Marktgespräche

Chloé hatte ihre Großmutter bereits in den frühen Morgenstunden aus dem Bett gerissen. Ein Kind im Haus zu haben war für Addison inzwischen absolut ungewohnt und die Knochen schmerzten, als sie sich endlich aus dem Bett erhoben hatte. “Oma, dein Gästezimmer ist hässlich.”, sagte die freche Enkelin, während sie auf Addisons Bett herum hüpfte. Die ältere Dame hob nur sacht eine Braue und entgegnete schließlich liebevoll: “Findest du? Dann sollten wir wohl in die Stadt und dir ein paar Spielsachen besorgen, meinst du nicht." Chloé brüllte wie wild geworden los und rannte in besagtes, hässliches Gästezimmer, um sich anzukleiden.


Einige Minuten waren vergangen, Addison war in der kurzen Zeit natürlich nicht vorzeigbar gewesen, doch der Drang der Enkeltochter, ihre Wünsche zu erfüllen, war einfach größer. Und so trat die sonst so perfekte Fürstin mit dem Kind an der Hand in die morgendliche Sonne von Götterfels. Es war früh, für die Fürstin zu früh und die Gestalten, die sich um diese Uhrzeit auf der Straße herum trieben, waren kaum besser gekleidet als die Fürstin selbst. Eine Biegung hier, eine lange Straße da und schließlich kam das ungleiche Gespann auf dem Marktplatz der Stadt an. Reges treiben unterbrach die morgendliche Ruhe und die Händler priesen ihre Waren und Dienstleistungen an jeden Passanten an. Chloé hatte sich schnell einen überdimensionierten Moa ausgesucht, den Addison nur mit einem müden Lächeln von der Verkäuferin erstand. Natürlich musste sie den Moa durch die gegend tragen, da das kleine Mädchen von Stand zu Stand sprang und sich dabei ansah, was es denn alles zu kaufen gab. “Oma guck mal! Kirschen!”, rief sie und lief zu dem Obststand vor. Die roten locken fielen dem Kind dabei sanft die Schulter hinab, während sie freudig vor dem Obst auf und ab sprang. “Bitte Oma, ich will ein paar Kirschen.” Addison schüttelte abermals den Kopf und selbstverständlich kaufte sie auch noch eine große Tüte von den Kirschen.


“Hast du das von den Bourdillons gehört?", sprach eine einfache Magd zu ihrer Freundin. Die beiden sahen aus, als würden sie der gehobenen Gesellschaft der Stadt dienen und entsetzt über die Ereignisse des letzten Tages sprechen. “Grässlich. Wirklich Grässlich.”, sprach die andere Magd und schüttelte nur das Haupt. Sie hatte Mühe, ihre schwere Tüte zu tragen, aber für den morgendlichen Tratsch, da war Zeit. Die erste Magd hielt sich bemüht eine Hand vor den Mund: “Ich hab gehört die Katze ist auch weg. Bestimmt haben sie Frau Bourdillon umgebracht. Ich hab sie nicht mehr gesehen, nur ihren Mann.” “Meinst du? Das wäre aber schade, die Frau war immer so nett angezogen und mein Herr sagt auch noch gescheit im Kopf.” Ungewollt hatte Addison die morgendliche Tratschrunde mitbekommen, ehe sie schließlich doch nochmal den Obsthändler rief und weiteres Obst erstand.


Einige Stunden waren vergangen und Lorna hatte ihre Tochter inzwischen abgeholt. Doch von Ruhe war die Fürstin weit entfernt. Mit einem Präsentkorb unter dem Arm ging es schnellen Schrittes zum Haus von Keisha und Richard. Egal wie sehr man versuchte sie abzuwimmeln, eisern hielt sie den Präsentkorb mit frischem Obst, Muffins aus dem Rurikcafé und einer handgeschriebenen Karte vor sich, bis sich schließlich irgendwer erbarmte ihr den Korb abzunehmen. Sie wollte nicht wissen, was passiert ist, es war ihr auch egal. Sie wollte lediglich einer guten Gegnerin und Freundin mitteilen, dass sie nicht alleine war.

Kommentare 5

  • Endlich mal keine Tränen bei einer Addison Geschichte! Freut mich teilweise, was ich hier lese.

  • Addison ist lieb, wenn sie will!

  • Kurz unterlag ich der Täuschung, Addison hätte der Kleinen einen lebendigen Moa gekauft und war sehr beeindruckt und entsetzt über die Tragekapazität einer stockgebundenen, alten Frau.
    Es ist ja interessant, wie schnell sich Addison bindet. Und lieb. Oder verzweifelt. >:) Ich bin mir sicher, das Präsent wird zu schätzen gewusst!

    • So schnell ist das gar nicht Frau Bourdillon! Keisha kennt sie ja jetzt schon etwas länger. Und.. bring mich nicht auf Ideen. Beim nächsten Mal kauft sie wirklich einen lebendigen Moa.