Tag eins; Flucht aus Löwenstein
Tief waren wir ins Harathi Land vorgedrungen, meine Sinne waren geschärft, die Herzschläge meiner Begleitung konnte ich gut hören, ich hörte ihren Atem, ich hörte
aber auch das Schreien der Gefangenen. Wut kroch in mir hoch, Sklaven, diese verdammten Harathi...
Wir stießen uns zeitgleich vom Boden ab, meine weiße Wölfin, meine große Schwester und ich. Um mich herum schien die Zeit still zu stehen, ich sah ihn dieses hässliche Wesen, vernarbt und mit halben Pferdekörper wie er anlegte auf mich, im selben Moment fühlte ich die Waffen in meiner Hand.
Der Schuss fiel, er war ohrenbetäubend...
Ruckartig, verbunden mit einem aufschrecken aller Muskeln, riss ich die Augen auf. Vater Schlaf hatte mich eingeholt, hier in meinem Zuhause, in
Löwenstein. Etwas zittrig fuhr meine linke Hand über die Stirn und Augen, der Blick streifte die Notizen, das letzte Rechnungsbuch das noch hier lag.
Verwirrt glaubte ich erst das meine Sinne mir noch Streiche spielten doch da erzitterte die Erde schon unter mir und ein Blick aus einem der kleinen runden Fenster meines Zuhause lies mich erstarren...
Es war als hätte jemand den Himmel mit Asche und Feuer erfüllt, Feuer das von riesigen Kanonen gespuckt wurde, Luftschiffe überall. Erneute ein
lautes Knochen erschütterndes Krachen welches mir die Haare zu Berge stehen lies, und ich hörte Schreie, so viele Schreie, mein Traum, war kein Traum gewesen. Vor meiner Tür war die Hölle los gebrochen und ich starrte hinaus, konnte mich nicht rühren. Alles schoss mir gleichzeitig durch den Kopf, meine Freunde, mein Zuhause, mein Leben, alles, bis mich der Schubs von Aquilas breiter Schnauze aus der Angst starre erweckte. Die Eisbärin brummte, alarmiert und war total
unruhig, ich sortierte meine Gedanken, versuchte es zumindest, fasste nach meinem Rucksack und stopfte nur eilig noch ein paar Vorräte hinein, die Kasse meines geliebten kleinen Imbiss Gabel&Kelle und den Schal meines einstigen Mentors wickelte ich mir um Mund und Nase, der Gestank von Brand und Feuer wie auch verbrennendem Fleisch stieg selbst durch die Geschlossene Tür zu mir heran.
Als ich meine Tür öffnete, wurde es nur noch schlimmer, würgend sah ich mich um, überall waren panische Menschen, Charr, Sylvari, junge und alte
Wesen, Schauder erfasste mich. Aber auch ein klarer Gedanke; Ich musste zurück zum Gabel&Kelle, da oben waren noch mein Steuermann und die beiden anderen Asura.
Unterbewusst aus Gewohnheit heraus wohl mehr als bewusst, zog ich unsere schwere Haustür zu und verschloss sie gut, ehe ich mit Aquila an meiner
Seite los rannte, mich in diesen Strom aus Verängstigten mit hinein spülen lies und alles wurde begleitet von den Kanonenschlägen die
einem das Trommelfell erschütterten und uns die Köpfe einziehen lies. Im Lauf sah ich fern wie eine der explosiven Kugeln in das neu gewählte Zuhause meines Tukans Tucci krachte, mit einem lichtstarken Blitz und einer Druckwelle die mich von den Füßen riss zerbarst das Haus in seine Einzelteile. Schreie und noch mehr Angst waren die Folge, überall trampelnde Füße und verängstigtes Schweif zucken. Mit einem Satz schaffte ich es mich wieder aufzurappeln und fasste in
das Fell meines Eisbärs, zog mich auf ihren Rücken, in der Hoffnung somit nicht überrannt zu werden.
Die Brücke zum großen Platz mit der Löwenstatue war hinüber, ich musste außen herum, durch das Händlerforum und den Kanalbezirk, schon auf dem Weg
dahin sah ich, das die Passage in die Gendarranfelder völlig verstopft war, ich wollte gar nicht wissen wie viele dort erdrückt oder nieder getrampelt wurden.
Der atemberaubende Gestank von Angst, Blut, Verbrennungen, brennendem Fell, Häuserbrand, all das vermischte sich, raubte Atem und Sicht. Und doch schaffte ich es irgendwie auf den Mittelplatz zwischen Handelshäusern und der Löwensteiner Bank. Es war ein Alptraum, ein Alptraum an den ich nicht hatte glauben wollen. Wir hatten kämpfen wollen, aber mit einem Blick nach oben wurde mir bewusst, wir hatten keine Chance. Über uns war ein Meer herein gebrochen, ein Meer aus rotem und schwarzen Segeltuch, ein Alptraum der Feuer und Gift spuckte und nun auch seine Insassen auf uns hinab warf, welche schon mehr als bereit
waren uns zu jagen und töten. Mein Griff in Aquilas Fell wurde fester, ich trieb die Bärin an, ich musste an all diesem Terror vorbei, ich musste einfach, ich durfte meine Freunde nicht im Stich lassen. Auch wenn meine Angst mir die Kehle zuschnürte, Panik in meinem Bauch sich breit machte. Ich musste nach Osten, gegen den Storm der Flüchtlinge über Seitenwege hindurch und verschlungene kleinere Straßen die noch in Takt waren konnte ich es schon sehen, die Schiffsbrücke, die mich zu meinem kleinen Stück Löwensteiner Klippe bringen würde.
Hinter mir brach das große Auktions- und Handelshaus in sich zusammen, und fing Feuer, die Flammen erfassten alles um sie herum. Fleisch, wie Holz,
wie auch alles andere brennbare und was nicht entflammbar war, das wurde unter den Trümmern einfach zermalmt. Hoch schweifte mein Blick mit den aufsteigenden Funken, dachte an Moe‘s Laden und hoffte das da oben keiner mehr war, das sie geflohen waren, jäh wurde ich aus meinen Gedanken gerissen als hinter mir ein Zischeln zu hören war, und der wiederwärtige pestgestank eines Krait stieg mir in die Nase noch viel schlimmer als sein Geruch war aber seine Veränderung. Ich hatte Krait schon gesehen auf meinen Reisen, mit sicherem Abstand, aber das, hatte ich nicht mal in den Lehrbüchern des Kollegs für Dynamik erblickt. Der Krait erhob sich und war mindestens drei mal so groß wie ich, links und rechts hielt er blau, grünlich glühende Waffen die vor Gift nur so trieften. Sein schuppen Bauch war gelblich blass und mit hässlich Eiter triefenden Blasen oder Warzen übersät, die sonst eher schwarze Rückenhaut der Krait war bei diesem Exemplar giftgrün, ekeleregend und das schlimmste, er leuchtete, er glühte fast wie ein Sylvari. Es war nicht hübsch zu nennen was da sich vor mir aufbaute und wären es
nicht meine trainierten Reflexe gewesen, hätte ich ihn wohl noch für mehr als drei Sekunden angestarrt.
Aber Ragnos und Baal entflohen ihren Holstern an meinem Rücken, und ehe ich es wusste was ich tat drückte ich auch schon ab, zu den ganzen Kanonenschüssen gesellten sich die vertrauten Geräusche meiner Pistolen. Der Krait grinste mich noch eine Sekunde doof an, ehe ihm der Schädel explodierte, ich trieb Aquila an.
Nahm alles wiedurch einen Schleier wahr, wie wir über die Brücke aus zusammengenagelten Schiffen donnerten, vereinzelt rannten ein paar hinter uns her, ich hatte Ragnos noch immer in der Hand. Als ich es sah, meine Augen brannten mehr als meine Hoffnung, mein Traum, mein Leben, Gabel&Kelle brannte. Ich schrie, ich schrie allen Zorn und Frust, die Angst, die Panik ich schrie nur noch bis ich es nicht mehr konnte. Hektisch sah ich mich mit den tränen verschleierten Augen um
und hoffte einfach nur das meine Kru da raus gekommen war. Aquila knurrte meine Aufmerksamkeit herumreißend sah ich Sylvari, aber die sahen nicht besonders nett aus. Für einen Moment fühlte ich mich an den barfüßigen Barden und seine etwas tollpatschige blaue Begleiterin, erinnert, doch die Erinnerung verging schnell, als dunkle, wie klauen geformte Hände auf mich zuschossen, Nekromantie!
Ich spürte das pulsieren um meinen Hals, das Amulett reagierte auf Nekromantie, es half dagegen, aber konnte es wirklich gegen soetwas wirken. Aquila
rührte sich ebenfalls kein stück, als die Hand nah heran war, krachte sie gegen ein hell schimmerndes Feld. Eine Kuppel, in sanften Morgenrot tönen umgab mich.
Ich hatte Baal zurück an seinen Platz gesteckt, rechtes Holster am Rücken, und hielt in der rechten Hand nun, die schimmernde Kugel. Er hatte recht
gehabt, der Träumer...
Ich wusste plötzlich wieder wo ich war, warum ich noch hier war und vor allem, das ich weg musste, ich musste die Anderen finden! Aber wo sollte ich hin?
Der Schatten!
Siedend heiß fiel es mir ein „ Wenn ihr das nicht halten könnt, kommt zu uns.“ Erinnerte ich mich an die Worte von den Damen des Hauses Löwenschatten.
Die hell glühende Kugel noch in der Hand trieb ich Aquila an, die Eisbärin rannte, wie ich es noch nie erlebte hatte.
Wir waren gerade knapp an der Passage zum Lornar Pass vorbei, auf dem Weg die kleine Holztreppe hinauf als eine Kugel nicht mal zehn Meter entfernt von
Aquila und mir einschlug.
Die Druckwelle derExplosion riss uns von den Füßen und der Brücke. Die Welt verdrehte sich, ich sah den Himmel und fragte mich wo die Sterne geblieben waren, ich sah nur Rot, Blutrot und dann erfasste mich das Wasser. Salzwasser spülte sich in meinen Mund, ich musste meine Panik bekämpfen und dran
denken was mein bester Freund von einem Norn mir beigebracht hatte über das Schwimmen. Ruhe bewahren, hoch, luft holen, so weit so gut das hatte geklappt, aber um mich herum regnete es Menschenarm lange Holzsplitter auf mich herab und eilig machte ich mich daran ans Ufer zu kommen. Mehr schleppend als
wirklich schwimmend erreichte ich den Strand, sah mich um, atmete immer schwerer, es brannte, jeder Atemzug tat weh...
Ich sah über meine Schulter und zum ersten Mal, wurde mir gewahr, das mein Zuhause, Löwenstein, das es verloren war. Alles was ich sah war Feuer und
Vernichtung. Hoch oben am Löwenschatten sah es auch nicht besser aus und dann wurde es mir bewusst. Ich stand hier, allein.
Wo war Aquila!
Ich rief und pfiff nach ihr, kam mir hilflos und schutzlos vor ohne sie in diesem Alptraum.
Doch, meine große weiße Bärin, kehrte nicht zu mir zurück. Dort stand ich nun, ich, Shii und begriff nicht was ich tun sollte, ich schrie ihren Namen in
das flammende Inferno das ich sehen konnte und wusste doch im selben Moment, ich würde sie wohl nie wieder sehen.
Kräftige Hände packten mich, verwirrt sah ich mich um, wurde gegen grau schwarz getiegertes Fell gedrückt. Der Atem ging rasselnd, schleppend und
doch flohen die Wesen die meine geliebte Stadt zerstörten vor ihm.
Ich verlor jedes Zeitgefühl ich dachte nur an all diejenigen, die hier geblieben waren, die standthaft hatten bleiben wollen.
Ein Gebet an die Geister ging mir heißer und geflüstert über die Lippen...
„ Und mögen uns die Geister leiten, selbst wenn alles Licht um uns erlöscht...“
Kälte schlug um uns, Eis und Schnee, ich fing an zu frieren, hörte die Stimmen, hörte alles, aber ich sah nichts. Ich fühlte nichts, ich war wie
gelähmt, wurde weggebracht an einen ruhigeren Ort, eine große Halle die ich bisher nur ein einziges Mal in meinem Leben gesehen hatte...
Ich war in der Abtei angekommen, ich lebte... aber zu welchem Preis?