Der Beau

Der Beau



Alexander fuhr sich durch die roten Locken. In den letzten Tagen hatte er das oft unbewusst getan, heute aber tat er es vor einem Spiegel und geordneter als vorher. In seinem Rücken lachte Andrew, der auf dem Bett lümmelte, das eigentlich für Patienten vorgesehen war.
„Seit wann gibst du etwas auf dein Erscheinungsbild, Beaufort?“
„Ich gab schon immer etwas auf mein Erscheinungsbild. Dazu muss ich doch nicht wie ein Geck herumlaufen.“ Alexander zog eine Locke nach hinten, doch das weiche Haar wollte nicht halten und fiel ihm wieder in die missmutig gerunzelte Stirn.
„Man könnte meinen, du willst einem Mädchen gefallen.“
„Man könnte meinen, das geht dich gar nichts an.“
Andrew lächelte satt und selbstzufrieden.
„Wer i-...“
„Stell diese Frage erst gar nicht! Ich gebe dir ohnehin keine Antwort darauf.“, fuhr der Jüngere dem Älteren dazwischen und ruinierte all seine ohnehin vergeblichen Frisierversuche durch ein ordentlichen Raufen. Sein Bruder lachte und hob abwehrend die Hände.
„Aber ich muss fragen, Alex. Ich bin schließlich dein großer Bruder. Und als solcher sage ich dir, Frauen mögen verwegene Frisuren.“
„Ach ja?“ Zweifelnd betrachtete Alexander sein eigenes Spiegelbild.
„Dein Misstrauen schmerzt mich. Habe ich dir jemals Schlechtes geraten?“ Andrew klang ehrlich getroffen, doch Alexander wusste es besser. Er kannte die Talente seines Bruders und wäre er nicht hochwohlgeboren, er wäre Schausteller geworden und weltberühmt.
„Du meinst also, ich kann so gehen? Zu einem Essen?“
Andrew erhob sich. Er trat mit warmem Glanz in den Augen auf Alexander zu und richtete dessen Kragen, bevor seine Hände auf den Schultern des Arztes zum liegen kamen. „Vertrau mir.“, sagte er und diesmal haftete den Worten Ernst an. „Du siehst großartig aus. Lächle ab und zu, dann wird das schon.“
„Andrew, ich...“
Der Kniff in die Wange, wie Großmütter es bei Enkeln zu tun pflegten, machte die aufkommende brüderliche Liebe gleich wieder zunichte und beendete die Situation, bevor sie zu rührselig werden konnte. Aber beide Beauforts lachten, selbst dann noch, als Alexander nach kurzem Ringen Andrews Kopf in die Waschschüssel tauchte.

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