(NornRP // Klan) IC Plot: Das Herz der Berge

  • Das Gewicht der Vergangenheit
    Wie ein Donnerhall war das Gerücht durch den Klan gehallt. Plötzlich und völlig unvorhergesehen war es da gewesen. Das Echo der Vergangenheit, hinaufgeholt aus der Tiefe der alten Gewölbe und ins Dämmerlicht der Gegenwart getragen - hinausgelöst aus alten Runenschriften und getragen in die Wirklichkeit. Eine Spur sollte es sein, ein Hinweis, und war er noch so vage. Gerade die Älteren der Norn mochten es kaum glauben, waren sie doch schon so lange in Hoelbrak. Sie waren aufgewachsen mit den alten Geschichten schon seit Kindertagen. Mehr und mehr waren jene genau das geworden: Geschichten, die abdrifteten ins Reich der Legenden. Umso verständlicher, dass das Gerücht eine solche Wucht besaß. Nichts Geringeres als die Spur der Flamme des Nordens, dem legendären Schwert des Klans ((NornRP // Klan) IC Sagen und Legenden rund um den Hochgipfel-Klan und Keryast - Der Hochgipfel-Klan - Drakkarsee.de Rollenspiel Plattform) , war dem Reich der Legenden entrissen worden.
    Die Ältesten hatten wohl entschieden, dass die Welpen sich beweisen sollten. Die Mikkonen-Geschwister mit der Last ihres Namens, die blonden Krieger - von denen einer länger auf Reisen gewesen war als der andere, eine Heilerin, ja selbst der Koch des Heimkehrers, eine Schülerin des Wolfs und dazu noch eine bisher völlig fremde Jungnorn, der man das dritte Auge nachsagte, hatten Hoelbrak in Richtung Norden verlassen. Eine höchst seltsame Zusammenstellung, wenn man die Leute danach fragte; und wäre die Sache nicht so bedeutsam für den Klan, würde es sich wohl auch eher wie ein Witz lesen.


    Die ersten zwei Reisetage

    Man war früh morgens aufgebrochen, lange noch, bevor sich die brennende Himmelsscheibe über den Rand der Berggipfel geschoben hatte. Im Gänsemarsch, je nach Befindlichkeit dick in Kleidung eingehüllt, und schwer bepackt, war es gen Norden gegangen. Von Decken, Seilen, Kochtöpfen, Brennholz, Fackeln und Zunder bis hin zu Schaufeln, Waffen, Medikamenten, Dolyakfleisch- und Milch und Robbenfett – man reiste nicht gerade mit leichtem Gepäck. Von Hoelbrak aus war man in nördliche Richtung unterwegs. Gegen Mittag dann machte die Reisegesellschaft Rast am Schrein der Häsin, nachdem man mehrere Stunden der Handels"straße" gefolgt war, die sich zwischen den Erhebungen und Klippen der Berge entlangschlängelte.
    Kurzum, der erste Tag verlief weitgehend ereignislos und am Abend erreichte man wie vorgesehen das Frostbach-Gehöft und nächtigte in sicherer Umgebung. Die Vorräte wurden aufgefrischt und am nächsten Morgen ging es weiter, nun in westliche Richtung. Es ging den Fluss entlang, durch einen Wald zu jenen Berghängen, die irgendwo den Höhleneingang verbargen. Während der erste Reisetag ereignislos verlief, so wurde der zweite vor allem eins: schleppend. Im hohen Schnee und im Wald kam die Gruppe nur sehr schlecht voran, sodass sie bald in Verzug geriet. Alles Fluchen oder Bitten half nichts. Anstatt die Bergflanken am Nachmittag zu erreichen, dämmerte es bereits, als man das graue Gestein zwischen den Baumwipfeln ausmachte. Die Norn entschieden sich, wohl oder übel, ein Lager am Waldrand aufzuschlagen und eine Nacht in der Wildnis zu verbringen. Kalt, feucht und geradezu stürmisch war diese. Am nächsten Morgen fand sich das ein oder andere Reisemitglied eingeschneit. Eins war klar: Das Tal, in dem sich die Höhle befand, war ein übler Windkanal und den Witterungen besonders ausgesetzt. Außerdem hatte Alrik Trollspuren in der Nähe ausgemacht. Hier draußen ein dauerhaftes Lager aufzuschlagen und von dort aus die Höhle zu erkunden, erschien absolut nicht erstrebenswert. Stattdessen entschied man sich, wenn überhaupt, ein Lager innerhalb der Höhle zu errichten. Aber dieser musste erstmal gefunden werden.
    Es war schlussendlich Johann, der die Felsspalte eher zufällig entdeckte, gut verborgen zwischen zersplitterten Felsen und von widerspenstigem Grünzeug halb zugewuchert. Zwängte man sich erstmal hindurch, mündete jene in eine große und weitläufige, eisdurchsetzte Höhle. Das Licht der Oberwelt drang nur wenige Schritt weit und alsbald fanden sich die Norn in einer Welt aus Dunkelheit wieder. Auf einem Weg, der sie tief, viel tiefer als gedacht, zu den Wurzeln Tyrias führen würde..

  • Zwei Tage vor Beginn der Reise


    Eine einzelne Laterne leuchtet tapfer in die Dunkelheit der Räumlichkeiten. Die ruhig brennende Kerzenflamme in ihrem Bauch wirft einen hellen Schein auf die außen liegende Lederhaut und erleuchtet die Zeichnung, die auf den Schirm gemalt ist. Auf der einen Seite prangt ein stilisierter Mond, gegenüberliegend auf der anderen Seite, in gleichem Pinselstrich die Sonne. Die Lichtquelle steht zwischen zwei improvisierten Schlaflagern, von einem ist die ganz leise, regelmäßige Atmung Ronjas zu hören. In dicke Felle eingewickelt schläft die junge Wölfin heute ausnahmsweise mal friedlich. Zumindest wirkt es für den Moment so - was jedoch hinter den geschlossenen Lidern wirklich vor sich geht, konnten nur die Traumgespinnste selbst wissen. Lange würde die Wölfin dort nichtmehr ruhen, ist sie doch eine der wenigen im Viertel, die noch früher auf den Beinen zu sein pflegte, als Runa selbst. Aber noch ists Zeit, bis zum ersten Morgengrauen noch zwei, drei Stunden hin.
    Zwei, drei Stunden mehr zum Grübeln.
    Die Beine nah an den Oberkörper herangezogen und unter das viel zu große Leinenhemd gesteckt, kauert Runa im Laternenlicht. Zweifach könnte man sie in das Hemd hinein packen und es würde noch immer um den schmächtigen Körper schlackern. Aus Alriks Truhe hatte sie es sich stibitzt, denn auf eigentümliche Weise waren die Hemden des lieben Bruders immer viel weicher und anschmiegsamer als die eigenen, auch wenn sie beim Waschen seiner Sachen nie etwas anders machte. Runas schmale Füße stecken in dicken, selbstgestrickten Ringelwollsocken. Den einziehenden Winter spürte die Norn sehr wohl, so hatte sie doch bis zum Frühlingsanfang hindurch immerkalte Zehen und Finger- es sei auch ihrer schwächlichen Konstitution zu schulden. Auf ihren schmalen Schultern ruht ein weiches, wärmendes Kaninchenfell, das lange Fuchshaar hat sie mithilfe eines Bands zu einem wirren dicken Knoten auf dem Haupt zusammengeknuddelt. Gerändert und rot von der Müdigkeit sind ihre Augen, und doch ist sie nicht müde genug, den Stein Stein sein zu lassen, und sich erholsamem Schlaf hinzugeben. Grübelnd wiegt sie das glänzende Objekt in der Hand und geht zum zigsten Mal das Gespräch vom Abend mit dem Alten durch. Ein merkwürdiges Gespräch, auch wenn man dergleichen von Jurgen irgendwann gewohnt war – diesmal wirkte es anders. Wie gern würde sie den kauzigen Alten besser lesen können, denkt sie sich im Stillen.
    Runa hält mit dem unterbewussten Nägelkauen der anderen Hand inne, und streicht mit der nun speichelglänzenden Zeigefingerkuppe über die hellen Einkerbungen in der sonst glatten schwarzen Oberfläche des Steins, und betrachtet sie im Laternenschein noch einmal eingehend. Feuer..grübelt sie wiederholt. In ihrer Ratlosig- sowie Schlaflosigkeit hatte sie bislang allerlei seltsames Zeug mit dem Stein angestellt, hatte mehrfach darübergepustet, ihn angehaucht, daran geschnuppert, ihn sich aufs Haupt gelegt und balanciert, auf den Brustkorb in Lungenhöhe gebettet, ihn auf dem Boden um die eigene Achse drehen lassen, damit jongliert. Aber auf einen grünen Zweig ist sie damit nicht gekommen. Seufzend legt sie das kleine Artefakt zurück in ein Säckchen aus weichem Leder. Nebst des Steines, in eine dünne Stoffbahn eingewickelt, ruht ein kleiner Kristall. Auch jenen nimmt sie nochmal heraus und betrachtet ihn gründlich, ehe sie ihn ebenso verstaut, das Beutelchen in ihre Manteltasche packt und mit nachdenklich-grimmer Miene zu der Laterne hin sieht. Ob er enttäuscht wäre, wenn sie nicht von selbst drauf käme, oder vielleicht garkeine Antwort fände? Straucheln und Lernen hin oder her.... Geistert es ihr noch durch den wirren Kopf, ehe sie sich entschließt, dem Grübeln nun endlich ein Ende zu setzen und ihre Gedanken auf etwas anderes zu lenken. So schenkt sie sich noch einen spendablen Schluck vom Rum in ihren Tee und nippt an dem wohltuend wärmenden Gebräu, ehe sie eine Schreibunterlage zu Hilfe nimmt um eine Liste anzufertigen. Seile, Zunder, Fackeln, dicke Kleidung... vielleicht etwas zu schreiben? Wie sieht es aus mit Geschirr, Zelten, Schlafsäcken? Würden sie das brauchen? Überlegt sie, und setzt hinter der ‚Medizin und Verbandszeug‘ in Klammern ein ‚Rilifane‘. Ob sie was zum Tauschen brauchen würden? Mit einem leicht nervösen Lächeln auf weichen Lippen sinnt sie über den bevorstehenden Aufbruch nach. In zwei Tagen würde es losgehen. Und diesmal würde sie nicht zu Haus am Feuer auf die Heimkehrer warten.

  • Am frühen Morgen des Tages ward schon viel Betrieb im Hause Kyratisk. Mit vom Schlaf zerzausten Haaren und nur in ein hauchdünnes Kleid gehüllt, huschte sie durch ihr Haus, um die allerletzten Vorbereitungen für die heutige Abreise zu treffen.


    Nachdem sie sich dann sicher war, alles zusammengetragen zu haben, kochte sie sich eine Tasse Kaffee und ging alles, was sie zusammengepackt hatte für die Reise noch einmal ganz in Ruhe durch. Sie widmete sich zunächst dem mittelgroßen Rucksack und überprüfte seinen Inhalt penibelst genau :


    Arzneien, die man zur Wundversorgung und zur Desinfektion benötigte, verpackt in unzerbrechliche, beschichtete Holztigelchen, Arzneien gegen Fieber, Angst, Unterkühlung, Arzneien gegen die wichtigsten Infektionen an Organen, auch wieder gelagert in beschichteten Holztigelchen. Verschiedene, heilsame Teemischungen und Pulverchen, und, zu guter Letzt, Runas Medikamente, hiervon ein sehr großzügiger Vorrat, diese hatte sie in kleinere Trinkschläuche abgefüllt. Zudem fand sich hier und da noch ein Beutel mit losen Kräutern oder Wurzeln, und natürlich Scheren, Pinzetten, Skalpelle, Nahtmaterial, Verbände, Wundauflagen, wie auch ein kleiner Mörser mit Stößel.


    Zufrieden mit der Überprüfung des Rucksacks, verschloss sie ihn dann endgültig und widmete sich ihrem großen Rucksack. In diesem befanden sich zwei komplette Garnituren an Wechselbekleidung aus Stoff wie leichtem, weichen Leder, allesamt hier und da mit Fell besetzt. Mehrfach hatte sie die Garnituren zuvor probegetragen, um zu testen, ob sie sie in ihrer Beweglichkeit oder aber beim Zaubern hindern könnten, bevor sie sich dann entschied, diese einzupacken. Ein kleiner Topf kam dann zum Vorschein, eingewickelt in eine sehr dicke Wolldecke. Felle zum Schlafen, ein Wind- und Kälteschutz unter welchem man schlafen konnte, war sie doch nicht im Besitz eines Zeltes, eine Laterne, Utensilien zum Entfachen von Feuer, Schreibmaterial, ein langes Seil, einige Kletterhaken. Zufrieden mit dieser Auswahl, verschloss sie sodann auch diesen Rucksack.


    Mitsamt ihrer Kaffeetasse huschte sie in ihren Arbeitsbereich, wo noch ihr Phiolengürtel und ihre Gürteltaschen lagen, und während sie darüber sinnierte, was sie dort noch alles unterzubringen gedachte, klopfte es ihrer Tür. Sie seufzte, hob die Brauen und wandte sich der Türe zu.


    Als sie sie öffnete, sah sie sich einem rundlichen, berobten Norn gegenüber, welcher ihr wortlos einen eingepackten, länglichen Gegenstand übergab, sie dann noch einmal kurz musterte und sofort wieder seiner Wege zog. Nachdem sie die Tür wieder verschlossen hatte, sie kam erst gar nicht dazu, irgendwelche Worte an den Norn zu verlieren, betrachtete sie sich die „Lieferung“ und begann diese an auszupacken. Ein Stab kam zum Vorschein, kürzer als ihr eigener, leichter, griffiger, gefertigt aus scheinbar sehr hochwertigem Holz und hier und da beschlagen mit einem matt schimmernden Metall. Wieder hob sie die Brauen, als sie den Stab mehrfach in ihrer linken Hand wog, wie auch die eine oder andere Bewegung mit diesem vollführte, dann jedoch, stellte sie ihn erst einmal zur Seite und widmete sich weiter ihrem Phiolengürtel und ihren Gürteltaschen.


    Nachdem auch diese zu ihrer Zufriedenheit verpackt und bestückt waren, wusch sie sich und zog sich reisefertig an. Sodann klaubte sie ihr Zeug zusammen, stellte es an der Türe ab, ging noch einmal durch ihr Haus, überprüfte alles auf seine Ordnung hin. Dabei fiel ihr Blick auf ihren alten Stab, der an seinem Platze an der Tür ruhte. Wehmütig betrachtete sie ihn sich eine Weile, war dieser doch ein Geschenk ihres Ziehvaters gewesen. Kurz überlegte sie, ob sie nicht vielleicht doch lieber diesen mitnehmen sollte, verwarf den Gedanken jedoch dann wieder.


    So schnallte sie sich dann den neuen Stab auf, ergriff ihre Rucksäcke, rief Rankhor zu sich, der sich sogleich auf ihrer Schulter platzierte, verliess ihr Haus und schloss es ab……

  • Fast ritualisiert sind die Handlungen, schon unzählige Male hatte sich Yorik bequem für eine Nachtwache eingerichtet. Noch nie ist er dabei jedoch so tief unter der Erde gelandet, in einer Höhle, wo niemand weiss, was dort unten lebt. Ein Schauer geht über seinen Körper, so eingesperrt fühlt er sich alles andere als wohl. "Einfach nicht aufhör'n zu atmen." Das hatte er am Eingang der Höhle zu Runa gesagt. Er hat diese Worte von Kolja gehört, als er noch ein junger Krieger war, ohne Erfahrung auf dem Schlachtfeld. "Hör nich' auf zu atmen, Halgrimsson!" hat der erfahrende Söldner ihm zugerufen, wenn Yorik wie in einer opussumartigen Schreckstarre auf einem Fleck stand und sich nicht mehr bewegen konnte.


    Also konzentriert sich der Krieger auf seinen Atem, ruhig ein und wieder aus und er vergisst, wo er ist und hängt den Gedanken nach, den Eindrücken des bisherigen Abenteuers. Alles war bisher ohne Probleme abgelaufen. Obwohl die Weiber dabei sind. Yorik schmunzelt und pafft an seiner Kippe, lehnt sich gegen die Wand. Wer ist eigentlich diese Dunkle, Kayleigh? Und wieso ist sie dabei? Verschollene Klansfamilie vielleicht? Er schliesst die Augen, lauscht in die stille Dunkelheit. Und was zur Hölle war mit Bödvar los? Leise wird geschmatzt, das Fell noch enger um den massigen Körper gewickelt.


    Hier und da hört er von unten ein Husten oder Niesen, ansonsten ist es still in der Höhle. Noch. Yorik streckt den Rücken durch und vertreibt den Schlaf, bis zum Morgen ist er wach.

  • Die erste Nacht


    Der Traum war diese Nacht nicht zu ihr gekommen. Vielleicht befanden sie sich zu tief im Bauch der Erde und dem Massiv des Berges, als dass der Wind und das Element des Raben dort hätten einfinden können. Hier lag das Herz der Bärin. Weich pulste das Leben durch die Adern des Gesteins und des Bodens. Tränkte ihn auch hier, in sonst ewiger Finsternis mit Leben.
    Irgendwann war sie im Schlaf von ihrem Rucksack gerutscht. Die dunkle Wange im Staub, kauerte sie genau auf der Abbildung einer kleinen Blume, die Rilifane gestern in die dünne Schicht geritzt hatte, die sich über Jahre auf dem Fels abgesondere. Sie bewegte die Lippen schmatzend und ein kleiner Speichelfaden troff aus dem Mundwinkel und verwandelte den Staub in eine zähe, klebrige Masse, die sich an ihrem Mundwinkel fest setzte, wie Lehm an den Händen einer Töpferin. Kayleigh bewies noch immer die Kunst wie ein Kind zu schlafen. So hatte sich ihr Körper binnen weniger Stunden in eine Position gebracht, bei der man sich beim Aufwachen nur wunderte, wie sie das wohl erreicht haben mochte. Beide Arme flach am Boden, die Knie angezogen, reckte sich das Hinterteil gleich einem Berggipfel in die Höh', während die Decke sie umsichtig einhüllte und nur den dunklen Rabenschopf preis gab, der nun ebenso grau und staubig war, wie das Gesicht. Zausig standen die kleinen Zöpfe von der unrasierten Schädelhälfte an. „Hrm, ngh...“, brummte das Rabenkind im Schlaf, warf sich förmlich im Traum auf die andere Seite und stieß die Hände gegen die Felswand, an der sie schlief.
    Später, beim Aufwachen, würden sie wieder die gleichen Fragen quälen, die kleinem Eindrücke erschlagen und sie still werden lassen. Mit großen Augen würde sie das Leben in ihrer Mitte beobachten und sich gleichsam, wie ein Krähenvieh mit geschrägtem Kopf stillschweigender Nachdenklichkeit hingeben. Und lauernder Einschätzung. Sie nahm sich vor so gut zu helfen wie es ging. Mahnte sich der Worte ihrer Mutter, dass sie sich Mühe geben sollte ein bisschen umgänglich zu sein und selbst im Schlaf, kräuselte die Norn allein bei dem Gedanken ihre Nase. „Nein... nicht...“, plötzlich wars ihre Stimme, die aus dem Schlaf drang. Lauter als man sie kannte und davon zeugend, dass Kayleigh durchaus mehr als tumbes Flüstern beherrschte. „... nicht...“ Sie grollte dumpf und schmatzte wieder. Nun lag sie auf dem Rücken. Arme und Beine von sich gespreizt, der Mund weit offen. „... ich mag keine gebratenen Moa Eier....“, nuschelnd. So hielt sie der Schlummer noch einige Stunden. Das Erwachen käme noch früh genug.

    "Wer die Klinge beim Griff ins Dunkel nicht erwartet, den schneidet sie umso tiefer!"


    "If you think that this has a happy ending, you haven't been paying attention"

  • Sehr lange hatte er nicht geschlafen, viel zu aufregend waren die letzten zwei Tage gewesen.
    Halb müde, sah er sich in der spärlich beleuchteten Nische um. Eine Fackel knisterte in der Stille, ihr Licht das Einzige was die alles verschluckende Dunkelheit durchdrang.
    Langsam erhob er sich aus seiner Schlafstatt, langte nach der Wasserflasche, die neben ihm lag. Er nahm zwei erfrischende Schlucke, das Wasser war schön frisch, mineralhaltig, dem unterirdischen See sei dank. So hatten er und eine kleine Gruppe, etwas weiter vorne in der Höhle, Wasser gesucht und auch gefunden. Alle Schläuche waren gut gefüllt und sogar Fische gab es.
    Er nickte zu sich selbst, lies den Blick dann über die Nische schweifen. Manche schliefen, manche saßen noch da und schauten durch die Gegend. Alrik erhob ich, schnallte sich den Schwertgurt wieder um, ehe er zu Yorik ging und diesen abklopfte, um die Wache zu übernehmen. Ein letztes Mal sah er zu der rastenden Truppe, ehe er sich an die Felswand lehnte, um mit sich alleine zu sein.


    Es war still in dieser Höhle, der perfekte Ort um die Gedanken schweifen zu lassen, zu verarbeiten was bisher passierte. Langsam senkte sich der Blick auf den Knauf des Familienschwerts. Eine Zeit lang, gedachte er seinen Ahnen. Tristan, Silas, William... Anführer. Ein ziemlich großes Wort wenn man darüber nachdachte.
    Des öfteren lief es ihm seit dem Zwischenfall im Wald über den Weg. Nicht nur durch andere Leute, sondern auch durch seine Gedanken. Es hieß,ein Anführer dürfe niemals zweifeln. Zweifel hatte er aber.Wie auch nicht? Sie waren tief, sehr tief, ins Herz der Berge vorgestoßen. Ihre Vorräte waren endlich, sie wurden bereits angegriffen, überall lauerten Gefahren, von hängenden Riesen-Eiszapfen, bis hin zu Rattenbären, schmalen Schächten, endlos wirkenden Abgründen….. wer nicht vorsichtig war, brachte sich selbst und Andere in Gefahr. Und doch…. er war fest entschlossen zu finden, was auch immer es hier zu finden gab. Das Klanssymbol dass sie entdeckt hatten, lies zumindest hoffen.
    Und die Ältesten hatten ihm die Aufgabe zuteil werden lassen, die Hinweise zu finden, die hier angeblich darauf warteten entdeckt zu werden.
    Nichts hatte ihn mehr erfreut. Das war eine Aufgabe auf die man stolz sein konnte. Doch jetzt wo es ernst wurde, war der Stolz vergangen, in seinem Kopf ging es nur noch darum, den nächsten Schritt zu machen, ihn so sauber wie möglich zu planen. Schließlich war das seine Aufgabe. Er war es gewohnt, sich selbst am Meisten zu vertrauen. So war das im Wald, auf der Jagd. Und genau so hatte er bisher gehandelt. Doch die Situation war anders. Er war nicht alleine, es gab Faktoren einzubeziehen, mit denen er auf seinen Beutezügen nie konfrontiert war. Die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen…. einschließlich seiner Eigenen. Ein Seufzen entkam seinen Lippen. Da fiel ihm eine Geschichte ein, die sein Vater ihm mal erzählt hatte. Vor vielen Jahren, oben im Norden, gab es einen Baumeister, der die Aufgabe erhielt, eine Legendenhalle zu errichten, in denen man all die alten Schriften und Bücher lagern konnte. Er war stolz auf diese Aufgabe, machte es sich zum Ziel ganz alleine, die prächtigste und schönste aller Hallen zu erbauen. Lange saß er daran alles zu planen, und als die Halle endlich stand, sagte er mit Stolz in der Stimme, “das ist mein Werk.”. Und oft hatte man ihm anerkennend auf die Schulter geklopft. Doch dann…. jedes Jahr ein bisschen…. versank die Halle ein paar Zentimeter in der Erde. Niemand wusste warum, dann fiel es ihm ein. Er hatte alles bedacht…. außer das Gewicht der Schriften und Bücher.
    “Was wenn ich die Bücher vergesse…?”, fragte Alrik sich leise selbst, ehe er sich wieder auf die Wache konzentrierte.


  • Die Eishöhle


    Zwei Tagesreisen von Hoelbrak entfernt, in den Bergen, soll der Eingang zu jener Höhle liegen. Aber nur wer genau sucht, und aufmerksam schaut, findet sein Ziel auch. Verborgen unter Fels und Schnee, liegt die unauffällige Öffnung im Gestein, die den Eingang bildet.Unverdächtig wirkt sie auf den ersten Blick von außen, wie ein kleiner Hohlraum in dem massiven Fels, doch betritt man sie, gibt sie ihr weitaus größeres Inneres preis. Am Anfang wirkt es, als wäre man in einer Geschichte gelandet, ein Palast geformt aus Eis, der den Betrachter mit seiner Schönheit weiter in sich hinein lockt. Doch wer sich tiefer in den Höhlenkomplex hinein wagt, der sollte besser gut vorbereitet sein. Denn auch wenn die Höhle zuerst friedlich und ungefährlich aussieht, so entpuppt sie sich doch als eine Bestie, die unvorsichtige Abenteurer mit Haut und Haar zu verschlucken droht.

    Beißende Kälte, die selbst durch die dicksten Socken zieht, und Dunkelheit regieren das Innere der Höhle. Ohne Fackeln kommt man hier nicht weiter. Doch sobald das Licht die Schwärze durchdringt, kann man die Gefahren erkennen, die im Eis warten. Von norngroßen Eiszapfen, die wie eine Todesdrohung von der Decke hängen, über rutschige Hänge die es zu erklimmen gilt, bis hin zu gefrorenen Seen, hat die Höhle alles zu bieten, um ihren Besuchern das Weiterkommen zu erschweren. Wer nicht ausreichend ausgerüstet und vorbereitet ist, hat in dieser Höhle keine Chance. Doch nicht nur Kälte und Eis warten auf den neugierigen Höhlenbesucher. In der Dunkelheit lauern noch andere, lebendige, Gefahren. Blutrünstige Raubtiere schleichen durch die Winkel und Gänge des Komplexes, lauern ihrer potentiellen Beute auf, um sie in einem unachtsamen Moment nieder zu reißen und zu töten.





    Der Abgrund


    Sollte man hartnäckig genug gewesen sein, dem eisigen Eingangsareal der Höhle zu trotzen, so gelangt der aufmerksame Beobachter, durch einen kleinen Kriechgang, in einen neuen Abschnitt der Höhle. Als könne es nicht durch den kleinen Tunnel hindurch, ist das Eis auf der anderen Seite plötzlich verschwunden, der raue, graue Fels der Berge heißt seinen Besucher willkommen. Doch auch wenn hier kein Eis mehr ist, so weicht die Kälte doch nicht. Abschüssig ist das Gestein auf dieser Seite des Tunnels, führt den Erkunder durch einen engen, endlos wirkenden Gang, hinunter in den Bauch der Erde. Kleine Kluften lauern in den Tunneln des Berges, natürliche Fallen die jene verschlingen, die in der Dunkelheit nicht auf den Boden unter ihren Füßen achten. Abzweigungen führen in verschiedene Richtungen, versuchen ihre Erkunder zu verwirren. Doch die Höhle ist nicht nur eine Todesfalle. Aufgeweckte Fährtenleser, finden vielleicht einen unterirdischen Wasserfall mitsamt einem kleinen See, der sie mit frischem Wasser beschenkt.Aber das eigentliche Ziel, liegt noch einen endlosen Marsch durch die Dunkelheit entfernt. Plötzlich endet einer der Gänge an einem riesigen Abgrund. Eine fast schon unnatürliche Dunkelheit durchdringt diesen Ort. Tritt man ein Steinchen über den Rand dieser unendlich wirkenden Grube, wird man lange Zeit nichts von ihm hören. Das Licht der Fackel reicht nichtmal bis ans andere Ende des Lochs. Doch gibt es Abstiegsmöglichkeiten, am Rande der Grube, an der Wand entlang. Schmale Wege, bröckelnde Steinchen die in den Abgrund stürzen, Abenteurer mit Höhenangst sollten besser umkehren. Gewagte Sprünge über tiefe Kluften müssen getan werden, manche Passagen können gar nur mit Seilen überwunden werden. Noch niemand hat das Ende dieser Grube je gesehen, denn so viel Seil kann man gar nicht dabei haben, wie man brauchen würde um ganz unten anzukommen.Aber das ist auch nicht wichtig. Denn wer genau darauf achtet, der findet in der Grubenwand, den versteckten Gang, der tiefer in die Höhle führt.






    Die unterirdische Kaverne


    Wer dem langen Gang folgt, wird allmählich bemerken, dass es Meter für Meter wärmer wird, im Bauch der Erde. Das Labyrinth aus Gängen geht an dieser Stelle weiter, Abzweigungen führen zu Sackgassen und weiteren endlosen Gängen in der Finsternis. Es ist schwer zu sagen, wie lange man sich schon unter der Erde befindet. Einen Tag? Zwei Tage? Die Höhle scheint die Zeit förmlich aufzusaugen. Und gerade als man vielleicht bereits am Ende seiner Kräfte steht, und die letzte Fackel am verglühen ist, bemerkt man am Ende eines etwas verwinkelten Ganges, ein schwaches Licht. Und sobald man es erreicht, offenbart sich ein Ausblick, auf eines der ausgefalleneren Wunder von Mutter Natur.Der Abenteurer findet sich in einer riesigen Kaverne wieder, in der das Leben in allen Farben und Formen erblüht, wie in einem Dschungel. Die Temperatur ist angenehm warm, die Luft ist dick, fast schon schwül. Fackeln braucht man hier nicht mehr, der gesamte Höhlenraum ist von einem seltsamen, Moos an der Decke beleuchtet. Hier wachsen mehrere Meter hohe Bäume, aus den vielen Wasserbecken auf dem Boden, Blumen, allerlei Pflanzen und Farne. Vor allem aber Vegetation, die für die Berge und das Areal der Zittergipfel recht ungewöhnlich ist. Riesige Pilze, die ein Norn wahrscheinlich noch nie gesehen hat, Pflanzen die man aus Büchern vielleicht als “Aloe” kennt, es ist ein wahres Wunderland für Pflanzenliebhaber. Sogar Tiere gibt es dort unten, auch wenn diese etwas größer sind, als man sie vielleicht kennt. Größere, pelzige Nagetiere, große, wenn auch hässliche Fische, sogar fliegende Tiere gibt es, auch wenn diese eher selten einen Blick auf sich gewähren.Fast möchte man sich in Sicherheit wiegen, doch sollte man sich von der Idylle nicht zur Unvorsichtigkeit verleiten lassen. Denn auch hier lauern Gefahren, die den nachsichtigen Entdecker das Leben kosten können. Manche Pflanze mag giftig sein, aber auch gefährliche Bestien machen die Kaverne unsicher. Skorpionartige - Riesenkrabbeltiere kommen manchmal aus den trockenen, warmen Felsgängen und machen mit ihren giftigen Stacheln Jagd auf unvorsichtige Beute, aber auch andere mögliche Räuber schleichen leise durch das Dickicht. Wenn man die Augen durch das Gebüsch aufblitzen sehen kann, ist es meistens schon zu spät.



    ((Texte by Alrik))

  • Als endlich Ruhe in das Lager einkehrt, setzt sich Yorik von der Gruppe weg und richtet sich gemütlich für die Nacht ein. War es überhaupt Nacht? Oder Tag? Wer weiss das schon, so tief unten in dieser verfluchten Höhle. Es gibt keinen Tag, es gibt keine Nacht, es gibt keine frische Luft und es gibt auch kein Entkommen. Und mit Leuten wie Rili unterwegs zu sein, macht das Abenteuer nicht leichter. Er hasst es eingesperrt zu sein. Eingesperrt in einem Gefängnis aus Dunkelheit und Fels, wo der Himmel nicht zu sehen ist. Und er hasst es, wenn Jemand die Gruppe gefährdet, weil er sich hervortun möchte. Am liebsten würde er Rili fesseln und zurücklassen, sie erst wieder auf dem Heimweg mitnehmen. So hat Kolja das zumindest immer gemacht, wenn einer in seinem Trupp einen derartigen Fehler begangen hat. Und es war ja nicht ihr erster Fehler auf dieser Reise.


    Missmutig starrt er zur Heilerin rüber. Dann landet sein Blick auf Bödvar. Was, wenn er stirbt? Was, wenn sie alle sterben, weil Rili mal wieder einen Alleingang wagt? Das würde er nicht zulassen. Eher würde er..... Lautstark wird geschnaubt. Alrik wird das schon regeln. Und wenn nicht, regelt er, Yorik, das eben.


    Was wohl Rilis Strafe sein wird, wenn sie zurückkommen? Falls sie zurückkommen? Sie musste ein Haus bauen, weil sie gelogen hat. Was wird sie tun müssen, wenn Esther erfährt, dass sie ihre beiden Sprösslinge in Gefahr gebracht hat und nicht nur die? Wird sie eine Stadt bauen müssen? Das Tal des Klans verlassen müssen? Yorik sinnierte noch eine Weile über das Thema, bis auch ihn der Schlaf übermannt....

  • „ Was für ein Abenteuer...“ Dachte sich Johann zurückblickend während er sich mühsam und unter pochendem Schmerz im saftigen Grün des endeckten Paradises erschöpft niederlässt.
    Seine Axt legt er auf den Boden, während er sich an einem Baum anlehnt. „ Verdammt ich hab die Höhle beim Piss´n gefund´n..wer hätt gedacht das der Spalt der wie eine...“ so muss er seinen Gedanken unterbrechen, als ein gemeines Zwicken seiner Wunde ihn für seinen Gedanken straft. „ So ne riesige Höhle is..un´vor all´m sowas schönes hier verbirgt...scheiße..ich muss tot sein.“ Denkt er sich und schaut zu Bödvar, wobei sein Blick von Sorge überrannt wird. „ Mutter Bärin mög´dir Kraft geb´n um durchzuhalt´n, Mann..bist doch n´ toffer Kerl..so´n Scheiß haut dich doch nich einfach so um..kämpf weiter, Böd...kämpf weiter..“ fleht er und gedenkt ein Gebet an Mutter Bärin.
    Weiter fährt sein Blick ein kleines Stück zu Rilifane, welche sich um Bödvar bemüht. „ Du schaffst das, Rili..keiner hier ausser du schafft das sonst..bist n´toffes Weib.“ Auch für Rili gedenkt er ein Gebet an Mutter Bärin, ehe er seinen Blick weiter schweifen lässt zu Alrik, welchen er mit einem nachdenklichen Blick beäugt und widmet ihm ein stilles Gebet an den Raben. Der Blick huscht weiter zu Kayleigh und ein schwaches Lächeln zeichnet sich in seinem müden Antlitz. „ Dank dir Kleine..mög´n die Geister dir mehr innerliche Ruhe schenk´n.. dann is die Geschicht´ in solch beschiss´n Lage noch besser.“ Meint Johann schweigend, während er weiter sogar zu Yorik schaut. Ihn ebenso nachdenklich betrachtend. „ Scheiße..was geht nur in dir vor das du wieder anders zu mir bist..liegt´s an der gefährlich´n Reise ? Oder hast du eingeseh´n dass, das was du tust nich´rechtns is ?“ Atmen..atmen ! Ruft Johann sich die Worte wieder in den Kopf. „ Atmen, Mann..“ Yorik widmet er ein stilles Gebet an den Raben, warum auch immer.


    Mit einer Geste versucht Johann sich die Erschöpfung aus dem Gesicht zu wischen, leider jedoch vergebens. Der pochende Schmerz der ihm sogar schon zu Kopf gestiegen ist wird nun in ein anderes Licht geschoben als er Runa erblickt. So wird die Hand zu seiner Brust geführt, geschlossen und anschließend zum Munde geführt, ehe er mit einer Geste die Geschlossene in ihre Richtung führt, wobei er die Hand nun wieder öffnet und anschließend den Arm fallen lässt wie einen nassen Sack. „ Bin stolz auf dich, mein Sonn´n Schein..mög´dir Mutter Bärin die Kraft geb´n die du brauchst. Du schaffst das schon..“ Einige Momente lang bleibt der Blick noch auf ihr ruhen, im stillen weiter anderen Gedanken nachgehend, ehe er zu Ronja blickt und ihr im Stillen zunickt und ihr ein stilles Gebet an die Geister widmet.


    Langsam legt er sein Haupt in den Nacken und wischt sich mit der nun verschleimten Hand, welche er zu seiner Brust geführt hatte, durch sein Gesicht und brummt auf als er merkt was er angerichtet hat. Zu viele negative Schwingungen machten sich in seinem Kopf breit als er sich an die elende Dunkelheit der Höhle zurück erinnert, an die gefährliche Klippe an der er ängstlich entlanggeklettert war, oder aber das er sich an einem Seil in die Tiefe begab, wo so hätte vieles schief gehen können. Dann noch die kleineren Streitigkeiten in der Gruppe und die hässlichen Diskusionen machten den Mann zu schaffen, nicht etwa das er sich so tief im Erdreich befindet.
    Die Bilder der riesigen Skorpione die er erledigt hatte, als er am Boden lag und höllische Schmerzen erlitt taten sich vor seinem geistigen Auge auf. Er konnte stolz darauf sein das er endlich beweisen konnte wie stark er war und das er was drauf hatte... doch war er es nicht. Im Gegenteil, eine Träne kullerte dem Manne herunter und mischte sich mit Schleim, Schweiß und Dreck. So viele Schreie und Rufe vernahm der Kerl und Trauer machte sich breit. „ Der Winter ist grausam, Johann.. doch in der eisigen Kälte und an den trostlosesten Tagen, kannst du immer etwas Schönes sehen..du musst dich nur anstrengen, Sohn..undwenn du es gesehen hast..dann pack es dir !“ erinnert Johann sich an die Worte seiner Mutter und schließt die müden Augen...

  • Wundenlecken


    „Bran!“ Kinderstimmen im Wald. Schnee und Eis. So kalt. Sie war so müde und die Kälte biss ihr in den Rücken. Ganz eisig biss er sie. Wie einer der Hunde, die hinter ihnen her waren. Eisig kalt. Ihre Beine so müde. Irgendwo ein Jammern. Brittas Wehklagen. Spitz und hell gellte ihr Ruf durch den frühen Abend. Das Knurren von Hunden. Reißen. Knochen und Fleisch. Weiter!
    Der Schweiß brannte in ihren Augen, sie hielt die kleine Hand Brans fest umklammert. Weiter. Weiter! Er war immer ihr Beschützer gewesen und hatte die Geister dafür getadelt, dass sie ihn drei Jahre zu spät in diese Welt geschickt haben. Denn Kayleigh war älter. Und welcher gute Beschützer ist denn jünger als sein Rudel? Das hat er nie verstanden. Und dass sie ihn jetzt ziehen musste, das verstand er nicht. Ebenso verstand er nicht, warum sein Arm nicht mehr funktionieren wollte. Das hatte er ihr gesagt, nachdem sie wieder hingefallen waren. Das und noch viele andere Dinge, die Kinder so sagten, wenn sie furchtsam waren und tapfer sein wollten.
    Das Knurren der Meute wurde lauter. Dahinter das Gelächter der Männer. Keine Norn mehr. Sie waren Monster. Eisige Diener einer noch eisigeren Macht. Und es war so schrecklich kalt.
    „Bran... komm...“ Sie flehte und bellte. Mit ihren dreizehn Wintern zu schwach ihn zu ziehen. „Bran...“ Ein kleiner Abhang erstickte ihren Schrei. Schnee wirbelte auf, als sie hinab kullerten und hart gegen Stein schlugen. Bran ächzte, dann war er still und sie zog ihn weiter, in Richtung eines Felsspalts. Ihr Rücken brannte und der Stoff auf ihrem Körper saß locker. Sie hatten ihn kaputt gemacht, oder war er eben gerissen? Mutter würde schimpfen.
    Das Bellen kam näher. „Mama... Papa... Hilfe...“, wimmerte sie, so leise wie ein Mäuschen.
    Da, ein Rabenschrei, der Schlag eines Flügels an ihrer Schläfe und plötzlich fiel sie in den Spalt und mit ihr Bran. Krähen stoben auf und die Hunde folgten ihnen- trieben die Svanir vor ihnen davon. Kayleigh dankte dem Raben und allen anderen Geistern. Sie waren fort. Hilfe gewiss ganz nahe. Doch zuerst kam die Schwärze...


    Der Schlag eines Flügel weckte sie. Rankhor war's der über sie hinweg hüpfte und an ihrem Rucksack zuppelte. Müde richtete sich die Norn auf und wühlte in der Tasche um ihm einen ihrer letzten Kekse zu geben. Warm war es hier. Und das Plätschern des Wassers irgendwie heimelig. Schweiß klebte ihr am Körper und ihr erster Blick wurde gen Bödvar und Rilifane gelenkt. Beide waren noch da. Und der Rest? Schliefen sie noch? Trotz der Wärme zitterte sie und kuschelte sich tiefer in die Decke, die sie aus ihrem Rucksack gefischt hatte. Lang war es her, dass sie von Bran geträumt hatte. Doch die Ereignisse des letzten Tages...
    Wirr besah sie sich ihre Hände und glaubte noch immer Blut daran zu fühlen. Fast schon apatisch krümmte sie die Finger und öffnete sie wieder. Der Klos in ihrer Kehle tat so weh, als wolle er sie zwingen zu weinen. Und doch verbot sie es sich. Keiner der anderen hatte geklagt, oder geweint. Und so würde sie es auch nicht tun. Ihr ging es gut. Im Gegensatz zu Johann und Bödvar, war sie nicht verletzt.
    Ihr ging es gut.
    Wie hatte Yorik gesagt? Einfach weiter atmen. Und das würde sie tun. Niemals mit dem atmen aufhören. Auch Esther hatte ihr damals dazu geraten, als sie sich auf der harten Liegestätte wand und schrie, als die Heilerin sich den knochentiefen Schnitt an ihrem Rücken besah. Noch heute zierte die weiße Linie ihren Rücken und teilte das darüber gestochene Hautbild. Eine Hand glitt zur eigenen Schulter und sie versuchte zu begreifen was gestern schief gegangen war. Wo lag ihr Fehler? Hätten sie nicht rasten dürfen? Oder hätten die anderen nicht einfach vorgehen dürfen? Was es auch war, Kayleigh dankte dem Raben, dass es keine Toten gegeben hatte. Und die nächsten Stunden und Tage... würde sie sich mühen müssen nützlicher zu sein. Denn eines war klar: Mit den Verwundeten konnten sie nicht auf dem gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren.

    "Wer die Klinge beim Griff ins Dunkel nicht erwartet, den schneidet sie umso tiefer!"


    "If you think that this has a happy ending, you haven't been paying attention"

  • Wunder





    » ...Und was ich nich in Worte fassen konnte, verwahrte ich als Abbild in der Seele.
    Einen Puls stahl ich dem Herz des Berges, der fortan in mir weiter schlug.«






    ***

  • Er seufzte wohlig, als er sich in einem der Wasserbecken den Schleim der Skorpione und das Blut seiner Freunde von der Haut wusch. Nachdenklich schweifte sein Blick über das unterirdische Utopia, dass sie wie durch einen Zufall entdeckt hatten. “Die Geister sind wahrlich mit uns.”, dachte er sich. In der Stunde ihrer größten Not, hatten sie sie hier her geführt. Eine unterirdische Kaverne, beleuchtet von seltsamen Moos, voller Pflanzen und frischem Wasser. Es war ihm gänzlich unerklärlich, wie so etwas so weit unter der Erde existieren konnte. Aber so wie Dinge gerade standen, hatte er auch nicht besonders viel Lust, dieses Wunder in Frage zu stellen. Er hätte nicht sagen können, wie ihre Überlebenschancen stehen würden, müssten sie jetzt in einem der dreckigen engen Felsgänge lagern, mit drei Schwerverletzten, ohne Licht, ohne frisches Wasser.
    Er hatte geahnt, dass dieser Abstieg nicht leicht sein würde. Er hatte mit Vielem gerechnet. Lange hatte er sich Zeit genommen, alles zu durchdenken. Trolle, Zerstörer, Untote, Rattenbären, sogar mit Eisbrut hatte er gerechnet. Und selbst wenn der Abstieg ein Spaziergang gewesen wäre, dann wären sie eben zu gut vorbereitet gewesen. Besser zu gut als zu schlecht. Die Skorpione hätten einfach kein Problem sein dürfen.
    Wie konnte das also passieren? Sie hatten alles so gut überstanden. Er kannte die Probleme, die die Leute untereinander hatten. Außer Rili. Was war nur los mit ihr? Wie ist sie innerhalb weniger Stunden zu so einer dummen, sturen Zicke geworden? Es war ihm unbegreiflich. Alrik wusste, dass er nicht einfach so als Anführer akzeptiert werden würde. Die Ältesten mochten ihm diese Aufgabe übertragen haben, aber das war im Ernst der Lage nichts wert, auch wenn die Leute ihm gegenüber großteils sehr gefügig waren. Und er war jedem Einzelnen innerlich dankbar dafür. Auch für ihn war es eine Prüfung, sich zu behaupten, er gab sich Mühe zu lernen, den Rat Anderer mit eigenen Entscheidungen zu kreuzen, um ein bestmögliches Resultat zu erzielen. Sogar Runa, von der er eigentlich dachte dass sie sich in die Hose machen würde, traute sich mal nach vorne. Und es erfüllte ihn mit Stolz. Sie waren so weit gekommen, unversehrt. Was hatte Rili nur zu dieser Dummheit getrieben?
    War es persönlicher Groll? Hatte sie ein Problem mit ihm? Hasste sie ihn? Was wollte sie damit bezwecken? Eifer schön und gut, aber spätestens seit den Rattenbären hätte ihr klar sein müssen, dass es Gefahren in der Höhle gab. Nicht nur hatte sie sich selbst, sondern alle in Gefahr gebracht. Bödvar war ihr nicht in den Gang gefolgt. Trotzdem war er beinahe verblutet, wegen ihr. Und auch Johann.


    Langsam lies er seinen ganzen Körper ins Wasser gleiten, versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Langsam legte er die Finger um die Halskette mit dem Wolfsfang, die ihm seine Mutter damals geschenkt hatte. Stumm sendete er ein Gebet an den Raben, damit er den Verwundeten beistehen möge, und dann eines an den Wolf, um ihn um die Stärke zu bitten, die er brauchen würde um sein Rudel wieder sicher hier heraus zu führen.
    Sie waren alle seine Freunde, er hasste es, sie anschreien, zurechtweisen, oder gar zur Schnecke machen zu müssen. Doch sie waren in eine Lage geraten, in der er auf diese freundschaftlichen Gefühle, keine Rücksicht mehr nehmen konnte. Es ging nur noch darum, zu überleben, und wenn möglich zu holen, was es in dieser Höhle noch zu holen gab.
    Er hatte keine Wahl. Sobald Rili und Johann wieder bei Kräften waren, musste er seine Position festigen, seinen Standpunkt unmissverständlich klar machen. Er musste klar machen, wer hier wann das Sagen hatte, und warum Einzelaktionen nicht geduldet werden. Es war ein Mal zu knapp ausgegangen. Ein weiteres Mal durfte das nicht passieren. Es gab bereits genug Verletzte, sie saßen fest bis die Verletzten wieder mobil waren, das vergeudete Vorräte. Diese Expedition würde keine weiteren Fehler verzeihen.

  • Beim Raben


    Wasser tropfte auf ihr Gesicht, als sie sich wenige Schritte tiefer in diese Welt wagte. Pflanzen. Leben. Wasser. Sauerstoff. Ein ganz anderes Reich. Voller Unschuld und unberührt. Ihre Füße bewegten sich zaghaft weiter. Darauf bedacht mit den Sohlen auf nichts lebendiges zu treten. Tief sog sie den Atem in ihre Lungen. Der Kopf sackte in den Nacken und die Augen schlossen sich. Weich bog sie den Hals und schrägte das Haupt wie ein kleiner Vogel. Die Zöpfe an ihrer Schädelseite klimperten, als die Knöchelchen gegeneinander stießen. Eines davon leicht versengt.
    Nackte Füße trieben voran. Weiter. Tiefer. Bis sie auf Wasser stieß und ihre Zehen darin versenkte. Der Fuß des Stabes, den sie bei sich führte, senkte sich in die Quelle in die sie trat. Kleine Kreise trieben aus und um sie herum. Zogen weite Bahnen, gleich den Jahresringen eines Baumes. Unwillkürlich breitete sie die Arme aus und drehte sich in dieser Pose um sich selbst. Die Wellen wurden stärker. Dringlicher. Neuerlich ein tiefer Atemstoß. Bis auf den Grund der Seele.
    Alle Gedanken waren für einen Moment vergangen. Fort. Stille im sie herum. Lang vermisste Stille und doch so belebt in seinen Tönen und Klängen. Sie konnte einen Moment den Herzschlag eines jeden anderen spüren. Er pulste durch diesen Ort und trieb sich in ihren Leib, gleich einem Hammerschlag.
    Wasser bebte als sie weiter ging. Tiefer. Nunmehr umspielte die Flut ihre Kleidung und wurde von dieser aufgesogen und spielte ihre Schenkel hinauf. Ihr Stab wies ihr den Weg, während die hellklaren Iriden die Umgebung wieder vollkommen in sich aufnahmen. Ihr Blick ruhte auf den Anderen. Auf Rilifane und Rankhor. Auf Yorik und Runa. Auf Johann und Bödvar. Auf Ronja. Auf Alrik. Sie ließ sich Zeit mit ihrer Betrachtung. Unendlich viel Zeit, in der sie selbst nicht beschaut wurde. In der das Rabenkind wieder sie selbst sein konnte. Im Einklang mit sich und ihrem Umfeld. Und doch war es anders als sonst. Sie war nicht allein an diesem magischen Ort. Wie befremdlich nun Gefährten zu haben. Wie befremdlich nicht mehr allein zu sein.
    Wie befremdlich Augen und Ohren zu haben, die sich um einen sorgten. Und um die man sich selbst sorgen kann. Wenngleich sie wohl die Jüngste war, so hat sich Kayleigh ungleich im Herzen dafür entschieden für ein paar unter ihnen sorgen zu wollen. Ihre Hand reichen zu wollen. Sofern man sie anerkannte und diese dann annehmen wollte. Aber um anerkannt zu werden, musste sie akzeptiert werden.
    Der Blick wandte sich ab, mischte sich wieder mit der Schönheit dieses sagenhaften Ortes. Dies war eine Geschichte, die sie ihren Kindern und Enkeln einmal erzählen können würde. Dies war ein Ort, der Legenden schuf. So kniete sie inmitten des Beckens nieder, noch völlig angezogen und schröpfte das eisige Klar des Wassers mit den Händen und wagte sich daran einen Schluck der mineralhaltigen Flüssigkeit zu trinken. „Der Rabe wache über mich...“, flüsterte die viel zu junge Seherin leise. „... der Rabe wache über uns alle. Mögen seine Schwingen uns leiten und tragen. Klug wird er uns führen und unseren Geist stärken... gegen alles was da noch ist- und das was da noch kommen mag.“
    Und vielleicht würde sie auch Teil i h r e r Legenden werden. Sie wandte den Kopf, als sie über die Schulter zurück zu den anderen sah.

    "Wer die Klinge beim Griff ins Dunkel nicht erwartet, den schneidet sie umso tiefer!"


    "If you think that this has a happy ending, you haven't been paying attention"

  • Seit zwei Stunden saß er im Gebüsch ihres neuen Lagers. Einen kurzen Blick warf er zurück zu den Anderen, welche da lagen, sich ausruhten und schliefen. Alrik hatte sich freiwillig für die erste Wachschicht gemeldet, da er noch einigermaßen bei Kräften war, der Rest sich aber dringend ausruhen musste. Das Bad im Wasser hatte ihm ein wenig Erholung gespendet, außerdem hatte er auf dem Weg hierher keine Verwundeten schleppen müssen. Sein Blick ging zurück auf den Weg, auf der Suche nach Gefahr, oder Beute.
    An was für einem wundersamen Ort sie doch gelandet waren. Es glich eher dem tiefsten Dschungel als einer Höhle. Wenn er nicht wüsste, dass sie ein paar Tagesmärsche unter der Erde waren, würde er sogar glauben, sie wären durch irgendein komisches Portal im Maguuma-Dschungel gelandet. Die ganze Kaverne war von diesem komischen Moos an der Decke ausgeleuchtet, der üppige Pflanzen- und teilweise sogar Baumwuchs, lies darauf schließen dass es eine ähnliche Wirkung wie Sonnenlicht haben musste. Andernfalls könnte hier doch gar nichts wachsen. Es war einigermaßen warm dort unten, es gab frisches Wasser, Fische, sogar Tiere. Aber keine typischen Höhlentiere, wie Spinnen, Rattenbären oder sonstige Kreaturen. Richtige Tiere. Zwischen den Büschen hatte er vorhin mit einem Stein etwas aufgescheucht, dass ein bisschen aussah wie ein viel zu fettes Murmeltier, oder etwas in der Art. Auch in der Luft flogen manchmal Tiere herum, die ein bisschen aussahen wie Fledermäuse. Allerdings konnte man es manchmal krähen hören. Ob das aber ausgerechnet von diesen Tieren kam, war nicht zu sagen. Trotz der ständig lauernden Gefahr, weil vermutlich nicht nur fette Nagetiere, sondern vielleicht Raubtiere, oder andere Kreaturen wie diese riesigen Skorpione die Kaverne bewohnten, war dieser Platz ein Lebensretter. Sie hatten alles was sie vorerst zum Überleben brauchten.
    Er seufzte erleichtert bei dem Gedanken daran, kam dabei nicht umhin, die letzten Stunden Revue passieren zu lassen.


    Rili und Johann waren verletzt, Bödvar wurde von Rili und Schmerzmitteln schlafend gehalten. Es war knapp für ihn gewesen, fast wäre er verblutet, aber er lebte immerhin.
    Trotzdem waren drei von acht Leuten ausgefallen. Von diesen acht Leuten konnten sich sechs verteidigen, dabei die drei Verletzten. Also war die Zahl der Kämpfer um die Hälfte geschrumpft. Übrig blieben Yorik, Ronja, und Alrik selbst, um die Gruppe zu verteidigen, bis die Verletzten wieder fit waren.
    Aufgrund dieser Situation wurde beschlossen, an einem sicheren Platz in der Kaverne zu lagern. Es wurde gepackt, sich auf die Suche gemacht. Unterwegs hatten sie die Gelegenheit, dieses Utopia etwas zu begutachten, stießen dabei eben auch auf die Tiere.
    An einer der hinteren Flanken der Höhle stießen sie dann auf eine Anhöhe, an deren Ende sich ein Plateau befand, auf dem man wunderbar lagern konnte. Sie nahmen sich diese Ebene, Yorik räumte sie von Pflanzen und Gestrüpp frei, so dass man dort in Ruhe und Frieden lagern konnte. Das Gebüsch und den Farn an der Plateaukante hatten sie als Sichtschutz stehen gelassen, die weggeschnittenen Pflanzen hatten sie an den Rändern des Weges der auf das Plateau führte, zusammen mit Steinen und Felsen zu kleinen Mauern aufgeschichtet um den Weg etwas zu schmälern, und so eine kleine Lagergrenze und einen Wachposten einzurichten. So etwas war zwar mehr eine militärische Taktik, aber sie hatten genug Material da, um sich solche Dinge zur zusätzlichen Sicherheit vor etwaigen Tieren zu gönnen. Rili hatte sich einige Pflanzen durchgesehen, wurde aber nicht besonders fündig, da die Vegetation dort unten gänzlich anders war, als der typische Pflanzenwuchs in den Zittergipfeln. Immerhin hatte sie irgendetwas erkannt, eine Pflanze namens “Aloe”. Sie sollte sich Gedanken darüber machen wie man sie am besten nutzen könnte.
    Rili. Alriks persönliches Sorgenkind. Auch nach dem Angriff der Skorpione zeigte sie sich nach wie vor stur, und er konnte Unruhen spüren, die die Leute befielen. Yorik hasste sie regelrecht, während Johann sie ständig in Schutz nahm.
    Ihm selbst war Rili für den Moment recht egal. Für ihn zählte in diesem Moment nur das Überleben der Gruppe und die Verletzten wieder auf die Beine zu bringen. Danach konnte er ihr noch immer die Leviten lesen.
    Der Rest griff ihm tatkräftig unter die Arme, was ihn mehr als erleichterte, so war das Lager schnell aufgeschlagen, und sie konnten schnell Verbesserungen vornehmen, wenn sie sie brauchten oder wollten.
    Doch auch wenn die Situation sich zumindest ein klein wenig entspannt hatte, so war dennoch höchste Vorsicht geboten, weswegen er gezwungen gewesen war, Regeln aufzustellen.
    Eine davon war, dass niemand alleine das Lager verlässt. Grundsätzlich nicht. Auch nicht wenn man nur runter zum Wasser wollte, um sich mal zu baden. Speziell für Runa, Kayleigh und die Verletzten galt, dass immer Yorik, Ronja, oder Alrik selbst, mit einer Waffe mitkommen mussten. Er wusste dass die Leute ein gewisses Schamgefühl besaßen, aber darauf konnte er zu diesem Zeitpunkt keine Rücksicht nehmen. Bei Runa war ihm das egal, da konnte er selbst mitkommen, Nacktheit war für Alrik und seine Schwester kein Thema, auch wenn er sich sicher war, dass Nacktheit für Runa generell kein Thema war. Für Kayleigh tat es ihm ein wenig Leid, das schüchterne Mädchen, aber sie konnte sich ja Ronja mitnehmen, die war wenigstens auch eine Frau.
    Weiters musste dringend mit den Vorräten gespart werden. Johann wurde dazu angehalten keine all zu großen Festmahlzeiten zu kochen. Denn man konnte in der Höhle zwar jagen, aber man wollte es dennoch so gut es geht vermeiden, ohne konkreten Plan, und mit wenigen Kämpfern, zu viel in der Kaverne herumzustreunen.
    Außerdem musste immer eine Wache am Lagereingang, oder im Gebüsch der Plateaukante sitzen, um das Lager vor angreifenden Raubtieren zu schützen und zu warnen. Die Schichten teilte er sich mit Yorik und Ronja.
    Doch erstmal sollten sie sich ausruhen. Sie mussten bestimmt noch ein paar Tage in diesem Lager ausharren, bevor es endlich weitergehen konnte.

  • Seine Arme sind zerkratzt von den Büschen, aus denen er einen kleinen Wall errichtet hat um das Lager zu schützen, es unsichtbar zu machen. Steine waren geschleppt worden und jetzt tat ihm jeder Muskel weh. Unzählige Stunden war er schon wach, seit Tagen hatte er nicht geschlafen. So fühlt sich zumindest sein Kopf an. Er streicht sich über den Nacken, über den Zopf und durch den Bart, lehnt sich gegen den bemoosten Felsen und versucht, sich zu entspannen.


    Gar nicht so einfach. Alrik hat die erste Wache übernommen, diesmal hat er nicht widersprochen. Müde war er, der Gedanke daran, tief unter der Erde zu sein, beschäftigte die ganze Zeit seinen Kopf, reibt ihn auf und lässt die Anspannung nicht weichen. Waren sie hier wirklich sicher?


    Sein Blick geht rüber zu Runa und Kay, die nebeneinander liegen, eingerollt wie zwei Kätzchen und den verdienten Schlaf schlafen. Tapfer waren sie gewesen, es gab keine Zwischenfälle und Yorik ist sehr stolz auf den kleinen Fuchs, der nicht klagt und alles mitmacht. Dann wandern die Augen rüber zum Verletztenlager, wo Bödvar - noch immer bewusstlos - von Rili versorgt wird. Johann schläft den Schlaf der Gerechten, es ist besser, wenn er sich ausruht, denn die Reise ist hier noch nicht zu Ende und noch immer weiss man nicht, was das Gift der Skorpione anrichten wird.


    Dann sieht er rüber zu Alrik, dem Anführer. Yorik ist auch auf den Bruder stolz, er macht seine Aufgabe als Anführer gut. Hier und da war Yorik anderer Meinung, aber er hält sich zurück und überlässt Alrik komplett die Führung. Der trifft gute Entscheidungen und wenn er es noch schafft, Rili Einhalt zu gebieten, standen die Chancen nicht schlecht, dass das Schwert doch gefunden werden kann, dass die Reise doch weitergeht und nicht beendet werden muss. Esther würde sehr stolz auf ihren Sohn sein.


    Und Ronja, die Schönheit, selbst wenn sie schläft, sieht sie anmutig aus. Ein Lächeln huscht über das Gesicht des Kriegers. Ein Weib, ganz nach seinem Geschmack. Kann gut mit dem Bogen umgehen, weiss sich zu schützen, die Gruppe zu überblicken, trifft gute Entscheidungen. Hätten nur alle Weiber Ronjas Einstellung, dann würde alles einfacher gehen.


    Yorik dreht sich eine Kippe, etwas Rauschkraut findet den Weg zum Tabak, gerade so viel, dass er sich entspannt, aber so wenig, dass seine Sinne nicht getrübt werden. Rauchend schliesst er die Augen, er lässt die Geschehnisse noch einmal Revue passieren, bis er schliesslich in einen tiefen, traumlosen und vor allem erholsamen Schlaf fällt.

  • Es verging etwas Zeit, nachdem man Feuerholz sammelte und sich im angenehmen Nass nahe des Lagers gewaschen hatte. Yorik hat es doch tatsächlich geschafft einen Fisch mit bloßen Händen zu fangen und Alrik hat zusätzlich noch welche geschossen. Im Lager hat man ein kleines gesichertes Feuer entfacht und Runa war nach kurzem Nickerchen die Einzige die sich bereit erklärt hatte, den Fisch zu zubereiten, da Johann es Dank seiner Wunden nicht konnte. Da Runa allerdings keine Ahnung davon hatte, bot es sich für den Koch also an, als Mentor zu fungieren.


    Nahe am kleinen Feuer haben sich Runa und Johann niedergelassen und bedienen sich der mitgebrachten Werkzeuge aus einem Ledermäppchen. Viele Flecken unterschiedlichster Art zieren das Leder inzwischen, sowie mehrere Kratzer und Spuren des Alters. Johann entrollt das Behältnis und der Blick auf allerlei hilfreiche Küchenwerkzeuge aus hochwertigem Stahl wird frei. Ein robustes und großes Fleischmesser, ein kleines und schmales Filetiermesser, ein kleines Schälmesser und Besteck zum schärfen befindet sich darunter.


    „ Mutter sagt immer, wenn du n´großen Fisch mach´n willst...musst ihn ersma ordntlich zerleg‘n.“ Zitiert Johann seine Mutter und greift mit der gesunden Hand nach dem großen Fisch mit merkwürdigen, fast durchsichtigen Schuppen am Schwanz. Er hebt diesen hoch, so dass der Kopf nach unten baumelt, wobei man deutlich die blauen und roten Adern unter der Haut erkennen kann. Auch die langen Bartfühler am Maul baumeln herunter. „ Als erst´s müssen die Schubb´n ab. S´leichter wenn die Schubb´n zu dir schau´n, so hast n´Wiederstand und rutschst nich ab.“ Johann deutet auf die Schuppen, welche nach oben zeigen. So wird es wohl richtig sein.
    „Dann nimmste dir das ganz große Messer..is´n Fleischmesser. Aber du benutzt nich die scharfe Schneide, sondern den stumpf´n Rück´n, geht besser un´ man schneidet nich ausverseh´n den halb´n Fisch mit kaputt.“


    Runa lauscht den Worten von Johann, nickt manchmal, betrachtet den knubbeligen Fisch immer mal wieder. Spaßig wäre anders, aber Drecksarbeit ist die schmächtige Norn inzwischen gewohnt. Sie nimmt den Fisch zögerlich an sich und zieht eine Schnute ob des Geruchs. Ihre schmalen Finger umgreifen den Griff des großen Fleischermessers, sie atmet ein Mal tief ein und aus und macht sich an die Arbeit. Der Fisch wird auf den Oberschenkel gelegt, der Messerrücken am Fisch angesetzt und nach vorne gedrückt, jedoch geht es zu Anfang nur stockend voran und es fallen nur sehr wenige Schuppen ab. Weitere Versuche fallen ebenso beschwerlich aus. Als sie bemerkt, wie zäh dies von Statten geht, brummt der Fuchs leise, hungrig und ungeduldig, und hackt einmal auf den Fisch ein, wobei mehrere Schuppen vom Fisch abspringen. Wie es der Zufall so will, lautet die Moral der Geschichte für diesen Abend: Gewalt ist manchmal eben doch eine Lösung.


    Johann beobachtet das Tun von Runa genau. Witzig findet er es jedoch nicht. Mit ernstem Blick folgt er ihren Bewegungen und lässt sie machen bis der Fisch bis auf ein paar Stellen am Kopf und am Schwanzansatz entschuppt wurde. Er greift nach seiner Axt und führt die Schneide zum Kopf des Fisches und hebt nahe des Hinterkopfes, an beiden Seiten die Kiemenlappen an nachdem Runa fragt was noch gemacht werden muss. Anschließend reicht er ihr die Axt. „ Der Kopp muss ab mit den Kiem´n. Die sin´ zäh und ungeniesbar. Kannst auch mehr abhack´n wenne dir unsicher bist. Die Floss´n und den Schwanz kannste auch abschneid´n.


    Runa beäugt die Axt, den Fisch und das Messer in ihrer Hand und schaut wieder zu Johann und runzelt die Stirn. „ Is´s nicht n´bisch´n übertrieb´n jetz rumzuaxt‘n ?“ Johann schüttelt daraufhin nur sein Haupt. „ Nej...mitt´m Messer schneideste..dann splitten die Gret´n..mitter Axt hackst du... un´ durchtrennst die Gret´n fein mit ein´m Hieb.“


    Die Norn zuckt nur mit den Schultern und nimmt die Axt an sich, nachdem sie den Fisch auf den Boden gelegt hat. Kurz wird nach einer passenden Stelle etwas weiter vom Hinterkopf gesucht und mit beiden Händen an der Axt zugeschlagen. Der Kopf vom Fisch ist zwar noch nicht ganz ab aber zumindest wurden die Greten durchtrennt. Mit der Axt wird in der Wunde weiter gehackt, gerüttelt, die Axt zur Seite gelegt und der Kopf, von einem entnervten Schnauben begleitet, abgerissen. Da hatte Johann ja genau die richtige Waffenspezialistin gefunden. Das Fräulein mit dem Rotschopf seufzt, greift wieder zum Messer, schneidet Flossen und den Schwanz ab und vergeudet dabei leider mehr essbares Fleisch, als notwendig.


    Johann nickt nur knapp als sie fertig ist. Es ist immerhin ihr erster Fisch, denkt er sich. „ Nu dreh den Fisch auf´m Rück´n, nimm dazu das schmale Messer mit der länglich´n Klinge.Damit stichst du vorsichtig nur die Spitze rein, zwei Daum´n breit vonner Stelle wo du den Kopp abgehackt hast rein und dann ziehst die Klinge
    vorsichtig den Bauch entlang, mach ruhig langsam.Dann lässt den Fisch erstmal ausblut´n un´dann kannst die Eingeweide raushol´n...danach halbiere ihn..wenne
    dann an den Seit´n fühlst... un´was hartes spürst..das sin´die Greten..die kannste dann vorsichtig mit der Hand abzieh´n.


    So legt Runa nun das längliche dicke Fleischstück auf den Rücken und setzt die Schneide an nachdem sie sich das Filetiermesser genommen hat und schneidet dem Fisch den Wanst auf, wobei auch gleich eine Menge an Blut heraus suppt, welches den Stahl, ihre Hände und selbst den Boden befleckt. Den Fisch lässt sie dann ausbluten, ehe sie ihre Hand in die Wunde führt um die Eingeweide mit verzogenem Gesicht heraus nimmt. Das Filetiermesser legt sie beiseite und greift erneut zum Fleischmesser um die Klinge anzusetzen. Ist wie bei´m Gemüseschneiden, denkt sie sich und halbiert den Fisch, wobei leises knacksen zu vernehmen ist. Das war wohl eine Grete. Das Messer legt sie dann zur Seite und fühlt an den Seiten ehe die Fummelei und die Zupfarbeit folgt. Irgendwann blickt sie etwas unleidlich gen Johann.


    Der Koch verengt die Augen und „hmmt“, doch ob es an den Schmerzen liegt kann man nicht genau sagen. Aus einer einzelnen Tasche des Rucksackes holt er dann einen kleinen Beutel heraus und reicht diesen Runa. „Mit drei Fingerspitz´n inn´n Beut´l un dann kannst alle Seiten mit Salz un´Feffa bestreun. Sei aber vorsichtig damit.“


    Verstehend nickt die Norn und taucht mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger in den Beutel und nimmt sich etwas von der Salz-Pfeffermischung um den Fisch damit zu bestreuen. Ein paar Mal stippt sie noch die Fingerspitzen in den Beutel und bestreut weiter, es scheint ihr bislang noch nicht würzig genug. So werden die Hälften gewendet, gesalzt und gepfeffert, doch Johann unterbricht sie schon bald. „ S´reicht schon.“ Meint er dann und lächelt etwas.„ Das Ganze kannst mit den andern Fisch´n nu auch noch mach´n.“

  • Fundstücke


    Schon so lange unter der Erde, schon so lange ohne echtes Licht. Schon so lange ohne Wind und Schnee. Kein Bett, kein richtiges Fleisch, kein Met, kein Gesang und kein Kerschl. Kein Abend im Heimkehrer. Wie lange waren sie wohl schon hier unten? Inzwischen konnte man sicherlich von Tagen sprechen. Rilifane und Johann hatten sich soweit erholt, dass sie das Krankenlager hatten verlassen können und sich langsam wieder an den Anstrengungen beteiligen konnten. Selbst Bödvar stand wieder, wenn der Arm wohl auch noch einige Zeit brauchen würde. Vor einigen Stunden dann waren Kayleigh, Runa und Ronja wieder ins Lager zurückgekehrt, mit der Nachricht ihres Klansahnen, auf dessen verschwommenen Spuren sie wandelten. Lange dauerte es, bis die junge Wölfin und die Heilerin die alten Runen übersetzt hatten, doch schließlich trommelten sie die Truppe zusammen um ihnen folgend geschriebene Worte mitzuteilen:


    (( Text by Ronja))

  • Schuppentier


    Das dunkle Gluckern des Wassers holte sie bis in ihre Träume hin ein. Die tiefschwarze Nässe. Das alte Wasser und sein Bewohner, verfolgte sie bis in ihre tiefsten Gedanken. Dort breitete sich der breite, schuppige Leib quälend langsam aus und sie stand wieder auf diesem Steg, der den See teilte und starrte in den bodenlosen Abgrund, der sich seitlich von ihr auftat. Wieder befiel sie die Angst, die sie dort gesehen hatte. Diese fast instinktive Furcht, die ihr sagte, dass ein falscher Schritt, der letzte wäre. Und sie hatte es nicht nur gewusst, sie sah es auch in den Augen der anderen. Ronjas Blick, der auf ihr lag. Ihre Hand, die sich starr auf Runas Lippen presste und ihren Schrei im Keim erstickte, während diese in wilder Panik nicht weniger entsetzt auf das Biest im See starrte. Kayleigh wusste in diesem Moment, dass sie weiter gehen musste. Dass sie nicht stehen bleiben durfte. Stehen bleiben bedeutete zu sterben. Das würde sie Aufmerksamkeit der Kreatur auf sie lenken, wo es sie ohnehin schon die ganze Zeit belauert hatte.
    Doch beim Raben, sie war so dankbar, dass sie den Zeilen gefolgt waren, die Warnung nicht vergessen hatten und das alte Wasser geehrt und nicht berührt hatten. So schob sie sich weiter, den steinigen Grund entlang und spürte, dass ihre Knie nachzugeben drohten. Es waren nicht viele Schritte, die noch fehlten und doch bäumte sich die Strecke wie ein gnadenloses Tier vor ihr auf und versperrte ihre die freie Sicht auf das Ziel.
    'Atmen, einfach atmen'- hatte Yorik gesagt. Und sie hielt sich daran. Es war einfach noch zu früh zum sterben. Vater Rabe wollte ihr diesen Weg noch nicht weisen. Gleichwohl man sie in diese Höhle geführt hatte, ihr den Weg bis zu diesem Punkt wies, war jetzt noch nicht der Moment zum sterben gekommen. Kayleigh war als einsame Außenseiterin in diese Welt gestolpert und nun warteten da auf der anderen Seite... ja was? Ihre Freunde? Ihre Familie? Ihre Gefährten?
    Sie spürte wie ihr die Tränen der Angst in die Augen stiegen. Sie war wieder das kleine Mädchen in der Felsspalte welches sich vor den Häschern versteckte und den leblosen, verstümmelten Körper Brans an ihren Leib presste. Sie war wieder dreizehn und blutverschmiert und voll von dieser Angst, die jedes Knacken und Rascheln der Natur, jedes Heulen des Windes, zu einem Feind formte.
    Doch sie musste einfach weiter. Kurz streifte ihr Blick den breiten Rücken Alriks, der wie ein Signallicht vor ihr einher ging und dann war sie tatsächlich auf der anderen Seite.
    Nur mit Mühe konnte sie das hilflose Schluchzen bannen, als sie die Hände nach ihnen ausstreckte, die sich binnen weniger Tage in ihr Leben geschlichen hatte. Und umso dankbarer war sie als sich weitere, starke Finger um ihre schlossen. Mit einem Blick in die panischen Gesichter der anderen Norm, wusste sie: Sie war daheim. Sie war nicht mehr allein.
    Und es war einen Moment als fiele alle Angst wie ein Schleier von ihr ab und erfüllte sie mit der sanften, tiefen Stille des Schlafs, der Nebel- des Traums oder des Rabens. Es war als hüllte sie Väterchen Pflückebeutel in seine kräftigen Schwingen und hielt sie dort sicher und warm. Hier im tiefsten Bauch der Bärin, wo alles Leben, welches sie kannten- anders war.
    Sie spürte die starken Finger ihrer Freunde, die Hand an ihrer Schulter, den zuversichtlichen tröstenden Druck ihrer Worte, die sie voran trieben. Weiter mussten sie gehen und durften nun nicht straucheln. Sie waren ihrem Ziel so nahe, an Umkehr nicht zu denken. Und sie spürte eine ungewöhnlich starke Zuversicht, die sich durch die nackte Angst kämpfte. Und plötzlich schien sie zu glauben, dass sie mit diesen Norn an ihrer Seite alles schaffen konnte.
    Natürlich war es nur der Rausch des Adrenalins. Doch dieser kleiner Höhenflug bewirkte, dass sie einfach ihre Füße weiterhin benutzte, wenngleich sie diese kaum noch fühlte. Ein Blick aus winterblauen Augen huschte in die Runde und maß die anderen, ängstlichen Gesichter ihrer Gefährten. Und dann waren da wieder warme Hände, die sie krampfhaft presste und drückte, als hätte sie Angst diese zu verlieren. Und vermutlich war dem auch so. Seit Bran spürte sie diese Furcht nicht mehr. Und nun war sie da.
    Angst um jemand anderen als sich zu haben, war seltsam und schön zugleich. Letztlich ließen sie den Schrecken des alten Wassers hinter sich und pilgerten weiter. Dem eigentlichen Ziel entgegen. Und Kayleigh fühlte sich das erste Mal in ihrem Leben richtig mutig und verwegen. Bereit auch der kommenden Gefahr zu trotzen. Mit ihren Freunden, an ihrer Seite.

    "Wer die Klinge beim Griff ins Dunkel nicht erwartet, den schneidet sie umso tiefer!"


    "If you think that this has a happy ending, you haven't been paying attention"

  • Die letzten zwei Tage hatten sie in Dunkelheit verbracht. In eiskalter, klammer und nasser Dunkelheit. Nach der Kaverne waren sie einem unterirdischen gewaltigen See oder Fluss gefolgt. Die Nachricht der Ahnen hatte vor dem Wasser gewarnt, man sollte es nicht aufschrecken. Bald wussten die Norn warum. Nachdem sie anderthalb Tage durch die Dunkelheit geschlichen waren und sich fragten, was es mit dem Wasser auf sich hatte, wurde es ihnen offenbart, als sie ihm ganz nah waren. Während sie zuvor auf Felssimsen und -wegen gewandelt waren, mussten sie an einer Stelle über einen steinernen Steg, der sich auf Höhe des Wasserpegels befand. Und darunter, unterhalb der Wasseroberfläche, verborgen in den ansonsten schwarzen Tiefen wurde es offenbar: Ein Schuppenleib, so lang wie das Licht reichte; die Schuppen so groß, wie die Oberschenkel eines Norn...
    Es war nochmal gut gegangen, sie hatten das Wasser und seinen Beherrscher nicht aufgeschreckt; waren ängstlich weitergezogen durch die Finsternis und gleichsam in ihr verborgen bis zu einem Durchbruch, der sie ihrem Ziel näher brachte.
    Nach dem Durchbruch waren sie in eine kleinere Kaverne gelangt, genau so, wie es der Vorfahre per Nachricht mitgeteilt hatte. In dieser gab es allerdings nur spärlichen Bewuchs und auch kaum Licht. Nur einige Pilze, Flechten und Farne, dafür aber viel Wasser. Es bedeckte quasi den gesamten Boden, war aber nur zwei Handbreit tief.
    Der einzige Ausweg war ein Tunnel gewesen, durch den das Wasser in Rinnsalen hinabstürzte, denn er war recht steil. Die Gruppe hatte sich angeseilt und dann ging es hinab. Noch tiefer ins Innere des Gebirges. Zeit verstrich und Worte wurden wenig gewechselt. Man war angespannt, das Herz der Berge, wie es angekündigt worden war, rückte näher. Der Tunnel verzweigte sich nicht. Vielleicht war es ein alter Lavaschacht; vielleicht auch von einem großen Wurm wie Issomir gegraben. Stunden vergingen. Dann, plötzlich, war am Ende des Schachts rötliches Licht zu sehen. Es schien von unten her, wo sich der Gang anscheinend wieder öffnete in eine neuerliche Kaverne. Die Luftfeuchtigkeit hatte stark zugenommen und es wurde auch wieder wärmer, viel wärmer!
    Vor der Gruppe eröffneten sich die Grundfesten der Berge. Gestein, Feuer und Wasser. Nebeldampf lag in der Luft, es grollte, es war warm, schon heiß. Feuerdampf quoll aus den Spalten des Gesteins. Wie ein unterirdisches Gewitter war es, was hier unten herrschte. Der Dampf füllte die gewaltige Höhle aus. Geysire schossen in den rötlichen Himmel dieser unterirdischen Urzeit. Hier pochte das lebendige Herz der Berge!




    (Text by Ronja, Bild by Runa)

  • Licht. Um die Ecke des steinigen Ganges war schwaches Licht zu sehen.
    Ein Aufatmen raunte durch die Gruppe von Abenteurern, die der Hochgipfel-Klan ausgesandt hatte, um die Flamme des Nordens aus der Höhle zu bergen. Die Erleichterung war deutlich spürbar, bei jedem Einzelnen. Und obwohl sie alle völlig verdreckt, angeschlagen, und komplett entkräftet waren, sammelte jeder seine letzten verbliebenen Reserven und stieß nach draußen. Die Dämmerung brach über das Land herein, trotzdem war das Licht zu hell, für Augen die sich an tagelange Dunkelheit gewöhnt hatten. Einen Moment dachte Alrik er würde erblinden, doch fügten sich seine Augen recht schnell der Helligkeit. Sie ließen auf dem Boden nieder, fühlten das Gras zwischen ihren Fingern, die frische Luft füllte ihre Lungen, und die Blicke wanderten erstmals zum Himmel, den sie bereits so sehr vermisst hatten. Er blinzelte mehrfach ungläubig, bis er es erstmals verstand. Sie hatten es geschafft.


    Er wusste nicht wie lange sie in dem Berg gewesen waren, Tage, vielleicht Wochen? Zeit spielte keine Rolle unter der Erde. Bereits vor der Dschungelkaverne, und auch darin, war es schwer gewesen, für jeden von Ihnen. Doch als sie die Schrift fanden und durch den verstecken Gang im Wasserfall schritten, betraten sie alte Pfade, Wege so dunkel, dass man glaubte die Finsternis selbst wäre an jenem Ort entstanden. Nur dank Jurgens Lichtstein, den Runa zu führen wusste, gelang es ihnen, diesen Ort überhaupt zu überstehen. Schwarze Gewässer erstreckten sich weiter, als der Lichtschein durch die Höhle reichte, und jedem saß die Warnung aus der Schrift im Gedächtnis. “Schreckt es nicht auf.” Jeder Kieselstein auf dem Weg wurde mit Respekt besehen, aus Angst man könnte ihn aus Versehen ins Wasser stoßen, und somit das vorzeitige Ende der Reise herbeiführen. Jeder Schritt wurde zwei Mal durchdacht, jedes laute Geräusch tunlichst vermieden. Es war bitterkalt und feucht, die Angst kroch einem durch Mark und Bein. Und spätestens als sie auf dem dünnen, freiläufigen Steg über das Wasser gelangen mussten, um die andere Seite der Höhle zu erreichen, wussten sie auch, weshalb sie gewarnt wurden. Irgendwo in diesem finsteren Gewässer, lebte Etwas von gigantischer Größe, ein Wesen, von dem vermutlich noch nicht einmal in den Geschichten zu hören war, weil Niemand eine Begegnung mit ihm überlebt hatte um davon zu erzählen. Der Körper war länger als das Licht reichte, die Schuppen so groß wie ein Nornschenkel. Panik kroch in die Gemüter, Jeder wusste, eine falsche Bewegung und das wars. An den Händen wurde sich genommen, ängstlich an der Felswand entlang geschlichen, oftmals der Atmen angehalten, als das Schwappen des Wassers wieder zu hören war. Ob es sie riechen konnte, oder hören? Fragen die sich in den Köpfen tummelten. Der längste Weg, den jeder von ihnen jemals beschritten hatte.


    Endlich machte sich ein Gefühl der Erlösung breit, als sie nach einer gefühlten Ewigkeit einen Durchbruch in der Wand fanden. Drinnen angekommen wurde erstmal durchgeatmet, versucht die Angst abzuschütteln. Am Ende des Durchganges war ein Tunnel in den Stein gehauen oder gegraben worden, nur die Geister wussten von wem oder was. Schwaches rötliches Licht schimmerte aus ihm heraus. Es war soweit, laut der Schrift waren sie dem Herz der Berge ganz nahe. Langsam und ehrfürchtig schritten sie voran, die Spannung war kaum auszuhalten, während die Temperatur und Luftfeuchtigkeit immer weiter anstieg. Die Wintermäntel die man beim unterirdischen See trug, verschwanden in den Rucksäcken, während man möglichst leicht bekleidet weiter ging, um der Hitze stand zu halten. Dann offenbarte sich ihnen das, was offensichtlich das Herz der Berge sein sollte.
    Eine weitere Höhlenkammer, doch kein Dschungel und keine Seen umgaben sie. Die Kammer war voller Wasserdampf, man konnte keine zehn Fuß weit sehen. In jeder Richtung zischten und fauchten Geysire, spuckten sprudelnd heißes Wasser in die Luft. Niemand konnte sagen was sie hier unten erwarten würde, die Erde erbebte manchmal unter ihnen, ehe wieder einer der größeren Geysire ausbrach. Immer weiter in die Höhle begab man sich, denn wenn die Schriften die Wahrheit sagten, dann waren sie ihrem Ziel zu nahe, als dass Umdrehen noch eine Option gewesen wäre. Der Schweiß rann ihnen in Bächen vom Körper, sich zu Bewegen fiel einem immer schwerer, da schälte sich ein steinerner Bogen vor ihnen aus dem Wasserdampf. Auf dem Gestein lag ein hölzernes Kästchen - sollte dies der verhoffte Fund sein? Einige Meter dahinter entdeckten sie einen kleinen Gang, über dem ein großes Klanszeichen prangte, tief genug in den Stein gehauen um die Ewigkeit zu überdauern. Wer auch immer der Ahne war, der einst den Schatz hier versteckte, er hatte weder Mühen, noch Gefahren, noch riesige Schatten in den Wassern gescheut, um ihn sicher zu wissen. Vielleicht war das Kästchen eine Falle? Man entschied den Bogen zu umgehen, und sich den Gang zu besehen. Grade breit genug dass ein Norn Platz hatte war er, ging nach oben weiter. Man musste eine Entscheidung fällen. Weitergehen, oder doch das Kästchen holen? Doch noch bevor zu viele Worte ausgetauscht werden konnten, nahm die Höhle ihnen diese Entscheidung ab. Direkt hinter Yorik brach ein weiterer Geysir aus dem Boden, das kochende Wasser schoss in die Höhe, ergoss sich über Yoriks Rücken und Ronjas Arm, verbrühte die Haut auf die es traf. Runa lief plötzlich los, zu dem Steinbogen zurück um das Kästchen zu holen, Alrik selbst hinterher. Das Adrenalin ließ alles wie in Zeitlupe vergehen, und schon legte Runa ihre Hände an die Schachtel und nahm sie an sich. Als würde eine Welle durch Raum und Zeit gehen, warteten alle, ob etwas passieren würde. Ob die Höhlendecke einstürzen, eine Lavafontäne aus dem Bogen schiessen, oder das Kästchen explodieren würde. Eine Sekunde die wie eine Ewigkeit erschien. Keiner der Beiden wagte es Luft zu holen. Doch nichts passierte, hinter ihnen ertönten nur die Rufe von Yorik, der trotz seiner Schmerzen aufgestanden war und angelaufen kam, um den Beiden bei ihrem Rückzug zur Höhle zu helfen.
    Die Geschwister liefen los, zurück zu den Anderen, da brach mit einem Mal das Chaos über die tapferen Abenteurer herein, der Boden brach unter den Füßen der Fliehenden, brachte Runa ins Stolpern und warf Alrik zu Boden. In den Tiefen des Steins hatte der Schrecken auf seine Opfer gewartet, brach in Form eines urzeitlichen Riesenkrebses aus dem Boden hervor, klackte bedrohlich mit den massiven Scheren, während große schwarze Augen durch den Raum spähten. Es ging um Leben und Tod als das Biest erschien, trotz aller Blessuren musste man weiter rennen, sich aufrappeln und abhauen, gerade noch rechtzeitig, als die erste Schere sich in den Boden rammte, genau an der Stelle an der Runa vor zwei Augenblicken noch gelegen hatte. Mutig griff Ronja zu ihrem Bogen und nahm die Bestie unter Beschuss, Alrik folgte ihrem Beispiel, doch vergebens, die Pfeile zerbrachen einfach an dem massiven Panzer des Untiers, und machten es noch wütender. Die Scheren schnappten unheilvoll im Takt, wie das Ticken einer Uhr, die das unausweichliche Ende anzeigte. Mit letzter Kraft wurde der Rückzug angetreten, man riss und schob sich gegenseitig in den Durchgang hinein, ehe auch die beiden Schützen sich mit einem Hechtsprung hinein retten konnten. Nicht zu spät, schon krachte der massive Körper der Kreatur gegen den Eingang, brachte die gesamte Höhle zum Beben. Panisch schob man sich weiter, immer weiter, die Arme aufgekratzt- und gescheuert, müde und verletzt, doch es spielte keine Rolle, man setzte den Weg fort, immer weiter in die Finsternis durch den Stein, bis von dem gigantischen Krebs nichts mehr zu hören oder zu sehen war. Am Ende des Ganges, fanden sie sich auf einer Fläche wieder, ein guter Ort um durch zu schnaufen und zu verarbeiten, wie knapp sie dem Tod in Form von riesigen Krebsscheren, gerade so entronnen waren. Eine ganze Weile, gab sich jeder seiner eigenen Atmung hin, bevor die ersten Blicke auf das Kästchen fielen, und Alrik es in seine Hände nahm.


    Der Moment der Wahrheit. Diese Sache, wegen der sie ihr aller Leben aufs Spiel gesetzt hatten. Die Finger schoben langsam die Riegel zur Seite. Einen Moment plagten ihn Zweifel. Was wenn alles ein großer Scherz war? Irgend eine dämliche Prüfung die die Ahnen sich einfallen hatten lassen? Was wenn es dieses Schwert gar nicht gab, und sie nichts anderem als heißer Luft nachgerannt waren? Die Scharniere quietschten, als er den Deckel vorsichtig anhob, sein Herz hämmerte ihm gegen die Brust. Ein warmes, oranges Licht drang aus dem Spalt des Deckels, und Alrik weitete die Augen etwas, ehe er vorsichtig hinein tastete und den Inhalt heraus hob, wie eine Trophäe vor allen präsentierte.
    Er offenbarte einen Schwertknauf, in dessen Mitte ein Stein eingefasst war, der in allen Farben des Feuers schimmerte. Das Herz des Elementars. Der erste Teil, der Flamme des Nordens.



    Ein ungläubiger Moment des Schweigens, trat nach der Offenbarung des Schatzes ein, ehe Alrik das Wort erhob. “Leute…. wir haben es geschafft.
    Hoffnung, Erleichterung, Freude. All diese Gefühle machten sich in den Abenteurern breit, ehe die Siegesstimmung vollends überhand nahm. Es wurde erleichtert aufgeatmet, sich gegenseitig auf die Schulter geklopft, gegrinst und gejault, der stein herum gereicht und von allen Seiten betrachtet. Sie hatten ihn gefunden. Nach all den Strapazen, den Gefahren, den überwundenen Ängsten, und nachdem sie nur knapp dem Tod entgangen waren, hatten sie den Schatz geborgen. Es war nichts vergebens gewesen. Und sie hatten sich bewiesen. Stolz überkam ihn. Er hätte es nicht ohne sie geschafft. Seine treuen Freunde und Kameraden. Runa, Yorik, Ronja, Johann, Kayleigh, Bödvar und Rilifane. Die Getreuen des Hochgipfel-Klans.


    Ein letzter Blick ging in das Kästchen. Ein kleines Schriftstück befand sich noch darin, geschrieben in der Runenschrift der alten Heimat. Es wurde der jungen Wölfin Ronja gereicht, damit sie deren Bedeutung erfasste und übersetzte.
    Die Zeilen sprachen vom Ausgang der Höhle über einem unterirdischen Fluss. Ein Floß hatten die Ahnen in der Höhle für ihre Nachkommen hinterlassen, endlich führte ein Weg nach draußen! Die Freude hielt an, doch packte man bereits nach kurzer Verschnaufpause zusammen, und führte den Weg fort, um Fluss und Floß zu suchen. Nach kurzer Zeit wurden die Gefährten fündig. Das Floß befand sich in mäßigem Zustand, doch mit etwas Seil und ein wenig Geduld konnten sie es weitestgehend flicken.
    Das Ende dieser beschwerlichen Reise war zum greifen Nahe, doch stand noch eine wilde Floßfahrt über die heftigen Strömungen bevor, bis sie dann schlussendlich das lang ersehnte natürliche Licht der untergehenden Abendsonne am Ausgang der Höhle erblickten. Ein Raunen ging durch die Truppe, erleichtert wurde dem Licht entgegen gelächelt.
    Erschöpft und ausgezehrt ließen sie sich ins Gras fallen, spürten die Lasten der Reise Stück für Stück weniger werden. Sie lagen sicher eine Stunde einfach nur auf der Wiese herum, genossen nur den Luxus des frischen Sauerstoffs und den Himmel über ihren Köpfen, Dinge die sie vor der Höhlenreise immer für selbstverständlich hielten. Auch die Nacht wurde auf jenem Plateau verbracht, zu entkräftet war man, von den letzten Geschehnissen in der Höhle, und es machte auch keinen Unterschied mehr.
    Am nächsten Morgen gönnten sie sich alle ein erfrischendes Bad unter freiem Himmel am nahe gelegenen Bach, wuschen sich den Höhlenstaub und das getrocknete Blut von den geschundenen Körpern, packten dann ihren Krempel wieder zusammen, und setzten zur Heimreise an. In der nächsten Siedlung erfuhr man, dass die Höhle sie bis in die Gendarran Felder, wenige Kilometer von Löwenstein entfernt, geführt hatte. Die Löwensteiner Portale waren das naheliegendste Ziel, dass sie in die Heimat zurück führen würde, also reisten sie unter Anstrengung weiter, während man anfing Muskeln zu spüren, von denen man gar nicht wusste dass sie existierten. Ein paar Stunden befanden sie sich auf der Straße, kaum ein Wort kam über die Lippen der Gruppe, zu ausgelaugt war man, doch nach einiger Wegzeit erreichten sie ihr Ziel. Die Tore Löwensteins taten sich in der Ferne vor ihnen auf, hießen sie in der großen Stadt willkommen. Nur einen Portalsprung von Zuhause entfernt, tat sich wieder bessere Laune in der Gruppe auf, als sie die Straßen und Märkte der Stadt durchschritten. Normalerweise wäre der Besuch in Löwenstein perfekt geeignet gewesen, um noch Besorgungen zu machen, die man in Hoelbrak nicht tun konnte, doch sie hatten kaum noch Dinge bei sich die man vielleicht bei einem Norn hätte tauschen können, von Geld für andere Händler ganz zu schweigen. Ein wenig hielten sie sich in der Stadt auf, Eile hatten sie keine mehr, man konnte gemütlich zum Torknoten-Platz schlendern. Der Anblick der Portale stieß nicht bei allen Mitgliedern der Truppe auf Begeisterung, aber die Vorstellung von Heimkehr, ließ jedes mulmige Gefühl schnell vergessen sein. Die Einen zaghaft, die Anderen weniger, schritten sie nacheinander durch das Portal. Auf der anderen Seite schlugen ihnen die vertrauten Rufe vom Markt, die kühle Temperatur der Zittergipfel, und kleine Schneeflocken entgegen, die wie Vertraute auf ihrer Haut landeten.
    Heimat. Sie waren endlich Zuhause.



    (Bild by Runa)

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