Eis auch eine Domäne des Dunklen sein, dem er sein Leben verschrieben hatte; jetzt war es auch ihm nur unangenehm.
So war er ganz froh, als er gemeinsam mit Vanth und dem mitgeführten Lastentier die erste Anhöhe des Lagers empor stapfte und dort das Zelt aufzustellen begann. Sie hätten es weitaus besser treffen können … Der Schutz einer alten Ruine bot ihnen Rückendeckung und Windschutz und eine eigne Feuerstelle sollte später noch genug Annehmlichkeiten für ein gemeinsames Essen mit Teilen des Trupps liefern.
Aye, es war unangenehm wie Feldzüge im Winter nun einmal waren. Aber es hätte weitaus schlimmer sein können.
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Bilder des ersten Tages: