Olá olá,
aufgrund meiner intensiveren Auseinandersetzung mit Dwayna würde ich einen bestimmten Teil meiner Überlegungen gerne mit euch teilen und sehen, was ihr so davon haltet. Ebenso würde mich eure eigene Meinung dahingehend interessieren. Meine Fragestellung bezieht sich auf ein Problem, dass sich, meiner Vermutung nach OOC etwas in den Köpfen der Spieler verhärtet hat, wodurch das wirkliche Bild von Dwayna etwas verzerrt wird.
Ich habe das Gefühl, nach etwas stöbern im Priester-Forum und durch IC-Erfahrungen, dass Dwayna gemeinhin als eine pazifistische Göttin angesehen wird, die irgendwie 'blind' für Krieg ist und das aus einer offensiven Perspektive heraus schlicht nicht wahrnehmen kann - das wird natürlich zum Teil auf uns, die Priester, übertragen. Die Frage ist, ob es korrekt wäre, sie als pazifistische Gottheit zu bezeichnen. IC ist das kein Thema und auch nicht verwunderlich, dass sich Charaktere, die sich nicht mitten im Dwayna-Thema befinden, durchaus so ein Bild von Dwayna zusammenbasteln. Pazifismus ist aber etwas, was meiner Meinung nach weit über das Ziel hinausschießt und inzwischen würde meine Dwayna-Priesterin sowie auch ich als Spieler im Sinne des gemeinsamen Konsens diesen Aspekt dementieren. OOC halte ich dieses Denken unter den Spielern für soweit problematisch, dass es die Priesterschaft Dwaynas zum Teil einschränkt und das Verständnis für den Hintergrund Dwaynas in Bezug auf die gefährlich Welt Tyria in etwas grotesk-naives verwandelt, was ich nicht mehr ernst nehmen könnte.
Aber wie komme ich auf den Gedanken: Das Spiel liefert eigentlich genug Hinweis darauf, dass Dwayna keine Gottheit ist, die Krieg prinzipiell ablehnt, was eben eine Eigenschaft für einen Pazifisten ist. Das wäre in einer Welt wie Tyria, einer Welt voller Konflikte, auch unlogisch. Beispielsweise merkt der Priester in Götterfels folgendes an:
Dwayna weiß den bewaffneten Konflikt in Verbindung mit den richtigen Motiven also auf jeden Fall zu würdigen. Ich sehe sie dahingehend nicht mal als einen Außenseiter im Falle des Konflikts. Nur IN dem Konflikt liegt ihr Fokus nicht auf den Kampfhandlungen selbst, sondern der Grund, warum man sein Schwert erhebt, spielt eine Rolle. Aber das Schwert erhebt man dann eben - das ist der Punkt für unser Thema. Es gab ja bereits öfter sogenannte Schildpriester o. Ä. - also Dwayna-Priester in Platte, die heilen und das Schwert zum Schutze der Schwachen erheben. Diese wurden, meiner Beobachtung in der Vergangenheit nach, nicht schief angesehen, was ich gut finde, auch wenn ich nicht weiß, ob das Thema Dwaynas schlichtweg nicht genug interessiert hat oder man mit der Meinung d'accord gegangen ist, dass blaue Priester auch mal offensiver auf ihrem Weg Dwaynas auftreten können.
Was ich an diesen Schildpriestern allerdings gemerkt habe war, dass da immer noch der unangenehme Nachgeschmack von sehr unglaubwürdigem, pazifistischem Denken gegeben war. Man trug Schwert und Schild samt Plattenrüstung, lehnte jedoch trotzdem prinzipiell ab, ein Leben zu beenden. Ich hätte nichts gegen einen passiven Kampfstil, der Entwaffnung vorzieht und nur im Zweifel Todesstöße versetzt aber zu glauben, das wäre in jeder Situation machbar und wenn nicht, lässt man sich halt lieber töten, halte ich für sehr unglaubwürdig und hat für mich nicht mehr etwas mit fanatischem Dwayna-Glauben zutun sondern eher mit einer charakterlichen Schwäche, die erlaubt ist, aber meiner Meinung nach eben keinen Platz im allgemeinen Denken als Dwayna-Anhänger finden kann. Solche Dwayna-Priester werden dann keine Schildpriester sondern verbarrikadieren sich im Vorhut-Hospital, um höchstens als Feldärzte mal aufs Schlachtfeld zu ziehen.
Meiner Meinung nach ist der Dwayna-Priester, so er sich denn zum Kampf (In Verbindung mit den richtigen Motiven, die zu Dwayna passen) entscheidet, eher ein Kämpfer, der wie jeder andere denkt, der sich in einem Duell befindet: Den Feind ausschalten. Wie gesagt habe ich gegen die Entwaffnung als Primärziel keine Einwände, aber Angriffe abblocken, bis ein Zentaur an Altersschwäche stirbt ist für mich unsinnig. Dwayna hadert meiner Ansicht nach mit dem Krieg, doch wenn es einen Grund dazu gibt, so ist es auch für Dwayna-Priester als gerechte Sache anzusehen. Wenn konkret Dwaynas Überzeugungen mit dem Schwert verteidigt werden, wird wohl kaum ein Dwayna-Priester die Nase rümpfen - ich fände es allgemein wohltuend, wenn man sich von dem "Dwayna-Priester = Jesus"-Denken distanzieren könnte. Zumindest in dieser Sache. Auch ist Dwayna keine Gottheit, die unempfänglich für Groll ist. Sie ist geduldig und hat erbarmen. Zornig kann Dwayna allerdings trotzdem werden, wie man aus dem Auszug dieses Zitates nachvollziehen kann:
Zitat[...] und wenn sich ihre Anhänger in Gefahr befinden, sendet sie Blitze vom Himmel herab, um deren Feinde zu bestrafen Quelle: Dwayna – GuildWiki
Ich denke also, dass auch die Priester Dwaynas keinen Grund dazu haben, bei dem kleinsten Hauch von gewalttätigen Konflikten in Ohnmacht zu fallen - deutlich überspitzt gesagt. Dwayna-Priester sind meiner Meinung nach die Letzten, die die Option wählen, ein Leben zu beenden. Sie hadern mit der Möglichkeit, wenn sich jedoch ein Grund in den Raum stellt, der sich nicht anders beheben lassen kann, ist heiliger Zorn, wie er auch bei Dwayna afutritt, wie in diesem unscheinbaren Zitat herauszulesen ist, ebenso ein Aspekt der Priester, den sie meiner Meinung nach vertreten werden. Erbarmen äußert sich in diesem Moment ausnahmsweise nicht und jedes Anzeichen von Widerwillen zum Kampf wäre eher als Fettnäpfchen für den Priester zu sehen - er verteidigt im Moment seines Kampfes schließlich nichts geringeres als die Überzeugung Dwaynas und steht dafür ein. Den Kampf des Kampfes Willen, wie es bei Balthasar etwa sein kann, wird es bei Dwayna niemals geben - hier zieht sich die Grenze.
Dwayna-Priester können, sofern das Werk Dwaynas in einem gewissen Maße angegriffen oder bedroht wird, in Zorn und Groll zum Angriff übergehen, um die Feinde Dwaynas zu bestrafen, unter Umständen und je nach Schwere des Angriffs, die Diplomatie auch komplett unter den Tisch fallen lassen und ja, unter ihren Motiven auch Leben auslöschen, so paradox das für eine Lebensgöttin auch klingen mag. Meiner Meinung nach ist Dwayna, wie alle Götter, um einiges komplexer, als es der erste Anschein zuerst hergibt und viel Halb-Wissen, welches man durch Assoziationen mit den Engelsflügeln und den Schlagworten "Leben, Luft, Heilung" dann zu Ende denkt, stellt sich bei näherer Betrachtung als falsch heraus. Wie gesagt ist es nicht mein Wunsch, eure Charaktere IC etwas anderes denken zu lassen. OOC würde ich es allerdings durchaus begrüßen, sich näher mit den Aspekten der Götter zu befassen, nicht zuletzt, damit am Ende keiner vor Lore-Empörung aufschreit, wenn ein Dwayna-Priester einen Kampf bewusst tödlich beendet.
So weit zu meiner Einschätzung zu diesem Thema, ich hoffe, ich konnte es verständlich genug erklären und das ihr genug Interesse für Dwayna mitbringt, um mir auch eure Meinung teilzunehmen.