Blut/Splatter und Tod
"Dort unten!", bellte Korporal Schleiernick, seinen Langbogen auf dem Rücken, das Schwert in der Hand.
Und dort waren sie. Sieben Kultisten des Weißen Mantels eilten zwischen lichten Bäumen hindurch gen der Sturm-Wasserscheide, weg von Fort Evennia, hin zum rettenden Fluss. Nur wenige hundert Meter trennten sie von der Furt. Vielleicht hätten sie sie unbehelligt erreicht, hinausgeschlüpft im Schutze eines Ausfalls am Festungstor, wäre nur eine gewisse freischaffende Späherin nicht gewesen. Es war einer von hundert gescheiterten Frühlingstagen. Lau verregnet in den Morgenstunden, danach einzig klamm und frei von Lebenslust. Das Gras war feucht und klumpig, der Himmel abendgrau. Die vereinzelten Tannen und Pappeln standen wie Zuschauer bei einem enttäuschend schlechten Ballspiel, alternativlos und indifferent, und doch überlegen in ihrer zeitlosen Präsenz. Sie sahen zu und spotteten still, denn sie würden noch immer hier sein, sobald all dies wieder vorüber war. Denn vorübergehen würde es, allzu bald. Inquisitor Halveran fuhr herum, das lange braune Haar umwirbelte seinen Kopf in lose gebundenem Pferdeschwanz. Wirre Strähnen fielen dem Inquisitor in die Stirn, doch selbst auf diese Entfernung war das rote Leuchten seiner Augen unverkennbar.
"NEIN!", kreischte Halveran, und seine Stimme war eine Kakophonie aus vielen, ein Chorus arkaner Macht, verzerrt und abgedunkelt durch die Macht des Blutsteins. "Nein nein, nicht jetzt! Ihr seid noch nicht an der REIHE!" Die Worte hallten den ganzen Hang hinauf, und er wirkte alles andere als verängstigt. "Andere warten auf ihre Beichte... Beichte, ja... MACHT EUCH NÜTZLICH!" Schreiend fuchtelte der Inquisitor mit dürren Armen, scheuchte seine Lakaien den Seraphen entgegen. "Lasst sie BEICHTEN! Beichten für den Hochinquisitor! Für den Beichtvater! Sie flüstern es mir!" Beide Männer waren im Herrenhaus Beetlestone umgekommen, aber in Halverans Realität schien das nicht der Wahrheit zu entsprechen. Vier der sechs restlichen Mantler wandten sich um, die Waffen bereit, selbst während ihr Inquisitor sich mit zwei vermummten Suchern im Schlepptau abwandte, um seine Flucht fortzusetzen. Es war stets kurios, wie die Befehle selbstgerechter Anführer auch in der Niederlage noch Gewicht besaßen. Doch was hatte der Feind auch zu verlieren?
"Mä-Mä-Möhzy! Die ha- ha-haha.." Einer der ausscherenden Kultisten war offenbar direkt dem Zirkus entflohen, und das war leider keine Neuigkeit mehr. "Hahaha!", grölte er begeistert, die Stimme schrill und laut.
"Kümmert Euch um die da!" Schleiernick reckte sein Schwert zur rechten Flanke und von dort hinab zu den Vieren. "Der Rest mit mir!" Er stürmte mit drei Soldaten im Schlepptau nach Norden über den Hügelkamm, auf Abfangkurs zu Halveran, der seine Beschützer ohne Schulterblick im Stich ließ, über seine Robe stolperte und von einem der beiden Sucher gestützt wurde.
"Hahaha!", lachte auch der Inquisitor, angesteckt von den Albereien des anderen, und die Kraft des Blutsteins ließ sein verdrehtes Gackern übers Land schallen. "Haha.." Dann rannte er ungelenk weiter, während zwei Drittel seiner Lakaien sinnlos zum Sterben zurückblieben, weil Schleiernicks Leute oberhalb einen bequemen Bogen um sie schlugen. Es fühlte sich an als wären Äonen verstrichen, seit Strategie noch etwas bedeutet hatte. Für jene, die den Krieg nicht kannten, war er oft ein namenloser Schrecken, eine Ansammlung von Grausamkeiten, Heldentaten und unbegreiflich starken Geistesleitungen. Aber mittlerweile gab es im Geiste nicht mehr viel zu leisten. Hier und jetzt wurde nur noch geputzt, ohne wirklichen Stellenwert; Ohne Plan. Es war keiner mehr nötig.
Der Priester klappte sein Visier für bessere Übersicht nach oben und stürmte den Hang hinab. Unter seinen Panzerstiefeln wirbelten Dreck und winzige Grasbüschel auf, doch er glitt nirgends ab. Seine durcheinander rufenden Gegner hatte er rasch eingeschätzt. Der lachende Spaßvogel, ein wieselgesichtiger Kerl dessen weiße Roben vom üblichen Farbschema des Kultes leicht abwichen, wechselte die Taktik und reckte die Arme himmelwärts, um sich in überzeichneter, hilferufender Parodie zur Geisel zu erklären. Keiner der anderen schien ihm besonders viel Beachtung zu schenken. Ein blonder Bandit mit abgenutztem Rucksack stand gleich daneben, hielt aus irgendeinem Grund eine fette lebendige Dschungelraupe in den Händen und beschimpfte klagend seine Mitstreiter, während ein Mantel-Ritter in schwerer Platte einen Drohruf ausstieß, Schwert und Schild reckte und den Angreifern schließlich hangaufwärts entgegen kam. Der Priester hörte ihnen allen nicht wirklich zu, konzentriert darauf, Distanz zu überbrücken. Nicht weit hinter dem Ritter folgte eine weitere Banditin mit monotonem Blick, einen Revolver in jeder Hand, die keifend die Beschwerden ihres blonden Mitstreiters abschmetterte. Ihre schwarzen Locken waren nur allzu bekannt.
Dumpf und auffordernd pochte der Diener Balthasars seinen Hammer an die ramponierte Brustplatte. Er hielt sich in leichter Rechtskurve, nah an den Bäumen. Der weiße Ritter biss an wie ein trainierter Köter und spurtete ihm mit erhobenem Schild entgegen; Geradewegs durchs Schussfeld der Revolverheldin - doch die legte in diesem Moment ohnehin auf ein andres Ziel an. Soldat Müller preschte frontal den Hang hinunter.
"Gebt Acht!", rief der Priester ihm ärgerlich zu, doch für einen Positionswechsel war es schon zu spät. Hakenschlagend rannte der Seraph weiter, während die ersten Schüsse fielen.
"Eh-Ehrlich Mä-Mähzy!", quiekte der geisteskranke Witzbold im Hintergrund. "K-können w-wir nicht red'n? Blut-" Der Rest wurde vom hysterischen Wutgeschrei des blonden Banditen geschluckt, der gerade seinen Rucksack niederwarf und unter umherfliegenden Papierbögen die Raupe hineinzustopfen begann. Während der Verrückte sich im Rückwärtsgang zwischen Bäume und Felsen zurückzog, stolperte der Ritter wenige Meter vor Waffenkontakt über einen Stein und krachte der Länge nach in den Dreck.
"Alle müssen beichten!", gellte Halveran, irgendwo viel weiter nördlich.
Der Priester bremste seinen Ansturm schliddernd aus, stieß den Hammer neben sich am Stoßdorn in den Boden und griff nach den dünnen Stricken an seinem Gurt. Die drei grob behauenen Steine klackerten aneinander, als er die improvisierten Bolas ausrollte. Der Moment bewies zumindest, dass die Bastelei nicht komplett sinnlos gewesen war. Sein Blick fand die revolverknallende Banditin, und er warf die Steine linkshändig hoch, rotierte sie an den robusten Schnüren rechtshändig überkopf und ließ schwungvoll los. Dann grollte er genervt. Sein Wurf war miserabel, verrissen durch zu wenig Übung, ein die Schnüre streifendes Zierhorn am Helm und den stechenden Schmerz in seinem verwundeten Nacken. Die Bolas eierten wirkungslos an der Banditin vorbei, aber diese war davon so irritiert, dass sie zwei Sekunden lang lediglich verständnislos über die Schulter glotzte, statt weiter auf Müller zu feuern.
"Halt' dich da raus, roter Fettsack!", brüllte sie lautstark. Insolente Ketzerin. Als der Soldat sich ihr entgegen warf, kam auch der Ritter wieder auf die Beine. Schnaufend durch seinen beschwerlichen Ansturm hangaufwärts, hob er erneut seine Waffen und griff an.
Linkerhand knallten weitere Schüsse, während der Weiße sein Schwert nach Dronons schlechtem Bein schwang, doch der zog es lediglich in einem Halbschritt nach vorn. Die Klinge prallte wirkungslos gegen den stählernen Knieschoner, und im nächsten Moment hielt die Linke des Priesters die Schildkante seines Gegners gepackt. Er nahm rechtshändig seinen Hammer zur Hand und hackte dem Ritter aufwärts den Falkenschnabel zwischen die Beine. Eine Millisekunde der Erkenntnis verging. Ganz recht. Der Mann begann hoch und qualvoll zu kreischen, während sprudelndes Blut aus seinem Schritt leckte wie aus einem umgedrehten Springbrunnen. Er krümmte sich, ließ Schwert und Schild los und umklammerte schreiend den Hammerstiel. Der Priester Balthasars packte seinen Hammer ebenfalls mit beiden Händen, stemmte dem entmannten Ritter einen Stiefel auf den Leib und zerriss mit fleischigem Schmatzen die Überreste der Genitalien, indem er die Waffe befreite. Krachend brachte er den Hammerkopf auf den stürzenden Kultisten nieder, zertrümmerte Helm und Schädel wie zuvor schon so oft. Da plötzlich peitschte eine Salve heftiger Pistolenschüsse durch die Luft.
Der Priester sah ruckartig nach links. Als er erblickte was geschehen war, blieb ihm nur noch ein bitteres Knurren. Narr, dachte er, doch für den Soldaten Müller kam jeder Tadel zu spät. Er lag bäuchlings über dem blonden Banditen, sein eleganter Schwingenschild verkeilt an dem kruden braunen Bollwerk des Gesetzlosen, sein Schwert tief in dessen Wanst gebohrt. Außerdem war er äußerst tot. Die qualmenden Revolver der über ihm stehenden Schützin legten darüber unmissverständliches Zeugnis ab.
"Ma-r.. Ma-c-c.. yy~?", blubberte der blonde Bandit, auf dem Rücken liegend. Schwarzes Lebensblut quoll ihm gurgelnd aus dem Mund, und er blinzelte elend zu seiner Kameradin hinauf. Die ließ ihre Revolver fallen.
"Ksch!", machte sie. "Schnauze." Ihre Stimme war von wehmütiger Gewissheit geprägt, als sie nach der Muskete auf ihrem Rücken griff. Der Priester zog mit links seine Pistole vom Gurt und stapfte ihr entgegen.
Es klickte doppelt und dreifach.
Sie verharrten einige Schritte entfernt voneinander, die Waffen im Anschlag. Nur noch sie beide, alle andren erledigt oder weitergezogen. Mörder-Macey blickte ihm in die Augen, und er blickte zurück. Leblose, tiefblaue Augen, und beide äußerst intakt, obwohl sie auf den Fahndungsplakaten eine Augenklappe trug. Er stand ihr nicht zum ersten Mal gegenüber. Nicht einmal bloß zum zweiten. Doch erst jetzt fiel ihm auf, dass sie groß war für eine Frau. Groß und stark. Ein kraftvolles Wesen, gehüllt in Leder und sparsame Panzerung, leicht mit Dreck bespritzt. Ihr rotes Halstuch flatterte sacht im Wind, ebenso wie ein weißer Fetzen an ihrem linken Oberarm. Die ungewaschenen Locken wehten lose um ihr Haupt, schwarz wie Holzkohle. Wo ihr Gesicht verzerrt war vor Hass und Wut, blieben die Augen noch immer beachtlich ruhig. Beinahe emotionslos. Sie blickte der Konfrontation empfangend entgegen. In einem würdigeren Leben hätte sie eine gute Dienerin Balthasars abgeben können. Doch ihr Leben war nicht würdig. Ihr Leben war das einer Verräterin, einer Ketzerin. Ihr Leben musste enden. Sie starrten und schwiegen einander an, Schießeisen im Anschlag. Tropfen um Tropfen perlte das Blut vom rotverschmierten Schnabel des Hammers, den er in der Rechten gesenkt hielt. Jedes Mal, wenn ein neuer Sprenkler das Gras benetzte, war es wie das Ticken eines Ziffernblattes. Ein Mahnmal an die Zeit, die für einen von beiden ablief. Im Hintergrund starb der blonde Bandit vor sich hin. Das letzte Zucken, das letzte Röcheln.
"Ich bin es wahrlich müde, beschossen zu werden.", sagte der Priester, nachdem der Bandit sich ausgegurgelt hatte.
"So siehst du auch aus.", sagte sie.
Das stimmte zweifelsfrei. Er hatte längst aufgehört, die Kugelschäden an seiner Rüstung zu zählen. Oder diejenigen, die er seinen Lebtag lang in den Knochen spüren würde. Sie für ihren Teil sah aus, als könne sie vom Schießen kaum je genug kriegen. Obwohl ihre beiden Revolver bereits im Dreck lagen, wirkte sie noch überladener mit Feuerwaffen als selbst Mister Gleyn es je gewesen war. Die Griffe zweier blasphemischer Eisenmonster ragten hinter ihrer Hüfte hervor. Selbst ohne freie Sicht auf die Kammern der Waffen war das rote Leuchten von Blutstein zu erkennen. Auf ihn gerichtet hielt sie eine gestohlene Seraphenmuskete mit Bajonett, samt einer kurzen Schrotbüchse, die mit einem Gürtelriemen am Lauf der Muskete festgezurrt war. Beide Zeigefinger belegten einen Abzug. Demgegenüber wirkte seine eigene Pistole beinahe ein wenig armselig, trotz des eindrucksvoll um den Lauf geschmiedeten Hundemauls.
"Ich sehe das so.", sprach sie mit gleichmütiger Raucherstimme. "Es gibt nur drei Möglichkeiten... Einer von uns geht lebendig. Keiner von uns geht lebendig. Beide von uns gehen lebendig."
Er ließ einige Sekunden des Schweigens vergehen, während sie aufeinander zielten. Keiner blickte fort, nicht auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Waffe, Muskelmasse und Panzerung ließen den Arm des Priesters nach einer Weile schwer werden, doch er weigerte sich zu zittern. "Ergib dich der krytanischen Gerechtigkeit und senk' die Eisen-", entgegnete er, "-dann entspricht deine Ansicht den Tatsachen."
Mörder-Macey hob langsam einen Mundwinkel. "Wem oder was ergebe ich mich dann? Ist es Gerechtigkeit-" Ihre Augen blitzten kurzzeitig wütend, doch die Stimme erklang in trauriger Monotonie. "...oder das Anrecht des Gewinners, es so zu nennen?"
"Das Anrecht des Gesetzes. Nicht meines."
Ihr wutverzerrtes Gesicht entspannte sich langsam. Maceys Haare wehten immer wieder sacht in der Brise. Spielerisch fast. Idyllisch und von einem Herzschlag der Friedfertigkeit geprägt, als sie die Augen mit einem flüchtigen Lidschlag schloss und wieder öffnete. Die Gelegenheit kam und ging. Als sie ihn abermals über Kimme und Korn fixierte, formten ihre Lippen ein beinahe mildes Lächeln, ein lautloses Wort.
Er machte sich bereit.
Orr. Die Stufen zur Kathedrale des Glorreichen Sieges. Sie waren so weit gekommen, doch der Ansturm war gebrochen. Auferstandene fluteten alles, Wachsame fielen in Scharen, die Knochenklauen schleuderten Fäulnis. Er kreuzte die Schwerter mit dem untoten Akolythen und verlor. Ein Knacken, als er fiel, der Schädel schmerzte stechend. Er sah grelles Licht, dann Schwärze.
Das Lager der Dreifaltigkeit. Keine Sternstunde für die Seraph-Wache, als die Mordrem durch die Formation eines unerfahrenen Offiziers brachen und beinahe ins Paktlager gelangten. Der Teragreif rammte ihn nieder, zusammen mit mehreren Soldaten. Als er sich auf den Bauch rollte, spürte er den Ruck in seinem Unterleib, und gleich darauf das Blut auf seinen Lippen.
Der Tempel in Maguuma. Sein Arm zertrümmert, über ihm der Avatar des Balthasar. Er hatte die Waffen gekreuzt mit dem Ebenbild seines Gottes. Die Flammen wurden stärker, und kein Tod hätte ihn je mehr erfüllen können. Aber Thyrmaer war auch dort, und mit vereinten Kräften überlebten sie den Kampf, während Shad Khanlo an seiner statt als Märtyrer verblich.
Löwenstein. Am Strand, zwischen den Felsen unter der Deverol-Insel. "Wie Ihr wünscht.", hatte Marktur gesagt und abgedrückt. Ein Klon hatte die Kugel abgefangen, doch der darauffolgende Kampf war allzu kurz, als die Blitzwand kam. Die Kugel des Scharfschützen durchschlug seinen Harnisch warf ihn auf den Rücken, während ihm alle Atemluft jäh aus der Lunge wich.
Die Hügel bei Fort Evennia. Wenige Tage zuvor. Die Jaderüstung und der Wachtritter. Die gewaltige Explosion der beiden Konstrukte. Er lag auf dem Rücken, die tote Nekromantin über sich, als der kahlköpfige Bandit ihm grinsend das Visier hochschob und sein Werk mit vorgehaltenem Revolver genoss, bis der schlanke Pfeil des unbekannten Schützen seinen Schädel durchbohrte.
Wird es heute endlich gelingen?
Mörder-Macey lockerte ihre Waffenhaltung. Nur ein kleines Stück weit. "Hmhm~", lachte sie leise. "Schon lustig." Dann hob sich die Stimme einen Deut: "Glaubst du an diese Gesetze? So von Mörder zu Mörder?"
Die Gesetze. Der Priester dachte an Fürstin Valette Wi und die Berichte aus Caudecus' Anwesen. Er dachte an Roland Marktur, an die Worte des Verräters, die seinem Schuss vorauseilten.
Dann drückte er ab.
Der Knall hallte weithin übers Land, und die Wucht des Schusses riss sie geradewegs von den Füßen. Nasse rote Flocken stoben auf, noch bevor sie den Boden berührte. Mörder-Macey lag im Gras, halb auf der rechten Seite, vom Schlüsselbein aufwärts zersiebt von Hagelschrot. Noch immer umklammerten ihre Finger die improvisierte Doppelwaffe. Ihr Hals war eine zerschredderte rote Masse, Unterkiefer und Teile des Gesichtes deformiert mit blutigen Löchern. Sogar eine neue Frisur hatte der Schuss ihr verpasst. Ihr Tod sah ganz so aus wie ein Resümee ihres verblichenen Lebens. Ihr Körper zitterte noch. Der rechte Fuß zuckte in grotesken Nervimpulsen, und ein absurd dichter Blutschwall spritzte geräuschvoll empor aus der zersplitterten Kieferuine, wo der letzte Atemzug hätte kommen wollen.
Langsam senkte der Priester seinen linken Arm, aufwärts verzogen durch den Rückstoß. Zäher Qualm waberte aus dem Lauf seiner Steinschlosswaffe.
"Nein.", gab er seine Antwort, und holsterte die Pistole.
Aber dann, irgendwie, durch einen Wink des Schicksals oder schiere Willenskraft, war Mörder-Macey noch am Leben. Er hatte schon letzte Zuckungen gemutmaßt und den Blick abzuwenden begonnen, als ihr ermordeter Körper auf den Rücken sackte. Die dunkle Blutlache wurde größer und größer. Doch in den sterbenden Augen flackerte glückliches Lebenslicht, und eine zittertende linke Hand versuchte in konfusen Bewegungen eine Zigarette aus ihrer Gürteltasche zu nesteln.
"HreeeKschx~Giirww~Mhhhaaggt~", brachte sie blutsabbernd hervor. Die Rechte fiel endlich ab vom Gewehr, tatschte in den kleinen roten See und begann sinnlos umher zu stochern. Dronon schrägte metallschabend den Kopf. Einen Moment lang war er gefangen in verblüffter Faszination. Er konnte garnicht sagen, ob er wirklich Hochachtung empfand, oder wie lang er ihr zusah. Schließlich schaffte sie es, irgendwie, einen entfachten Glimmstängel an die Lippen zu führen. Luft pfiff aus ihrem zerschossenen Hals, als sie versuchte einen Zug zu nehmen. Dann sog der Sargnagel sich voll, fiel zischend ins Blut, und sie war tot.
"Wahrlich bemerkenswert..", raunte der Priester. Im Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr. Als er hinsah, kam Mathyra zwischen den Felsen und Bäumen hervor, in etwa dort wo der lachende Scherzbold verschwunden war. Sie steckte ihre Artefaktklingen fort, und der Priester blickte zurück zu Maceys Leichnam. Erst als er einen Schritt nach vorn trat, sah er dass sie etwas in ihr eigenes Blut gezeichnet hatte. Es war kaum leserlich, und er engte die Lider.
'GE WON N EN', stand dort. Bis auch das in frischem Blut ertrank.
Kommentare 10
Ovy
Findet ihr auch, dass alles was mit Zirkus und Karneval der Menschen in GW2 zu tun hat, schon immer so einen gewissen Creepfaktor hatte? Ich mochte ja diese drogige, verzweifelte, Do-Long-Bridgeige Wahnsinnigkeit, vor allem mit der Raupe und so. Und ich vermisse Macey kein bisschen. Das wird man doch wohl noch sagen dürfen! :p
Mahorka
Kann mich Vaas nur anschließen. Wahnsinn wie der Schreibstil deiner Geschichten sich entwickelt. Und ein wenig neidisch bin ich da auch
Achja und: NOOOOOO MARCEY D:
Riimaan
*fluestert Mahorka mal ganz heimlich ins Ohr* Das Macey nur der Prototyp war von dem what is to come
Mahorka
*breitet die Arme aus* giv it to meeee~
Vaas
Ich bin gespannt, ich bedauere es nicht mehr mit Macey zu tun gehabt zu haben, aber ich mochte sie, sehr. Einer der wenigen Chars, die Vaas auf Anhieb hätte sympatisch finden können
Riimaan
Als Macey's Papa sage ich dazu nur: Teflon till the end. Und applaudiere, vielleicht ein wenig traurig, fuer das Play und wie es hier festgehalten ist.
Vaas
Erstens:
Dein Schreibstil wird von mal zu mal immer besser und besser, echt bemerkenswert
Und noin Macey xD
Estelion
Das Ende gefällt mir irgendwie. Ich meine nicht mal ganz das Ende, denn ich finde irgendwie nicht, dass sie gewonnen hat, aber das mit der Zigarette ist schon lustig. Dumm, aber lustig. "Dann sog der Sargnagel sich voll, fiel zischend ins Blut, und sie war tot." Den Satz mag ich in all seiner oder sogar wegen seiner Schlichtheit.
Agroman Autor
Ob sie wirklich gewonnen hat, ist natürlich fraglich. In vielerlei Hinsicht hat sie es nicht, aber auf welchen Ebenen es tatsächlich ein Sieg sein mag und aus welchen Perspektiven, darf dem Leser überlassen bleiben.^^
Estelion
Dass sie das denkt wundert mich nicht