In letzter Zeit habe ich mir viele Gedanken über Guild Wars 2 gemacht. Speziell euer Forenumzug und der Nachtest bei Gamestar haben mir das Spiel wieder ins Gedächtnis gerufen. Und ich hatte schon immer Lust, einen Artikel über das Spiel zu schreiben, aber bis heute habe ich meine Gedanken nicht auf einen Punkt bringen können. Heute habe ich es geschaft. Den kurzen Text möchte ich euch hier kurz vorstellen. Ihr dürft ihn gerne kommentieren.
Übrigens: Auch wenn es sich nicht so ließt, habe ich gerade Lust, mal wieder reinzuschauen.
[i]GW2 - DAS KURZWEILIGSTE MMORPG ALLER ZEITEN
Ich habe vor zehn Monaten aufgehört, aktiv GW2 zu spielen. Und das ist noch großzügig gerechnet. Ab dem ersten Update, Halloween 2012, war für mich die Luft raus. Nachdem ich Stufe 80 erreicht hatte, gab es keinen Reiz mehr für mich, täglich weiter durch Tyria zu wandern. Zwar hätte ich noch die ganze Weltkarte aufdecken und alle Herzen abgrinden (!) können, aber das machte mir keinen Spaß mehr. Ich brauchte neue Ziele. Andere Ziele. Echte Herausforderungen. Als die Einführung der Südlichtbucht im November dann zeigte, wie Inhaltsupdates aussehen würden, sanken meine Erwartungen an Arena.Net, und als mit den Fraktalen der Nebel der endgültige Bruch mit den Fans vollzogen wurde, war es vorbei. Ich drosselte meinen Spielekonsum, und seit April habe ich mich nicht mehr eingeloggt.
Vor Release hätte ich nicht gedacht, dass ich so "wenig" Zeit mit GW2 verbringen würde. (Nur schlappe drei Monate!) Immerhin hatte ich den Vorgänger jahrelang gespielt, und ebenso lang auf den selbsternannten MMO-Messias gewartet. Wenn ich auf diese Zeit zurückblicke, muss ich den Kopf schütteln. Wie konnte ich mich nur dermaßen hypen lassen? Arena.Net versprachen auf schleimischste Art und Weise, die goldene, eierlegende Wollmilchsau heran zu züchten. Und ich zweifelte nie daran, dass es ihnen gelingen würde.
Und das ironische an der Geschichte ist: Es IST ihnen gelungen. GW2 ist ein exzellentes Spiel, welches sich mit simplen Mitteln der Schattenseiten des MMO-Genres entledigt: Allen vorran Levelgegrinde und Lootneid. Ich kann nicht genug betonen, wie brilliant sich das ungezwungene Miteinander in Tyria anfühlt. Da man sich helfen kann, aber nicht voneinander abhängig ist, kommt kein Geflame auf. Arena.Net erzieht seine Spieler zum guten Benehmen - davon sollten sich andere Studios, vor Allem Riot Games, eine Scheibe abschneiden.
Auch das Kampfsystem hat mich nach anfänglicher Skepsis gut unterhalten. Wohlgemerkt: Ich gehöre zu denjenigen, die den Vorgänger nicht trotz, sondern gerade wegen des Buildwahnsinns liebten. Hinter der simplen Fassade verbirgt sich jedoch ein durchdachtes System, welches trotz geringer Buildzahl ein hohes Skillcap ermöglicht.
Zumindest kurzfristig. Nachdem man kurz darüber staunt, dass man manche Bosse mit genug Können im Alleingang besiegen kann, verfliegt die Euphorie. Schnell stellt sich heraus, dass GW2 doch nicht genug Spieltiefe bietet, um über längere Zeit interessant zu bleiben. Im Vorgänger konnte ich mir jahrelang den Kopf über Builds zerbrechen, obwohl es keinen Nachschub an Inhalt gab. Das bereits vorhandene Spiel war ein Puzzle, welches mich immer vor neue Herausforderungen stellte. Aber von Herausforderungen kann bei GW2 keine Rede sein. Nach dem
Leveling gibt es nur noch Dungeons als Orte, an denen ich gefordert werde. Und von denen gibt es nur neun. Die Puzzles sind viel zu schnell gelößt. Die Oberwelt wiederum fordert mich nicht.
Was mein Spielerherz benötigen würde, wären neue Inhalte. Neue Spielmechaniken und neue Welten, die man beide gleichermaßen neu entdecken kann. Stattdessen liefert Arena.Net jede zweite Woche ein "Event" wie Halloween oder Wintertag, nur als Story verpackt. Irgendwo in der Welt werden Eventketten gestartet und ständig wiederholt. Los, geh hin, töte die Gegner und hol dir optische Gimmicks. Nur, dass es diesmal keine Rudolfsnasen sind, sondern Jetpacks(!). Der Ablauf dieser Event-Kämpfe ist unbefriedigend: Sie ziehen so viele Spieler an, dass jede Übersicht verloren geht und ich das Gefühl verliere, durch meine Expertise den Kampf beeinflussen zu können - das Unwort von GW2 heißt Zerg. In gewisser Hinsicht scheitert das Spiel am eigenen Erfolg: In kleinen Gruppen sind Kämpfe gegen starke Gegner höchst spannend. Riesige Getümmel hingegen verkommen hirnlosem Gespamme.
Zu all dem kommen weitere Unannehmlichkeiten: Die Updates versuchen, die Spieler mit Achievements und besonderem Event-Loot zu binden - also mit Grind! Die Erzählstruktur der Events könnte außerdem konfuser nicht sein. Mit der Geschichte um die Alten Drachen hat sie nichts mehr zu tun. Stattdessen darf man riesige Robo-Dominatrix mit Mörder-Stilettos (!) bekämpfen. Und das, obwohl die Lore von Tyria doch so reich ist. Und dann war da noch die kurzfristige Einführung einer Mini-Lootspirale, um die fliehenden WoW-Fans bei sich zu behalten. Was nicht geklappt hat.
Klang der letzte Absatz verwirrend? Ja? Dann wisst ihr nun, wie ich mich fühle, wenn ich auf die jüngste Entwicklung von GW2 blicke. Es scheint, als habe Arena.Net den Faden verloren. Als wäre ihre Vision nach dem Release verloren gegangen. Denn wenn GW2 ein Problem hat, dann ist es dieses: Ihm fehlt eine LANGFRISTIGE Vision seiner selbst. Das Spiel funktioniert über kurze Zeiträume hervorragend. Aber um mich länger zu binden, fehlt ihm die Tiefe und der Inhalt. Kurz: Die Vision. Wie nennt man an eine solche Qualität? Kurzweil. 3 Monate Spielzeit sind
mitnichten kurz, aber für ein MMO ist GW2 kurzweilig.