Kopfschmerzen. Damit wachte sie heute auf. Das Hämmern und der Druck waren mal wieder besonders prägnant und würden sich nur durch ein heißes Bad mildern lassen. Großartig. Was für eine Art den neuen Tag zu beginnen. Nur träge schiebt sie sich aus dem Bett ins Badezimmer, die Bewegungen vorsichtig als könnte jeder Ruck ihre Knochen im Leib zum Klappern bringen. Den Kopf zu drehen oder zu beugen, daran denkt sie gar nicht, inzwischen kennt sie die Schmerzen gut genug um zu wissen was für eine hochgradig dämliche Idee das wäre. Das Gesicht im Spiegel wirkt ein wenig fahl, die schwarzen Haare sind vom Schlaf unordentlich und sie gähnt herzhaft bevor sie auf nackten Füßen zur Wanne hinüber geht. Vorsichtig dreht sie den Hahn auf und Wasser fließt in die einfache, aber dafür sehr große Wanne aus weißem Porzellan. Statt zu warten bis das Wasser ganz eingeflossen ist, gibt sie ihren Badezusatz schon jetzt ins Wasser und geht dann zu dem kleinen Fensterchen hinüber um es zu öffnen und die Läden zu schließen.
Erlösung. Leise Seufzend schließt sie die Augen und genießt die Dunkelheit, das schwummrige Licht das durch die Ritzen im Laden dringt reicht aus um Umrisse zu erkennen, doch hier würde sie sich auch mit geschlossenen Augen zurecht finden. So schlurft sie langsam und mühsam wieder zur Badewanne hinüber, streift sich das dünne Seidennachthemd vom Leib und sinkt mit einem erneuten Seufzen hinein. Ich fühle mich wie eine alte Frau. Doch statt über ihr gefühltes Alter nachzudenken schließt sie die Augen und sinkt in das warme Wasser das langsam aber sicher in die Wanne plätschert. Dank den Göttern für fließendes, heißes Wasser. Es hatte ein kleines Vermögen gekostet, aber so sehr wie sie davon abhängig war in diesen Momenten ging es nicht anders. Ihre Beine hätten sie niemals bis hinab in die Küche getragen und vor allem nicht wieder hinauf, einen schweren Wasserkessel im Schlepptau.
Das Wasser steigt langsam und reicht ihr nun bis zum Bauch als sie die Arme auf den Rand der Wanne legt und den Hinterkopf auch darauf sinken lässt. Perfekt. Das leise Tröpfeln von Wasser das an der Wanne hinab bis auf den Fliesenboden ihres Bades perlt stört sie nicht, später wenn die Kopfschmerzen verschwunden sind, kann sie sich darum kümmern. Die Magie fordert einen größeren Tribut als ich dachte. Versonnen spielt sie mit dem Herzanhänger auf ihrer Brust und trotz der Migräne huscht ein kleines Lächeln über ihre Züge. Das war es allerdings wert. Heute Abend... Löwensteiner Markt. Ein leises Summen entkommt ihrer Kehle, voller Vorfreude zucken ihre Mundwinkel schon wieder. Eigentlich kann sie es kaum erwarten und würde ihm das Geschenk am liebsten gleich geben. Aber das wäre zu früh. Sie will nicht übereifrig wirken. Nur eine kleine Geste im Gegenzug für die Kette die er ihr schenkte. Ganz normal. Gar nicht kitschig. Inzwischen reicht das Wasser ihr bis zur Brust und sie sinkt in das wohlig warme Nass hinein, dreht den Hahn vorsichtig zu und genießt die Stille die sie umfängt. Dunkelheit, Wärme, Schwerelosigkeit vom Wasser. Es hilft. Wenn mich jetzt jemand sehen könnte... Die mächtige, mächtige Nekromantin. Ihr Studium hat lange genug gedauerd und doch muss sie ein wenig selbstironisch lächeln. Gerade könnte sie nicht mal einen Finger rühren. Das Herzblut tat am meisten weh. Doch es hatte sich gelohnt. Wobei... der Finger war auch nicht gerade leicht. sinnierend verbleibt sie so in der Wanne bis das schmerzhafte Pochen abnimmt und sie die Augen öffnen kann ohne das schwarze Flecken in ihrer Sicht tanzen. Besser. Dennoch erhebt sie sich langsam aus dem Bad, widerwillig die schöne Wärme zu verlassen. Doch das Wasser wird irgendwann kalt werden und dann wird alles nur wieder schlimmer.
Mit einem weichen Handtuch trocknet sie sich ab ehe sie in einfache, lockere Kleidung aus seidenweichem Stoff schlüpft und in ihre Küche hinab geht. Wenn sie die Nachwirkungen so fühlt, kann sie nichts anderes ertragen, alles andere wäre zu unbequem. Selbst ihr liebstes Mieder. Darüber ein wenig verstimmt brüht sie sich einen Sud auf. Sollte helfen. Schön stark. Und danach endlich einen Tee. Und Essen. Ihr Bauch grummelt darauf wie ein schlecht gelaunter Lindwurm doch sie trinkt zuerst ihren Sud aus. An der Küchenzeile stehend schiebt sie die Hand in die Seitentasche ihrer Seidenrobe und zieht die feine silberne Kette hervor.
Der Anhänger ist es, der sie so viel Kraft gekostet hat. Das Ritual dafür, oder zumindest den Grundstein dazu hatte sie in einem alten Buch gefunden. Alleine das umzuschreiben und alle Auswirkungen zu bedenken hatte sie fast eine Woche gekostet. Doch es hatte sich gelohnt. Der Anhänger den sie mit Magie formte sah nun aus wie eine Patrone aus feinem Glas, ädrige zarte Einschlüsse als Gold zogen sich hindurch, doch das wichtigste war der rote, mittige Einschluss der davon umgeben war. Knochen, Magie und Herzblut. Und es sieht so hübsch aus. Stellte sich nur noch die Frage ob es ihm auch gefallen würde. Ein kleines Kopfschütteln entkommt ihr und sie leert den letzten Schluck aus der kleinen Tasse bevor sie sich Tee aufbrüht und Speck in der Pfanne anbräht. Dazu gibt es Rührei. Katerfrühstück... Hmmmm... Kann man einen Kater von zu viel Magie haben? Ihre Mundwinkel zucken ein wenig und sie streicht über die Patrone in ihrer Robentasche. Das war es wert gewesen. Mit Sicherheit sogar.
Alleine weil er sie beschützt hatte, vor diesen Piraten. Nicht das es nötig gewesen wäre, aber sie gaben wirklich ein gutes Team ab. Die Kerle wussten gar nicht wie ihnen geschah, da lagen sie schon im Dreck. Keine gute Idee uns ausrauben zu wollen. Dabei war es nur ein Ausflug gewesen. Und sie hatte das neue Kleid sicher auch nicht wegen ihm getragen. Es war eben einfach hübsch. Sonst nichts. Und sie sah gut darin aus. Für ihn. Argh! Hör auf so einen Mist zu denken! Mürrisch verzieht sie das Gesicht und trägt ihr Essen zum Tisch hinüber um sich darüber her zu machen. Dazu der Tee. Ihre Gedanken schweifen wieder ein wenig ab und sie blickt auf den leeren Platz an dem bis vor ein paar Tagen noch ein ewig leerer, staubiger Stuhl stand. Wieder muss sie lächeln und isst mit neuem Hunger ihr Frühstück weiter. Was ziehe ich heute Abend an? geht ihr durch den Kopf ehe sie sich selbst erwischt. Das was du immer anziehst. Meine Güte. Ich fühle mich fast als lebten zwei Personen in mir. Ein kleines dummes Mädchen und eine erwachsene Frau. wieder schüttelt sie den Kopf und vertreibt damit erfolgreich den Gedanken.
Stunden später hat sie das Geschenk verpackt und ihre Kleidung gewählt. Sicher das was ganz oben lag, einfach weil es praktisch ist so. Ja genau, du hast nicht etwa dein liebstes Mieder und deine neue Hose an um ihm zu gefallen. . . RUHE DA JETZT! Wieder schüttelt sie den Kopf als sie an den Portalwachen vorbei geht und in den Wirbel aus lilaner Energie tritt. Der letzte Gedanke der ihr durch den Kopf geht bevor sie in Löwenstein wieder auftaucht ist: Hoffentlich gefällt es ihm und er versteht es. Dann löst sich die hohe Kuppel auf und sie tritt unter den klaren Himmel in Löwenstein.
Ihre Füße führen sie über den Portalplatz bis zum Markt hin. Es ist gut besucht und sie lächelt darüber, wie kann man bei so einem schönen Markt keine gute Laune haben... Ihre Augen wandern über die Menschenmenge und sie grinst als sie den hoch gewachsenen Mann mit den dunklen Haaren erkennt. Keine zehn Schritte und sie steht hinter ihm. "He Arian." wird er begrüßt, so wie der Rest der Runde auch. Obwohl die Patrone ein Loch in ihre Hosentasche zu brennen scheint geduldet sie sich. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Dann lächelt er sie an und sie kann nicht anders als zurück zu lächeln und kurz das kleine Geschenk zu fassen. Später. Verspricht sie sich selbst und auch ihm. Später. Wenn wir alleine sind.
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