Die Farbe Schwarz (Sophia)

Die Farbe Schwarz



„Wirklich. Schwarz ist keine angemessene Farbe.“
„Aber der Herr hat...“
Der Herrhat in dieser Beziehung keinerlei Mitspracherecht.“, entschied Sophia von Berlînghan, die neue Baronin von Wengenholm, im Zimmer, das einmal das ihres Kindes sein würde. „Ich meine...“ Sie wandte sich der Bediensteten zu, die sich immer unwohler in ihrer Haut zu fühlen begann, schließlich geriet sie genau zwischen die verhärteten Fronten der Eheleute. „...würden Sie ihrem Kind so etwas anziehen? Wann war das modern? Vor etwa vierhundert Jahren? Und dann die Rüschen! Sehen Sie sich nur die Rüschen an! Ich hatte zuletzt welche, da war ich vier und sie waren rosa. Rosa! Nicht schwarz.“
Mit wachsendem Entsetzen schaute die junge Frau - einen Namen hatte sie sicherlich, doch Sophia machte sich nicht die Mühe, ihn zu behalten - dabei zu, wie die plötzlich geschäftig gewordene Baronin energiegeladen den gesamten Kleiderbestand des baldigen Berlînghan-Erben unter die Lupe nahm. Vieles davon schied sofort aus, es gab einen eher schmalen Stapel mit 'Vielleichts' und nur einen Strampler, den sie tatsächlich als angemessen empfand.
„Entsorgen Sie das.“ Sophias Finger wies auf den größten der drei Stapel und brachte ihre Bedienstete damit in schlimme Not.
„Aber Baronin, der Herr hat doch...“
Es war erstaunlich, wie kalt eigentlich doch warme braune Augen stechen konnten. Es reichte eine leicht gehobene Braue aus, da knickste das Mädchen auch schon und eilte sich, die vielen außergewöhnlichen Kleidungsstücke einzusammeln. Anders aber als von ihrer Herrin befohlen, legte sie sie in der eigenen Kammer sorgfältig in einer Truhe zusammen. Der nächste Stimmungswechsel der Schwangeren kam bestimmt und für so manchen davon war die Farbe Schwarz gerade angemessen.

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