Mordlust zum Frühstück

Mordlust zum Frühstück



Irgendwas war anders, als ich mich an diesem Morgen plötzlich in meinem Bett aufsetzte, aber ich konnte es nicht greifen. Ein Gefühl, das ich nicht zuordnen konnte. Schnell suchten meine hellen, blauen Augen den Gemeinschaftsschlafsaal ab, den ich mein Zuhause nannte. Außer zwei noch schlafenden Mitgliedern meiner Gruppierung, sah ich keine Gefahr, schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch, um mein pochendes Herz zu beruhigen.
Nur langsam kamen die Erinnerungen an den Traum, der mich seit einem Jahr begleitete, in mir hoch.
Der unscheinbare, schmucklose Dolch, der so mühelos durch Lederkleidung glitt und rot gefärbt aus der tiefen Wunde herausgezogen wurde, hatte mich auch heute wieder geweckt. Ein ständig wiederkehrender Traum, der mich dieses Erlebnis immer und immer wieder durchleben ließ. Ich blinzelte ein paar Mal und sah auf meine Hände, als mir bewusst wurde, was heute so anders war und meine Hände begannen zu zittern.
Dieses Mal hielt ich den Dolch in meinen Händen. Dieses Mal stach ich zu, in der Hoffnung, ein Leben zu nehmen. Allmählich dämmerte mir, welches Gefühl mich aus dem Traum hochschrecken ließ. Ein Gefühl, welches so gar nicht zu mir passen wollte und welches mir immer einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. So wie auch jetzt.
Schnell sprang ich aus meinem Bett und eilte ins Bad. Routine würde mich ablenken und so begann ich den Tag wie immer. Ich wusch mich, zog mich an, flocht meine Haare zu zwei nachlässigen Zöpfen und schnappte mir meinen Bogen, um vor dem Frühstück mit meinem Training zu beginnen.
Ein Pfeil nach dem Anderen flog und die Spitze bohrte sich in die Rinde des Baumes, welcher heute mein Ziel war. Ich tänzelte von links nach rechts, kniete mich hin und stellte mir vor, der Baum würde sich bewegen, um so mehr Dynamik in meine Übungen zu bringen. Doch die Bewegung lenkte mich heute nicht ab. Immer wieder kehrten meine Gedanken zu dem bekannten Traum zurück, der heute doch so anders war.
Und plötzlich schossen mir Worte in den Kopf, die ich noch vor wenigen Tagen laut aussprach...
„Ich hasse sie. Ich hasse sie, aber ich werde mir nicht die Hände schmutzig machen. Ich bin Jägerin und kann geduldig warten. Irgendwann ist sie am Boden und dann werde ich da sein, um den Anblick zu genießen.“
Der Bogen fiel aus meinen Händen und ich rannte. Ich rannte bis meine Muskeln nach einer Pause schrien, als das Gefühl erneut in mir hochstieg und das Bild der erstochenen Frau zu einem Mann wurde.
Mordlust...

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