ZitatAlles anzeigenEhre sei dem Kriegsgott,
und möge Sein Feuer uns voran tragen. Es ist der vierte Tag in Südwacht und wieder finde ich nur durch Ausfall wegen Verwundung überhaupt Zeit zu schreiben. Unsere Chancen auf einen Durchbruch an diesem Ort stehen schlecht. Geschlagene zwei Tage mussten wir mit der Verteidigung aushelfen, bevor sich gestern die Gelegenheit auf eine Mission im Umland ergab.
Die Vergessenen-Magie eines Außenpostens der Erhabenen hält die Mordrem für längere Abstände auf Distanz, allerdings nur wenn das Ganze über sogenannte Pylone im Umland mit Energie versorgt wird, derer es für jeden Posten - Nord, Süd, West und Ost - je drei gibt, soweit ich es verstehe. Unser Auftrag bestand darin, eine Magierin der Erhabenen gemeinsam mit ein paar wenigen Wachsamen zu einem dieser Pylone zu eskortieren, auf dass sie den Ort mit neuen Verzauberungen belegen kann.
Aber bereits zum zweiten Mal seit dem Ausrücken nach Südwacht mussten wir feststellen, dass das Terrain mit Hinterhalten gespickt ist. Der Auftrag scheiterte, mehrere aus unseren Reihen wurden außer Gefecht gesetzt und man wurde schließlich zum Rückzug angehalten. Eine neue Art von korrumpiertem Saurier, wie ich sie zuvor noch nicht gesehen habe, konnte ein Sperrfeuer aus übergroßen Stacheln mit seinem Rückenpanzer verschießen. Einer davon durchbohrte meinen Brustpanzer und vergiftete mich mit einer Art Mordrem-Toxin. Wohl lässt sich von Glück sprechen, dass ich von geschulten Heilern und Alchemisten umgeben bin.Die Lichtbringerin trat mit neuen Informationen an mich heran. Anscheinend hat ihr Kollege im weniger bedrängten Westen Tarirs eine Art Hylek-Tunnel ausfindig gemacht, der uns näher an den Tempel führen kann. Und obwohl das vielversprechende Neuigkeiten sind, bedeutet es dennoch abermals einen verstohlenen Weg, einen Weg um den Feind herum statt durch ihn hindurch. Aber ich habe meine Wahl getroffen. Und wenn es bedeutet, dass ich die Schlacht anderen überlassen und durch Drecklöcher kriechen muss, dann sei es so.
Ich sehe genau, dass wir hier nicht weiterkommen. Wir kommen nicht weiter, ohne uns vollständig einzugliedern in die lokal festgesetzten Truppen, welche andere Ziele verfolgen als wir, und ohne zusätzliche Zeit zu investieren, die weitere Korrumpierung auf heiligem Boden bedeuten könnte. Die Entscheidung ist bitter, dies ist kein Orr, wo die Tempel zentrale Objektive darstellten. Aber ich bin bereit, den Preis zu zahlen.Ich mir nicht sicher, ob Thrymaer und Stych es auch sind. Zwar ist es dem Sprengmeister mit Khanlos Hilfe gelungen, den Alten wieder einsatztauglich zu machen, doch wage ich zu ahnen, dass der Apfel weniger weit vom Stamm fällt als geahnt, und das in allerlei Hinsicht. Soeben sandte ich die beiden Zaishen und den Mönch unter der Wegführung von zwei Agenten Mathyras ins Feld. Sie haben einen Sabotageakt durchzuführen, ich halte es für das Beste, Posten des Feindes im Umland in Brand zu stecken, um die Mordrem beschäftigt zu halten, sodass sie im Idealfall nicht bemerken, wenn wir diesen Standort und seine Verteidiger wieder verlassen, um eine gänzlich andere Route einzuschlagen.
Als Mathyra wieder einmal ihren eigensinnigen und wenig kommunikativen Führungsstil unter Beweis stellte, erdreistete sich Stych dazu, mich mit vorwurfsvollen Blicken zu taxieren. Ich werde kein zweites Mal blind sein für solche Ausrutscher. Er mag seinem Vater weitaus ähnlicher sein, als ich dachte. Sie beide setzen sich hohe Erwartungen in persönlichem Interesse, ja sind regelrecht spitzfindig und übereifrig in ihrer Natur, doch vertragen es psychisch scheinbar nicht, mit suboptimalen Umständen so gut wie irgend möglich zu arbeiten, um ein höheres Objektiv anzustreben.
Zumindest bei Thrymaer sehe ich hier inzwischen schlichte Schwäche, ein Unvermögen der Kompensation. Ich habe nun oft genug versucht, mich ihm anzunähern um helfen zu können, aber er blockt ab, und hier draußen besteht schlichtweg keine Zeit für langfristige Gespräche. Er ist zu einem Risikofaktor geworden. Bleibt im eigenen Interesse Stychs zu hoffen, dass der Sprengmeister nicht dieselben Muster entwickelt oder gar ehemaligen Mitstreitern ähnlich wird. Ich bin Priester, aber hier draußen muss ich den heiligen Pfad durchsetzen.Nicht umsonst habe ich ihnen Khanlo mit auf den Weg gegeben, um sicher zu stellen, dass sie sich nicht Hals über Kopf in eine Masse an Mordrem stürzen. Ich verstehe den Drang nach blutiger Herausforderung, teile ihn schmerzlich, doch die größte Demonstration von Stärke ist das Zurückstecken fürs höhere Ziel. Ich schreibe diese Zeilen in Erwartung ihrer Rückkehr - bislang steigt kein Rauch in der Ferne auf. Abermals bete ich zu Balthasar, auf dass seine Flammen den verfluchten Dschungel niederbrennen mögen.
Es gibt noch eine weitere Information, deren Vernehmen mir seit zwei Tagen keine Ruhe lässt. Einige der Soldaten hier haben Vollstreckerin Yeboah gesehen. Es ist so lange her, seit ich von der Kriegerin hörte, welche ich hierhin entsandte, dass ich bereits ihren Tod vermutete. Doch sie wurde gesehen, nordwestlich von Tarir und doch vor einiger Zeit. Der Verbleib ist ungewiss. Ich schulde es meinen Geschwistern im Glauben - besonders Schwester Varik - die Vollstreckerin, meine Cousine, wiederzufinden. Und ja - gewissermaßen schulde ich es auch jenen von meinem Blute.
Möge Balthasar mit uns sein, in Stärke und Unbeugsamkeit.