Im Zuge einiger Unzufriedenheiten und geplanten IC-Änderungen am magischen Konzept meines Mainchars habe ich mir in letzter Zeit verschärft Gedanken um folgende Frage gemacht (bzw. auch anderer Leute Gedanken eingeholt): Wie wirkt ein Krieger Magie?
Mit besagtem Thema soll sich dieser Thread näher befassen. Ich habe in den vergangenen Tagen ein wenig theorycrafting daran betrieben, teils aufbauend auf der Spielengine, und möchte das jetzt ins Forum stellen. Da es sich um ein sehr spezifisches Thema handelt, habe ich mich entschlossen, es vom allgemeinen Magie-Diskussionssthread getrennt zur Diskussion zu stellen. Zunächsteinmal möchte ich aufbauend einige Worte rund um das Thema Magie in Verbindung mit Kampf- und Kriegskunst sagen. Wie wir bereits in diversen Diskussionen festgestellt haben, kann man die Engine-Klasse nicht zu 100% aufs RP übertragen.
Dies dahingehend, dass es in GW2 zwar Elementarmagie, Nekromantie, etc. gibt, die Magieschulen als solche aber nicht an Rüstungsklassen oder bestimmte Waffengattungen gebunden sind. Man kann eine Lederrüstung tragen und trotzdem Mesmerismus anwenden, die Engine-Fertigkeiten müssen nicht denen des Rollenspiel-Charakters entsprechen. Insofern gibt es 'Klassen' im eigentlichen Sinne im RP nicht wirklich, bzw. in deutlich schwammigerer Form auf die Magieschulen gemünzt.
Die vermutlich schwammigste Position von allen nimmt hier der Krieger ein. Der Begriff 'Krieger' kann eine Disambiguierung für Soldaten, Kämpfer und Abenteurer in mannigfaltiger Form und Lebenssituation sein, und ich wage zu behaupten, dass die allermeisten Rollenspieler dazu tendieren, den Krieger als typisch nicht-magischen Waffenanwender zu sehen, der sich ausschließlich auf Kampfkunst verlässt. Noch häufiger wird davon gesprochen, wie OP Magier im Vergleich zu Kriegern an sich sind. Und aufbauend auf der breiten Masse aller kriegerisch tätigen Tyrianer gehe ich damit auch völlig d'accord.
Wenn ein Krieger allerdings doch der Magieanwendung fähig sein soll, so greift der Rollenspieler mit Vorliebe zu ergänzenden 'Häppchen' aus den 'großen' Magieschulen, z.B. so wie ich bisher Feuermagie verstärkend bei Dronon angewendet habe. Häufig wird der Spieß hier auch umgedreht, wenn primäre Magieanwender sich einen Krieger- oder Wächter-Twink erstellen, um zu demonstrieren, dass ihr Magier smart ist und auf dem Schlachtfeld gerüstet auftritt. Dennoch: Viele bespielte Kämpfer bedienen sich magischer 'Gimmicks' aus den magischen Professionen, um ihren Kampfstil zu ergänzen.
Ich behaupte nun einmal, dass das nicht die einzige Art und Weise ist, auf die Krieger in GW2 Magie wirken, wahrscheinlich nichteinmal die populärste und häufigste. Im Gegenteil.
Wie aber sonst? Hierzu ein Blick auf die Spielengine von GW2. Viele der Action-Manöver und Waffentechniken, die demonstriert werden, sind sehr stark überzeichnet oder physikalisch unrealistisch, insbesondere in Kombination mit schwerer Rüstung. Deswegen beläuft sich der allgemeine Konsens weitestgehend darauf, dass das schlichtweg Stilmittel sind, die der Fantasy-immersiven Darstellung dienen und für ernstzunehmendes RP eher außen vor gelassen werden sollten. Dem würde ich weitestgehend (!) zustimmen.
Dennoch bin ich der Meinung, dass durchaus ein guter Einblick in die Art und Weise möglich ist, wie Krieger sich der Magie bedienen können. Zunächsteinmal agieren wir bekanntermaßen in einer hochmagischen Welt, was laut offiziellen Angaben bedeutet, dass praktisch Niemand ohne magisches Potenzial geboren wird (was nicht bedeutet, dass es jedermann leicht hat, dieses Potenzial auch zu entdecken und zu nutzen). Magie ist an sich überall, auch in den Körpern der Menschen (und denen der anderen Völker natürlich, duh).
Und an dieser Stelle setzt meiner Meinung nach das magische Potenzial eines 'puren' Kriegers an. An seinem Körper. Meiner Meinung nach sind Krieger, angelehnt an die bestehende Engineklasse, primitive, passive Magieanwender. Das bedeutet, sie wirken keine gesonderten Zauber, sondern nutzen simple Magie, um ihr bodenständiges Potenzial als Kämpfer weiter auszubauen. Im Nachfolgenden versuche ich anschaulich zu erläutern, wie das im Rollenspiel funktionieren könnte.
1. Was ist möglich?
Wie ich schon sagte, betrachte ich Krieger-Magier als 'passive' Magier, die ihren eigenen Körper (oder Waffen) als Medium benutzen, um körperliche Kampfkunst umso wirkunsvoller zu gestalten, oder um Möglichkeiten auszuschöpfen, die für einen 'Normalo' gar physikalisch unmöglich sind. Dazu folgende Gliederung in Unterpunkten:
1.1. Offensive
Das wichtigste Medium für körperliche Manipulation ist offensichtlich - Muskeln. Ein Krieger könnte Magie also naheliegenderweise anwenden, um die Leistungsfähigkeit seiner Muskeln zu steigern, sei es um härter, schneller, öfter oder ausdauernder zuschlagen zu können. Overkill. Uga uga! Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass er kurzweilig sogar Größe und Form der Muskulatur sowie die Blutzirkulation dezent beeinflussen kann, um das erwünschte Resultat erzielen zu können.
Beispiel: Ein Berserker mit zwei Streitäxten schlägt im Blutrausch wild mit seinen Waffen um sich. Statt jedoch 'nur' mit den Äxten zuzuschlagen, beschleunigt er das Ganze auf magischem Wege zu einem regelrechten Wirbelsturm aus Hieben, was auf normalem Wege weder physikalisch möglich noch sonderlich effektiv wäre. (Anmerkung: Besonders bei solchen Fertigkeiten würde ich gut aufpassen, wie weit man geht und vor allem wie man die Handlung darstellt, damit es nicht anfängt, lächerlich zu wirken.)
1.2. Defensive/Haltungen
Nicht nur Muskelkraft kann magisch manipuliert werden. Kampfstile leben vor allem von verschiedenen Grundhaltungen, aus denen heraus angegriffen oder verteidigt wird. Auch hier kann man aufputschend Magie einfließen lassen, damit der Krieger schwerer aus dem Konzept zu bringen ist. Ebenfalls ein wichtiges Thema sind meiner Meinung nach Schmerzabhärtung und Zähigkeit. Ich denke, das ist relativ selbsterklärend.
1.3. Kampfschreie
Einer der wichtigsten Unterpunkte, meiner Meinung nach. Der Krieger in GW2 ist in vielerlei Hinsicht eine Fusion aus dem GW1-Krieger und dem Paragon (obwohl der Krieger auch in GW1 über ein beträchtliches Arsenal an Kampfschreien verfügte und viele Aspekte des Paragons in GW2 eher beim Wächter untergekommen sind.) Kampfrufe und eine gute, belastbare Stimme sind für Kommandeure auf dem Schlachtfeld sehr wichtig, um Soldaten bei der Stange zu halten und zu motivieren. Natürlich muss man hierfür stimmgewandt und selbstsicher sein - eine schlechte, daher gestotterte Rede oder ein zaghaftes 'Seid tapfer, meine Freunde' sind im Angesicht eines bedrohlichen Feindes nicht sonderlich förderlich. Aber auch hier finde ich jedoch, dass der Krieger (oder auch Wächter, in diesem Fall) sein Stimmorgan magisch aufbessern kann und damit 'Schallwellen' ausstößt, die einen bestimmten stärkenden/schwächenden Magieeffekt gegenüber Verbündeten/Feinden erzielen. Besonders beim Krieger im Kontrast zum Wächter fällt da auch das Demoralisieren des Feindes ins Gewicht.
Hiermit wäre ich im RP allerdings vorsichtig - ein an die 'Fürchtet mich'-Fertigkeit angelehnter Kampfschrei sollte unter keinen Umständen für Poweremotes missbraucht werden, denn es kann immer sein, dass man es mit einem besonders furchtlosen Kämpfer zu tun hat, oder einem Magier, der gegen solche Beeinflussung Vorkehrungen getroffen hat. Es ist daher sinnvoller, zu emoten, dass die Nahestehenden wellenartig ein entsprechend erschütterndes Gefühl überkommt, und sie dann selbst entscheiden zu lassen, wie stark sie sich davon beeinflussen lassen. Sowohl bei schwächenden als auch stärkenden Rufen.
Das beste Beispiel für die Anwendung (und das übermächtigste) ist natürlich Balthasar. Zitat: "Als er sprach, dröhnte seine Stimme wie Donner und der Boden erbebte."
1.4. Sonstiges
Übrig bleiben natürlich Siegel und Banner. Siegel sind allerdings etwas, auf das jede magische Professionen Zugriff hat, von daher Nichts, auf das ich hier näheren Bezug nehmen möchte. Banner hingegen finde ich schon interessanter - sie stellen in meinen Augen eine Art magischen Fokus dessen dar, was der Krieger mit seinem eigenen Körper anstellen kann. Auch hier natürlich zum Zwecke der Inspiration von Mitstreitern zu einem spezifischen Zweck. Grundlegend aber kann ein Banner natürlich Vieles sein - auch ein von persönlichen Kräften unabhängiges, magisches Relikt käme in Frage, oder eben eine völlig unmagische Standarte.
2. Wie funktioniert das?
Ich würde stark davon absehen, den Krieger als fest etablierte, eigene Magieschule zu betrachten. Eher als Lebensweg. Ich bin der Ansicht, dass er in vielerlei Hinsicht Interdisziplinäres verwurstet. Besonders beim Elementarmagier scheinen teils Anleihen bezogen wären - so etwa bei Fertigkeiten wie 'Erdrüttler' oder 'Wirbelnde Axt'. Auch denke ich nicht, dass wir hier von hoher Wissenschaft sprechen, zu der es viele magische Lehrbücher gibt - es ist, wie gesagt, eine sehr 'primitive' Art und Weise, Magie zu instrumentalisieren, bei der es weniger um die Magie selbst geht. Vermutlich ist es sogar so, dass so manche Individuen in geringerem Maße solche 'Körpermagie' in kleinerem Ausmaß anwenden, vielleicht auch ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, während besonders elitäre Krieger dieses Potenzial mittels gezieltem Training und eventuell auch Meditation auf die Spitze treiben. Als praktischen Indikator, an dem man festmachen kann, wann solche magischen 'Boosts' zum Einsatz kommen, betrachte ich außerdem den Adrenalinpegel - ich halte einen gewissen Kampfrausch, oder auch nur starke/aggressive/offensive Emotionen für ausschlaggebend, um sich dessen bedienen zu können. Praktisch finde ich hierbei optische Indikatoren zu magischen Effekten, damit andere Spieler auch einschätzen können: 'Okay, jetzt zaubert er ein wenig herum.'
3. Ist das nicht etwas OP?
Ab einem gewissen Punkt ja - so wie man eben alles OP gestalten kann. Ein Krieger, dessen Körper auf magischem Wege so fit ist, dass er aus dem Stand über Schwertangriffe hinwegspringen kann wie ein flinkes Äffchen, obwohl er eine schwere Plattenrüstung trägt, oder der so hart mit seinem Hammer auf den Boden schlagen kann, dass er halbe Erdbeben auslöst, ist in etwa genauso overdone wie ein Nekromant, der sich mit einem Fingerschnippen eine halbe Armee aus Schattendienern herbeizaubert. Nicht zuletzt um OP-Aktionen aus dem Stegreif entgegen zu wirken, finde ich es beim Krieger praktisch, sich am Adrenalinpegel zu orientieren - sodass man sich sich erst 'warm' kämpfen muss, bevor man es wirklich 'krachen' lässt.
4. MUSS mein Krieger das können?
Nein! Betrachtet diese Ausführungen bitte, bitte nicht als Zwang, euren Charakter in dieses Raster hineinzuzwängen. Nichts von dem hier Beschriebenen soll obligatorisch für die Rollenspiel-Community sein. Im Gegenteil - ich persönlich finde es sogar besser, wenn es nur hier und da einige besonders versierte Krieger gibt, die ihr Basispotenzial an Kampfkunst auf diesem Wege weiter zu steigern versuchen. Ich sehe das in etwa proportional zur Relation an ausgebildeten Magiern in der zivilen Bevölkerung - nicht jeder normale Soldat hat die Fördermittel oder auch nur das Talent, um solche Disziplinen zu vertiefen. Besonders bei den Charr kann ich mir auch vorstellen, dass sie sich solcher Methoden weniger bedienen, z.B. weil sie es als 'schwach' betrachten könnten, Magie als Hilfsmittel anzuwenden - wo scharfe Klauen und fortschrittliche Waffentechnik doch eigentlich alles zu dominieren haben!
Soweit der grobe Umriss aus meiner Perspektive. Bei Fragen, fragen! Sollte Jemand einen Argumentationsgang nicht nachvollziehbar finden oder gänzlich anderer Meinung sein, tut euch keinen Zwang an, euren Worten freien Lauf zu lassen. Ich bin gespannt auf Meinungen.