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Der Blick aus seinen goldenen Augen trafen ihren aus grünen. Stillschweigend gönnte er sich einen Schluck von der Teetasse in seiner Hand und blieb bequem auf dem Sessel sitzen, welcher endlich den leeren Platz gegenüber Chester am Tisch füllte. „Warum sollte ich dir glauben, Bursche?“, hinterfragte die Ärztin schließlich und schlug das linke Bein über das rechte, weg von ihm und das Knie hin zum Fenster neben sich. An ihrem Sessel angelehnt war in Griffweite ein Gewehr. Leise und langsam schnaubte Jacob aus, ehe er die Tasse vor sich auf die hölzerne Platte stellte und die Schultern ein Stück weit anhob. Zumindest die Vermummung hatte er abgezogen, zeigte das von der Jugend befreite und dennoch noch junge Gesicht, das mit den Monaten sämtliche Sommersprossen verloren hatte. Auch die Haare hatten einen recht kräftigen Braunstich dazu bekommen und doch reflektierten ein paar Strähnen noch ein sattes Orange wider einfallender Sonnenstrahlen. Ansonsten war er, wie auch sie, fest und gänzlich bekleidet, sogar bewaffnet. „Ich hätte keinen Grund dich anzulügen und was hast du schon zu verlieren?“ Die Lider der älteren Frau verengten sich stark und der Ausdruck in ihrem Blick nahm etwas aggressives an. Der Attentäter legte die Stirn in sachte Falten und im Hintergrund segelte einer der beiden Falken wieder in das Wohnzimmer hinein, nur um es sich auf dem bereits zerkratzten Schrank gemütlich zu machen. Mit stechendem Blick sah der Raubvogel zu ihnen rüber. „Ich könnte die Leben weiterer mir nahestehender Personen verlieren.“, zischte sie dann, woraufhin er die Brauen ein Stück weit herunter zog und die Hände abwehrend vor seine Brust hob. „Ich hatte damit nichts zu tun.“ Die darauffolgende Stille verleitete ihn dazu kurz die Augen etwas zu verengen. Sie schnalzte mit der Zunge. „Schlechter Lügner.“ „Natürlich hatte ich was mit zu tun, aber ich hätte nichts tun können.“, grummelte er zerknirscht, ließ die Hände wieder sinken. „Es wäre ohnehin passiert und ich wäre unnötig gestorben.“ „Dann wärst du jetzt zumindest kein Problem mehr.“ Er atmete kurz auf, schloss die Augen anbei gänzlich. „Wir verrennen uns gerade.. könnten wir bitte an vorhin anschließen? Da waren wir auf einem guten Weg.“ „Meinetwegen.“ Fast schon schnippisch brachte sie ihm dies entgegen und vollführte mit der linken Hand eine ausladende Geste in seine Richtung, ehe sie diese auf der Armlehne ablegte. „Dann mach.“ „Ich kenne ihn..“ „Ja, er war dein Meister, soweit habe ich das noch im Kopf, weiter?“ „Du glaubst mir nicht.“ „Natürlich glaube ich dir nicht.“ „Willst du einen Beweis?“ „Immer her damit.“ Abermals schwiegen sie sich an, ehe er das Wort erhob. „Er wird deinen Namen und auch dich kennen, aber nicht gut genug.. er hält sich dir gegenüber distanziert und objektiv, sachlich. Durch die Tür kommt er auch nicht wie ein regulärer Gast, nicht wahr?“ Sie nickte, schwieg allerdings. „Gut.. da er ohnehin in jedem Moment hereinplatzen wird: Er steht in deinem Fall etwas rechts hinter der Illusion, die du siehst.“ Kaum verstummte Jacob, manifestierte sich Cornerstone im Raum und trat geradewegs auf den Attentäter zu. „Sag, spinnst du?“, fauchte der Mesmer dem Jüngeren entgegen, der leicht stirnrunzelnd aufsah. „Bitte?“ „Das Treffen, hast du es etwa vergessen?!“ „Nein, aber ich hatte vergessen dir zu sagen, dass es verschoben wurde.“ Der Ältere begann rasend auf ihn herab zu starren, während er den Blick auf Chester lenkte und dieser auffordernd zunickte. Einen Moment reagierte sie nicht, sah dann allerdings in den Rücken Cornerstones und ergriff mit der linken Hand das Gewehr, das immer noch an ihrem Sessel anlehnte.
Mit einem tiefen und gedehnten Murren öffnete der Mesmer seine Augen. Seine Sicht war verworren und unscharf hinauf an die Decke gerichtet. Er konnte seinen Herzschlag in seinem Kopf pochen spüren und ein jedes Mal schmerzte es beißend knapp über seinem Nacken. Vorsichtig drehte er das Haupt und sah zu den schleierhaften Gestalten, die etwas entfernt an einem Tisch saßen und sich unterhielten. Mehrere Momente versuchte er sich darauf zu konzentrieren, ehe er die Position seines Kopfes wieder begradigte und noch einige Augenblicke einfach hinauf sah. Die Abendsonne schien rötlich hinein und ließ ob einiger Bäume draußen auf dem Platz sachte Schatten über die Fläche tanzen. Er begann kräftiger zu blinzeln und endlich verschärfte sich seine Sicht wieder. Anlass genug für ihn sich aufzusetzen, doch stockte er als er dabei an sich herab sah. Der gräuliche Mantel war einem weitaus dunkleren Material gewichen, der dem Jacobs nicht unähnlich war. Lautlos und doch ungehalten fluchte er, löste sich in feine Kristalle auf und erschien stehend am Tisch. Wieder war er in seinen typischen Mantel gehüllt und wieder war der Blick auf den Attentäter gerichtet, der amüsiert zu ihm hinauf grinste. „Guten Abend, Meister.. Chester, da wird er nicht noch einmal stehen.“ „Schade.“, seufzte die Ärztin, die daraufhin das Gewehr wieder an ihren Sessel lehnte.
Die Dächer der angrenzenden Häuser verschluckten nun restlos die Sonnenscheibe und der Mesmer gab abermals ein tiefes Murren von sich, als er den Blick des Attentäters auf sich spürte. Seit einer Stunde bereits gingen sie einfach gemeinsam und schweigend durch die Gassen der Stadt, nachdem sie das Haus der Ärztin verließen. „Du kannst mir nicht ewig böse sein..“ „Natürlich kann ich das, Jacob. Ich werde noch die nächsten Tage Kopfschmerzen haben und für was?“ „Nun, ich komme jetzt gut mir ihr klar.“ Schlagartig wandte sich der Ältere herum und kreuzte erneut den Blick mit dem Jüngeren, der mit einem amüsierten Funkeln in den Augen inne hielt. Er war längst wieder vermummt, doch konnte Cornerstone das Grinsen dennoch erkennen. „Bist du zufrieden mit dir selbst, dass du dich mit dem Verkauf meiner Person bei ihr eingeschleimt hast, ja?“ „Du scheinst sie nicht so gut zu kennen, wie ich es dachte..“ „Nein, DU kennst sie nicht so gut, wie es dir lieb wäre.“, schnaubte der Mesmer aus und wandte sich herum, ehe er weiter ging. Dicht gefolgt vom Jüngling. „Wann ist das Treffen nun?“ „Spätestens in einer Woche, bin mir aber unsicher..“ „Werdet ihr beide aufkreuzen?“ „Mindestens Dieb, ich versuche mich auch noch reinzuschmuggeln.“ Cornerstone grummelte bei den Worten. „Ich habe keinen Nerv für weitere Zusammenstöße dieser Art, Jacob. Pass mehr auf und zeig mehr Respekt, bevor-“ „.. bevor du mich durch Kryta prügelst, ich weiß.“, nuschelte der Attentäter amüsiert, der abermals stehen blieb, als der Ältere sich mitmal zu ihm umwandte. „Jacob.“, entkam es diesem zerknirscht und mahnend, woraufhin der Bursche die Hände erneut abwehrend vor seine Brust hob. „Ich werde tun was ich kann, aber verlange nicht, dass ich mich ändere, Händler.“ Ein resignierendes Seufzen entkam Cornerstone daraufhin, als er von diesem Argument überrannt wurde. „Bis zum Treffen und hoffentlich nicht früher.“ „Dunkelheit und Fluch.“ „Illusion und Freiheit.“ Damit entschwand Jacob in schwarzen Schlieren, während sich der Mesmer umwandte und alleine weiter durch die Gassen zog.