ZitatAlles anzeigenEhre sei dem Kriegsgott,
und möge Sein Feuer uns voran tragen. Es sind vier Tage vergangen, seit ich Zeit oder Kraft hatte, den Fortgang der Heiligen Mission zu dokumentieren. Nunmehr sehe ich wieder klar, doch bin ich für gewiss zwei weitere Tage nicht tauglich fürs Feld. Die jüngste Wunde schränkt mich stärker ein als es mir lieb ist. Meine Bauchmuskulatur hat offenbar an Belastbarkeit eingebüßt, seit der Teragreif mich vor über einem Jahr durchbohrte. Dies ist nicht akzeptabel. Dennoch ist es von geringer Wichtigkeit gegenüber all der Wunder, mit denen ich mich nun konfrontiert sehe.
Man zog also weiter südwärts unter dem Kommando der Gerüchte-Lichtbringer, und auch weiterhin merke ich, dass diese Zusammenarbeit temporärer Natur bleiben muss. Wir sind schmerzlich angewiesen auf den Kompromiss mit diesen Agenten und Infiltratoren, ohne sie wären wir im Dschungel längst verloren gegangen und von den Mordrem übermannt worden. Doch dies ist kein Militär. Keine Front, sondern ein Schleichweg. Vielleicht aber ist genau das die Wahl, vor die mich Balthasar stellt - ob ich lieber marschieren will mit den Truppen, wie ich es mein Leben lang tue, oder zu Allem bereit bin, um den Tempel zu erreichen. Ich zögere nicht. Die Wahl ist getroffen.
Vor den Toren jener Goldenen Stadt geriet man in einen Belagerungsangriff der Mordrem, wo sich ein schwerer Mordrem-Speer durch eine bereits angeschlagene Schwachstelle der Rüstung in meine Flanke grub. Im Rausch hielt ich die Wesen, welche hier leben, tatsächlich für Mursaat. Auf den ersten Blick ähneln sie einander erschreckend. Ich griff auch sie an und mir ward erst gleißend hell, dann schwarz vor Augen, eh ich am nächsten Morgen in Tarir wieder zu mir kam. Beinahe hätte ich im Erwachen meinen Schüler erdolcht, und dafür muss ich Buße tun.
Nun aber sehe ich klar. All dies hier hat Nichts gemein mit den verräterischen Götzen des Weißen Mantels. Die Erhabenen, wie sie sich nennen, sind Nachfolger der Vergessenen. Ich führte ein längeres Gespräch mit einem Individuum, das sich 'Bastionskämpfer Harbal' nennt. Einst waren diese Wesen Menschen, doch ließen sie sich scheinbar freiwillig in pure Energie wandeln und in gewaltiger, güldener Panzerung einschließen. Offensichtlich ist dies die nächste Stufe der Verzauberten Rüstungen, welche die Vergessenen dereinst unter Glints Obhut und im Zeichen der Sechs zum Schutz des Aufstiegs-Tempels einsetzten.
Sie haben eine gewaltige Stadt voller magischer Wunder errichtet, mitten im Dschungel und fernab der Zivilisation. Ich erinnere mich grob an die Abbildungen in den Geschichtsbüchern während meiner Lehrzeit unter Kormir-Priester Guambo. Sowohl der Stil der Rüstungen als auch der der Architektur scheinen zu stimmen. Alles passt zusammen.Ich bin gewissermaßen beeindruckt von dem, was hier erreicht wurde - und abgestoßen in gleichen Teilen. Sie preisen Glint, die Prophetin und sprechen von ihrem Erbe, welchem sie sich hier verschrieben haben, doch kaum höre ich je einen dieser 'Erhabenen' die Namen der Götter aussprechen. Sie scheinen kaum mehr zu beachten, dass sowohl die Vergessenen als auch Glint selbst den Sechsen zu Diensten waren. All das hier stinkt nach jämmerlichem Zephyriten-Pazifismus und ihrer übermäßigen Verehrung der Prophetin, die ich als bald schon blasphemisch empfinde. Verblendete Narren. Alles, was sie vom Feind noch trennen würde, ist eine direkte Abwendung von den Sechsen. Ich arbeite mit den Erhabenen zusammen, die immerhin kampfbereit wirken, solange es rechtens ist und behalte ein Auge auf die Überzeugungen, die sie hier hochhalten. Fürs Erste.
Zu meiner Überraschung traf heute Nachschub mit einigen Charr-Koptern ein - darunter nicht nur Vorräte, Sanitäter und frische Soldaten für den Pakt. Zwei Männer für meine Sache waren mit an Bord. Ich bin erfreut, den Peinigungsmönch Shad Khanlo an meiner Seite willkommen zu heißen. Vor Jahren legte der Mann seinen Stand als Akolyth der Balthasar-Kirche aufgrund von Differenzen mit einem Korruptionsfall nieder und wurde zum wandernden Mönch. Noch nützlicher könnte allerdings Sprengmeister Stych vom Zaishen-Orden sein, den ich von früher noch als Anhänger der Kormir in Erinnerung habe. Wie es scheint, hat er seine innere Flamme entdeckt und bringt eine Menge Feuerkraft mit ins Feld, die gegebene Lücken vortrefflich füllen sollte.
Meine Geschwister im Glauben, Schwester Varik und Bruder Marktur, scheinen diese Verstärkung eingefädelt zu haben. Es ist gut zu wissen, dass die Heimat meine Mission weiterhin unterstützt. Ich erhielt Briefe von beiden Priestern mit Ankunft der Verstärkung.
Wie nun nicht zum ersten Mal hält Bruder Marktur Überraschungen für mich bereit. So scheint es sich bei Stych um einen Sohn Thrymaers zu handeln, und ich erfuhr, dass Marktur tatsächlich jenen infamen Kult ausgehebelt hat, an dem wir anderen über zwei Jahre hinweg rätselten. Offenkundig hat er Recht behalten, was die vielen Illusionen in dieser Sache anbelangt. Wo ich beeindruckt bin von seiner gewieften und erfolgreichen Strategie, bleibt mir nur Skepsis gegenüber seinem scheinbaren Vertrauen in gewisse Individuen. Dies jedoch soll hier nicht vertieft werden.
Auch Schwester Varik scheint indessen - trotz ihres Umstandes - in Zusammenarbeit mit der Kirche des Grenth ebenso Erfolge gegen einen zweiten Kult zu erzielen. Dennoch sind die geschriebenen Zeilen Anlass zu weiterer Beunruhigung, denn wie es scheint hat Mister Kanaros mir wieder nicht die ganze Wahrheit erzählt. Meine Arbeit in Götterfels ist eindeutig noch nicht vorüber, scheint nun doch schon die nächste Sekte aus Anhängern Abaddons aus dem Boden zu sprießen wie toxisches Unkraut, nicht anders als die Ranken des Drachen rings um uns.
Und natürlich bleiben die Berichte nicht aus über das unsägliche Treiben von Xalazz, jener wertlosen Parodie eines asurischen Botschafters, und die Vermittlungsversuche der Ministerin Averon, welche sich einmal mehr als schwache und vom Feind becircte Politikerin erweist, ihrem Glauben zum Trotz. Wahrlich, ich bekomme die Last meiner eigenen Worte zu spüren - lasse die Heimat instabil zurück, stürme allein mit dem Schwert voraus, und du öffnest deinen Rücken für den Dolchstoß. Doch der Weg ist klar, und es wird keine Rückkehr geben, bevor der Tempel nicht unser ist, nicht beansprucht ist für Balthasar und die Menschheit.
Mit ungeahntem Stolz erfüllen mich jedoch die Zeilen, welche von meinem Sohn sprechen. Noch hat er sein zweites Lebensjahr nicht hinter sich, und doch läuft er nun eigenständig, schwingt die Übungswaffen bereits mit Kraft und scheint kaum andere Interessen zu kennen als den Kampf. Unsere Konditionierung und Prägung seines starken Geistes trägt Früchte. Bald schon kann damit begonnen werden, ihn zu einem unerbittlichen und elitären Krieger zu schmieden, dem Krieger der Zukunft. Sein Leben wird purer Dienst an Balthasar sein.Viele Gewissheiten nun hält der Augenblick für mich bereit, und daraus will ich noch mehr Kraft schöpfen. Es muss weiter vorwärts gehen, so bald wie möglich. Tarir muss sich konstant der Angriffe Mordremoths erwehren, und während die Gerüchtler bis auf Weiteres ihrer eigenen Agenda nachgehen, heiße ich diese Schlacht willkommen. Endlich wieder offener Krieg, Verwüstung auf dem Schlachtfeld.
Wir sind hier natürlich nicht allein mit den Erhabenen, die Goldene Stadt hat diverse Abenteurer und noch mehr Überlebende des Paktes aufgefangen, wie es scheint sind hier allerhand Leute willkommen. Auch, zu meinem Leidwesen, neuerliches Heidenpack, das uns auf die Nerven zu gehen gedenkt - mögen sie uns im Felde nicht in die Quere kommen.Thrymaer ist auf einige kuriose Pilze aufmerksam geworden, die ich ihn, nun mit Stych zur Unterstützung, genauer untersuchen lasse. Ich arbeite an meiner Strategie für die kommenden Tage, während ich mir das Arsenal des Sprengmeisters zu Gemüte führe und mit Bastionskämpfer Harbal über die Verteidigungsanlagen Tarirs spreche, oder zumindest den Teil dessen, über den er zu sprechen bereit ist. Von ihm habe ich auch in Erfahrung gebracht, wie sich der Weg von hier aus zum Tempel des Balthasar gestaltet.
Wir werden unsere Bemühungen auf den südlichen Außenposten Tarirs konzentrieren müssen, um dort den Krieg gegen die Heerscharen des Drachen zu unterstützen. Nur wenn wir den Feind dort zurückdrängen können, wird uns der Weg in Richtung des heiligen Bodens offen stehen.Möge Balthasar mit uns sein, in Stärke und Unbeugsamkeit.