Warnung: Gewalt, Sex & Unrat.
Krieg, Blut, Massenmord, Fäkalien und Beischlaf/Betrug.
Soldat Petar Blazinov lag still im Sand und wartete. Die Anspannung hing so dick und zehrend über ihnen, dass man sie beinahe physisch greifen konnte. Über drei Stunden ging das nun schon so, aber für Blazinov war es nicht der erste Einsatz dieser Art. Er erinnerte sich noch lebhaft an eine Mission gegen die Krait, damals in Kessex. Er war Gefreiter gewesen. Der Gedanke daran ließ ihn jetzt nur ärgerlich mit den Zähnen knirschen, und Blazinov duldete keine Ablenkungen. Er konzentrierte sich also auf seine derzeitige Aufgabe, doch entlang des Hangs waren keine Späher des Feindes zu entdecken. Seine Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt. Immer wieder glitt sein Blick nach Norden, und immer wieder glitt ihm rückwirkend ein kalter Schauer über den Rücken, wenn er das Licht sah.
Die zahllosen Punkte brennender Fackeln brachten ihn nicht aus dem Konzept, aber das Leuchten... dieses Leuchten. Die blutroten Schwaden stiegen hoch in den Nachthimmel empor, sicher eine Meile entfernt von hier, wenn nicht mehr. Und trotzdem bekam Blazinov jedes Mal eine Gänsehaut, wenn er einen Moment zu lange darüber nachdachte. Er konnte von sich behaupten, ein zäher Kerl zu sein. Mehr erlebt zu haben als die meisten seines Dienstgrades in der Kompanie; was natürlich in erster Linie daran lag dass er es schonmal weiter gebracht hatte. Jedenfalls hatte er in seiner Karriere schon einige Zentauren niedergestreckt, und inzwischen auch den einen oder andren Weißmantler. Er hatte einiges Elend gesehen und sich seinen Verstand beisammen behalten, auch wenn es manchmal schon schwer gewesen war. Tod und Töten machten ihn nicht stolz, aber im Bedarfsfall hatte er es drauf, und im Krieg musste es eben sein. Das war der Lauf der Dinge.
Aber bei diesem Blutstein-Zeug hörte es auf mit ihm. Wann immer welches in der Nähe war, wollte er am liebsten einfach umdrehen und abhauen. Er war ein besserer Soldat, als es wirklich zu tun, aber er hatte es in den Knochen, dass all diese Energie nicht bestimmt war für diese Welt. Dass es nicht richtig war, sich ihr überhaupt zu nähern. Dronon sah das ebenso. Der Priester hatte ihm gesagt, dass Blutstein von den Göttern kam, und dass es eine heilige Strafe war, was die Magie mit den Frevlern vom Weißen Mantel anstellte. Blazinov hatte langsam den Eindruck, dass die Götter die Seraphen mehr bestraften als den Weißen Mantel. All die mächtigen Geschosse, die den Damm zertrümmert hatten. Die grausigen rotglühenden Elementare, wenn man sie so nennen wollte, die im Laufe der Wochen dutzende Kameraden mit sich in die Luft gejagt hatten. Ein bisschen magischer Wahnsinn hier und da schien da noch der geringste Ausgleich.
Es raschelte im Sand, und einiger Dreck rutschte von einer Erhebung mehrere Meter weiter rechts.
"Blazinov..", flüsterte Soldat Kranzen.
"Shhh!"
"Blazinov, ich muss mal..."
"SHH!", fauchte er ärgerlich. "Deck' dich wieder richtig ab, du Idiot."
Kranzen war ein beinahe genauso schlimmes Muttersöhnchen wie dieser Pershing. Blazinov hasste es, mit Milchbubis zu arbeiten. Eigentlich hasste er fast jeden mit dem er arbeiten musste, aber solche Dinge behielt man besser für sich. Immerhin hielt der Bursche jetzt sein Maul. Wie jeder Seraph mit entsprechender Dienstzeit hätte Blazinov aus Erfahrung dutzende Geschichten über Kameraden erzählen können, die sich im Einsatz in die Hose gepisst oder geschissen hatten. Vor Angst, vor Krankheit, vor Befehlen die es nicht erlaubten eine Deckung aufzugeben. Das waren die Geschichten, die sich über den aufregenden Militärdienst nicht erzählt wurden. Zumindest nicht außerhalb des Militärs. Und selbst intern hielt Blazinov es für das Beste, einfach darüber zu schweigen. Kranzen würde schon seine eigenen Erfahrungen machen, das war bedeutend wertvoller.
Soldat Blazinov wollte gerade wieder nach Norden sehen, als hinter ihnen die Furt plätscherte. Eilige Schritte bewegten sich über das Ufer. Er atmete tief durch und machte sich allmählich bereit. Da kamen sie endlich...
***
Hruuk Spalthuf schnaubte. Da kamen sie. Die nächsten. Er machte sich nicht länger die Mühe, seine Abscheu zu verbergen, als die vier Menschen sich aus der Dunkelheit schälten. Auch der Häuptling verlor allmählich die Geduld mit diesem Abschaum, und Hruuk folgte dem Beispiel seines Häuptlings ehrenvoll in allen Belangen. Es war dennoch ein Akt der Beherrschung, dieses Bündnis zu erdulden. Er blickte durch das Sichtfenster seines Helmes hinüber zu Balgor, der mit ihm Wache schob.
Es stimmte, dass der Weiße Mantel ihnen große Macht überreicht hatte. Balgors Körper- und Muskelwachstum war beachtlich, so beachtlich, dass er seine Rüstung nicht mehr tragen konnte, und das rote Leuchten seiner Augen hätte in dieser Nacht selbst den stolzesten Feind in Angst und Schrecken versetzen können. Etwa ein Drittel aller Krieger im Lager hatte das Geschenk des Blutsteins bereits in Empfang genommen. Dieser glatthäutige Kümmerling, dieser blondhaarige Schwächling, dieser huflose Bückling von Mantel-Kleriker hatte stolz von den religiösen Debatten seiner erbärmlichen Bruderschaft geschwafelt, welche Feinde ihrer unsichtbaren Götter den Blutstein geschaffen hatten, ob es nun die Seher oder die falschen sechs Götter waren, und welcher Erschaffer dem Ganzen größere Ironie verlieh. Für Hruuk waren sie alle nur falsche Götter. Er wusste es besser als die arroganten Menschen. Die Macht des Blutsteins war ein Geschenk der Ahnen und der Geister der Natur, ein Geschenk der Erde, von der der Hufdonner der mächtigen Harathi widerhallte. Es war das Geburtsrecht seines glorreichen Stammes, und nachdem sie diese Macht vom Weißen Mantel übernommen hatten, würden sie sie gebrauchen, um die Tyrannei der Modniir abzuwerfen, die Stämme unter dem Banner der Harathi zu einen und erneut über die Lande der huflosen Kakerlaken herfallen. Aber das war auch der einzige Gewinn, der aus dem Weißen Mantel zu beziehen war. Ihre Waffen waren gut, aber sie selbst waren schwach und minderwertig. Zweibeiner. Ihr Anführer war bereits gefallen, und sie hatten den Stamm der Harathi keinen Meter näher an die Tore von Götterfels gebracht.
Hruuk blickte wieder zu den herannahenden Menschen. Drei ihrer Sucher, ledergerüstet und vermummt in Rot-Weiß. Ihnen voran stapfte mit festen Schritten eine Klerikerin in strahlend weißer Plattenrüstung. Eine große Frau, gemessen an den kümmerlichen Möglichkeiten ihres Volkes, mit dunkelbrauner Steckfrisur und einem nichtssagend glatten Gesicht, wie sie alle nichtssagend waren. Hruuk tat sich stets schwer, Menschen voneinander zu unterscheiden. Aber diese hier war rasch eingeordnet. Ihr arroganter, verkniffener Ausdruck verriet alles über die überhebliche Kreatur, die sich für etwas Besseres halten musste. Als ob sie es wäre, die sich hier zu etwas herabließ. Bei den Ahnen, wie er diesen Abschaum verachtete.
"Was wollt Ihr, Würmer!", rief er ihnen angewidert in ihrer verweichlichten Sprache entgegen, und sie blieben stehen, einige Meter entfernt. Die Klerikerin blickte in abscheulicher Hochnäsigkeit zwischen ihm und Balgor hin und her, der lediglich knurrte.
"Zu unseren Kameraden.", sagte sie schließlich und nickte zwischen ihnen hindurch zum Tor des Kriegslagers. Selbst ihre Stimme war von Einbildung und Schwäche durchzogen.
"Zu Euren Kameraden?!", schnaubte Hruuk, indem er Lanze und Schild fester packte. Er würde dem Menschenpack zeigen, was es bedeutete, die Harathi zu enttäuschen. "Wir haben schon genügend Platz geschaffen für euch Würmer und eure Versprechungen! Ist doch noch keine Stunde her, dass die letzten von Euch sich hier verkriechen kamen! Wir wollen Resultate sehen! Welche Resultate bringt Ihr für den Kriegshäuptling?! SPRECHT!"
"Ich muss mich nicht vor euch rechtfertigen.", entgegnete das Zweibeinerweib, und ihre Betonung ließ Respekt vermissen. "Aber wir können euer Lager auch gerne wieder verlassen, natürlich mit jeglichem Blutstein und auch weitere Lieferungen werden dann ausbleiben. Dann werdet ihr euch vor eurem Kriegshäuptling rechtfertigen müssen."
Wie konnte sie es wagen?! Diese madenzerfressene Missgeburt, diese hohlköpfige Blechgestalt, diese anmaßende Ausgeburt eines Colocals glaubte offenbar ernsthaft, sich zu einer Position der Stärke erheben zu können. Balgor raunte aufgebracht, als sie davon sprach den Blutstein fortzunehmen, doch Hruuk schnauzte ihm einen Befehl entgegen, und der Trottel schwieg. So oft wie Hruuk sich mit Menschen unterhalten musste, schien ihm seine eigene Muttersprache beinahe fremdartig auf der eigenen Zunge. Angeekelt starrte er die Menschenfrau an.
"Du wagst es, uns auf UNSEREM BODEN zu drohen, Schwächling? Eure Leute verlieren diesen Krieg. Denkt Ihr, wir sind blind?! Wir werden uns NEHMEN, was versprochen wurde!"
"Das denke ich nicht-", begann die Klerikerin, doch plötzlich räusperte sich einer der Sucher, der einzige männliche.
"Was sie gewiss sagen will-", schnarrte er dazwischen. Eine ekelhaft nasale Stimme, unterwürfig und jämmerlich. "-ist dass wir einen wundervollen Plan B..." Der Zweibeiner räusperte sich auffällig in seine Faust. "...im Angebot haben."
Hruuk engte die Augen zu Schlitzen. Die Menschen wollten ihn augenscheinlich zum Narren halten. Dafür würde er sie bezahlen lassen. Er wollte Balgor gerade veranlassen, nach Häuptling Gulbotz zu schicken, als die vier Kultisten plötzlich alle zu den Waffen griffen. Hruuk blieb kaum Zeit, sich ihren Verrat begreiflich zu machen, als sie auch schon angriffen.
"Verräterisches PACK!", brüllte er ihnen entgegen und senkte seine Lanze nach vorn. Dann erhob er die Stimme so laut er konnte. "ALARM! ZU DEN WAFFEN!"
Balgor scharrte johlend mit den Hufen und preschte lautstark auf die Sucher des Mantels zu. Die Klerikerin stürmte Hruuk entgegen, und er wollte sie mit seiner Lanze durchbohren, als er sah wie eine der Sucherinnen ihren Bogen hob. Ruckartig riss er den Schild nach oben, und der Pfeil schlug mit einem dumpfen thunk in das gehärtete Leder. Die Spitze drang dicht neben seinem Unterarm hindurch und stoppte bevor sie den Harnisch erreichen konnte - gerade als er bemerkte, wie etwas seine Lanze nach oben hin ablenkte.
Hruuk flühte plötzlich kalten Stahl in seinen Eingeweiden, und ein stechender, unerträglicher Schmerz breitete sich von der Stelle gleich unter seinem Harnisch aus, wo sich Torso und Pferdeleib verbanden. Schreiend bäumte er sich auf, und das blutnasse Schwert glitt aus ihm heraus. Seine austretenden Hufe erwischten etwas Hartes, und dann gaben seine Hinterläufe nach und er stürzte schwer zur Seite, panisch um sich tretend. Bei den Ahnen, tat das weh. Hruuk hatte noch nie solchen Schmerz verspürt. Er fühlte warme Gedärme langsam aus seinem geöffneten Bauch sacken. Ein mächtiger Hornstoß schallte über alles hinweg. Der Ausguck hatte seinen Warnruf offenbar noch gehört. Bei den Ahnen, jetzt hatten sie ihn wirklich getötet. Seine Jungen würde er nicht wiedersehen. Er würde wieder eins werden mit der Erde. Ihm verschwamm langsam die Sicht vor lauter Schmerzen. Seine Kraft begann sich bereits zu verflüchtigen, und alle Geräusche wurden hohl und fern. Kurz sah er Balgor mit seinen roten Leuchtaugen, durchbohrt von Pfeilen aber aufrecht, wie er wüst um sich hackte. Dann verschwand der Waffenbruder aus seiner Sicht. Ein Schuss knallte. Stimmen riefen durcheinander. Menschenstimmen, Zentaurenstimmen. Zwei der verräterischen Menschen liefen aufeinander zu und lösten sich mit violettem Schimmern in Nichts auf. Der wütende Aufruhr aus Richtung Lager wurde lauter.
"Rächt mich..", stöhnte Hruuk Spalthuf. Das Letzte was er hörte, war das Beben dutzender Hufe.
***
Kleriker Melchin erwachte vom Beben dutzender Hufe auf gestampfter Erde. Das Erste was er spürte, war dass er schon wieder einen Steifen hatte. Ganz automatisch strich seine Hand über den Hintern von Sucherin Gelsa, die dicht bei ihm lag. Bei Saul, diese Kurven. Diese gesegneten Kurven. Erregt schob er sich dichter an sie, und sie drückte ihre Kehrseite gegen seinen Steifen, und er küsste ihren Hals, und sie drehte ihren Kopf um ihn auch zu küssen, und er streichelte ihre Brüste, und...
"Derrick..", stöhnte sie ihm schläfrig auf die Lippen.
Ihre Augen waren geschlossen und ihr Atem roch noch immer ein wenig nach Schnaps. Die Schuldgefühle überkamen Melchin wie eine Welle aus läuterndem Feuer. Ritter Derrick. Erst vor fünf Tagen hatte er ihn und Sucherin Gelsa im Feld getraut. Sie waren so glücklich gewesen zusammen, so überzeugt von der neuen krytanischen Ordnung. Aber dann hatte man Ritter Derrick ins Herrenhaus Beetlestone abberufen um den Beichtvater zu beschützen, und jetzt war der Beichtvater tot, und es hatte eine Menge Aufruhr und Alkohol gegeben, und irgendwer hatte die arme potentielle Witwe trösten müssen, und...
Noch immer bebte der Boden unter Zentaurenhufen.
Was war jetzt schon wieder los da draußen? Das war wirklich der furchtbarste Posten hier, unter diesen muffigen Tiermenschen und ihren ständigen Drohgebärden. Dieser Hruuk war der schlimmste von ihnen. Wenigstens konnte man die meisten von ihnen inzwischen mittels Blutstein abhängig halten. Es war wirklich ein furchtbarer Posten. Naja, abgesehen davon dass sie hier oben halbwegs sicher waren vor dem Vormarsch der Seraphen unten am See. Und abgesehen von Gelsa. Bei Saul, Gelsa. Sie roch so gut. Er wollte sie schon wieder. Melchin fragte sich, ob die Ungesehenen ihn würden büßen lassen für das, was er mit ihr gemacht hatte. Und dafür, dass er sich für die falsche Seite entschieden hatte, für den falschen Führer, der jetzt tot war, während ein Gott lebte. Gewiss würde er bitter büßen müssen. Aber er konnte nicht anders. Das läuternde Feuer der Gewissensbisse war einfach nicht stark genug. Es ging zu Ende mit der Revolution, und alles woran er denken konnte und wollte, war ob Sucherin Gelsa hier in diesem Zelt auch nüchtern noch ein bisschen mehr mit ihm vögeln würde, bevor alles verloren war.
Aber den Harathi-Zentauren war das herzlich egal, sie trampelten weiter durchs Kriegslager, stießen wütendes Gebrüll aus und ließen Kriegshörner erschallen. Murrend erhob sich Melchin aus den verschwitzten, nach Sex riechenden Decken, zog seine Hose hoch und knöpfte sie unordentlich zu. Auch das benutzte Hemd striff er sich über den Kopf, bevor er die Zeltplane beiseite schob und sich barfuß ins Freie schob. Konsterniert blinzelte er umher. Überall waren aufgescheuchte Zentaurenkrieger, die Fackeln und Waffen schwenkten und sich in Richtung Südtor zu einem wütenden Pulk formierten.
"Was geht hier vor sich?", maulte der Kleriker des Mantels halblaut, zu Niemandem im Speziellen.
"WEIßER MANTEL! VERRÄTER!"
Kleriker Melchin riss den Kopf herum. Er sah noch ein Paar glimmender Blutsteinaugen und einen kruden, hoch erhobenen Streitkolben, dann krachte es und alles wurde schwarz.
***
Häuptling Gulbotz sah zu, wie Hragar den Menschenwurm mit seinem Streitkolben niederstreckte. Wie Blut und Knochensplitter aus dem Schädel dieses unwürdigen Geschöpfes barsten, als es fiel. Diese elenden Kultisten hatten den Stamm hintergangen. Er hatte gewusst, dass diese Allianz nicht ewig währen würde, aber dass sie so dumm sein würden, damit hatte er nicht gerechnet. Der Befehl zur Hinrichtung der im Lager verbliebenen Menschen war zwar noch nicht gegeben, aber es schadete nicht, den Kriegern ein wenig Genugtuung zu lassen. Gulbotz wusste ganz genau, dass der oberste Kriegshäuptling furios sein würde, und er wollte nicht derjenige sein, der diesen Zorn auf sich zog.
"MIR NACH!", brüllte er und reckte seine gewaltige Lanze. "TRAMPELN WIR SIE NIEDER!"
Vor dem Tor sausten bereits einige Pfeile nieder, wo die Wachtposten den flüchtenden Angreifern hinterher schossen. Es waren nur zwei Frauen, die jetzt Hals über Kopf davon rannten. Gulbotz empfand es als lächerlich, was für ein schwacher Infiltrationsversuch ihm hier vorgesetzt wurde. Der Boden erbebte unter dem Donner ihrer Hufe, als Gulbotz und seine Krieger durch das Tor preschten. Über zwei Dutzend stolze Harathi hatten sich hinter ihm versammelt, ein jeder gierig auf das Blut ihrer eidbrüchigen Bündnispartner. Gulbotz würde ihnen geben, was sie haben wollten. Einer der Torwärter, Gulbotz hatte seinen unbedeutenden Namen vergessen, hockte von Pfeilen durchbohrt mitten im Weg, sein Rückgrat zerschmettert, der Pferdeleib schlaff, und fuchtelte im Blutsteinwahn mit seiner Waffe um sich, obwohl er längst hätte tot sein müssen. Eine Enttäuschung. Gulbotz spießte die wandelnde Vergeudung eines wertvollen Machtgeschenks aus vollem Lauf an seiner Lanze auf. Blutige Fleischfetzen stoben auf, als der Rippenkasten des Versagers durchschmettert wurde und sein hirnloses Gegröle erstarb. Die Erschütterung ruckte durch Gulbotz' langjährig gestählten Körper, als er das tote Gewicht auf seiner Waffe spürte. Ein guter Häuptling duldete die Schwachen nicht. Ein guter Häuptling zeigte ausschließlich Stärke. Gulbotz wollte ein guter Häuptling sein. Vor allem aber wollte er nicht der Häuptling sein, den der oberste Kriegshäuptling für Versagen exekutierte. Er schliff den geschundenen Kadaver noch eine Weile lang demonstrativ vor dem Ansturm mit, dann drängte er ihn beiseite, ließ die Lanze los und zog brüllend seinen Säbel. Huftrampelnd toste die bewaffnete Kriegsmeute um die Wegbiegung und nahm die Verfolgung auf. Vor ihnen gingen immer noch Pfeile nieder und wüstes Musketenfeuer hallte laut von den Hügeln wider, während die Wachtposten ringsum zwischen den Erhebungen nachrückten. Die beiden Menschenweiber rannten um ihr Leben, dass Gulbotz das Herz lachte. Sie schlugen Haken, um dem Beschuss zu entgehen, und auch das sollte ihm nur recht sein, denn so würde er sie schneller einholen. Wobei er eingestehen musste, dass diejenige in der weißen Plattenrüstung ungewöhnlich flink und zügig war, gemessen an so viel schwerem Stahl.
Zwei seiner Krieger stürzten rechterhand nieder, als sie von zu kurz fallendem Eigenbeschuss getroffen wurden. Insignifikante Verluste, für die Gulbotz später Schuldige finden würde.
"Lasst sie nicht entkommen!", rief er säbelrasselnd. "Tötet sie! Tötet die Mantler!"
Es wurde nicht mehr geschossen; die Musketen verstummten, als der Ansturm volle Fahrt aufnahm. Der Hang wurde steiler, das Gelände offener. Linkerhand im Osten erhob sich Fort Evennia in den Bergen, während sich im Südwesten der ausgelaufene Doric-Stausee erstreckte. Nur ein mickriges Bächlein war von dem befahrbaren Kanal geblieben, der unter der großen Brücke des Forts und zwischen den Bergen hindurch in Richtung Arca-See verlaufen war. Dorthin wollten die beiden Menschen, in der närrischen Hoffnung das jenseitige Ufer würde sie retten. Gulbotz hatte nicht vor, sie überhaupt bis zum diesseitigen kommen zu lassen. Der Hang wurde hier steiler zum Ufer hin, und der Boden erzitterte heftig unter ihrem wilden Galopp. Das war es doch, wofür die mächtige Rasse der Zentauren geschaffen wurde! Wahrlich; Es gab kein erhebenderes Gefühl im Leben, als mit dutzenden anderen Kriegern ein Gefälle hinab zu preschen und niedere Wesen zu zertrampeln. Solange man wirklich genügend Krieger hinter sich hatte, zumindest. Erde spritzte unter ihren Hufschlägen empor, und eine derbe Staubwolke bildete sich vor dem Ansturm. Gulbotz hatte Nichts einzuwenden gegen ein bisschen Staub. Das machte den Eindruck großer Mühen stets realer. Brüllend schwenkten die Krieger ihre Äxte, senkten ihre Lanzen gen der Flüchtenden.
Gleich war es soweit. Die Meter zwischen ihnen und ihrem Ziel schrumpften rapide...
***
Die Meter schrumpften rapide, und Soldat Mario Kranzen verlor die Kontrolle über seine Blase. Er musste schon seit einer halben Stunde ganz dringend mal austreten, aber er hatte seine Befehle und Blazinov war auch frostig wie immer, hatte kein Auge zudrücken wollen. Und jetzt war es freilich ohnehin zu spät. Kranzen war schon das Herz in die Hose gerutscht, als er die Zentauren-Kavallerie auf den Hang hatte einbiegen sehen. Sagte man überhaupt Kavallerie, wenn es doch streng genommen gar keine Reiter gab? Kranzen konnte nicht sagen, dass ihm die Antwort gerade besonders wichtig war. Warum dachte er überhaupt darüber nach? Heiße Flüssigkeit rann ihm zwischen die Schenkel und ließ die Hose kleben. Was für ein Soldat war er? Was für ein mieser Feigling, dass er sich im Angesicht des Feindes in die Hose pisste? Oh Götter, er schämte sich so. Aber noch mehr fürchtete er um sein Leben. Hier und jetzt hätte er nicht länger sagen können, warum er sich überhaupt für diesen Einsatz gemeldet hatte. Er hatte ein Held sein wollen, aber das Heldentum erschien ihm mittlerweile nicht mehr besonders verlockend. Frau Korporal Lyran schien das ganz ähnlich zu gehen.
"Schneller Finch!", schrie sie laut, aber das Tosen der vielen Hufe dämpfte die Lautstärke erheblich. "Sonst.. wird das Nichts.. mit Eurem.. Bruder..." Sie stolperte fast, ihr Atem ging so heftig dass sie kaum aussprechen konnte. "...wenn sie Euch auch... kriegen!"
Kranzen blickte Lyran und Finch mit stockendem Atem entgegen, wie sie in ihren Verkleidungen den Hang hinab rannten. Sie waren jetzt fast da. Und die Zentauren auch. Bei den Sechsen, es waren so viele. Kranzen konnte gar nicht ausmachen, wie viele es waren, bei all dem aufgewirbelten Staub. Er sah nur Pferdeleiber und gehörnte menschliche Ziegenfratzen voller Hass, brutale Waffen und ein paar geschwenkte Fackeln, die die Nacht erhellten. Seine Hände schwitzten ganz furchtbar, indem er das Seil umklammerte wie einen rettenden Anker. Er sollte nicht hier sein. Niemand sollte hier sein. Das würde ihr aller Ende werden. In seinem Kopf sah er das bleiche Gesicht von James Growl, wächsern, leblos, tot. Er wagte es nicht, nach links zu Blazinov zu sehen. Wenn er sich jetzt auch nur rührte, dann würden die Zentauren sie sehen. Und dann war es ihr aller Ende.
"Los los los!", brüllte Lyran, und im nächsten Moment klapperte es unter den Stiefeln der Soldatinnen. Sie rauschten vorüber, und Kranzens Gedanken setzen aus. Es war ganz so als ob er nur daneben stand und einem Fremden dabei zusah, sich mit aller Kraft nach hinten zu wuchten und wie ein Berserker das Seil straff zu ziehen. Blazinov tat dasselbe, und vor ihnen rutschte zu allen Seiten Sand fort, als die Konstruktion nach oben rauschte, um einzurasten. Speerspitzen funkelten in der Nacht.
***
Speerspitzen funkelten in der Nacht, und plötzlich war eine dürre Barrikade mitten vor ihnen. Alvax konnte vor lauter Staub in der Luft nicht feststellen, wie das plötzlich zustande kam, aber ihn überkam eine jähe Panik. Er wollte bremsen, aber es war zu spät. Häuptling Gulbotz und die erste Reihe krachten mitten hinein und wurden an den Piken aufgespießt, nach vorne gedrückt durch die schiere Masse der nachrückenden Krieger. Alvax preschte an der linken Flanke, aber trotzdem wurde er vom Schwung der anderen erfasst und nach vorne geschoben wie Vieh gegen ein Gatter mit zu schmalem Durchlass.
Die aufgespießten Krieger kreischten und zuckten, alle stauten sich, brüllten wild durcheinander und schlugen um sich. Holz splitterte und brach unter dem angestauten Gewicht. Ein hölzernes Bruchstück trudelte vorüber, darauf befand sich ein Symbol, zwei gekreuzte Flinten, und das verstand Alvax noch viel weniger als alles andere.
"Weiterlaufen Finch!", brüllte ein Menschenweib irgendwo vor ihnen, aber Alvax konnte nicht mehr sehen wo genau. Irgendwer schlug ihm einen Axtgriff gegen den Helm und er wankte, hielt sich am Hinterteil des durchbohrten Kriegers direkt vor ihm fest und kassierte einen Huftritt. Krieger stürzten übereinander und gerieten unter die Hufe, während jeder jeden beleidigte und aus der Formation auszubrechen versuchte.
KR-KLANK.
Alvax' Blick ruckte nach rechts. Er konnte nicht sehen, woher das Geräusch rührte. Er konnte nur sehen, was es auslöste. Die Pfeile schlugen so heftig wie dicht ein. An der rechten Flanke fielen die Krieger bereits wie die Fliegen, als der mechanische Laut sich noch binnen derselben Sekunde wiederholte und eine zweite Salve mitten zwischen ihnen niederging. Einer der Pfeile pfiff so haarscharf an Alvax' Gesicht vorbei, dass er den Luftzug spüren konnte. Er erstarrte entsetzt, eingeklemmt zwischen all den anderen, und brauchte eine Schrecksekunde der Verwirrung, um zu realisieren was gerade passiert war.
Über die Hälfte von Gulbotz' Meute war tot oder starb gerade, blutig und durchbohrt von Pfeilen. Alle Flüche waren erstorben oder hatten sich restlos zu Schreien und verstörtem Stöhnen gewandelt. Endlich kam Alvax frei und trabte auf wackligen Hufen nach links aus dem Massaker hervor, desorientiert. Er konnte noch immer kaum fassen was geschehen war, schnaufte und musste sich seiner Unversehrtheit nochmals vergewissern.
"HIERHER!"
"MIR NACH!"
Alvax' Blick ruckte nach links. Er kam wieder in der Gegenwart an. Und gleichzeitig kam die Wut, so wild und übermannend, dass er kaum an sich halten konnte.
"Menschen..", knurrte er rasend.
Dort waren sie. Eine Sucherin des Mantels stand nicht weit entfernt, vermummt und rotgekleidet, winkte eine weitere ihrer Zunft hastig gen eines schimmernden Mesmerportals. Ein junger Seraph in dreckiger Rüstung stolperte ebenfalls dorthin, was Alvax überhaupt nicht verstand, denn der Mann hatte keine Waffe in der Hand. Aber dann keifte irgendwer einen unverständlichen Menschennamen und der Seraph wechselte hastig die Richtung, um zwei weiteren Gerüsteten zu folgen, die gerade in die Furt sprangen.
Alvax scharrte schnaubend mit den Hufen, schwenkte seine Kriegssichel und preschte los. Zwei weitere Krieger waren bereits vor ihm, aber der vordere stolperte gerade über seine eigenen Hufe und krachte in den Sand. Vorüber galoppierte Hragar, johlend und kolbenschwenkend. Er hatte schon drei Pfeile in der rechten Flanke, aber seine Augen glühten rot und es schien ihn kaum zu interessieren. Aber dann stürzte auch Hragar vornüber in den Sand und schien sich fast zu überschlagen, so hart dass Alvax langsam klar wurde, dass keiner der beiden von selbst hingefallen war. Aber das war ihm egal. Er wusste dass es für ihn keinen Ausweg gab. Der Hang nach Norden war einfach zu steil für eine rasche Flucht. Alles, was jetzt blieb, war Vergeltung.
Linkerhand lag ein Zischen in der Luft, als Alvax den jungen Seraphen sichelschwingend einholte. Der Bolzen traf ihn hinter den Vorderläufen im Rumpf.
***
Der Bolzen traf den Zentauren im Rumpf, und Feldwebel Vectus Hadrick ließ die dritte Armbrust fallen. Er ließ den Charrtöter gänzlich liegen und griff direkt zu seinem Langbogen, während Kranzen unten ins Wasser sprang und weiter rannte. Es bereitete dem Feldwebel sadistische Freude, zuzusehen wie seine Vergeltung sich entfaltete. Er schämte sich schon lang nicht mehr dafür. Das war einfach einer dieser Momente, in denen man sich fühlen konnte wie neu geboren. Nach all den Wochen voller Mitbürger in weißen Mänteln endlich wieder etwas abzuschießen, das irgendeinen Sinn hatte. Der kleine Vorsprung an der Flanke des Berges war das optimale Schützennest. Eilig nahm er die Trillerpfeife und stieß kräftig hinein, um den versteckten Männern weiter im Westen ihr Signal zu geben. Dann erhob er sich fließend, nockte einen Pfeil auf die Sehne und...
...duckte sich sofort wieder in Deckung, als es unten zum Mündungsfeuer einer Zentaurenbüchse knallte. Die Trillerpfeife hatte seine Position verraten, natürlich, aber der Schuss ging trotzdem meilenweit daneben, blindlings abgefeuert aus zornigem Impuls. Dort unten stand nichtmal mehr die Hälfte der ursprünglichen Anzahl Harathi, und die Hälfte derjenigen die noch standen war bereits verwundet.
Hadrick riss sich das verhüllende Tuch vom Haupt und ließ die Schultern kurz kreisen. Diese Sucher-Uniform war wirklich recht eng, aber das viele Rot verbarg äußerst praktisch die Blutflecken des ursprünglichen Besitzers. Hinter ihm tat sich wieder eines der lilafarbenen Portale auf und spuckte die Korporale Deluca und Lyran aus. Die Frau Korporal Magus der Kompanie Eisenwacht hatte sich wahrlich als Glücksgriff erwiesen; Selten hatte ein fremder Soldat sich so fähig und unkompliziert in einen notdürftigen Plan eingefügt. Ihr Hinterteil war auch nicht ganz verkehrt. Im Moment war sie allerdings damit beschäftigt sich hinzupflanzen, den roten Stoff vom Kopf zu zerren und der dicken Beule an ihrer Stirn den nötigen Tribut an Auszeit zu zollen. Lyran wurde die lästige Kopfbedeckung ebenfalls los und pfiff schweißnass aus allen Löchern. Sie griff immerhin zu, als er ihr ihren richtigen Bogen reichte und warf die gefledderte Mantelwaffe ebenso beiseite wie er es getan hatte.
"Die.. gelten.. nicht..", japste sie mit Blick aufs Massaker. "...wir... zählen ab.. ab jetzt."
"Haltet Ihr mich für so unsportlich, die Pfeilwagen mitzuzählen?", schnarrte er nur amüsiert. Sie musste ja nicht wissen, dass Deluca das Seil gekappt hatte. "Während Ihr Euch hier hochgeschleppt habt, habe ich schon drei erledigt."
Sie keuchte plötzlich gar nicht mehr so schlimm. "...die auch nicht gelten, weil ich nicht hier war dank Eures Planes."
"Sehr unsportlich, Lyran."
Sie erhoben sich wie ein Mann und begannen gleichzeitig zu schießen.
Es war nicht viel mehr als ein Schlachtfest. Der Feldwebel versenkte seinen ersten Pfeil im Auge eines fackeltragenden Zentauren, der mit wutverzerrter Fratze nach ihnen Ausschau hielt und dummerweise im falschen Moment die falsche Stelle anglotzte. Der nächste direkt daneben hielt seinen Torso mit einem Schild bedeckt, doch gegen Lyrans Pfeil in seinem ungeschützten Pferdeleib half das nicht besonders viel. Wiehernd brach er über der Leiche des andren zusammen. Ein weiterer Harathi-Krieger hatte tatsächlich die Speere überlebt und quälte sich gerade mit aufgerissenem Bauch zwischen den Leichen seiner Artgenossen hindurch. Hadrick spannte kraftvoll bis hinters Ohr, löste sauber als die Leitfeder zart seine Wange kitzelte, verwandelte den Überlebenden nach kurzem Aufbäumen in einen weiteren Kadaver. Die verbliebenen Zentauren versuchten nun den Hang hinauf zu kommen. Ein widerspenstiges hellbraunes Exemplar duckte sich unter Hadricks nächstem Pfeil hindurch und legte eine Hakenbüchse an, zielte nach rechts auf die Bogenschützen im Zuge eines Schulterblicks. Kurz vor dem Knall duckte der Feldwebel sich hinter die Felsen, spannte im Aufstehen wieder und traf diesmal. Mit dem Widerhakenpfeil im Hinterlauf krüppelte der Hellbraune weiter, bevor der Feldwebel ihn mit einem Bodkin zwischen den Schulterblättern in den Dreck sandte.
Aufnocken, spannen, ausatmen, ankern, lösen, einatmen. Aufnocken, spannen, ausatmen, ankern, halten, vorhalten, lösen. Töten. Einatmen. Er fand zu makelloser Ruhe während seines immer gleichen Rhythmus. Der Nervenkitzel hielt ihn gepackt, die Augen ausschließlich auf seine Opfer gerichtet, während er Pfeil um Pfeil von der Sehne ließ. Die Stärke seines Bogens brannte in den Rückenmuskeln, beengt durch das Leder der blasphemischen Uniform, und Nichts hatte sich je besser angefühlt. Er war ein Künstler mit einmaligem Talent, ein rächender Gott in seiner Domäne, ein Jäger der nicht hungrig war. Die Zentauren gingen zu Boden, durchbohrt und kaltgestellt, sauber getötet, gesäubert von dieser Welt. Er konnte nicht aufhören, sie zu töten. Er wollte nicht aufhören, wollte es niemals. Doch nachdem er sie getötet hatte, fühlte er Nichts. Ganz so wie immer. Er hatte schon so viele von ihnen in sein Kerbholz geritzt, so endlos viele, aber es war jedes Mal wieder dasselbe. Und vor jedem Mal aufs Neue sagte ihm die Stimme, dass es diesmal anders sein würde. Dass es diesmal Genugtuung geben würde. Und er glaubte ihr, dieser Stimme, ein jedes Mal aufs Neue. Aber er bekam trotzdem niemals zurück, was er verloren hatte vor so langer Zeit. Es war ein seltsames Spiel, das er sich da vorspielte. Das wurde ihm gerade erst so richtig klar. Vielleicht weil das letzte Mal schon länger hergewesen war. Einen Moment lang war er angewidert, angewidert von sich selbst und von allem, dem wenigen wofür er stand. Dann schoss er weiter.
Nach seinem sechsten Abschuss mit dem Bogen lehnte er sich mit der Schulter an den Fels und verharrte. Von der gesamten Kriegsmeute hatten nur zwei Zentauren überlebt, einer davon mit einem Pfeil im Hinterteil. Sie schleppten sich außerhalb verlässlicher Reichweite den Hang hinauf, wo ihnen schon die nächste Staubwolke entgegen kam. Natürlich war das Kriegslager alarmiert. Alarmiert und dezimiert. Der Feldwebel versicherte sich mit kurzen Blick entlang des Ufers, dass die Soldaten im Westen schon dabei waren die mit Ästen getarnten Pfeilwägen fortzurollern, dann wandte er sich zu seinen Kameradinnen um.
"Alles noch dran?", fragte er nüchtern. Sein Blick blieb bei Deluca hängen, die sich das Gesicht abtupfte. "Geht's?"
Sie winkte unwirsch ab. Gerade wollte sie etwas sagen, dann stockte sie plötzlich.
Der Feldwebel drehte den Kopf um zu sehen was der Grund war und bekam Lyrans Faust mit Anlauf ins Gesicht. Er war so überrumpelt dass es gar nicht wehtat. Sein Kopf flog zurück, er taumelte, weitete die Augen als er fast über den Rand des Vorsprungs purzelte und fing sich mit einer Hand am Felsen, während er sich mit andren die pochende Wange hielt. Er wollte anfangen loszukeifen, aber dann fand er nicht den Antrieb dazu. Womöglich weil er wusste, dass er es verdient hatte. Einen Moment lang glotzte er Lyran an, und sie glotzte zurück, offenbar noch überraschter von ihrer eigenen Tat als er. Definitiv entsetzter.
Deluca hatte begonnen zu lachen. Das Mistluder klang ziemlich entzückt.
"Mich haben sie für sowas mal degradiert.", kommentierte Hadrick in genervtem Unbill. Er rieb sich immer noch die Wange.
Dann sah er über die Schulter und seufzte der größer werdenden Staubwolke entgegen. "Sammelt die Waffen ein, wir verschwinden von hier."
Kommentare 4
Ovy
Das ist ganz schön eskaliert. Zentaurenperspektive war gut mehrdimensional. Und bei der Sache mit den Zentaurendärmen hab ich mich gefragt was es da wegen der zwei Brustkörbe alles doppelt gibt und wie lang der Weg ist bis zum fertigen Pferdeapfel. Das hier gefunden: http://pre12.deviantart.net/de…_by_jackrover-d5i5jov.jpg
Agroman Autor
Ja, du hast Recht, beim später nochmal drüberlesen kam mir tatsächlich ebenfalls der Gedanke, ob dort an dieser Stelle überhaupt Gedärme sitzen. Ich hab' mich aber dafür entschieden, die Textstelle nicht zu verändern und "Gedärme" stellvertretend für generelle Innereien stehen zu lassen. Trotzdem coole Grafik, danke!
Abigail
Eine sehr schöne Spielidee und ein toller Abend noch dazu! Schade, dass ich nicht bis zum Schluss bleiben konnte, aber umso schöner, wenn du den Abend auf diese Weise festgehalten hast. Ich finde die unterschiedlichen Perspektiven toll, so dass man auch einen Einblick in das Lager der Zentauren hat!
Vielen Dank für deine Mühe damit
Mahorka
Das Mistluder steht immer wieder gerne zu diensten!
Haha oh gott. Ich finde die Sprünge der Szenen super. Liest sich sehr spannend, auch wenn man dabei war! Stellenweise musste ich ziemlich schmunzeln, gerade bei den vertrauten, witzigen Szenen dieser Nacht absurder, aber genialer Pläne. Die Teilnahme hat Spaß gemacht und das lesen deiner Zusammenfassung ebenso, somit: Vielen Dank!