Zelle

Als Samantha die Augen öffnete, ist es dunkel. Vollkommene Schwärze. Sie blinzelte, aber es änderte sich erst nichts und sie überlegte kurz, ob sie erblindet war.

Sie hob ihre Hände zum Gesicht und Sam glaubte zu sehen, wie sich das Grau leicht verdichtet und wieder heller wird als sie die Hände wegnimmt.


Die Hände ließen sich schwerfälliger heben. Handschellen? Nur kurz dauerte es, bis sich der Gedanke manifestierte.


Ja.


An der Schläfe pocht es schmerzhaft, also betastetd sie sich selbst auf Verletzungen. Sie fand eine kleine Beule, die druckempfindlich war. Die kurze Analyse führte dazu, dass sie sich sicher war das es keine bleibenden Schäden geben würde.


Wo bin ich?

Wie bin ich hierher gekommen?

Was ist mit mir passiert?


... Drängten die Fragen panisch in den pochenden Kopf. Samantha fand keine Antwort. Das Gedächtnis war leer, die Vergangenheit ist ein Loch. Tief und lichtlos wie dieser Raum. Es musste ein Raum sein. Die Luft stand.


Sie lag mit dem Rücken auf etwas. Es war weich, aber nicht sehr weich. Als sich die Halb-Canthanerin dreht, gibt dieses etwas leicht nach und macht quietschende Geräusche.


Die Nase reckte sich, schnüffelte und so nahm die Frau auch noch andere Gerüche wahr. Es riecht nach Moder, nach Altem und irgendwie nach Eisen?


Sie hatte den Geruch schon bemerkt, als sie wach wurde - hatte den Gedanken aber fort geschoben. Einer plötzlichen Eingebung folgend, hob sie wieder die Hände zum Gesicht und atmete ein.


Scharf und leicht metallisch.

Rost vielleicht.

Oder Blut.


Sie wollte sich aufsetzen, wurde aber von etwas hartem an den Füßen zurückgerissen. Mit den Händen versuchte Sam danach zu greifen und fühlte auch das kalte Metall, dicht an den Fußgelenken. Verwirrung und Neugier überlagerten alle anderen Gefühle, während sie sich zu erklären versuchte wo sie war, was los war und wieso Samantha hier war.



Das Metall war rau, die Oberfläche pockennarbig und unregelmäßig, doch der Kern ist stabil. Wenn die Füße bewegt werden, zieht es ein anderes Gewicht mit sich, das ein Geräusch verursacht - eine zweckmäßige, schwere Kette die sich an der Pritsche verheddert hatte. Blind und gegen die aufkeimende Furcht, folgte die Frau mit den Fingern, ungefähr ein dutzend grobe Kettenglieder weit.


Nicht an eine Wand gekettet.

Nur die Füße zusammen.

Kann also nur kleine Schritte machen.

Ich soll nicht zu schnell weglaufen.


Zwar ahnte Sam nicht wie sie hier gelandet war, wusste aber, wo sie war. In einem beengten, harten Raum. Denn dort hörte die Frau den eigenen Atem - das schale Echo.


Ich befinde mich in einer Zelle.

Nicht bei Seraphen, oder Ministerialen.

Das sagt mir die Dunkelheit und die Schellen.


Kurz wollte sie ihren Blick - ihre Schatten-Magie - nutzen um sehen zu können.


Magie unterdrückende Schellen.


Ergänzte das Weib gedanklich und schnaubte müde.


Die Panik, die Anspannung und der Schmerz in der Schläfe machte sie wieder schläfrig. Sie brauchte die Kraft und so ließ sich Sam einlullen von dem einzigen, was gerade vertraut war: Schlaf.

Kommentare 4

  • Das ist das entspannteste Aufwachen als Gefangene welches ich je gelesen hab. :D Sonst werden alle immer panisch. Sam ist eine gute Gefangene. <3