Tag 2; Verloren im Schnee
Ich erwachte in einem der eilig eingerichteten kleinen Lazarett-räume der Abtei, verwirrt und verständnislos sah ich mich um, warum war ich nicht
zuhause? Wo war ich? Warum war es so verdammt kalt. Zittrig fuhren meine Hände über meine Schultern, für diese Temperaturen hatte ich
nun wirklich die falschen Klamotten an. Stimmen, da waren überall Menschen und Asura so viele, als mein Blick durch die Halle streifte und all diese verletzten sah überkam mich ein Schwall Übelkeit. Ich kam mir vor als würde ich keine Luft mehr bekommen, schon fast panisch stolperte ich hinaus, ich musste raus frische
Luft, frische kühle Luft. Hustend kam ich hinaus und sah von der Abtei hinunter auf das eilig errichtete Flüchtlingslager.
Zelt an Zelt, der Geruch war unangenehm, an manchen Stellen vielleicht bestialisch, es waren viele dort unten, man hörte Norn und Charr sich anbrüllten,
Menschen jammern und überall war der Schmerz, sei er physisch sei er seelisch, ich sah ihn überall in den Gesichtern der Wesen um mich herum.
Mein Fuß tat höllisch weh, ich musste ihn mir verknackst haben beim fliehen, fliehen ja, ich war geflüchtet, Erinnerungen stiegen hoch, fast wie
die Übelkeit zuvor doch betäubte sie mich. Mir wurde mit einem Schlag bewusst das ich allein war, ich sah kein vertrautes Gesicht, ich hörte keine bekannte Stimme. Es brannte in der Nase, meine Lunge tat ebenfalls weh, das weiß des Schnees brannte in den Augen aber ich wollte sehen, sah überall an jedem Hoch, suchte nach vertrauten Gesichtern, aber nichts Stolpernd kam ich so durch das Lager am Lornar Pass umgeben von Schnee und Eis, Schneewehen die mich hätten locker verschlucken können, hier und da auf den Hügeln vereinzelte Hügel mit Stein oder Stock markiert, ich wusste was es bedeutete, lies es aber nicht zu das diese Wahrheit mein innerstes Berührte.
Überall waren die Gesichter apathisch, verängstigt, wütend oder einfach nur leer, teilnahmslos...
Ich fragte mich wie ich wohl aussah in diesem Strom an Löwensteinern, sie waren alle von dort, man sah es an der mehr als unzureichenden Kleidung für solche Temperaturen wie hier im Tiefschnee.
„ Shii!“ Ein ruf, die Stimme, ich hatte nie mich glücklicher geschätzt den Ruf zu hören, das Schicksal hatte mich also nicht gänzlich allein an einen Ort gespült den ich nicht verstand. Meine Ohren abstellend damit ich dem Ruf besser folgen könnte, schaffte ich es eine kleine Hügelkuppe hinauf zu hinken und da sah ich sie. Die
Löwenschatten Besatzung, Hoffnung, das erste Mal schaffte ich es zu lächeln.
„ Hey, Schnodder und Kirschchen“
Erstere fiel auf die Knie, umarmte mich und es tat gut, Vertrautheit in dieser Bastion aus Eis und Schnee. Erst jetzt klärte sich der Blick von mir langsam wieder, hier hatte es also einige hin gespült von uns, ich sah Nika, Eik und andere Freunde von der Rast die hatten Löwenstein verteidigen wollen, mein Blick streifte so viele Gesichter, ich war froh sie alle zu sehen und doch, war da ein tief sitzendes Loch in mir, wo waren sie?
Wo waren mein Steuermann, Diza, Nhyrra, Caait, Sokkarr, Gleep, so viele, es fehlten so viele, ich schluckte kämpfte mit mir versuchte mich zu konzentrieren auf das was gerade passierte und wurde bei Seite geführt damit sich jemand meinen Knöchel ansehen konnte, Schnodder brachte mir auch noch eine Decke, was eine Wohltat nach der Kälte. Es schien mir als würde einfach nur das Dasein helfen, das ich zumindest halbwegs vertraute Gesichter gefunden hatte als ich das vertraute Krähen direkt neben meinem ohr wahrnahm und wusste das Kirschchen zusammen mit Lilly aufgetaucht war, wir redeten nicht viel, fragten nur wer wo war, ob jemand einen von den anderen gesehen hatte. Die Flucht, all das, aber niemand sprach von den Verlusten, noch nicht.
Mir wurde auch klar, das ich nichts mehr bei mir hatte, nichts als das was ich am Körper trug, das erste mal tastete ich an meinen Rücken und stellte erleichtert fest das Baal und Ragnos noch an ihrem Platz wahren, diePistolen waren mein einziger Schutz im Moment.
Aquila...
Ich hatte gar nicht gemerkt das ich inzwischen allein am Feuer saß und gedankenverloren hinein gestarrt hatte, die Sterne waren über mir erwacht, ich nahm
nichts wirklich wahr. Fern hörte ich die Anderen reden, vertraute Stimmen, ein wenig Zuhause, ein wenig Hoffnung, aber ich hätte wohl alles gegeben für die Stimmen die ich mir so sehr wünschte.
Die sanfte warme Stimme des Sylvari Barden, die Stimme meines Norn-Freundes Tinnyn welcher mich überschwänglich begrüßen würde. Meine große Schwester, weiße Wölfin, irgendjemand, selbst der stets irgendwie ein wenig in sich gekehrte und sturköpfige Major Domus des Hauses De Chardin wäre mir lieb gewesen. Irgendjemand zu dem ich aufsehen konnte, wo ich Zuflucht finden konnte, wo ich wusste es gab noch Hoffnung, aber sie waren alle nicht hier. Mich umgab Kälte,
alles was ich hatte war das Amulett um meinen Hals das noch immer ein wenig warm war von der Hitze, welche mich warnen sollte vor Nekromantischer Magie welche auf mich gewirkt wird. Ja, Grimm wäre jetzt auch eine gute Sache gewesen, aber sie musste das Beste aus dem machen was sie hatte.
Und ich hatte immerhin fast die vollständige Besatzung des Löwenschattens um mich herum, welcher mir ans Herz gewachsen war. Unwillkürlich musste ich lächeln und an die vielen warmen und schönen Abende denken die wir da oben im hinteren Bezirk von Löwenstein verbracht hatten.
„Na wie geht’s dir`?“ Die Stimme war ebenfalls bekannt und mit einem metallischen leisen scheppern landete Ulu neben mir. Ich hatte mit vielen hier gerechnet aber nicht mit ihm. Sacht lächelte ich und gab ihm die Antwort die mir passend erschien, ihn irgendwie über den physischen Zustand in Kenntnis zu setzen. Es war wohl das erste mal in meinem Leben das ich nicht so recht wusste was ich sagen sollte, Ulu hatte auf mich schon immer irgendwie unnahbar gewirkt und seine ständigen Anspielungen die irgendwie immer auf das selbe abzielten machten es nicht einfacher. Aber es tat gut, seine Art half mir, entrissen zu werden aus den trübseligen Gedanken.
„ Kollegin Shii?“
ich sah auf, ich hatte diesen Asura noch nie gesehen, glaubte ich zumindest, ich konnte mich nicht erinnern, ich nickte aber auf die Frage hin ein wenig unsicher.
„ Ihr könntet uns helfen, wir brauchen jemand der sich mit um die Versorgung der Flüchtlinge kümmert.“
Eine Aufgabe!
Das war es was ich gebraucht hatte, etwas zu tun, dieses herumsitzen, dieses nicht wissen wurde auch nicht besser auch wenn ich wie eine Schamanin ins Feuer starrte. Also machten wir uns an die Arbeit, es half, zu vergessen für einige stunden half es einfach nur zu sein und einen Fuß vor den Anderen zu setzen, mich auf meine Fähigkeiten und mein Wissen zu verlassen. Das konnte mir nicht mal das Gift und Feuer nehmen, das war etwas das nur mir gehörte. Und mir wurde bewussta uch wenn Löwenstein fort war, die Seele Löwensteins war offenbar zu Teilen hier in der Abtei gestrandet.
Es war meine Pflicht alles zu tun was ich konnte um ihnen zu helfen.
Ich lies mir die Küche der Abtei zeigen, war ein wenig enttäuscht das sie so klein war und wir hier keinen Platz finden würden für die Kochstelle der Flüchtlinge, ich feilschte schon fast in aller bester Schwarzmarkt Manier mit dem Koch der Abtei um die Dinge die wir so brauchen könnten da unten. Nachdem auch das
geregelt war und ich durch die Abtei streifte um noch etwas zu prüfen in der Küche kam ein weißer Wolf um die Ecke geschossen.
Wir legten beide den Kopf schief und sahen uns an, irgendwie kamen mir die Augen des Tieres bekannt vor, ich wollte das nicht ganz glauben.
Da hörte ich den Pfiff und vor mir erschien sie, als wäre es nichts gewesen, da grinste sie mich an fiel auf die Knie und schloss mich in die Arme. Meine große Schwester, die einzige die mir übrig geblieben war, die einzige die mich gefunden hatte wohl hier in den eisigen Höhen.
Ich dankte den Geistern, ich dankte ihnen so sehr das sie mir meine weiße Wölfin geschickt hatten. Und wie als hätte damit jemand den knoten in meinem Bauch gelöst fing ich an zu weinen. Vor Freude und Schmerz gleichermaßen.
Ich hatte meine Hoffnung gefunden, Gemeinschaft und Hoffnung, wie hatte ich daran zweifeln können, trug ich die beiden doch auf meine Schulter tätowiert um mich ewig daran zu erinnern.
Um es niemals zu vergessen das Carrion und ich uns immer wieder finden würden, das Schicksal wollte es so und sie hatte auch nach mir gesucht, ich konnte es riechen.Sie war in Löwenstein gewesen sie hatte mich gesucht, sie hatte mich nicht vergessen.
In dieser Nacht blieb ich bei den beiden, eng gekuschelt in den sicheren Schutz der Umarmung meiner besten Freundin die ich habe. Das ganze überwacht von wachsamen Ohren unseres beider Wächtergeist, Inuki, ihr Wolf hatte sich zu einem prächtigen tier entwickelt.
Hoffnung in der Eises Kälte, vielleicht war doch nicht alles zu ende, mit dem Fall Löwensteins...