ZitatAlles anzeigenEhre sei dem Kriegsgott,
und möge sein Feuer uns voran tragen. Es schreibt nach meinem Diktat der Historiker Delvitch Pichel, Chronist des Priorates von Durmand, denn ich kann die Feder nicht länger führen; Ebenso wenig das Schwert. Es ist der dreiundfünfzigste Tag seit unserem Aufbruch. Mein Arm ist zertrümmert, mein Hammer ebenso, und es wird eine beträchtliche Zeit ins Land gehen, eh ich wieder das Schlachtfeld betreten kann. Doch ich gräme mich nicht, selbst nicht im Angesicht des noch ungewonnenen Krieges. Denn meine Mission ist erfüllt, und so wahr Balthasar mir helfe, mein Scheitern in Orr endlich reingewaschen.
Ich will nicht länger berichten von entwürdigenden Pfaden, von umgangenen Schlachtfeldern und durchkrochenen Schlammlöchern, von Zwistigkeiten niederer Natur und einem korrumpierten Sportsgeist, denn wir haben all das gesehen. Nicht so sehr war dies eine Prüfung der Kriegskunst als viel mehr eine der Ausdauer, eine Prüfung der inneren wie äußeren Stärke; Wie oft wir im Dreck landen konnten, um trotzdem wieder aufzustehen und uns weiterhin vorwärts zu bewegen. Viele solcher Prüfungen wird das Leben noch bereit halten, obschon keine je so recht der diesen wird gleichen können.
Fakt ist, und was zählt - das Ziel wurde erreicht. Ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass es erreicht werden kann, doch nie hätte ich mir träumen lassen, welche Glorie uns hier erwarten könnte. Endlich erreichten wir den Tempel am fünfzigsten Tage unserer Reise nach einer kräftezehrenden Durchquerung der Nuhoch-Suhle und einer Übernachtung in einem behelfsmäßigen Pakt-Posten inmitten Luftschiff-Trümmern und abermals strömendem Regen. Schon lange bevor ich ihn endlich sah, konnte ich ihn spüren, diesen Ort der Macht meines Gottes. Und der Drache fürchtet Balthasar. Mordremoth muss weichen vor dem Kriegsgott. Warum sonst hätte man eine gewaltige Wand aus Ranken durch die Schlucht vor dem Areal aufgezogen, obschon die verderbten Armeen es nicht besetzt halten?
Es war ein finaler Akt der Überzeugung notwendig, um die zerrüttete Gruppierung weiterhin auf dem Pfad zu halten. So wenig ich die Methoden des Gerüchteordens billige, wir waren ihres Beistandes bedürftig, um diesen letzten Sprung des Glaubens zu bewältigen. Nachdem die Kraftsteine der Erhabenen uns Zugang verschafften, boten sich weitere Belege für des Drachen Ohnmacht ob der Stärke Balthasars dar. Wir fanden Ranken, die das Tempelgelände bedrängt hatten, nur um in qualvollen Windungen erstarrt zu verbleiben. Auch das innere Sanktum des Tempels war von der Korrumpierung des Drachen versperrt, und bald schon sollten wir herausfinden, weshalb.
Nachdem wir den Zauber der Erhabenen auch zum Betreten des Sanktums von Balthasars Rast verwendet hatten, tat sich uns eine Macht auf, wie ich sie nur aus Büchern und fernen Berichten kenne. Noch immer schlägt mein Herz schneller, wenn ich an die göttliche Erscheinung denke, die uns gegenüber trat. Ein wahrhaftiger Avatar des Balthasar, eine Manifestation seines Zornes, begleitet von zwei infernalen Hunden im Abbild Temars und Tegons, gleich jenen des Reliktes ascalonischer Abstammung. Eine uralte Macht, geschaffen, diesen Ort zu hüten und die Sünden jener, die ihn betreten, im Feuer des Kampfes zu läutern.
Ein archaisch angelegter SchutzmechNoch während ich spreche, versucht der Schreiber diesen Zeilen eine profane Vorstellung arkaner Schutzmechanismen unterzujubeln, doch dies wird nicht toleriert. Es gibt keinen Zweifel an dem göttlichen Willen hinter dieser Begegnung. Die uralte Macht meines Gottes schlummert in diesem Ort, und es war an uns, uns vor ihr zu beweisen, denn Er, der er die Schlachtfelder beherrscht, zürnte uns. Er zürnte uns für die verschlungenen Pfade, auf die uns der Drachenkrieg gezwungen hatte. Er zürnte uns für die Schwäche, die zugelassen hatte, dass dieser heilige Tempel der Menschheit je abhanden gekommen war. Und dafür musste in Feuer und Blut bezahlt werden.Der Avatar des Kriegesbringers riss die Gruppe mit seiner enormen Macht in Fetzen, eh wir seinen Flammenzorn mit der Zerstörung der Ranken, die den Türbereich versperrten, besänftigen konnten. Es war pure Erfüllung, ein Anblick, wie ich ihn noch nie erlebt habe. So viel Rage, solcher Konflikt. Es wäre eine gewaltige Ehre gewesen, in diesem Gefecht zu fallen. Doch es sollte nicht sein, und es gab ein Wort zu halten. Zwei der verbliebenen Gerüchteagenten sind verstorben, viele von uns in kritischem Zustand, und Shad Khanlo opferte sich im Märtyrertod auf, um die Leben Verjenis und Dietrichs zu verschonen. Ihr trauere nicht, nein, ich freue mich für ihn, denn ein Platz in den Reihen der Ewigen Balthasars ist ihm gewiss. Auf dass seine Seele unendlichen Krieg finden möge.
Der heilige Tempel ist nun geläutert. Nein, er ist gar eher noch entschädigt für unseren kleingeistigen Frevel, meinen kleingeistigen Frevel. Denn jetzt wo wir hier sind, ist mir klar - so enorm ist die heilige Stärke meines Gottes noch in dieser Welt, dass er uns als seine Diener nicht braucht, um diesen Ort zu ermächtigen. Doch ich bereue mit keiner Faser meines Daseins, diese heilige Mission beschritten zu haben, denn der Gott des Krieges weist uns eine Botschaft. Noch immer sind wir nicht stark genug. Noch immer sind wir nicht rein genug in dem, was wir errichtet haben. Noch immer müssen wir zu alter Kraft und altem Mut finden, um höher hinaus zu können. Ja, mein Pfad ist der richtige. Doch die Umsetzung ist noch längst nicht genügend. Seine Zeichen bestätigen mir all dies.
Vor mir liegt der ewige Konflikt. Weiterhin. Er brodelt in mir und treibt meine Wut. Nichts hat sich verändert, und doch hat sich alles verändert. Ich nutze die Stunden, um über der Kraftquelle dieses geheiligten Ortes zu meditieren und die Weisheit des Gottes in mir aufzunehmen sowie meine zerrütteten Kameraden und Anhänger zu bestärken in Körper und Geist gleichermaßen. Sie alle haben es sich verdient, der Fehlungen zum Trotze. Wir alle haben uns durchgebissen, haben gekämpft. Auf die eine oder andere Art und Weise.
Meine Rolle in diesem noch nicht entschiedenen Krieg ist bald schon zuende gespielt. Doch der Feind wird fallen. Und dieser Tempel wird seinen Weg zurück in die Hände der Menschheit finden.
Denn Balthasar ist mit uns, in Stärke und Unbeugsamkeit.