Verbrannte Hoffnung 12

Tag 14; Stricknadeln und der Kampf mit uns selbst.


Es war kalt, wieder so verdammt kalt, meine Muskeln taten weh vom liegen auf dem hart gefrorenen Boden, das bisschen Stroh das ich mir zurecht gelegt hatte, half wenig dagegen. Auch mein Rücken war noch immer von dem Sturz ins Wasser vor fast zwei Wochen schmerzhaft verfärbt. In einer Eisschicht auf dem Boden konnte ich mich betrachten und fragte mich unwillkürlich ob mich das Konzil so noch wiedererkennen würde.
Nicht das ich die Hoffnung hegte auch nur einen von ihnen nochmal zu sehen, die Winde hatten uns alle zerstreut, jeder war in sein Leben eingetaucht, ich
vermisste sie alle, jeden einzelnen von ihnen. Am meisten aber wohl meinen Leibwächter, wie oft hatte ich mir gewünscht das Er auftauchen würde und mich aus diesem Alptraum befreien. Aber beschweren konnte ich mich auch nicht, ich war hier im Lager unter Freunden gelandet, die Mädels, Ulu, Brent, Tzosh, Kali, Nhyrra, Diza, Caait, ich hatte viele um mich herum wieder gewonnen. Blieb mir nur die Hoffnung das es auch so bleiben würde und keine der Lagerkrankheiten mir einen von ihnen davon raffen würde.


Unverhofft nahm mich Schnodder beiseite und sie erzählte mir was mir schon unterbewusst klar geworden war als ich das letzte Mal ins Vorratslager gesehen hatte. Wie sollte das alles weitergehen?
Krankheiten fingen an sich breit zu machen, der Hunger schwächte viele und noch viel schlimmer er machte uns alle reizbar, in unserem kleinen Verbund ging es noch aber anderswo im Lager wurde wohl schon heftig gestritten. Die ersten Flüchtlinge mussten einfach weggebracht werden, wir konnten hier nicht alle am Leben erhalten. Und noch viel mehr stimmte ich der Idee zu das wir Arbeit verteilten an alle, wobei ich darauf plädierte das wir es notierten wer was im Lager erledigte.
Das Essen davon abhängig zu machen ob man Arbeitete tat mir in der Seele weh, ich lies nur ungern jemanden hungrig zu Bett gehen obwohl wir alle seit
fast zwei Wochen nichts anderes taten. Der Hunger war ein steter Begleiter geworden wie das Atmen oder der Herzschlag. Aber viel schlimmer wurde es noch als wir versuchten Trigal die Situation und unsere Lösung dafür zu erklären, es endete in einer heftigen Zänkerei, sinnlos, es war alles so sinnlos wenn wir uns jetzt schon gegenseitig in die Wolle bekamen.
Wolle war ein Stichwort das uns heute auch noch beschäftigt hatte, Gwyneth hatte darum gebeten das wir anfingen die Wolle zu verarbeiten die wir im Lager hatten. So wurden Stricknadeln geschnitzt und schon bald hörte man das Klappern der Hölzer aufeinander.
Es war lange her, aber ich konnte es noch, meine Mutter hatte es als Schwachsinn abgetan das ich es mir angeeignet hatte, heute würde es wohl ein paar warme Hälse und Ohren mehr geben dank dieser Sinnlosigkeit. Ein fast schon hämisches Lächeln gönnte ich mir, sie hatte eben doch nicht immer recht mit allem. Doch es warteten noch andere Arbeiten auf mich an diesem Abend und keine war leicht davon. Mit Eifer und einem gewissen Verdruss lies ich mir die Eiswürmer Zeigen, zerlegen von Eiswürmern, tolle Arbeit, sie würde mich bis mitten in die Nacht wach halten.


Aber immerhin hatte ich gute Gesellschaft, Ulu half mir, auch wenn er offenbar noch nie so ein riesen- Vieh auseinander genommen hatte. Wir redeten während der Arbeit und ich gab das erste mal seit Tagen zu das ich nicht mehr wusste wie ich mich gegen all diese Gefühle stemmen sollte, gegen die angst und die Verzweiflung die im Lager jeden Tag auf mich wartete. „ Wir müssen unseren Weg gehen, egal wie steinig er ist.“ Weise Worte aber ob ich sie umsetzen konnte?
Ich wusste es nicht, ich wusste nur das ich nach getaner Arbeit todmüde ins Bett fiel, nur um erneut zu träumen.


In meinen träumen vermischte sich alles, Harathis wurden zu Krait, Löwenstein wurde zum Konzil, das Konzil wiederum zu meinem kleinen Imbiss... Eine endlose Spirale der Alpträume