Beim Lesen des "Du bist so OP"-Thread ist mir ehrlich gesagt ein Problem aufgefallen, ich wollte es eerst dort reinschreiben, aber dann würde der Thread sicher früher pder später eh geteilt werden. Also lieber gleich so.
Worum gehts?
Es gibt ja offensichtliche große Unterschiede, wie viel Magie bei Magieanwendern von verschiedenen Leuten geduldet werden. Manche wollen Highest Fanatasy spielen und gehen in vollen, andere sprechen der Magie einen derart hohen Schwierigkeitsgrad zu, das Magier für eine Feuerzeugflämmchen ihre halbe Lebensenergie aufbrauchen müssen.
Soweit so gut, da geht natürlich um das Balancing im Spiel mit anderen und man hat nun mal verschiedene Geschmäcker und Vorlieben was Fanatsywelten angeht. Damit kann man erstmal alles, wirklich alles an Differenzen erklären.
Das befriedigt mich aber hinsichtlich einer anderen, ähnlichen Sache nicht:
Magie und Technik nämlich.
Magie ist in Tyria überall und es gibt offensichtlich einen recht hohen Anteil Menschen (und sein es nur 1/5 der Bevölkerung), die sie in irgendeiner Form mehr oder minder gut beherrschen. Für mich ist dabei offensichtlich, das durchschnittliche Zauber (zb Flammen vom Umfang eines Herdfeuers, Regen in einem Zimmer oder über einem Blumenbeet, Lichtquellen im Umfang von Fackeln oder Lampen) keinerlei größere Anstrengungen benötigen.
Aber ist auch eigentlich unwichtig, ob diese Empfindung stimmt oder nicht, in meinem Rp-Umfeld häufen sich jedenfalls gute, nicht Op-Magier und ich glaube wirklich jeder ist schon mal einen Mesmer/Ele/Nekro IC begegnet und hat den nicht als Alien empfunden, sondern normal, natürlich, in der Welt so existierend.
Was mich dann aber wundert, ist die scheinbare Ablehnung jeglicher banaler unterstützender und unschädlicher Magie im Alltag. Wenn es doch recht viele Magier gibt, wieso kommt niemand von denen auf die Idee IC deren Fähigkeiten zu nutzen um zu Hause mehr Freizeit und weniger Arbeit zu haben? Für mich ist das eine viel naheliegendere und natürlichere Verwendung von Magie im RP, als sich darüber einen Kopf zu machen, welche Magieanwendung im Kampf nun OP ist oder nicht.
Ich meine, die Möglichkeiten sind riesig, lukrativ, würden mit Sicherheit einer hohen Nachfrage unterliegen (Menschen sind bestrebt faul sein zu dürfen) und in gewisser Hinsicht mundanen Lösungen manchmal unter- und manchmal überlegen. Es wäre nichts anderes als Technik, nur eben ohne modern-technisch zu sein, aber mit Lösungen für ähnliche aber nicht alle Probleme.
Beispiel:
Lampen.Magie leuchtet oft, dabei ist egal welchen Magiezweig man betrachtet. Ein Stück Magie in ein Glas zu impfen, die nichts anderes macht als zu leuchten, das beherrschen alle Magierichtungen in irgendeiner Form und schwer sollte es nicht sein, die Magie macht ja außer hübsch leuchten nichts. Magische Fackeln kann man auch ingame finden. Aber niemand scheint im RP welche zu benutzen. Im Gegenteil: bei Lampen und Licht fallen mir spontan mehre Diskussionen über das Techniklevel ein. Da wurden schon Gas- und Öllampen als "zu modern" tituliert und durch Kerzen ersetzt, manchmal nicht mal Kerzen, weil diese "zu teuer" für Normalsterbliche wären. Was ich persl ein bisschen absurd und übertrieben low-tech finde. Selbst für "mittelalterliche" Verhältnisse, wie sie ja gern als Grund genannt werden, ist das schon ein bisschen "too much". Es sei den man ist bettelarm.
Magische Lampen könnten teurer und entsprechend nicht unbedingt in jedem Zimmer zu finden sein, aber für Gaststätten und öffentliche Räume sind sie doch eine Option. Besonders wenn man davon ausgeht, das sie vielleicht länger halten und/oder angenehmer leuchten als Öllampen und nicht rußen, vielleicht nicht mal heiß werden (Brandschutz). Das bedeutet ja noch lange nicht, das sie ewig brennen, man müsste nachfüllen oder sie irgendwann austauschen, wie Glühlampen, nur öfter.
Ob die Lampen nun magisch betrieben sind oder nicht, fürs RP ist das nahezu irrelevant, außer jemand schmeißt die Lampe um und es zeigt sie, ob dabei die Vorhänge in Flammen aufgehen oder nicht. Es ist wird nur ein Problem, wenn es explizit erwähnt wird, dass die Lampen in Zimmer X in Farbe Y brennen um dort zB eine besondere Stimmung zu erreichen, dann fällt nämlich auf, das Feuer ja eigentlich nicht in Farbe Y brennen sollte.
Eisschrank. Der Eisschrank ist der Vorläufer des Kühlschranks und funktioniert wie folgt: Der Schrank hat verschiedene Fächer, oben das Fach für Eis, mittig das Fach für die Lebensmittel, unten oder seitlich eins mit Auffang für das Schmelzwasser. Die vom Eis gekühlte Luft sinkt nach unten, kühlt die Lebensmittel, warme Luft steig auf und wird abgekühlt, das Eis schmilzt dabei langsam und fließt ins Becken. Das dazugehörige Eis wurde im Winter gesammelt und in besonderen Eiskellern gelagert um das ganze Jahr über zur Verfügung zu stehen. Die Belieferung der Haushalte mit Eisschrank erfolgte durch spezielle Zulieferdienste mehrmals in der Woche. Eisschränke standen auch oft an eh schon kühlen und vor Sonne geschützten Orten, zb im Keller. Meien Großeltern hatten so einen Eisschrank noch im Keller stehen, es ist nicht unbedingt ein Wundergerät.
So weit, so unspektakulär.
Ich sehe kein Problem das im Spiel umzusetzen, sei es nun mit oder ohne Magie. Nachfüllen müsste man beide Schränke, den magiebetriebenen vielleicht weniger oft. Aber eine "Batterie" herzustellen in der ein Frostzauber sitzt, der vielleicht in der Luxusvariante durch einen Mesmerzauber nach außen hin (außer nach "unten") isoliert ist... vielleicht allenfalls für die zwischenmenschliche Harmonie zweier Magier im selben Raum anstrengend
Auch hier wieder das Problem in form von "ZU MODERN" Unkenrufen.
Und eben diese Unkenrufe nach mehr Lowtech verstören mich ein wenig. Ich rede hier ja nicht von Geräten, die mit Strom oder Dampf betrieben werden, sondern von Dingen, die mehrere Jahrhunderte lang einfach normal waren und im Laufe dieser Zeit für immer mehr Menschen erschwinglich, gut der Eisschrank ist nicht so alt (150 Jahre), aber ähnliche Geräte gab es in kleineren Formaten vorher durchaus. Und eben Dinge, die mit der ach so alltäglichen Magie problemlos, strormlos, dampflos, öllos umsetzbar sind.
Hingehen sehe ich aber immer wieder die Tendenz, dass Leute ganz besonders primitiv leben wollen im Rp, aber das in einer Welt, sie so primitiv nicht zu sein schein - und ich spreche dabei nicht von Obdachlosen, Bettlern oder Menschen der alleruntersten Schichten.
Im Königinental werden Sprinkleranlagen für die Felder betrieben (mit Magie oder mit physikalischen Maschinen oder gar Dampfmaschinen - ist egal, alle Varianten sind möglich ist möglich), gleichzeitig spricht man in der Stadt den Wassertoiletten das Existenzrecht ab. In Götterfels gibt magisch betriebene Aufzüge, aber magische Laternen an den Hauptstraßen sind wiederum völlig undenkbar.
Warum ist das so? Warum spielen so viele so unheimlich gerne so unheimlich stark lowtech in einer Welt sie so lowtech und so lowmagic gar nicht ist. Mir erschließt sich das nicht ganz, für mich macht es keinerlei Unterschied ob ich eine Öllampe aufdrehe und anzünde oder ob ich eine Magieflamme aufdrehe und abdecke. Beides macht Licht, sieht schön aus und hat eine ähnliche Handhabe beim Entzünden.
Auch bezweifle ich, das diese alltäglichen Handgriffe überhaupt großartig ausgespielt werden, dann frage ich mich aber umso mehr, warum sie dann in der magischen Form plötzlich "gar nicht gehen."
Ich fürchte auch, jede Hausfrau würde sich über das Vorhandensein eines Heißwasserboilers mit Feuerrune als Betriebsmittel freuen, für den Tee zwischendurch müsste ich aber immer noch einen Teekessel mit Wasser aufsetzen, da es ökonomischer ist, als das gute heiße Wasser für sowas zu verbrauchen. Meine Teezeremonie "leidet" nicht. Aber für den Meridian, für den guten Avram, wäre so ein Boiler sicher DIE BESTE ERFIDUNG ALLER ZEITEN.
Aber selbst wenn es nur ums "Feeling" und "Immersion" geht. Ich empfinde das zwanghafte Runterstufen meiner Immersion auf "Mittelalterniveau" als sehr anstrengend, weil ich sehr viel ausblenden muss, von dem ich weis das es aber existiert, oder so unwahrscheinlich nicht ist. Ich hatte sogar mit Anders ganz am Anfang eigentlich die Idee, einen Laden aufzumachen, der eben Lampen und Eisschränke und Boiler und solches Zeug verkauft, für mich wars logisch, dass es sowas gibt. Damals hatte ich noch nicht so viel RP von der Welt gesehen, aber nach einer Woche wusst ich: tu's besser nicht, nun versumpft er als Uhrmacher uneingeloggt. Uhren sind ok, Leons Prothese in Absprache mit dem Spieler ist ok, Eisschränke nicht, obwohl Magier problemlos ihr Getränk kühlen dürfen - wenn der Wirt oder Umstehende dann nicht im Whisper meckern.
Ich hab immer das Gefühl, ein Großteil der Rp-Com wäre in Settings wie HDRo besser aufgehoben, weil die Welt ihren Bedürfnissen viel näher kommt (ich spiele das im übrigen auch sehr gerne). So aber habe ich oft das Gefühl, das eine High-Fanatsy-Welt mit Gewalt auf low-fantasy geprügelt wird, weil sie im Original den "Realismusbedürfnis" nicht entspricht (imo handelt es sich dabei um eine rollenspieltechnische Komfortzone aus der man ungerne herauskommt, weil es dort am meisten Spaß macht und man die "Herausforderung" sich auch andere Begebenheiten einzulassen im Onlinerollenspiel scheut oder gar verweigert.). Man mag die Stories, man mag die Lore, man mag die Völker und Orte, man hat GW1 gespielt, aber mit den Steampunkelementen (auch bei den Menschen!), dem großen Einsatz von Magie, Feuerwaffen, der Asuratech kommt man nicht zurecht, also wird das auf Niveau der Konfortzone zurechtgetrimmt wie eine Hecke.
Am Ende hat man dann einen Haufen von Problem. Es gibt gefühlt kein Mittelmaß, bzw ist das nur ein sehr dünn besiedelter Streifen. Es gibt nur dunkles Grau und helles Grau. Am Ende beschweren sich die einen über OP-Magie an jeder Ecke und die anderen über Mittealtertussie so weit das Auge reicht. Am Ende existieren aber auch nur solche "Extreme". Entweder man kann keine Magie/hasst sie/will sie OOC nicht haben oder man ist ein extrem guter Magier der anerkannt werden _muss_. Aber wo sind die durchschnittlichen Magier, denen Nullfeldmagie zu hoch ist, die fürs Schlachtfeld zu langsam oder schwach sind, die ihre Fähigkeiten eben anders zu Geld machen und Gegenstände nützlich verzaubern? Wenns von diesen Magiern mehr gäbe, würden das Dutzend höchstausgebildeter Meistermagier(mesmer) vielleicht weniger sauer aufstoßen.
Und ich? Ich trau mich nicht einen Magietechladen aufzumachen, weil ich den Shitstorm nicht erneut* durchstehen will, obwohl ich so gerne Lust hätte, mir ganz viele hübsche Geräte sinnvoller und rein dekorativer Natur auszudenken.
*Mit Snezhana hatte ich mehr als einmal anstrengende Diskussionen über der Techniklevel meiner Behandlungsformen. Ich vermeide seit dem die Benutzung der Wörter "Krebs", "Tuberkulose (und seine Synonyme)", "Syphillis (und seine Synonyme)" "Pinzette", "Spritze", "Tablette", "Pille", "Obduktion" und nähe im offenen RP keine Adern mehr zu und behandle bei Unbekannten keine Lungenrisse/schüsse mehr.
Mit mehreren RP-Chars hatte ich Diskussionen über eine zu moderne Ausdrucksweise. Seit dem vermeide ich Sätze wie "Ich habe keinen Bock mehr" obwohl solche Wortwendungen teilweise auf dem 15 Jhr stammen.
Ich hatte mit Anna mit der Maske und Sneshana mehrere Diskussionen über die praktische, Anwendung mit Magie. Es wurde mir dabei nicht erlaubt Klone als Haushaltshilfen zu nutzen (auch nicht privat), Illussionen just for the lulz als Dekoration und Optik zu nutzen (als "Illussionmalerei" an der Wand zB) oder kritische Patienten mit hohen Blutverlust durch Kühlung zu stabiliseiren - jetzt mach ich Rebell sowas nur noch heimlich
Ein Freund spielte mal einen durchscnittlich begabten Mesmer, der vor allem und fast nur mit Klonen umgehen konnte. Das aber richtig gut. Er hatte die Idee, als Einkommensquelle für den Char, die Klone als Sparringpartner oder Putzhilfen für einen bestimmten Zeitraum X zu verkaufen (danach haben sich die Klone aufgelöst). Ab und an machte ein ausgebüchster Klon dann Probleme. Stieß nicht so unbedingt auf Gegenliebe.