Eine berauschende Reise

Eine berauschende Reise


„Redest du immer so viel, oder hast du Rauschkraut geraucht?“ Der Blick des Norn war mir heute egal. Anders als sonst, versuchte ich mich nicht klein zu machen und legte gleich noch mehr Fragen oben drauf. „Was ist Rauschkraut? Woher bekommt man das? Kann ich es ausprobieren? Jetzt?“ Es war ein Fehler...
Doch in diesem Moment war es mir egal. Ich wollte es ausprobieren und der Norn meinte es wären "nur Kräuter, die beruhigen". 'Was konnte also schief gehen? Gab es wirklich ein Mittel, dass meiner Redeflut Einhalt gebieten konnte?' Nur das ging mir im Kopf herum und ich betrachtete neugierig den Norn, als er anfing, seine Pfeife zu stopfen. „Langsam kleiner Mensch.“ Hatte er noch gesagt, als er mir die Pfeife reichte. Langsam? Ich wollte nicht langsam. Ich wollte das es sofort wirkte, also zog ich an. Der Rauch blieb nicht lange in meiner Lunge, da ich mehr husten musste, als gedacht. Das Grinsen des Norn, machte mich wütend, aber ich ließ mir nichts anmerken und zog gleich noch einmal. Es schmeckte widerlich, aber ich wollte die Wirkung spüren und so nahm ich noch einen Zug. Das Gespräch der interessierte mich gerade nicht wirklich, ließ es an mir vorbei ziehen. Ich konzentrierte mich so auf die Pfeife, die in meinen Händen viel zu groß wirkte und blendetet alles Andere aus. 'Das wirkt so gar nicht! So ein Schwachsinn! Kann das jetzt bitte wirken?' Diese Gedanken fegten durch meinen Kopf, als ich die Pfeife anstarrte und hob sie noch einmal an die Lippen, dann rissen mich die Worte des Norn aus meinen Gedanken, als er seine Pfeife zurück forderte und ich gab sie ihm frustriert.
Die Anderen lachten, scherzten und schimpften. Einige schlossen Wetten ab, dass ich sicher den Rest der Woche außer Gefecht gesetzt wäre...'Hallooo? Ich bin hier, ich höre euch!' Wollte ich ihnen an den Kopf schmeißen, unterließ es aber und starrte auf den Boden. Das bescheuerte Kraut zeigte einfach keine Wirkung...bis sich plötzlich der Boden bewegte. Langsam beugte ich mich vor, um ihn zu berühren. Ich konnte es nicht fassen und dachte, ich würde verrückt werden. Als ich dann auf einmal auf dem Boden sah's, verwandelte sich meine Ungläubigkeit in Belustigung und das war auch das Letzte das ich mitbekam.
Als ich aufwachte, bemerkte ich, dass ich in meinem Bett in der Baracke lag. 'Wie bin ich hier her gekommen? Was ist passiert? Verdammt mein Kopf!' Als meine Gedanken klarer wurden, bekam ich Angst. War die Woche schon vorbei? Ich würde sicher Ärger bekommen. Mein Herz schlug so laut und schnell gegen meine Brust, dass ich Angst hatte, die Anderen zu wecken. Mein dröhnender Schädel machte das ganze nicht besser und mir lief der kalte Schweiß über den Körper.
Ich hatte einen Fehler gemacht, indem ich mich in einem so gefährlichen Gebiet den Genüssen eines Rauschmittels hingab. Was wäre gewesen, wenn jemand die Feste angegriffen hätte...es wäre mein sicherer Tod gewesen...Schlimmer noch, ich hätte die Anderen in Gefahr gebracht, wenn sie versucht hätten mich zu beschützen, weil ich nicht bei mir war.
Meine Gedanken überschlugen sich wie immer und ich hielt es nicht mehr aus. Ich sprang aus dem Bett, wankte einen Moment, dann schnappte ich mir meine Klamotten und eilte aus der Baracke. Ich lief zu dem Lagerhaus, das mir als Umkleidezimmer diente und versuchte mein Herz zu beruhigen.
Ich ließ mir Zeit und als ich meinen Gürtel enger schnallte, war ich ruhig. Ich würde mich ohne jammern und ohne mich klein zu machen, dem Gespräch stellen, dass sicher kommen würde.
Zumindest äußerlich. Was in meinem Inneren vorging, sollte niemand sehen...

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