Tag zusammen!
Mir juckt es schon seit geraumer Zeit unter den Fingernägeln. Gestern hat mich wieder etwas getriggert, hier kommt es also. Auf die Gefahr hin, dass sich einige Spieler - Freunde und Bekannte eingeschlossen - vielleicht vor den Kopf gestoßen fühlen.
Es geht mir letzthin tierisch auf die Nerven, was für ein selbstverständliches Verhältnis Rollenspieler und ihre Charaktere zum Besitz hochwertiger Feuerwaffen und dem Umgang damit besitzen. Ich will Niemanden anprangen oder mit dem Finger auf "falsches Rollenspiel" zeigen, aber... na gut, doch, ich will genau das. x) Zumindest Letzteres. Aus meiner Perspektive.
Womit ich mich selbst keineswegs ausschließe, da auch ich mir in meinen frühen RP-Tagen über solche Dinge oft keine oder nicht die richtigen Gedanken gemacht habe, oder aber schlicht noch nicht das richtige know-how hatte - wie vermutlich manch einer. Also, zur Sache:
In Götterfels und Umgebung läuft gefühlt jeder zweite Charakter (Achtung, Überspitzung) leger mit einem Revolver, einem Repetiergewehr oder Ähnlichem rum, und in den seltensten Fällen (eigentlich nie, meiner Erfahrung nach) kommt da mal die Betonung im Emote, dass das ein außergewöhnlicher Waffenbesitz ist. "Ach, ist es das?" JA!
Betrachten wir das Ganze zunächst einmal vor dem Hintergrund der Lore und der Darstellung des Spiels. IC betrachtet vor ca. 70 Jahren, im Buch "Sea of Sorrows" gibt es Schusswaffen ausschließlich (zumindest unter Menschen, aber es tauchte in dem ganzen Roman keine andere Form auf) in Form klassischer Steinschlosspistolen, die man umständlich stopfen muss, um sie dann ein einziges Mal abfeuern zu können. So weit, so gut - das war chronologisch betrachtet vor 70 Jahren. In der Zwischenzeit, das ist unbestreitbar, wurden in Tyria die Revolver- & Repetiertechnologien erfunden. Höchstwahrscheinlich durch die Charr.
Ziehen wir nun also ein weiteres GW2-Buch zu Rate: "Ghosts of Ascalon", dessen Handlung ca. 1 Jahr vor Release von GW2 ansetzt, ergo grob 5 Jahre vor den derzeitigen Geschehnissen. In diesem Buch wird auf einer Stippvisite in Götterfels samt Gang zum Waffenhändler und Begegnung mit einigen Wachen betont, dass die Seraphen jüngst mit Glattrohr-Musketen ausgestattet wurden, die als recht modern impliziert werden. Gleichzeitig wird beim Kauf eines nicht besonders guten Schwertes betont, dass alle wirklich hochwertigen Waffen von den Seraphen eingezogen werden oder aber zur Ebon-Vorhut geschickt werden.
Das heißt, die generelle Bevölkerung hat es ob der harten Zeiten bereits verdammt schwer, überhaupt auf richtig gute Waffen zuzugreifen. Und wenn wir uns jetzt (unabhängig von der Tatsache, dass der Bogen als Fernwaffe bei den Seraphen noch prominent ist) einmal die Seraphen-Gewehre in GW2 anschauen, stellen wir fest - wer hätt's gedacht - es sind mechanisch betrachtet Musketen mit Steinschlossmechanismus! Hochwertige obendrein, nach menschlichen Standards auf Basis der Lore. Auch bei zivilen NSCs scheinen Feuerwaffen unter Menschen durchaus weit verbreitet zu sein, aber auch hier sieht man quasi ausschließlich (schlechtere) Steinschlosswaffen.
Natürlich spielt GW2 während einer Zeit des Fortschritts (wenn auch primär auf internationaler Ebene). Aber wenn ich z.B. damit spiele, dass die nach Vorbild der Charr reverse-engineerten Gewehre der Teclis- oder Hardenberg-Manufakturen als Höchstes der Gefühle ein Zündnadel-Gewehr nach Vorbild der berühmten preußischen Waffe (im 19. Jahrhundert eine bahnbrechende Innovation, da Gewehre endlich von hinten statt vorne geladen werden konnten und Schwarzpulver nicht mehr gestopft werden musste) hergeben, oder dass die Banditen, grob orientiert an Sabethas Standards, durch Finanzierung des Weißen Mantels plötzlich beängstigend moderne Bewaffnung in Form von Revolvern (oho!) besitzen, dann ist das für mich schon "mächtig" bzw. "modern".
Aber dann läuft mir Jemand über den Weg, der quasi ein zusammensteckbares, neuzeitliches Scharfschützengewehr mit "panzerbrechender Munition" besitzt und damit quer über eine kilometerweite Bucht feuert. Oder ich lese im Forum etwas über Waffen mit 16er-Streifenmagazin und einem Umschalthebel zum Switchen zwischen verschiedener Munition. Und in solchen Momenten möchte ich schlichtweg ausdauernd meinen Kopf gegen die Tischkante hämmern. Wohlgemerkt zwei Beispiele aus meinem Freundes-/Bekanntenkreis (nicht übel nehmen, Leute, ich mag euch trotzdem).
Ersteres, das moderne Scharfschützengewehr (und dabei geht es nicht ums Zielfernrohr, sondern um die konkrete Waffentechnologie), würde ich wenn überhaupt in sehr frühen Formen anerkennen und ausschließlich den Charr und eventuell auch dem Pakt zusprechen. Dasselbe gilt für richtige Patronen oder Begrifflichkeiten wie Vollmantel- und Hohlspitzmunition. Aber alles was darüber hinaus geht.... Argh! Leute!
Mehr Steinschlosswaffen, bitte. Und Revolver (die alten, deren Hahn man nach jedem Schuss wieder spannen muss) sollten wirklich das Höchste der Gefühle für RP-Chars sein.
Wohlgemerkt schließe ich Dinge wie magische Multishot-Attacken oder generell asurischen Magitech, der mit grundlegender Schusswaffentechnologie Nichts zu tun hat, aus diesem kleinen Rant aus.
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