Es klopft leise an der Tür. „Exploratorin?“ Eine junge, weibliche Stimme klingt gedämpft durch das dicke schwere Holz ihrer Zimmertür. Einige Male klopft es noch, ehe es verstummt.
Die blaue Sylvari sitzt weiterhin im Schneidersitz. Sie hat sich keinen Millimeter gerührt. Ihre Augen sind geschlossen und nur ihr tiefer regelmäßiger Atem verrät, dass sie noch lebt. Immer noch herrscht Finsternis in ihrem Wohnraum, lediglich hin und wieder durchbrochen von dem sanften Schimmer, der von Ayus Haut ausgeht.
Es muss mittlerweile Mittag sein. Die ersten Gelehrten der Abtei machen sich schwatzend auf den Weg zum Speisesaal, um sich eine warme Mahlzeit zu holen.
Nur die Blaue verharrt weiter versunken im Traum in ihrem finsteren Zimmer.
Schmerz durchzieht ihr linkes Ohr, als das scharfkantige Eiskristall durch ihre Haut schneidet. Zu spät ruckte ihr Kopf zur Seite und doch rechtzeitig. Andernfalls würde ihr nun ein Kristallsplitter im Auge sitzen.
Es ist nur ein Traum… und doch fühlt sich alles real an. Es ist ihre Realität.
Atemlos springt sie einen Satz zurück und sucht mit ihren Augen nach ihrem Ebenbild. Er hat sich wieder einmal in seinem verfluchten Nebel zurückgezogen und umkreist sie langsam. Sie fühlt seine Freude an diesem Kampf, der für sie doch völliger Ernst bedeutet. Nur leider fühlt sie ihn überall um sich herum und kann sich nicht daran orientieren.
„Kommt dir der Rote heute gar nicht zur Hilfe?“ spottet er mit honigsüßer Stimme.
Atemlos blickt sie sich um. Sie hat bislang noch kein Wort mit Nherihs gewechselt, seit sie ihn aufgesucht hat. Doch ihm scheint es egal zu sein. Er badet regelrecht in ihrer Wut und ihrer Entschlossenheit.
„Du bist auf dem richtigen Weg, kleiner Schmetterling. Lass es raus. Lass es endlich raus!“
Da!
Ayu wendet sich um und sprintet los. Sie sieht seine Silhouette und hebt ihren linken Arm um zuzustechen. Erst im allerletzten Moment lässt sie sich in die Hocke fallen, streckt ihr rechtes Bein aus und wirbelt um ihre eigenes Achse, um ihn damit zu Fall zu bringen.
Ein amüsiertes Lachen ertönt, zeitgleich mit einem Schmerzenslaut.
„So wird das nichts, du Dummerchen!“
Ayu springt von ihm weg und betrachtet schwer atmend die Eiswand, die er im letzten Moment hochgezogen hat. Sie reibt ihr schmerzendes Bein.
Er spielt mit ihr, schürt ihre Wut nur noch mehr. Sie fühlt es in sich aufsteigen. Immer heißer, immer brennender.
„Sehr gut…weiter so. Weiter so!“
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